Offene vs. Standard-Tunings für Klangvariation (spez. Open G / Keith R.)?

Hätte ich eine eigene Gitarre für Open Tunings, würde ich das wahrscheinlich so machen.
Hol Dir doch bei e-bucht klein... eine günstige dafür. Muss doch nix super custom mässiges sein. Irgend ne "Hausmarke" oder halt Augen offen halten.

Hab mir auch für solche Spielereien und zum rumprobieren/experimentieren vor längerem ne E und ne A Gitarre zugelegt, relativ günstig (aber klingen geil) ... da kann mer auch mal Saiten weglassen, oder ganz andere Möglichkeiten ausprobieren, wie oktav. Doppelsaiten (3x2 Chöre)...
Oder nur ADAD oder GDAE... oder wie ne Saz (3 Saiten) GDA usw usf.

Oder einfach mal ein Mini-Skateboard unter die Saiten am Korpus legen, klingt die Klampfe (v.a. bei Akustik/Western) wie Sitar :-D

Lässt viel Spielraum, is zwar immer bissel Frickelei mit einstellen, aber mein Gott, gibt schlimmeres.


btw:
Höher als G beim Stimmen (obere E Saite) würd ich niemals gehen. Erstens is da doch arg Zug drauf, 2. klingts einfach nicht mehr.
 
Was Custommässiges würd ich mir so oder so nicht kaufen - da hab ich nicht die Kohle dafür. Und für eine weitere Gitarre eigentlich auch keinen Platz. Umstimmen geht ja schnell, das dauert nicht länger als eine Minute.
 
So, lasst mich mal rein, ich bin Arzt. Nunja, nee, aber ich spiele Open Tunings, richtig oft und dauerhaft und nicht "nur mal so". Fühle mich berufen, hier mal etwas Ordnung reinzubringen:

Ein Open G erlaubt es halt, einen Akkord mit einem Finger zu spielen. Die offenen Saiten sind G, wenn man ein C will dann ist das ein 1-Finger-Barree am 5, Bund, D ist am 7... usw usw. DAS ist schonmal einfach, viel einfacher als klassisches Akkordspiel. Und hinter diesem einen Finger kann man dann noch mit 1-2 Fingern noch Verzierungen in Richtung 7 oder 9 draufsetzen, oder eben gleich noch nen anderen Akkord draus machen. Auch das ist einfach.

Open Tunings leben davon, dass man einfach "irgendwie" in die Saiten hauen kann, und es klingt "richtig". Man kann sehr gut rotzig spielen und es klingt trotzdem, weil ja "in sich" immer stimmig. Im Sinne von Keith also durchaus ergonomisches Spiel! Und weil es einfach geht und schnell gut klingt, hat man auch mal fix ein neues Riff im Kasten ohne dass man gross greifen und denken und sortieren muss.

Wenn man eins tiefer einsteigt - bei Keith kommen gerne mal offene Saiten vor, die ja nun auch wieder anders klingen als gegriffene. Gutes Beispiel ist Brown Sugar - der Erste Akkord im Chorus ist ein "alle Saiten offen" G, und auch danach im Lick/Riff kommt noch mal die "null" vor. Das rumst wirklich fein. Sowas geht halt im Standard-Tuning bei einem Dur-Akkord quasi nicht... und auch genau deshalb ist so ein Stück nicht "authentisch" im Standard-Tuning nachzuspielen. Es klingt einfach immer anders - man muss kontrollierter rangehen, mehr abdämpfen, "besser"/sauberer spielen und sofort ist man in einem anderen musikalischen Territorium. Gilt ebenso und insbesondere so beim Slide-Spiel.

