Ohnmacht

I
ibba
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Diesen, schon etwas älteren Textentwurf habe ich gerade beim Stöbern auf meinem Rechner wiedergefunden. Jetzt wüsste ich gerne, was die Community dazu zu sagen hat.
Mit ist klar, dass der Text für einen Songtext nicht sehr lang und umfangreich ist, aber ich habe ein paar Ideen, wie ich das Gefühl und die Emotionen am Klavier umsetzen könnte. Das wird zwar noch etwas dauern bis ich dazu kommen werde, aber den Text gibts schon jetzt... :)

Gruß,
Ibba



Ohnmacht


Und immer wieder Angst,
ich könnte verlieren,
was ich noch gar nicht gewonnen habe.


Das Gefühl,
am Ufer zu stehen und nur zusehen zu können,
während die Strömung dich vorbeitreibt.


Ich rufe hinterher,
doch Wasserwirbel verschlucken
meine Stimme.


Und während du hinter der Biegung verschwindest ,
steh ich allein am Ufer
und seh dir nach.
 
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Hallo Ibba,

Ja, ich mag halt diese fetzenhaften Texte - die dem Leser soviel Freiraum lassen.

Ich finde die 2. die 3. und die 4. Strophe sehr gut.

Die 1. will nicht so recht passen; als ob du nach "irgendeinem" Einstieg gesucht hast - brauchst du doch gar nicht. Wirf uns doch einfach unvermittelt in die Szene am Ufer - in diesem Zusammenhang ist auch die Überschrift für mich in Frage zu stellen.

Wie wäre das hier.

-----------------------------------

Am Ufer

Das Gefühl,
am Ufer zu stehen und nur zusehen zu können,
während die Strömung dich vorbeitreibt.

Ich rufe hinterher,
doch Wasserwirbel verschlucken
meine Stimme.

Und während du hinter der Biegung verschwindest ,
steh ich allein am Ufer
und seh dir nach.

---------------------------------------

Nur eine Anregung; schöner Text - sehr schön.

Grüße

Dug
 
"Am Ufer" ist ein guter Vorschlag.

"Ohnmacht" zielt zu stark auf das unmittelbar Existenzielle ab. Es ist mMn zu "groß", zu allumfassend - wie eben in der Jugend vieles immer gleich existenziell erscheint.
"Am Ufer" klingt da gelassener - was auch gut zum langsamen Vorbeiziehen der Strömung passt.

Die erste Strophe finde ich nicht unpassend. Wie ein Prelude zu den restlichen.

Davon abgesehen ist mir der Text insgesamt zu skizzenhaft. Was aber nicht heißen muss, dass er sich nicht gut für ein Lied eignen kann.
 
Hallo Ibba,

Ich finde auch, dass die erste Strophe sich nicht unbedingt als Einstieg eignet. Wie wärs, sie an den Schluss zu stellen?

LG, Annette
 
@Dug: Vielen lieben Dank für dein Lob! Die erste Strophe beschreibt eine sehr persönliche Empfindung, die anderen 3 Strophen wollen die in Strophe 1 erwähnte Angst genauer beschreiben. Deinen Vorschlag finde ich allerdings auch nicht schlecht - die Strophen 2-3 könnten durchaus auch für sich alleine stehen, da hast du Recht.

@Williamsbirne: Genau so verstehe ich die erste Strophe auch, als Art Prelude zum Rest. Der Titel "Ohnmacht" bezieht sich auf die Machtlosigkeit, die einen überkommt, wenn man hilflos am Ufer steht und nur zusehen kann, während die Strömung die Geliebte vorbeizutreiben scheint.

@Annette: Du meinst, die erste Strophe einfach so wie sie ist nehmen und an den Schluss setzen? Finde ich ehrlich gesagt nicht so schön, da die Strophe für mich eher die Voraussetzung für die anderen bildet...

