Notenschlüssel für Laien

Notenschlüssel geben Tonbereiche an und machen Noten vieler Instrumente damit besser lesbar.

Zwei Mal nein.
Genau genommen gibt der Schlüssel keinen Bereich an, sondern bestimmt eine einzige Tonhöhe, aus der man sich die anderen ableiten kann. Wo hört denn der Bereich auf? Bei der ersten Hilfslinie oder erst bei der dritten?

Und er macht die Noten nicht besser lesbar, sondern er ist elementar, um die Noten überhaupt lesen zu können. Immer wieder erlebe ich, dass Leute einfach nach Violinschlüssel lesen, wenn keiner da steht. Aber wie kommt man darauf? Ohne Notenschlüssel ist nichts lesbar. Es sind dann einfach Punkte auf fünf Linien. (Ausnahme Schlagwerk, wo ohne Tonhöhe gearbeitet wird)


Ich glaube, eine ganz schnelle Erklärung gibt es nicht für komplette Laien. Um den Sinn dahinter zu verstehen, muss man doch ein gewisses Vorwissen über Musik haben. Ich erinner mich an eine Dame, die mich mal an der Bushaltestelle angesprochen hat, als ich gelernt habe. Als ich ihr gesagt habe, ich würde Musik lernen, sagte sie, das fände sie ganz toll und ob ich ihr sagen könnte, wie lang denn eine Viertelnote in Sekunden dauert. Was für uns selbstverständlich ist (man kann in verschiedenen Tempi spielen, Instrumente haben einen bestimmten Tonumfang, es gibt mehr Töne als auf fünf Linien darstellbar) ist für andere Menschen ein Mysterium.

Es gibt da in den lustigen Aussagen von Nicht-Musikern ein tolles Beispiel:
Vom Betriebsrat organisiertes Firmenquiz, wo ein paar motivierte Kollegen selbst die Fragen aus allerlei Themenbereichen zusammengestellt haben.
Irgendwann erscheint auf der Leinwand in etwa Folgendes mit der Frage "Was ist das?":
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Ich: ".......... DONAUWALZER"
Kollege : "Häh? Woran siehst du das?"
Ich (mit Laserpointer auf die Noten zeigend): "Naja... Da-da-da-da...Da-da...Da-da..."
Kollege: "Ahja und diese Klammern lässt einfach aus?"
"Das ist ne Pause"
"So ein Blödsinn, warum sollte es ein eigenes Zeichen dafür geben, wenn man ne Pause machen soll schreibt man an der Stelle einfach nix hin"

Das ist so ungefähr das, wovon man ausgehen müsste. Und da ist nichts mit 20 Sekunden.
 
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genauso kann der G-Schlüssel mal auf die mittlere Linie gesetzt werden (kommt niemals vor, ist aber logisch gesehen möglich).
Doch, kommt vor: Das berühmte-C-Dur Präludium von Bach in einer alten Handschrift (gibt's bei imslp.org)

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(Na gut, C-Schlüssel auf der untersten Linie, aber das ist ja das selbe ...)


Viele Grüße,
McCoy
 
Natürlich zeigen Notenschlüssel einen Bereich an, daher kennt man auch Namen wie Sopran, Alt, Tenor und Bass-Schlüssel.
Dass Noten erst durch die Schlüsselangabe hinsichtlich ihrer Tonbezeichnung definiert werden ist selbstverständlich richtig und im Satz von mir implizit.
Ansonsten hätte die Aussage keinen durch Anwendung prüfbaren Inhalt.

Wenn man das haarspaltend sehen will, was sicher niemand aus der Zielgruppe von Beitrag 1 in den Sinn käme, dann geschieht die Bereichsangabe des Schlüssels indirekt über die Referenzeigenschaft der damit definierten Tonbezeichnung.

In der Praxis werden nur selten mehr als 3-4 Hilflisinen über oder unter dem System notiert, sonst wird zwecks Lesbarkeit statt vieler Hilfslinien bekanntlich im System mit ottava alta bzw. bassa notiert.
Die wenigsten Spieler lesen Noten mit so großem Ambitus wie Pianisten und Organisten, meist sind es nur 3-4 Oktaven.