(Ich sage nicht, dass man nicht auch im Standard-Tuning geile Riffs spielen kann - das beweisen ja z.B. auch AC/DC oder ZZ Top und Co. - aber es gibt halt einen besonderen Charakter beim Open Tuning)
(Gegenbeispiel von mir selbst: mir war total unverständlich, dass "La Grange" von ZZ Top nicht in Open A sein sollte, wo das doch quasi ein John Lee Hooker Song ist, und ich dachte das geht nur in Open A... aber anderes Thema).
(Um die Kurve wieder zu kriegen: bei den Black Crowes ist auch Rich Robinson auf vielen klassischen Songs in Open G, das hört man raus, und hier ist der spielerische Ansatz auch ähnlich wie bei Keith - und auch hier sind die Songs z.T. in Standard Tuning nicht wirklich authentisch nachspielbar).

Andererseits... hat Mr Richard ja sowohl vorher als auch nachher durchaus passable Songs/Licks/Riffs im Standard-Tuning geschrieben, also ist das keine 1-zu-1-Verbindung. Open G ist aber in der Tat eine durchaus andere Welt, was Gitarrenspiel angeht, es klappt (fast) nix mehr von dem, was man sonst so gelernt hat. Dafür klingt's eben auch anders und macht Vieles einfacher. Open G Tuning ist halt "eigentlich" auch ein Banjo Tuning, deswegen klingt's immer irgendwie nach Roots/Blues/Country.

Aber Vorsicht - Anderes wird schwerer bis unmöglich! Dur und Dur7 geht bestens, auch mit bisschen sus kann man spielen, aber ein simples Moll ist schon mal idiotisch schwer bis "klingt nicht". Wenn die ganze Gitarre auf G-Dur gestimmt ist, dann ist diese doofe Moll-Terz halt echt nicht zu kriegen! (Aus dem Open D/E hat man dann fix mal ein Open D/E Minor Tuning gemacht, wenn man z.B. diverse Songs von Skip James oder Bukka White spielen will). Open Tunings mit Moll geht halt nur bedingt. Und ueberhaupt, wenn es um Vierklänge geht, ist's auch absolut vorbei mit irgendwelchen Vorteilen, oft ganz im Gegenteil. Klingt nicht, nicht greifbar, nicht sinnvoll, irgendwie oft wirklich nur Krampf.

Auch spannende Solo-Arbeit ... naja, die gelernten Licks klappen nicht, und spannende Laeufe usw. muss man halt neu lernen und sie werden tendenziell dann doof - weil eben alles auf den offenen Dur-Akkord hin optimiert ist und nicht auf flexible "Greifbarkeit". Gibt schon auch einen Grund, warum es wenig richtig geile Gitarrensoli in Open G gibt (ein paar gibt's in Open D, gerade mit Slide, z.B. Duane Allman ... aber da "stimmt" eben auch der Intervall der beiden hohen Saiten).

Zur fehlenden 5. Saite - die ist in der Tat grenzwertig bis unnötig. Du spielst in G, das G hast du 2 Mal am Start, und das D hast du sogar 3 Mal ... auf das ganz unten kann man getrost verzichten, der Bass sitzt ja eh beim untersten G (... 5th String, "A-Saite"). Und gerade wenn noch die Band mit am Start ist, sollte man sich als Gitarrist eh da drunten raushalten. Komme wieder zurück zu oben: Die fehlende tiefe Saite erlaubt nochmal mehr "rotziges" Spiel, man muss hier nix abdämpfen. Einfach druff und gut is'.

Wer mal reinschnuppern will - gerade "Brown Sugar" ist in Open G echt nicht anspruchsvoll, macht schnell Laune, und man hat viele der klassischen Keith-Richards-Techniken und Akkorde in einem Song zusammen. Kann ich nur empfehlen, erweitert den Horizont und macht Freude.
 
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Das klingt sehr gut, ich werden mal meine Tele auf Open G umstellen und die dickste Saite entfernen. Reicht da weitrhin der 10—49 Satz oder sollte ich stärkere Saiten nehmen, weil ja dann die 49er fehlt. Muss man den fehlenden Zug auszugleichen?
 
Das Netz sagt:
G - 42, D - 30, G - 18, B - 15, D - 11

Keine Gewähr. Ich habe immer 6 Saiten.
 
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Die tiefe E Saite wegzulassen macht mMn nur Sinn wenn ein Bassist mitspielt ......
 
