Nach der gestrigen Show in München steht fest:
Wenn's um Bier geht, ist mit Ralph Santolla nicht zu spaßen.
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Entweder mag man in München keine Österreicher oder mein Iro war wieder mal der Grund (von wegen Klischee), weswegen ich gestern schon zum zweiten Mal innerhalb relativ kurzer Zeit von der bayrischen Polizei komplett durchgefilzt wurde. Auf der Hinfahrt nach München mal schnell an der Raststätte die Blase leeren kann da schon mal zu einem wirklich erniedrigenden Erlebnis werden. Sich im kalten Regen zu entblättern und sich nebenbei Kommentare über das äußere Erscheinungsbild (welches laut Polizei auf Rauschgiftkonsum schließen lässt) gefallen zu lassen, kann einem schon mal die Vorfreude auf ein schönes Konzert vermiesen. Nachdem ich letztens am Münchner Hauptbanhof aus demselben Grund beinahe meinen Zug (in welchem meine Kollegen nichtsahnend auf mich warteten) nach Hause verpasst hätte, wäre mir gestern die erste Vorband fast durch die Lappen gegangen. Naja, nachdem ich mit Drogen nichts am Hut habe und auch keinen Alkohol getrunken hatte, hat sich dieses erotische Erlebnis wenigstens nicht allzu sehr in die Länge gezogen und ich kam dann trotzdem noch rechtzeitig an, um mir die Schweden von Avatar anzusehen.
Obwohl zu diesem Zeitpunkt noch absolut nichts los war vor der Bühne, haben Avatar mächtig eingeheizt und eine tolle Show inklusive Dauerheadbanging/-posing geboten, welche den Eindruck vermittelte, dass sie trotz mangelndem Publikum Spaß an der Sache hatten.
Die Musik haute mich zwar nicht wirklich vom Hocker, aber die Kommentare zwischen den Songs und die Energie, mit welcher die Band ihre Songs rausgehauen hat, war dennoch beeindruckend.
Zu Holy Moses will ich mir jetzt kein Urteil erlauben, da mir die Band einfach überhaupt nicht gefällt und auch die ständigen Bemerkungen der Frontfrau bezüglich ihrer Lungenentzündung, welche sie angeblich mit Hilfe eines Drogencocktails in den Griff gekriegt hätte, nervten auf die Dauer ziemlich.
Not my cup of tea, aber offensichtlich hat es der Meute gefallen, weshalb die Show wohl dementsprechend gut gewesen sein muss.
Rauchverbot sei Dank, pilgerte der halbe Saal nach Holy Moses erst mal raus und ich sicherte mir sofort einen Platz in der ersten Reihe. Nachdem der Roadie Ralph Santollas Jackson genau vor mir platziert hatte, wusste ich, dass es die richtige Entscheidung war, sich rechts zu halten.
Möglicherweise bin ich aufgrund meiner Begeisterung für Obituary etwas voreingenommen, aber außer Slayer hat mich live bisher noch keine Band so fesseln können. Setlist war genial (Songauswahl+Länge), Tardys Stimme überraschend kraftvoll, und als Bonus natürlich Ralph Santolla, dessen Solospiel zwar oft etwas unsauber war, direkt vor meiner Nase. Die Band ließ sich ihr Alter (beziehungsweise damit verbundene Ermüdungserscheinungen) keineswegs anmerken, weshalb es mich besonders freut, dass ich sie dieses Jahr wohl noch mindestens dreimal sehen werde.
PS: Auf Anfrage erlaubte mir Ralph, ein Plek von seiner Jackson zu pflücken -> Ich hatte sofort das Gefühl, er habe etwas kleinere Hände und die Größe des Pleks bestätigt wohl meine Vermutungen..
(s. Bild - zum Vergleich ein Plek von Paul Quinn)
PPS: Die Heimreise führte mich erneut durch eine Polizeikontrolle, jedoch hat es dann glücklicherweise das Auto vor mir erwischt.
PPPS: Zum Einleitungssatz: Ein Stagediver hatte es gewagt, zwei Flaschen Bier aus Ralphs Alkvorrat zu entwenden, was dieser mit einem freundlichen "Fuck you!", gefolgt von einem heftigen Stoß, welcher den vermeintlichen Dieb auf die Monitorbox krachen ließ, begrüßte.