Gruß,
Ibba
 
Hey Ibba,

ich mag diesen Text. Sehr schön, wie diese Farbtupfer anregen, Bilder im Kopf zu malen. Dabei lassen sie aber genug Freiraum, dass das Bild so aussieht, wie ich es mir vorstelle.
Die erste Strophe steht ja irgendwie als Überbau/ als Abstraktion über der sonst szenarischen Beschreibung (sorry, falls ich vielleicht nicht die "fachlich" korrekten Worte wähle, ich hab nur die - hoffe, du verstehst trotzdem, was ich meine).
Du hast die Wahl, diese erste Strophe zu verwenden oder eben zu lassen. Das ist nicht richtig oder falsch sondern Möglichkeit.

Wenn du sie nimmst, würde ich sie - wie die anderen schon gesagt haben - weiter hinten plazieren und ggf. auch irgendwo wiederholen. Orientiert am "klassischen" Songaufbau wäre diese Strophe für mich ein Refrain.
Oder du streichst sie ganz und lässt die 3 Bilder durch die Musik erstrahlen. Dann solltest du aber vielleicht schauen, dass du
entweder zwischen den Strophen eine instrumentale Abwechslung einbaust oder die letzte Strophe von der Dramaturgie musikalisch anders (z.B. intensiver) vorträgst.
Worauf ich hinaus will, ist eine dramaturgische Abwechslung.
Dafür böte sich die jetzt 1. Strophe als Refrain anders gespielt sehr schön an.

Viele Grüße
falcone

Nachtrag: Zu deiner Antwort an Annette...
Ich persönlich finde es eleganter, mit einfachen Bildern anzufangen (Strophe2, 3...) und damit quasi auf die Aussage des Songs vorzubereiten, einzuleiten, den Hörer in das Thema einzuführen.
Wenn du die 1 .Strophe sofort bringst, fehlt doch jegliche Entwicklung, da eigentlich alles schon gesagt ist, oder?
 
Hi ibba und Feedbacker,

schön: Fetzen. Es kommt etwas an - es kommt viel an. Läßt viel Freiraum. Wie in einem Traum?
Vielleicht stören sich deshalb einige an der Eingangszeite - wie ich. Ich empfinde sie als eine Art Interpretationsleitplanke: Hallo: in diese Richtung geht´s - das ist das Thema. Wozu? Bzw.: wozu am Anfang? Wenn der Text das rüberbringt, was er rüberbringen soll, dann ergibt sich das. Und dann kann das leitmotivische Thema als eine Art Refrain eingebaut werden und wirken. Als Beginn des Schreibens kann ich es verstehen: am Anfang des Prozesses steht oft die Umreißung des Motivs oder des Themas. Das ist bei mir beim Schreiben von vielen Texten wichtig: als Krücke, um den Text schreiben zu können - wenn ich ihn geschrieben habe und der Text geht, schmeiße ich beherzt (nun ja - mit innerem Wehmut) diese Krücke weg ...

Wie in einem Traum? Warum nicht: ein Traum ist vage in seiner Bedeutung und gleichzeitig unmittelbar, direkt in seinem Erleben und nimmt den Zuhörer von Anfang an mit.
Als Idee:

Ich stehe
am Ufer und sehe zu,
wie die Strömung dich vorbeitreibt.

Ich rufe
Dir hinterher, doch
Wasserwirbel verschlucken meine Stimme.

Du verschwindest
hinter der Biegung
ich steh am Ufer und seh dir nach.

Und immer wieder die Angst in mir,
ich könnte verlieren,
was ich noch gar nicht gewonnen habe.

Das bitte als Ad-hoc-Version verstehen: es geht mir nur darum, wie man diese Zeilen auch verstehen könnte: als die Schilderung eines Traumes - das Leitmotiv wäre schon eine tieferliegende Deutung dessen, welche Frage oder Angst hinter diesen Traumbildern steht.
Für die Weiterentwicklung könnte nun dieser Traum weiter geschildert werden und möglicherweise andere tieferliegende Deutungen zwischen die Passagen gestellt werden. Oder es können ganz andere Traumpassagen/-situationen geschildert werden, die dem gleichen Leitmotiv zugeordnet werden könnte ...
Zudem bietet der Rahmen "Traum" die Möglichkeit, ohne großartig etwas erklären zu müssen (weil Träume eben nicht logisch sind / sein müssen) Fragmente, Bilder, Szenen, Überraschendes, Bizarres etc. einzubauen - und/oder bei der (ohnmächtigen) Schilderung dessen zu bleiben, was einem passiert: denn im Traum sieht man sich ja selbst: im Traum kann man agieren, als Träumer des Traums ist man ohnmächtig (mitunter als Akteur im Traum auch) ...