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@DerZauberer bringt es auf den Punkt!
Mit oder aufgrund der Keef Open G Stimmung lassen sich viele der Richards Parts in den Songs total simpel spielen und ermöglichen so auch die lässigen Faxen, die Keef während der Stones Shows macht und ich bin mir gar nicht sicher, was da bei ihm mehr Antrieb war: die Rhythmusgitarre bei Rock‘n Roll Songs möglichst easy zu machen, oder der spezielle Klang dieser offenen Stimmung (was aber Solieren ziemlich schwierig macht).
Es zeigt in jedem Fall IMO das Keef es schon immer völlig egal, war wie virtuos sein Gitarrenspiel war.
 
Soweit ich weiß ist Keith ja durch Ry Cooder zur offenen Stimmung gekommen. Und wenn es stimmt was er in seiner Autobiographie geschrieben hat, war er immer schon neugierig von anderen zu lernen. Wenn man bedenkt, dass er ja auch erst Ende der 60er auf Open G gekommen ist, zeigt das eigentlich, dass er eigentlich ein ziemlich guter Gitarrist ist, weil er das recht nahtlos umsetzen konnte.
 
na ja, ein tighter Gitarrespieler unbedingt. Immer cool. Aber seine eigentlichen Qualitäten sehe ich bei ihm im Songwriting. Licks und Riffs massenhaft. Da kommt so schnell keiner ran.
 
Guten Tag
ich habe mich grade mal neu angemeldet, lese zwar schon eine Weile mit aber war irgendwie immer zu faul....., da ich aber auch schon eine ganze weile im Open G spiele (übrigens auch mit 5 Saiten) habe ich es jetzt doch mal geschafft :)

DerZauberer hat da schon alles sehr schön beschrieben, wobei Brown Sugar soweit ich weiß gar nicht von Keith ist sondern eine reine Jagger Kompositión, aber egal der Tip ist trotzdem genial, weil wer Brown Sugar beherrscht kann nahezu alle Stones Titel in open g spielen Sway, Start me up, All Down the Line u.s.w. und mit einem Capo im 4. Bund dann auch die in B Street Fighting Man, Happy, Tumbling Dice und
Jumpin Jack Flash spielen. Selbst das eigentlich in Standard oder Open E gespielte Gimme Shelter klingt gar nicht mal so schlecht.
Was die Moll Akkorde angeht, die kann man auch mit dem selben Fingersatz immer verschieben, macht der Keith ja auch so z.B. in Wild Horses weil da ist ja ein Bm und ein Am drin.

 
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...., da ich aber auch schon eine ganze weile im Open G spiele (übrigens auch mit 5 Saiten) habe ich es jetzt doch mal geschafft :)...

Willkommen :).

Auf was für einer Gitarre hast du die 5 saiten? Welche Stärke spielst du dabei und musstest du was am Halsstab rumstellen?
 
Hallo

eine Squier Tele, 10er und der Halsstab, oh schon eine Weile her, am Anfang glaube nicht, aber beim nächsten Saitenwechsel hatte ich dann alles neu Eingestellt auch den Halsstab
 
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Ah ja, open tunings :great:
Auch lange Zeit einen Bogen drum gemacht, irgendwann vor 5 Jahren oder so habe ich dann Open G minor (D-G-D-g-Bb-d) - also die Mollvariante - für mich entdeckt.
Ist nicht so sehr verbreitet, ich finde das aber eine unheimlich inspirierende Stimmung speziell zum Songwriting.
Damit klingt alles gleich ganz anders und irgendwie spannend, was ich eine gute Basis für neue Ideen finde. Die üblichen Akkorde der Standardstimmung hört man sich halt irgendwo schon recht leid im Laufe der Jahre.
 
Was die Moll Akkorde angeht, die kann man auch mit dem selben Fingersatz immer verschieben, macht der Keith ja auch so z.B. in Wild Horses weil da ist ja ein Bm und ein Am drin.
Mein Punkt war hier, dass Moll einfach schwieriger ist.
Im Standard Tuning kann man bei Moll ja oft einen Finger weglassen wegen kleiner Terz (z.B. beim klassischen E-Shape ... z.B. A-Dur am 5. Bund zu A-Moll ist ein Finger weniger.

