Mondluchs
Registrierter Benutzer
Na gut, dann gehen wir mal ein bisschen tiefer in die Kunst des Songwritings.
Es gibt also Hauptdreiklänge, Nebendreiklänge, man kann sie miteinander ersetzen, und in bestimmter Reihenfolge gespielt Kadenz genannt funktionieren die ziemlich gut. Aber warum?
Gitarristen werden es beim Herumspielen erlebt haben: man übt eine Stelle oder jammt einfach herum, verspielt sich genau um einen Bund, rutscht noch rauf, um richtig zu liegen und merkt, wie saugeil das klingen kann. Man liegt ein bisschen falsch neben dem richtigen Ton, rutscht dann noch hin ein cooler Effekt, der bei fast jedem Solo eingesetzt wird. Was passiert da?
Aus dem Bauch heraus würde man sagen: man spielt den falschen Ton, ein bisschen spannt man sich an, weil er halt nicht passt und entspannt sich dann, wenn der richtige kommt. Und diese Anspannung, die ist es doch, warum wir so vieles geil finden! Auch rhythmisch gesehen: immer, wenn etwas nicht ganz einrastet löst das was in uns aus, wir hören hin, Gänsehaut kommt, und wenn es einrastet fühlt sich das genial an. Natürlich darf das nicht zu extrem sein, man kann nicht einfach irgendwas spielen, was komplett falsch ist, und hoffen, dass es dann irgendwann wieder passt. Ist wie beim Küssen: ein bisschen rumbeißen auf der Lippe ist geil, aber wenn er/sie sich mit beiden Zahnreihen wirklich ranhängt macht das den meisten keinen Spaß mehr.
Heißt: Spannung und Entspannung sind zwei wichtige Begriffe in der Musik. Schauen wir uns nun unsere Kadenz an, ich verwende wieder C-Dur als Beispiel.
Logischerweise ist der Grunddreiklang unsere Entspannung:
C E G
Die drei gemeinsam gespielt haben wir unsere Tonika, unseren Ruhepol. Jetzt wollen wir etwas Anspannung bringen nur wie? Und hier ist ganz wichtig zu verstehen: Anspannung kommt NICHT dadurch, dass man irgendwas anderes spielt! Also zum Beispiel F#-Dur mit F#-A#-C#. Klingt auch nicht schlecht, aber ist nicht die direkt funktionierende Anspannung-Entspannung, die wir haben wollen. Nein, wie beim Gitarre spielen sollten das Töne sein, die in der Nähe liegen. Der Ton, der jetzt am meisten Sinn macht, ist auf jeden Fall das H. Warum? Zum Einen ist er fast genau beim Grundton, dem C, zum Anderen sogar in der Grundtonleiter enthalten! Und wenn wir mal probiert einen C-Dur Dreiklang zu spielen und dann ein H, dann merkt ihr: da will ich wieder zurück zum C, dann erst ists fertig.
Wo in unseren Hauptdreiklängen ist nun ein H dabei? Nur bei der V. Stufe, jetzt also G-Dur! Und deswegen ist es logisch, nach G-Dur C-Dur zu spielen: alle Töne von G-Dur enden irgendwie in C-Dur.
G bleibt G (Kein Unterschied
H wird zum C (Halbton)
D wird zum E (Ganzton)
Und so hat man in dieser kleinen Grundwendung die drei wichtigsten Auflösegegebenheiten (Ganzton-, Halbton und gar kein Unterschied) drinnen.
Natürlich muss man nicht immer An- und Entspannung nacheinander machen. Dafür gibts ja auch die Subdominante, hier jetzt F-Dur:
F A C
Der hat nämlich unseren Grundton, das C, noch drinnen, und deswegen spannt der nicht so an, bringt aber etwas Bewegung rein. Man sagt auch, dass die Kadenz so funktioniert:
Tonika, C-Dur (Entspannung, passt alles)
Subdominante, F-Dur (Vorbereitung, man merkt, dass was kommt)
Dominante, G-Dur (Anspannung, jetzt isses da )
Tonika, C-Dur (Entspannung, passt wieder alles)
Und nun ist auch etwas klarer, warum E-Dur besser in A-Moll übergeht als E-Moll:
E bleibt liegen
H wird zu C (Halbton)
G# wird zu A (Halbton)
Zwei aufgelöste Halbtöne! Das macht das natürlich interessanter, deswegen ist es gut, wenn man Spannung will, die V. Stufe in Dur und nicht in Moll zu spielen.
Ich weiß, das ist schwerer zu verstehen, weil das echt schon an den Kern der Materie geht. Ihr solltets folgendes Mitnehmen: wenn ihr passende Akkorde sucht, überlegt, ob sie mehr oder weniger Spannung bringen sollen. Denn natürlich kann man sich mit dem Ganzen spielen. Lady Black zum Beispiel funktioniert ohne Dominantakkorde oder Kadenz, nämlich nur Am und G. G kann man als Parallelstufe zu Em sehen, das heißt: da spielt man ganz bewusst ohne große Effekte, ohne nervenzerreißende Anspannung, sondern auf einer ganz einfachen Ebene. Und das passt auch gut zum Lied, denn es wird ja von jemandem in seinem ewigen Trott erzählt, dass er kämpfen muss und eigentlich kaum noch Lebenswille hat, und die Lady in Black hilft ihm...
