OHURA - ein Mädchenmusikförderprojekt

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OHURA? Nie gehört?

Jennifer Weist, die Sängerin der Band Jennifer Rostock unterstützt das OHURA Mädchenmusikförderprojekt.

Jennifer01.jpg Jennifer Weist mit TN.jpg


Warum gibt es mehr Bassisten als Bassistinnen, mehr Drummer als Drummerinnen und mit Sicherheit auch deutlich mehr Gitarristen als Gitarristinnen?
Um dieses wirklich krasse Missverhältnis zu ändern unterstützt das bayrische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst das Mädchenmusikförderprojekt, benannt nach Lt. Ohura, der einzigen Frau die es in der Zukunft auf die Brücke des Raumschffs Enterprise geschafft hat.


Als Galionsfigur konnte OHURA die heiß begehrte Frontfrau der Band Jennifer Rostock gewinnen. Ohne Gage und mit echtem Engagement unterstützt Jennifer Weist (Rostock ist nicht ihr Nachname) die Workshops in verschiedenen Städten Bayerns. Hier ein Foto von Jennifer mit den Teilnehmerinnen in Aschaffenburg:

OHURA Workshop-Tour Aschaffenburg.jpg


Das Musiker-Board hatte Gelegenheit sie zu treffen und ihr dazu ein paar Fragen stellen:


Musiker-Board: Wie kam es dazu, dass OHURA dich als Galionsfigut für Mädchenmusikförderprojekt gewinnen konnte?
Jennifer Weist: Eine Freundin, die beim Radio arbeitet, hat mich auf das OHURA-Projekt aus Bayern aufmerksam gemacht. Da ich schon immer mal was mit sozialem Engagement machen wollte, habe ich Sarah, meine Managerin, gebeten, sich mit OHURA in Verbindung zu setzen. Ich finde es spannend mit Mädchen gerade dieses Alters zusammenzuarbeiten, die Musik machen wollen, nicht nur singen sondern auch Instrumente spielen wollen. Ziel ist es, die Frauenquote unter Musikern zu erhöhen, denn auch ich begegne wirklich selten Schlagzeugerinnen oder Bassistinnen, die erfolgreich mit irgendwelchen Bands unterwegs sind. Ich glaube, es liegt daran, dass es einfach wenige Vorbilder für Mädchen gibt, zu denen sie aufblicken können. Hier kann ich etwas tun, und da ich eben sowieso vorhatte, etwas ehrenamtliches in dieser Richtung zu machen, kam die Sache zustande.


MB: Wurdest denn Du als Mädchen musikalisch gefördert?


JW: Nein ich komme aus Mecklenburg-Vorpommern. Da gibt es auch ein paar Projekte, aber nicht so was wie das OHURA-Projekt aus Nürnberg, das wirklich einzigartig ist. Ich bin mit 13 in eine Schülerband eingestiegen. Wenn es die nicht gegeben hätte, hätte ich aber auch eine gegründet. Davor habe ich bereits Karaoke gesungen.


MB: Schreibst Du Deine Texte selbst?


JW: Ich schreibe die Texte zusammen mit unserem Keyboarder, mit dem ich schon seit dem Kindergarten zusammen bin. Wir haben schon immer gemeinsam Musik gemacht, sind auch zusammen nach Berlin gegangen.


MB: Spielst Du ein Instrument?


JW: Ich hab mal zum Songsschreiben die Gitarre runter gestimmt und PowerChords gespielt, das war's dann auch. Ich glaube ich bin nicht so talentiert für Instrumente, aber in meinem nächsten Leben möchte ich Schlagzeugerin werden (strahlt).


MB: Wer ist Deine Lieblings-Musikerin?
JW: Das werde ich immer mal wieder gefragt, ich strecke meine Fühler ziemlich weit aus, gehe viel auf Konzerte, höre Poprock, Elektro, HipHop, Hardcore, ich habe noch nie so das eine große Vorbild gehabt.


MB: Hast Du einen Lieblingssong von Udo Lindenberg?