Bei Open G ist halt der A-Dur
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(also ein Finger platt auf alle Saiten)

...aber der A-Moll
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(was zumindest ich nicht wirklich einfach und komfortabel finde, aber das ist ein valider Moll-akkord und meiner Erinnerung auch der, den Keith spielt)

Dur kommt im Open Tuning natuerlich, weil ja alles in Dur gestimmt ist - bei Moll muss man halt die Mollterz finden. Einfacher beim Riffing und Licks, da geht's um einzelne Töne, schwieriger bei "vollen" Akkorden (z.B. auf der Akustik-Gitarre).

Wir sind aber ansonsten schon zusammen ;) Welcome to the forum.
 
Danke, ja Recht hast Du, aber der liebe Keith ist ja auch nicht unbedingt für sein präzises Gitarrenspiel bekannt :)

den Am spielt er
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den kann man dann schön verschieben, oder sogar nur als Am7
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Soweit ich weiß ist Keith ja durch Ry Cooder zur offenen Stimmung gekommen. Und wenn es stimmt was er in seiner Autobiographie geschrieben hat, war er immer schon neugierig von anderen zu lernen. Wenn man bedenkt, dass er ja auch erst Ende der 60er auf Open G gekommen ist, zeigt das eigentlich, dass er eigentlich ein ziemlich guter Gitarrist ist, weil er das recht nahtlos umsetzen konnte.
Jo habe es auch gelesen, aber wenn man sich mal alte Videos der Stones anguckt, insbesondere "Little Red Rooster" so um 1965 liegt der Verdacht nahe das damals schon Brian Jones die offene G Stimmung für seine Slide-Parts genutzt hat.
 
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Brian Jones galt in der Anfangszeit ja auch als der eigentliche musikalische Kopf der Stones. Nur leider haben ihm die Drogen und seine Persönlichkeit sehr zugesetzt, weshalb es dann zum Absturz und schliesslich zu seinem Rauswurf bei der Band kam. Sein Verhältnis zu den "Glimmer Twins" scheint ja auch sehr darunter gelitten zu haben.
 
Lustig. Gestern abend habe ich auf youtube rumgezappt, da hab ich zufällig das hier gesehen, wo es darum geht -er raucht glaube ich immer :) (die arme Gitarre.....später so ab Minute 12:50):
 
Das Interview kenne ich auch. Wie er die E Saite von der Gitarre reißt. Und das Ding dann innerhalb von Sekunden gestimmt hat. :eek: (Aber er nuschelt ja noch schlimmer als Springsteen.) Und die Finger! :eek: Da klagen hier so manche dass bei ihnen keine Barrees funktionieren würden, was soll denn da erst Keith sagen? :D
 
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Da ich ja hauptsächlich Bluesrock/Country machen möchte werde ich das bestimmt mal versuchen.
Gibt's Tipps was besonders zu beachten wäre

Hi .. 2016 haben wir uns mit ein paar Verrückten bei mir getroffen und den Laney User Day abgehalten. Einer der Dozenten war mein Lehrer Gerd Vogel (Sunnyland Blues Band). Er hat einige Anregungen zum Thema Slide gegeben ..

Strat und Dobro sind Open G ... die rote ist Open D (alles eine Saite tiefer)



Gruß
Martin

P.S.

Welche Stärke spielst du dabei und musstest du was am Halsstab rumstellen?

Da es nicht so wirklich den Satz gibt, der mir passt, bin ich hier gelandet.

  • Stärken 009, 011, 016, 024, 032, 042, 054



Die 009 kommt dabei in den Müll. Auf der Gitarre landen 11-54

An meiner Slide Tele (die auch mehr Luft unter den Saiten hat, dann donnert man nicht ständig gegen die Bünde, musste der Halsstab nicht verändert werden. In Normalstimmung spiele ich 10-52 ... also nicht so weit weg.
 
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