Ihr seht, man kann mit einfachsten Mitteln extrem viel machen, wenn man sie nur einzusetzen weiß. Vor allem kann man auch die Musik bewusst zum Geschichtenerzählen einsetzen, was für Songwriter natürlich viel wert sein kann. Hört euch mal ein paar Lieder eurer Lieblingsbands an schaut auch vor allem, ob sich die Lieder von den Akkorden ähneln oder nicht! Viele haben da bevorzugte Wendungen, und ganz vielen ist gar nicht bewusst, wie variantenreich man arbeiten könnte.
Noch zwei kleine Hinweise für Interessierte:
Wenn man bei der V. Stufe noch die Septime, das F, hinzugibt, also einen G7 spielt, hat man einen weiteren Ton, der sich auflöst, nämlich:
F wird zum E (Halbton)
Deswegen ist ein Dominantseptakkord auch so spannungsreich.
Und jetzt nehmen wir unseren G7-Akkord und lassen nur die beiden Halbtonauflösungen:
H wird zu C
F wird zu E
H und F hören sich gemeinsam besonders schief an das ist ein sogenannter Tritonus, das spannungsreichste Intervall in unserer Musik! Wenn ihr diese beiden Töne lasst, und danach C-Dur spielt, passt das. Wenn man nun noch zwei weitere Halbtonauflösungen hinzugibt, nämlich C# und G#...
C# wird zu C
F wird zu E
G# wird zu G
H wird zu C
Haben wir auf einmal einen echten Akkord, nämlich einen C#7! Den kann man also statt einem G7 spielen, der wird auch Substitute for Five oder kurz Sub5 genannt und ist vor allem im Jazz vertreten. Und so kann man ganz leicht auf einmal ein bisschen jazzig spielen einfach den Akkord einen Halbton höher voranspielen. Und für Metalheads: wenn ihr chromatisch runtergeht, was ja vorkommen soll, dann ist das eine Verkürzung dieses Prinzips. Könnt mal schauen, wie leicht man so harte Stücke verjazzen kann ohne viel zu ändern.
So, hoffe, das war halbwegs klar, wenns konkrete Fragen gibt, einfach sagen.
Es gibt also Hauptdreiklänge, Nebendreiklänge, man kann sie miteinander ersetzen, und in bestimmter Reihenfolge gespielt Kadenz genannt funktionieren die ziemlich gut. Aber warum?
Gitarristen werden es beim Herumspielen erlebt haben: man übt eine Stelle oder jammt einfach herum, verspielt sich genau um einen Bund, rutscht noch rauf, um richtig zu liegen und merkt, wie saugeil das klingen kann. Man liegt ein bisschen falsch neben dem richtigen Ton, rutscht dann noch hin ein cooler Effekt, der bei fast jedem Solo eingesetzt wird. Was passiert da?
Aus dem Bauch heraus würde man sagen: man spielt den falschen Ton, ein bisschen spannt man sich an, weil er halt nicht passt und entspannt sich dann, wenn der richtige kommt. Und diese Anspannung, die ist es doch, warum wir so vieles geil finden! Auch rhythmisch gesehen: immer, wenn etwas nicht ganz einrastet löst das was in uns aus, wir hören hin, Gänsehaut kommt, und wenn es einrastet fühlt sich das genial an. Natürlich darf das nicht zu extrem sein, man kann nicht einfach irgendwas spielen, was komplett falsch ist, und hoffen, dass es dann irgendwann wieder passt. Ist wie beim Küssen: ein bisschen rumbeißen auf der Lippe ist geil, aber wenn er/sie sich mit beiden Zahnreihen wirklich ranhängt macht das den meisten keinen Spaß mehr.
Heißt: Spannung und Entspannung sind zwei wichtige Begriffe in der Musik. Schauen wir uns nun unsere Kadenz an, ich verwende wieder C-Dur als Beispiel.
Logischerweise ist der Grunddreiklang unsere Entspannung:
C E G
Die drei gemeinsam gespielt haben wir unsere Tonika, unseren Ruhepol. Jetzt wollen wir etwas Anspannung bringen nur wie? Und hier ist ganz wichtig zu verstehen: Anspannung kommt NICHT dadurch, dass man irgendwas anderes spielt! Also zum Beispiel F#-Dur mit F#-A#-C#. Klingt auch nicht schlecht, aber ist nicht die direkt funktionierende Anspannung-Entspannung, die wir haben wollen. Nein, wie beim Gitarre spielen sollten das Töne sein, die in der Nähe liegen. Der Ton, der jetzt am meisten Sinn macht, ist auf jeden Fall das H. Warum? Zum Einen ist er fast genau beim Grundton, dem C, zum Anderen sogar in der Grundtonleiter enthalten! Und wenn wir mal probiert einen C-Dur Dreiklang zu spielen und dann ein H, dann merkt ihr: da will ich wieder zurück zum C, dann erst ists fertig.
