Orientierung auf der Muha - Anfägerfrage

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Seit wenigen Wochen spiele ich chromatische Mundharmonika.

Ich habe schon viel Hilfreiches hier gelesen.
Vor allem hat mich das Forum davor bewahrt, meine neue „kaputte“ Seydel Mundharmonika zu reklamieren und mich dabei als Anfängerin so richtig schön zu blamieren. Inzwischen klingen alle Töne einzeln und richtig geschmeidig. Wenn doch mal wieder ein Ton beleidigt ist, hilft es ungemein, sie zur Seite zu legen. Sie entspannt sich dann wieder und ich auch und so sind wir Freunde geworden.

Ich möchte nach Gehör und normal nach Noten spielen können, also ohne Kanzellenzahlen in den Noten.
Bei sehr einfachen Liedern, die ich bereits kenne, klappt das schon. Da ist es eine Mischung aus: nach Gehör spielen plus Unterstützung durch die Noten.

Ich frage mich nun, wie ich mich bei Liedern, die ich nicht kenne auf der Mundharmonika sicher orientieren soll. Da fehlt mir die Kontrolle durch das Hören. (Beim Pianoakkordeon, fühle ich mit den Fingern, welchen Ton ich spiele.)
Selbst, wenn ich auswendig weiß: G ist Kanzelle 7 blasen, dann kann ich ja nicht die Mundharmonika vom Mund nehmen und nachschauen bevor ich das G spiele. Wenn vorher „benachbarte“ Töne kommen ist es natürlich kein Problem, aber wie trifft man bei größeren Tonabständen sicher die richtige Kanzelle?
Ein weiteres Problem, das mit der Orientierung zusammenhängt ist folgendes: Ich spiele das C höre das C (bin bestätigt, ich bin richtig), denke aber, ich wäre z. B. in Kanzelle 5 und möchte ein D spielen – ich ziehe und merke, es erklingt ein H, ich war also doch in Kanzelle 4. Wie haltet ihr die Cs auf der Chromatischen auseinander?

Über Tipps zur Orientierung würde ich mich sehr freuen!
 
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Hi Akkofant
Meinen Schülern hilft, wenn sie folgenden Trick anwenden:
Sie üben, die Mundharmonika stets mit denselben Handpositionen festzuhalten.
Dann "markieren" sie oberhalb der gesuchten Kanzelle den darüber liegenden Finger, indem sie ihn mit der Oberlippe berühren. Und schon treffen sie die Kanzelle.

Um zu verstehen, warum das funktioniert, schließe die Augen, stelle Dir irgendeinen Punkt Deiner Hand vor und dann führe die Hand mit genau dieser Stelle an Deinen Mund. Normalerweise wirst Du diesen Punkt treffen. Wenn Du nun zwischen den Kanzellenöffnungen und Deiner Hand eine konstante räumliche Beziehung erarbeitest und Dir diese einprägst, triffst Du die Kanzellen über kurz oder lang genauso sicher wie den Suppenlöffel, den Du in und nicht neben den Mund steckst.

Das andere gehört zum Thema "Klangvorstellung systematisch erarbeiten". Da hilft am besten eine methodisch gereihte Melodiensammlung. Infolge der methodischen Reihung begegnen einem immer wieder ähnliche Melodiefiguren. Ein neuer Ton wird in einen sich systematisch wandelnden Kontext gestellt. Durch regelmäßiges Üben erweitert sich dann die Fähigkeit, in Notenfolgen Motive und Melodiefiguren wiederzuerkennen. Von denen hat man dann eine Klangvorstellung und setzt die dann auf der Mundharmonika um. So sorgt man dann dafür, dass Notenlesen, Klangvorstellung und Kanalpositionen finden in einer immer besser werdenden Wechselbeziehung stehen.

Gruß
Lisa
 
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Liebe Lisa, vielen Dank!

Ich habe es gleich ausprobiert und kann mir gut vorstellen, dass es mit Üben so klappt.
Allerdings ist mein linker Zeigefinger nach Kanzelle 6 zuende und den rechten Zeigefinger brauche ich für den Schieber.
Ich könnte mir angewöhnen den rechten Daumen immer unter die Kanzelle 9 zu legen, dann weiß ich hier auch sicher bei welchem C ich gerade bin. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser immer gleich platzierte Daumen auch für die anderen hohen Töne hilfreich ist.

Ich habe eine Muha mit 12 Kanzellen in tiefer Stimmung (eine Oktave tiefer) und benutze jetzt am Anfang viel die mittlere Oktave. Sollte ich vielleicht lieber eine Oktave tiefer transponieren, damit ich mich besser am Zeigefinger orientieren kann?

Auf dem Akkordeon kann ich mir inzwischen leichte Melodien, die ich noch nicht gehört habe aus den Noten erschließen und in langsamer Geschwindigkeit sicher vom Blatt spielen (d.h. Ich merke, wenn ich mich verspiele – auch wenn ich die Melodie noch nicht gehört habe). Deshalb war ich überrascht, dass dies auf der Muha so komplett noch gar nicht geht. Es schleichen sich schnell „Folgefehler“ ein und ich komme am Ende woanders heraus, weil mir noch die Orientierung fehlt.

Kannst Du die methodisch gereihte Melodiesammlung genauer erklären? Das geht in Richtung angewandte Gehörbildung? Das interessiert mich!