JW: Hab' ich nicht. Aber es ist auf jeden Fall ein schöner Song, den wir beide zusammen gesungen haben. Er ist der einzige mit dem ich sowas zusammen machen wollte. Udo ist halt wirklich ein Klasse-Typ, echt total süß, wie mein Opi. Anders als viele andere Leute erinnert er sich auch nach 2 Jahren noch an dich - davon könnten sich viele Leute 'ne Scheibe abschneiden. Sonderzug nach Pankow hab ich meine Hausarbeit geschrieben. So gesehen wäre das wohl mein Lieblingssong von Udo.


MB: Gibt es etwas, wovor Du Angst hast?


JW: Spinnen find ich nicht so geil, aber eine richtige Phobie ist es nicht.


MB: Um auf Lt. Ohura zurückzukommen - einzige Frau aus der Crew des Raumschiffes Enterprise: Fühlst Du Dich nicht ab und zu auch allein unter Männern?


JW: Nein, ich habe mich noch nie gefühlt als wäre ich das einzige Mädchen. Die Jungs furzen und rülpsen auf Tour. Das können sie, wenn ich dabei bin, das können sie aber auch wenn ich nicht dabei bin. Das ist denen scheißegal, weil es niemanden interessiert, ob 'ne Frau dabei ist. Mit mir kann man eigentlich alles machen, und ich kann mit den Jungs alles machen.


MB: Bist Du auf Deinen Reisen auch schon echten Talenten begegnet, an die Du Dich jetzt spontan erinnerst?


JW: Man trifft ganz oft Mädchen, zum Beispiel gestern und heute bin ich wieder einigen begegnet, denen jemand sagen muss, dass sie eine tolle Stimme haben, die auf keinen Fall aufhören sollten. Ich sage denen dann, dass ich das toll fand und dass sie unbedingt weiter machen sollen. Ich spüre, die Begeisterung, der Anstoß zu sein. Viele bekommen eben nie sowas gesagt wie: "Ey du bist geil, hast 'ne richtig geile Stimme, toll was du machst.";
Viele Mütter sagen ihren Töchtern: "...nee die anderen machen das eh besser...";
Ich finde es wichtig, dass da mal jemand ist, der dir sagt: "... mach weiter! Toll, was du gemacht hast";. Viele bekommen gar nicht den Background, weder von zu hause noch in der Schule.


MB: Welcher Ort auf deinen Reisen hat dich am meisten beeindruckt?


JW: Brasilien fand ich sehr beeindruckend. Die Leute dort kommen oft aus den Favellas. Die halten Dich für einen Star, wollen Dich anfassen und reißen an Dir, obwohl sie eigentlich gar nicht wissen, wer Du bist. Die wissen, Du kommst aus Deutschland, und das finden die total krass! Wir mussten da teilweise hinter Plexiglasscheiben auftreten, weil die uns sonst auseinander genommen hätten. Dabei sind wir dort gar nicht so berühmt.


MB: Wie funktioniert deutschsprachige Musik in Brasilien?


JW: Mit dem Goethe - Institut. Die schicken Bands ins Ausland mit dem Ziel, deutsches Kulturgut ins Ausland zu transportieren. Die haben dann ein bisschen Deutsch gelernt mit 'nem Song von uns, mit Himalaya - Die hatten das in ihren Schulbüchern und konnten deswegen den Song mitsingen.


MB: Würden diese Konzerte mit Jennifer Rostock dort auch kommerziell funktionieren?


JW: Ich glaube, jetzt würde es funktionieren, weil die Leute sich erinnern würden, weil wir schon mal da gewesen sind. Ich denke, die würden wieder kommen. Allerdings müsstest Du dann auch dort eine Plattenfirma finden, die Dich verlegt und Dein Album da raus bringt.




MB: Wie wird das Projekt OHURA finanziert?


Elnaz Amiraslani: (Organisatorin des OHURA-Projekts): Das bayrische Kunstministerium und die sieben Bezirke in Bayern finanzieren OHURA, das sich vor allem als Mädchenmusikförderung versteht - wir wollen die Frauenquote beim Musik machen erhöhen. Oft genug gibt es z.B. Festivals mit mehr als zehn Bands, bei denen man keine einzige Frau auf der Bühne sieht. Das wollen wir ändern.
Die örtlichen Projekte werden co-finanziert, wie z.B. hier in Aschaffenburg, wo das JUKUZ die Dozentinnen

OHURA_ Dozentinnen Team .jpg

bezahlt. Jennifer macht das allerdings ehrenamtlich! Außerdem haben wir das Glück, einen Sponsor zu haben, der das Ganze großzügig unterstützt - ein großes bayrisches Musikhaus.