Wo in unseren Hauptdreiklängen ist nun ein H dabei? Nur bei der V. Stufe, jetzt also G-Dur! Und deswegen ist es logisch, nach G-Dur C-Dur zu spielen: alle Töne von G-Dur enden irgendwie in C-Dur.
G bleibt G (Kein Unterschied
H wird zum C (Halbton)
D wird zum E (Ganzton)
Und so hat man in dieser kleinen Grundwendung die drei wichtigsten Auflösegegebenheiten (Ganzton-, Halbton und gar kein Unterschied) drinnen.
Natürlich muss man nicht immer An- und Entspannung nacheinander machen. Dafür gibts ja auch die Subdominante, hier jetzt F-Dur:
F A C
Der hat nämlich unseren Grundton, das C, noch drinnen, und deswegen spannt der nicht so an, bringt aber etwas Bewegung rein. Man sagt auch, dass die Kadenz so funktioniert:
Tonika, C-Dur (Entspannung, passt alles)
Subdominante, F-Dur (Vorbereitung, man merkt, dass was kommt)
Dominante, G-Dur (Anspannung, jetzt isses da )
Tonika, C-Dur (Entspannung, passt wieder alles)
Und nun ist auch etwas klarer, warum E-Dur besser in A-Moll übergeht als E-Moll:
E bleibt liegen
H wird zu C (Halbton)
G# wird zu A (Halbton)
Zwei aufgelöste Halbtöne! Das macht das natürlich interessanter, deswegen ist es gut, wenn man Spannung will, die V. Stufe in Dur und nicht in Moll zu spielen.
Ich weiß, das ist schwerer zu verstehen, weil das echt schon an den Kern der Materie geht. Ihr solltets folgendes Mitnehmen: wenn ihr passende Akkorde sucht, überlegt, ob sie mehr oder weniger Spannung bringen sollen. Denn natürlich kann man sich mit dem Ganzen spielen. Lady Black zum Beispiel funktioniert ohne Dominantakkorde oder Kadenz, nämlich nur Am und G. G kann man als Parallelstufe zu Em sehen, das heißt: da spielt man ganz bewusst ohne große Effekte, ohne nervenzerreißende Anspannung, sondern auf einer ganz einfachen Ebene. Und das passt auch gut zum Lied, denn es wird ja von jemandem in seinem ewigen Trott erzählt, dass er kämpfen muss und eigentlich kaum noch Lebenswille hat, und die Lady in Black hilft ihm...
Ihr seht, man kann mit einfachsten Mitteln extrem viel machen, wenn man sie nur einzusetzen weiß. Vor allem kann man auch die Musik bewusst zum Geschichtenerzählen einsetzen, was für Songwriter natürlich viel wert sein kann. Hört euch mal ein paar Lieder eurer Lieblingsbands an schaut auch vor allem, ob sich die Lieder von den Akkorden ähneln oder nicht! Viele haben da bevorzugte Wendungen, und ganz vielen ist gar nicht bewusst, wie variantenreich man arbeiten könnte.
Noch zwei kleine Hinweise für Interessierte:
Wenn man bei der V. Stufe noch die Septime, das F, hinzugibt, also einen G7 spielt, hat man einen weiteren Ton, der sich auflöst, nämlich:
F wird zum E (Halbton)
Deswegen ist ein Dominantseptakkord auch so spannungsreich.
Und jetzt nehmen wir unseren G7-Akkord und lassen nur die beiden Halbtonauflösungen:
H wird zu C
F wird zu E
H und F hören sich gemeinsam besonders schief an das ist ein sogenannter Tritonus, das spannungsreichste Intervall in unserer Musik! Wenn ihr diese beiden Töne lasst, und danach C-Dur spielt, passt das. Wenn man nun noch zwei weitere Halbtonauflösungen hinzugibt, nämlich C# und G#...
C# wird zu C
F wird zu E
G# wird zu G
H wird zu C
Haben wir auf einmal einen echten Akkord, nämlich einen C#7! Den kann man also statt einem G7 spielen, der wird auch Substitute for Five oder kurz Sub5 genannt und ist vor allem im Jazz vertreten. Und so kann man ganz leicht auf einmal ein bisschen jazzig spielen einfach den Akkord einen Halbton höher voranspielen. Und für Metalheads: wenn ihr chromatisch runtergeht, was ja vorkommen soll, dann ist das eine Verkürzung dieses Prinzips. Könnt mal schauen, wie leicht man so harte Stücke verjazzen kann ohne viel zu ändern.
So, hoffe, das war halbwegs klar, wenns konkrete Fragen gibt, einfach sagen.