Das mal so als generelle Anregung ... ich fühlte mich angesprochen von den ersten Zeilen, hatte aber auch gleichzeitig (wie bei Deinem anderen Text hier) das Gefühl, die Art der Beschreibung macht den Zuhörer zu einem reinen Beobachter statt dass er oder sie TeilhaberIn des Geschehens wird.

x-Riff
 
@falcone: Alles klar, ich denke, ich kann nachvollziehen, was du und auch Annette meint, wenn ihr vorschlagt, die 1. Strophe wenn dann an den Schluss zu setzen. Aus der Perspektive betrachtet habt ihr da natürlich Recht, ich werd mir das mal durch den Kopf gehen lassen...
Vielen Dank auch für dein Lob!

@x-Riff: "Interpretationsleitplanke" ist ein schöner Begriff, so könnte man es durchaus bezeichnen. Interessant finde ich, dass du die Assoziation "Traum" eröffnest, auf den Gedanken wäre ich jetzt erstmal wahrscheinlich gar nicht gekommen.
Könntest du mir bitte den letzten Absatz deines Posts noch etwas genauer erklären? Ich komm nicht ganz dahinter, wie du das mit Beobachter und Teilhaber meinst und v.a. wie du das in meinen Texten beobachtest. Allerdings fände ich es sehr spannend, zu verstehen, was du damit meinst, daher wäre ich für genauere Ausführungen sehr dankbar!

Gruß,
Ibba
 
Hi ibba,

freut mich, dass durch die Sichtweise, das als Traum zu betrachten, eine neue Perspektive hinzugekommen ist ...

Was ich im letzten Abschnitt meine, ist ein wenig umfänglich, wenn man es in seiner Gänze darstellen wollte. Kennst Du eigentlich den "workshop lyrics" hier im Forum? Gibt es auch als PDF zum downloaden -. da wird auf so etwas eingegangen (link in meiner Signatur). Es geht im Grunde um zwei Ebenen: zum einen die Wirkung, die ein Text hat, zum anderen die sprachlichen und stilistischen Mittel, die diese Wirkung hervorrufen.

Wenn man von der Wirkung ausgeht, die ein Text auf das Publikum hat, gibt es unter anderem den Unterschied, dass ein Text die Leser unmittelbar anspricht und sie sozusagen in die Handlung hineinzieht: die Leser fühlen sich so, als würden sie das, was (meist) der Hauptperson geschieht, selbst geschehen - sie fühlen, was diese fühlt, sehen, was diese sieht etc. Im Grunde identifizieren sich die Leser eine Zeit lang mit dem Lyrischen Ich (meist die Hauptperson, der Ich-Erzähler). Wobei wir schon bei den sprachlichen Mitteln wären, die so eine Wirkung erzeugen. Benutzt der Autor im Text die Ich-Perspektive (Ich ging über die Straße), schildert das Geschehen also aus Sicht der Hauptperson (dem Lyrischen Ich), baut er dem Leser dazu sprachlich und bildlich eine Brücke - dem Leser fälllt es leicht, das "ich sah ..." "ich schmeckte ..." "ich war erstaunt" etc. wörtlich zu nehmen und und sich so zu fühlen als seien sie das "Ich" des Textes. Neben dieser Erzählperspektive gibt es weitere sprachliche Mittel, die Distanz zwischen Leser und der im Text beschriebenen Person zu verringern: eine unmittelbare Schilderung, nicht nur des Geschehens, sondern auch der Gefühle, Gedanken etc - also alles, was in einer Person stattfindet und von Außen nicht erkennbar ist; aktive statt passive Sätze und weiteres mehr.