Nach dem Interview kam das Publikum in das Foyer des JUKUZ, um die Resultate des MädchenMusikProjekts der letzten drei Tage in Aschaffenburg anzuhören. Vor den noch geschlossenen Türen hinter denen die teilnehmenden Mädchen am Projekt drei Tage geprobt haben und jetzt ihre Performance zeigen wollten standen drei Mädchen. Von ihnen wollte ich wissen, warum sie gekommen sind.


Nicole Hermann May(15): Die Lieder von Jennifer Rostock kenne ich jetzt nicht soo gut. Wir sind hier her gekommen wegen Ihrem Style und wie sie aussieht mit den Piecings und den Tattoos. Das finde ich ziemlich schön.


Sophia Büdel(16): Ich kenne eigentlich nur den Namen Jennifer Rostock, Lieder auch nicht unbedingt, Ihr Erscheinungsbild und so finde ich gut


Lisa Fuchs(16): Ich finde Jennifer Rostock gut und ich war auch auf einem South Side Festival, wo sie gespielt haben. Ich finde dass sie ziemlich gut aussieht, mit den Tattoos und so. Sie ist eigentlich ein großes Vorbild.

Die Begeisterung der Mädchen für Jennifer Weist ist echt! Daran, dass Mädchen sich künftig vielleicht etwas mehr für das Musikmachen anstatt in erster Linie für die Optik interessieren arbeitet OHURA - und das ist gut! :great:

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"...mit dem Style und den Tattoos und so..." ^^

Ich brauch auch ein Tattoo.
 
Ich finde sowas toll :) Aber was wird eigentlich genau gemacht? Gibt es Band-Workshops?
Leider bin ich ungefähr 6 Jahre zu alt um dort mizumachen, ich hätte das nämlich totaaaaal cool gefunden damals :D Wobei ich mich immernoch freuen würde, wenn ich bei sowas mitmachen könnte :p
 
Du kommst doch aus Mannheim - da muss das doch genug tolle Workshops für junge, engagierte Basserinnen geben? :)
 
Ich denke auch es war Uhura ,)
Aus Angst vor Klagen wird sowas auch schnell mal zu Ohura
 
Wikipedia weiß es genau: "Kommunikationsoffizier Lieutenant Nyota Penda Uhura war die einzige Frau in der Kerncrew des originalen Raumschiffs Enterprise.
Die Namen "Uhura", "Penda“ und "Nyota" stammen aus der afrikanischen Sprache Swahili: uhuru bedeutet „Freiheit“, penda „lieben, mögen“ und nyota „Stern“."
:cool:
 
Ich finde das ein super Projekt. Schade nur, dass ich nicht aus Bayern komme >.< So was sollte es auch in Österreich geben, würde ich echt geil finden.
Wäre sicher auch mal interessant für mich mehr Drummerinnen kennen zu lernen...
Und irgendwie find ich nicht, wann solche Workshops sind. Auf der Seite kann man nur Wünsche stellen, aber ich würde dann doch lieber zu einem direkt vorgefertigten gehen.
Weiß da wer was?
 
Tolles Projekt und super von der Jennifer das sie sowas mitmacht. Ich mag die sowieso (abgesehen davon ist sie eine der schönsten Frauen im Lande) und so eine Aktion macht sie noch sympathischer
 
So Mädchen-Projekte gibts inzwischen immer mehr, auch hier zB http://www.rubytuesdaymusic.de/
Ich find sowas total super, nur schade, dass ich auch schon zu alt dafür bin. :D
 
Du meinst sicherlich reif, alt werden Frauen ja nicht :)
 
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klangschale
  • Gelöscht von peter55
  • Grund: Hier geht's um die Förderung von MÄDCHENBANDS
In der Post-Star-Trek-Ära wäre ein anderer Name besser gewesen, denn sonst wird mit dem Wortlaut etwas völlig anderes assoziiert.
 

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