Dem Anspruch der 20 Sekunden-Vorgabe folgend habe ich Vieles wieder streichen müssen, was mir zum Thema zunächst eingefallen ist.

Am Rande, weil Du es besonders genau nehmen willst: eine Tonbezeichnung ist wie der Schlüssel zum Tonbereich nur eine mittelbare Angabe zu einer Tonhöhe.
Tatsächlich ergibt sich die Tonhöhe einer Tonbezeichnung erst aus der angewendeten Stimmung, die bekanntlich nicht unbedingt bei a' =440 Hz liegen muss. Das kann an der Orchestertendenz zur höheren Stimmung liegen oder schlicht daran, dass man sich als Solostimme nach einer realen Kirchenorgel richten muss.

Gruß Claus
 
Rein inhaltlich:
Der Notenschlüssel gibt an, welcher (konkrete) Ton mit einer Note (= Symbol auf Notenlinien) gemeint ist.
Dabei beschreibt der Notenschlüssel, welche Tonhöhe (Tonbereich) gemeint ist und wie (demzufolge) beispielsweise die Note heißt, die genau in der Mitte von 5 Notenlinien steht (und die der anderen Noten natürlich auch).

Notenschlüssel braucht man deshalb, weil wenn man alle Töne und Tonbereiche auf einem Blatt darstellen wollte, die in einem Orchester vorkommen (mit ganz unterschiedlichen Instrumenten in ganz unterschiedlichen Tonhöhen von ganz hoch bis ganz tief), man viel zu viele Notenlinien bräuchte und das vollkommen unübersichtlich wäre.
Die einzelnen Musiker_innen bekommen also immer nur den Bereich der Noten, den sie (zum Spielen ihres Instrumentes) brauchen. Wie der dann zu lesen ist, sagt ihnen der Notenschlüssel.

Wäre das inhaltlich zutreffend?

x-Riff
 
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Es ist nur umgangsprachlich die Tonhöhe, fachlich gesehen aber die Tonbezeichnung, die vom Schlüssel definiert wird.

Die dritte Linie im Basschlüssel verweist auf die Tonbezeichnung "d", die dritte Linie im Sopranschlüssel auf die Tonbezeichnung "h", wenn keine Vor- und Versetzungszeichen einwirken.

Welche Tonhöhe diese Töne haben ergibt sich erst aus der Stimmung (Stimmton und ggf. Stimmungs-System).

Gruß Claus
 
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Danke @Claus

Dann eher so - rein inhaltlich:
Der Notenschlüssel gibt an, welcher (konkrete) Ton mit einer Note (= Symbol auf Notenlinien) gemeint ist. Also wie beispielsweise die Note heißt, die genau in der Mitte von 5 Notenlinien steht (und die der anderen Noten natürlich auch).

Notenschlüssel braucht man deshalb, weil wenn man alle Töne auf einem Blatt darstellen wollte, die in einem Orchester vorkommen (mit ganz unterschiedlichen Instrumenten in ganz unterschiedlichen Tonhöhen von ganz hoch bis ganz tief), man viel zu viele Notenlinien bräuchte und das vollkommen unübersichtlich wäre.

Die einzelnen Musiker_innen bekommen also immer nur den Bereich der Noten, den sie (zum Spielen ihres Instrumentes) brauchen. Wie der dann zu lesen ist, sagt ihnen der Notenschlüssel.

Wäre das inhaltlich zutreffend?

x-Riff
 
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Ich sehe das ähnlich wie X-Riff.
Für die Zwecke des TE - nämlich absoluten Laien in sehr kurzer Zeit etwas nahezubringen-, erscheint mir das ausreichend und auch bildhaft genug.

In einem Vortrag ( wenn die Frage kommt) stelle ich mir das so vor (Versuch!), ausgehend von X-Riffs Beispiel:

F: Was sollen denn diese komischen Zeichen da am Anfang der Linien?
A: Das sind Notenschlüssel. (zeichnet schnell 5 Linien auf dem Overhead-Display... und malt Notenschlüssel und irgendeine Note rein)
Notenschlüssel zeigen dem Musiker, welche Töne er genau spielen muss. In diesem Beispiel ist es der Ton a'.
Wenn ich einen anderen Notenschlüssel nehme, ist damit ein anderer Ton gemeint auch wenn er auf den Linien an gleicher Stelle steht.