Auch die gegenteilige Wirkung - die Distanz zur geschilderten Person - läßt sich durch die Erzählperspektive (etwa die Schilderung "von oben" oder "von Außen": Eine Frau ging über die Straße. Oder: Wir sehen eine Frau, wie sie über die Straße geht. ...) in einem Text herstellen sowie durch andere sprachliche Mittel: beispielsweise alles, was eine Beobachtung aus der Distanz unterstützt: Beschreibungen des Äußeren statt Beschreibung des Innenlebens einer Person etc.

Man kann das auch so ausdrücken wie ich es oben machte: die eine Perspektive macht einen zum Teilhaber des Geschehens, die andere zum Beobachter des Geschehens.

Wenn Du einen Text schreibst, wählst Du eine bestimmte Perspektive und einen bestimmten Stil, manchmal bewußt, manchmal unbewußt. Auf jeden Fall erzielst Du damit eine bestimmte Wirkung bei den Leserinnen und Lesern: nämlich ob sie sich eher mit dem Lyrischen Ich (oder der geschilderten Person) identifizieren, ob sie das Gefühl haben, sie erleben das Geschilderte selbst - oder ob sie das Geschilderte aus einer Distanz heraus betrachten, einen Abstand dazu gewinnen. Das eine ist nicht "gut", das andere nicht "schlecht" und umgekehrt. Es geht nur darum, welche Wirkung Du als Autor bzw. Autorin erzielen will und welche sprachlichen und stilistischen Mittel Du dazu benutzt.

Da diese Wirkungen und Mittel sehr unterschiedlich sind, entscheidet man sich in kurzen Texten oft entweder für die eine Perspektive (Innensicht, Ich-Perspektve) oder die andere Perspektive (Außensicht, Beobachter-Perspektive). Beim Traum ist es nun so, dass man beides auch kombinieren kann: wir kennen sowohl Träume, bei denen wir das Erlebte unmittelbar erleben (und dies könnte dann in einem Text auch so geschildert werden) als auch Träume, in denen wir selbst das Ganze nur zu beobachten scheinen, als auch Träume, in denen wir uns selbst zu beobachten scheinen - und wilde Schwenks zwischen diesen Perspektiven. So sind eben Träume - alles ist möglich.

Das wären quasi aus Autoren-Sicht die Vorzüge, die der Rahmen eines Traums für das Erzählen bildet. Wie stark man dabei sozusagen eine Interpretationsleitflanke oder Zaunpfähle bereit stellt, damit die LeserInnen kapieren, dass es sich um einen Traum handelt, ist eine zweite Frage. Ich kann mir gut vorstellen, dass man einfach so in die Geschichte einsteigt und darauf vertraut, dass die LeserInnen irgendwann verstehen, dass es sich um einen Traum, eine Phantasie etc. handeln könnte. Das reicht im Grunde. Der Erzählrahmen "Traum" hat natürlich auch den Vorzug, dass der Träumer - wie der Autor - nicht in Gänze verstehen muss, was oder warum das alles passiert oder was es bedeutet: er muss nicht allwissend sein. Das kann das Erzählen leichter machen: man muss nichts erklären, Dinge können sonderbar oder mehrdeutig sein, können real oder symbolisch sein etc. Das alles kann die Neugier des Publikums wecken und schüren und es dazu verleiten, über das Geschehen nachzudenken, es nachzuempfinden, auf sich wirken zu lassen - und das ist schon eine ganze Menge von dem, was man mit einem Text bewirken kann.

Herzliche Grüße

x-Riff

P.S.: Es gibt in der Literatur viele unterschiedliche Perpektiven, die manchmal auch anders benannt werden. Die zwei grundlegenden Perspektiven, die ich geschildet habe, finden sich allerdings so oder so ähnlich auch in der Literatur bzw. der Betrachtung von Literatur wieder.
 

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