Rein umgangssprachlich könnte man schon von einer Art Komprimierung reden, aber in der Audiotechnik ist der Begriff an die Anwendung eines sog. "Kompressors" gebunden, sei es in Hard- oder Software, der den Dynamikumfang komprimiert, quasi zusammenpresst auf einen geringeren Umfang. Damit ist der Begriff definiert und es ist daher besser, ihn nicht in einem undefinierten umgangssprachlichen Sinne zu gebrauchen. Das würde nur für Verwirrung sorgen.
Diese der analogen Speicherung in "gewellten Rillenlinien" und ihren eingeschränkten technisch-physikalischen Möglichkeiten geschuldeten unumgämglichen Manipulationen des Audiomaterials ist es wahrscheinlich zu verdanken, dass in gewissen Kreisen die Vinyl-Platte im Ruf steht, besser zu klingen als digital. Ich will hier kein Fass aufmachen, zumal das Fass besonders bei solchen Themen wie Vinyl vs. CD schnell überzulaufen droht und sich dann auch kaum mehr schließen lässt.
Aber Tatsache ist, dass es eben diese eingeschränkten Möglichkeiten waren, die es bei der Schallplatte verhinderten, dass sie den "Loundness war" mitmachte. Eine derartig platt gedrückte Dynamik auf maximalem Level über den ganzen Frequenzbereich 20 Hz-20.000 Hz geht bei Vinyl schlicht technisch nicht. Kein Wunder, dass dieselben Takes auf Platte ohne diese grotesk überzogene Komprimierung wie sie auf CD geboten wurde - und nur dort technisch möglich war - besser geklungen haben und besser klingen.
Ansonsten ist die Platte rein technisch betrachtet der digitalen Technik in allen Belangen unterlegen. Reale Dynamikumfänge die digital etwa 12 bit entsprechen, ein nur theoretisch über der CD liegender Frequenzbereich bis ca. 25.000 Hz, der aber real kaum bis nicht nutzbar ist wegen bald auftretendem Rauschen durch Verschleiß, ja überhaupt der Verschleiß durch wiederholtes Abspielen, Kanaltrennung von max. 30-40 dB. Selbst MP3 kann da mehr (allerdings erst bei Bitraten ab 126 kbps meiner Einschätzung nach).
Ansonsten habe ich mit nach dem Kauf meines ersten CD-Players so Mitte der 80-er Jahre keine Schallplatte mehr aufgelegt, auch keine mehr neu gekauft. Als Profimusiker ("klassisches" Studium), der ich später auch angefangen habe, nebengewerblich Mitschnitte und CD-Produktionen anzubieten, hat mich die CD von Anfang an restlos überzeugt. Meine seit jeher bevorzugten Genres waren und sind "Klassik" (auch Avantgarde) und Jazz, in diesen Genres fand der "Loudness war" nicht statt. Ich weiß auch sehr genau, wie akustische Instrumente und Ensembles klingen und zu klingen haben, und weiß auch wie gut die Qualität eines Mitschnitt sein kann und soll.
Und direkt die ersten CDs, die ich angeschafft hatte, waren exzellent aufgenommen und gemastert, und ich habe sie mit großem Genuss gehört, da konnten meine Platten einfach nicht mithalten. Denn es waren ausgerechnet meine Lieblingsplatten, die ich schon so oft gehört und abgespielt hatte, dass ihre klanglichen Einbußen unüberhörbar wurden. Vor dergleichen sicher zu sein empfand ich sofort als besonders wohltuend.