Viele Grüße Akkofant
 
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Sollte ich vielleicht lieber eine Oktave tiefer transponieren, damit ich mich besser am Zeigefinger orientieren kann?
Nein. Irgendwann brauchst Du ja auch die Orientierung in den höheren Oktaven.
Das "Markieren" am Finger ist eine von mehreren sich ergänzenden Möglichkeiten.
Kontrollieren, bei welchem Ton die Mundharmonika in welcher Position vor dem Gesicht steht, wäre eine weitere. Bei einer konsequent durchgehaltenen Haltung des Instruments ist das mit einer bestimmten Körperhaltung verknüpft, denn die ändert sich ja in Feinheiten. Jeder Kanalwechsel ist ein Positionswechsel. Es ist wie beim Tanzen, wenn man sehr exakte (z.B. geometrische) Figuren mit Rumpf, Kopf und Gliedmaßen formt und sich diese dann so gut merkt, dass die Choreografie exakt wiederholbar wird. Zuerst muss man lernen, die Details der Bewegung und der Haltungsänderung bewusst wahrzunehmen. Wenn das gelingt, rutschen beim Üben die funktionierenden Details immer mehr ins Unterbewusstsein ab und allmählich entsteht ein treffsicherer Spielfluss.

Mach folgende Übung.
Halte die Mundharmonika in der für Dich besten Weise.
Spiele langsam alle Blaskanzellen von links nach rechts. Setze die Töne nicht jedesmal neu an, sondern blase so lange wie möglich in einem Zug aus und gleite dabei von einem Kanal zum anderen.
Horche dabei auf die Töne, sage Dir im Kopf die Notennamen "laut" an und beobachte ganz besonders, wie die Übergänge von Kanzelle zu Kanzelle klingen. Erspüre dabei die zurückgelegte Distanz von einem Kanal zum nächsten. Bei Kanal 4/5 und 8/9 hat man das Gefühl, da würde was nicht "stimmen". Statt eines neuen Tones hört man nur, dass sich irgendwie der Klang verändert. (Möglicherweise hörst Du eine Schwebung. Oder der Ton klingt voller.) Das ist der Moment, in dem die beiden C der nebeneinander liegenden Kanäle zusammen klingen. Außerdem merkt man, dass die räumliche Distanz zum nächsten Ton größer ist (weil man ja über 2 Kanzellen gleitet). Mit vielen Übungsschritten, die ich besser beim praktischen Tun erkläre, erarbeitet man sich dann die räumlichen Distanzen verschiedener Intervalle. Dabei entwickelt sich ein motorisches Gedächtnis. Das ist die Grundlage für das Treffen der Töne.
Eine methodisch durchstrukturierte Melodiensammlung hilft, dieses motorische Gedächtnis auf vielseitige Weise zu trainieren.

Gruß
Lisa
 
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Kannst Du die methodisch gereihte Melodiesammlung genauer erklären? Das geht in Richtung angewandte Gehörbildung? Das interessiert mich!
Dazu müsste ich meine Bücher vorstellen. Das darf ich hier aber nicht.

Gruß
Lisa
 
Bei sehr einfachen Liedern, die ich bereits kenne, klappt das schon. Da ist es eine Mischung aus: nach Gehör spielen plus Unterstützung durch die Noten.

.... siehst Du... es geht doch. Der Rest ist evtl. nur dauerhaftes Üben und "dran bleiben".

Ich habe mir gaaaanz zum Anfang mal fest angewöhnt die Harp immer mit Kanzelle 4 anzusetzen. Das ging recht schnell intuitiv und ohne hinzusehen... Umgreifen auf der Gitarre ist evtl. auch so eine feinmotorische Gedächtnisleistung, welche Zeit benötigt.

Viel Spaß an Deiner Harp!

Micha
 
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Das geht in Richtung angewandte Gehörbildung?
Ja. Man startet mit Motiven, diese wachsen zu verschiedenen Figuren, die Figuren werden variiert und zu größeren Einheiten kombiniert. Die Notenhefte sind entsprechend aufgebaut. Die Frage ist nur, was man draus macht. Da Lernen sehr vielschichtig ist, kann man nicht jede Einzelhet in solchen Büchern erklären. Dann enthalten sie am Ende mehr Text als Noten. Vor allem in den für Kinder gestalteten Notenheften sind die Erklärtexte auf das absolute Minimum beschränkt. Dafür führen wir im Unterricht ein Protokoll, das bei Bedarf auch wichtige Erklärungen enthält. Aber viel wichtiger ist, dass im Unterrichtsdialog immer wieder analysiert, hinterfragt und Wissen angewendet wird, damit sich dieses festigt. Ein Autodidakt muss lernen, vieles zwischen den Notenzeilen selbst herauszulesen. Je mehr Vorkenntnisse, um so besser.
Wichtig ist, dass man gleich zu Anfang auch bei den scheinbar simplen Einstiegsaufgaben übt, die Motive lesend und hörend zu erfassen bzw. zu verstehen, wiederzugeben und in verändertem Kontext wiederzuerkennen. Dann ist das Üben mit dem Instrument intensiv mit Gehörbildung verknüpft. Am Anfang ist das wie Buchstabieren und mit der Zeit werden Wörter und Sätze daraus.

Gruß
Lisa
 
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Vielen Dank für die vielen Anregungen und auch für die ermunternden Worte,

jetzt heißt es üben...üben...üben...
 
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Über Tipps zur Orientierung würde ich mich sehr freuen!
Mein Lehrer hat die C gern mit mit Tesa aufgeklebten Papierstreifen optisch und haptisch markiert.

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