Was spricht denn dagegen wenn sich jemand auf Grund einer solchen Beschreibung ausmalt, wie eine Gitarre klingt ?
Gar nichts. Jeder kann sich gerne alles mögliche ausmalen was er will. Die Frage ist halt, wie letztlich Vorstellung und Realität übereinstimmen. Und das ist meiner Erfahrung nach oft einfach nicht gegeben.
Einfach aus dem Grund, dass jeder anders hört. Was für den einen basslastig ist, ist für den andern schon ausgewogenen Klang. Es gibt einfach keine objektiven Richtwerte.
Ich persönlich bin einfach kein Freund davon Sounds in Worte zu fassen. Ich mache das manchmal zwangsweise, aber gefallen tut mir das nicht.
Nach welchen Kriterien kaufts du dir denn ein Auto ? Indem du in 10 Autohäuser gehst und 30 Modelle ausprobierst ?
Was wäre daran schlimm/Wie denn sonst? Also ich kauf mir mein Auto jedenfalls nicht, indem ich in nem Katalog blättere und dann bestelle.. Natürlich geh ich zum Autohändler/-verkäufer und setz mich da mindestens mal rein..
wenn du beipielsweise als Gitarrist gar keinen Plan hast (oder schon von jeder Sorte eine Klampfe im Schrank, je nachdem) dann bringt es auch nichts wenn du 10 verschiede probierst wel spätestens bei der 4ten weisst du nicht mehr wie die erste geklungen hat (das Ohr hat leider kein Gedächtnis).
Findest du nicht, dass man ein Gedächtnis für Sounds hat? Also wenn ich 4 Gitarren anspiele, weiß ich ehrlich gesagt ziemlich genau, wie die alle klingen, und welche mir gefällt und welche nicht. Das weiß ich sogar noch nach 20 Gitarren, vor allem wenn ich zwischendurch vergleiche. Es gibt doch total charakteristische Sounds, die man immer wieder erkennt. Und grad, wenn ich selbst drauf spielen darf, kommen ja noch die ganzen haitischen Geschichten dazu.
Wenn man natürlich wie du sagst "gar keinen Plan" hat. was helfen einem dann irgendwelche Beschreibungen? Da hängt man doch noch weiter in der Luft.
Und das bei einer >2000€ Gitarre die Holzauswahl nicht mehr entscheidend ist, diese Erfahrung habe ich nicht gemacht.
Dann hast du andere Erfahrungswerte als ich. Das ist ja auch kein Problem. Man muss meine Meinung nicht teilen.
Ich hab in den letzten 2-3 Jahren Dutzende, wenn nicht mehrere hundert "Meister"-Gitarren (Gitarren über 2000€, ob jetzt rein meisterlich handgefertigt, oder als Serienproduktion) angespielt.
Meine Erfahrung die ich daraus gezogen hab, ist: Fichte/Palisander kann völlig anders klingen als Fichte/Palisander. Und je teurer Gitarren sind, desto weniger kann man wirklich den Holzarten einen spezifischen Klang zuordnen.
Spiel man, wenn du die Gelegenheit hast sowas an wie eine Imai, eine H.H.Herb, eine Rössler und eine Hanika aus ähnlichen Preislagen an, die alle Fichte/Palisander sind. Das sind einfach 4 Ecken einen Quadrats, die sich grundlegend unterscheiden.
Das geht soweit, dass du mir glauben würdest, dass meine Rössler aus Voll-Koa wäre, oder nen Mahagonikorpus hat, wenn du den Sound hörst, je nachdem, wie ich drauf spiele.
Das Tolle an (vielen) Meistergitarren ist, dass sie eine klangliche Bandbreite mitbringen, ein "von .. bis", und diese Bandbreite ist wesentlich weiter als bei Instrumenten im 1000€ Sektor.
Natürlich gibt es immer noch riesige Unterschiede, ebenso, wie extrem spezialisierte Instrumente. Aber ich persönlich finde, dass man diese Unterschiede weniger am Holz, als eher am Gitarrenbauer/Regionen festmachen kann.
Also ich höre eher, dass es ne Gitarre eines spanischen Gitarrenbauers ist, als ob es eine Zeder/Palisander- oder Zeder/Mahagoni- Gitarre ist.