Stellen Sie sich ein Klavier vor. Das hat viele Tasten, nämlich 88, und hat damit einen ziemlich großen Tonumfang.
(Lautmalerisch:) Bomm, bommbomm... Plingplilingeling ... Sie verstehen schon.

Wenn Sie ein Klavierstück ohne Notenschlüssel aufschreiben, brauchen Sie vielleicht mehr als 20 Notenlinien auf einmal. Und dann wird es ziemlich unübersichtlich, auch für den Spieler.
Stellen Sie sich einen Notenschlüssel wie eine Taschenlampe vor, die nur einen bestimmten Bereich der Tasten beleuchtet.
Der Klavierspieler sieht den Notenschlüssel und weiß sofort welche Töne er wo zu spielen hat, sprich welche Tasten er zu drücken hat.
Genauso ist es bei anderen Musikern und ihren Instrumenten. Notenschlüssel sparen Platz auf dem Papier und sind für geübte Musiker leichter zu lesen als zig-Notenlinien.

20 Sekunden konnte ich damit nicht einhalten. 1 Minute (mit Pausen an den richtigen Stellen) habe ich gestoppt ....
 
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@x-Riff Streng genommen werden nicht die Noten, sondern die Notenlinien entschlüsselt.
Jede Linie und jeder Zwischenraum stellt eine Tonhöhe dar. Welche gemeint ist, "sagt" uns der Schlüssel und wann der Ton dran ist bzw. gespielt werden soll und wie lang, die Note. Wenn man weiss, dass sich die heute geläufigen Notenschlüssel aus Buchstaben entwickelt haben und die Notennamen (im Deutschen mit Ausnahme des h) die Töne vom Kammerton a aus in alphabetischer Folge benennen, ist das Entschlüsseln nicht mehr schwer. Man überlegt sich, wieviel Linien und Lücken man von der Schlüssellinie rauf oder runter muss und zählt sich dann entsprechend durch das Alphabet.
 
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Dann soll es auch genau sein.

Wäre es also so?
Welcher konkrete Ton gespielt werden soll (gemeint ist) ergibt sich aus der Position des Notenzeichens in Bezug auf die Notenlinien.
Welcher Bereich der Noten gemeint ist (welcher Bereich der Töne im Orchester von ganz hoch bis ganz tief) und welche die Ausgangslinie (Bezugslinie?) bei den Notenlinien auf dem Notenblatt ist, ergibt sich aus dem Notenschlüssel.

Der Notenschlüssel ist also der Schlüssel, den man braucht, um Noten und Notenlinien entschlüsseln zu können, damit man die Töne spielen kann, die der Komponist gemeint hat, als er die Partitur geschrieben hat.

Wäre das korrekt?

Das wäre dann so etwas wie eine Kurzdefinition. Das Bild mit dem Schlüssel finde ich eigentlich sehr präzise, aussagekräftig und bildhaft zugleich. Bräuchte man etwas für Leute, die nicht wissen, was Noten, Notenlinien und Partituren sind, müsste man etwas schreiben, was ohne diese Voraussetzungen auskommt.

So ne Art: Notenschlüssel von der Maus erklärt ...
Das geht aber glaube ich schwer in 20 Sekunden und ohne Visualisierung ...

x-Riff
 
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Ja, so würde ich das auch sagen.
Zu den Bereich kann es aber Zusatzangaben geben, z.B. eine 8 unter dem Violinschlüssel. Das heißt dann, dass die Noten eine Oktave tiefer als notiert klingen. So war das früher bei Notation zu klassischen Gitarre eine übliche Angabe, heute spart man sich das meist, es wird quasi wegen des Instruments bereits vorausgesetzt (wie die oktavierte Hochstimmung bei sog. Piccolo-Trompeten).

Will man nur einzelne Taktbereiche oktaviert wiedergeben (lassen), dann schreibt man 8va (ottava alta) für Hochoktavierung und 8vb (ottava bassa) für die Tiefoktavierung. Die Aufhebung erfolgt über "loco" oder durch de Begrenzung einer gestrichelten Klammerung des oktavierten Bereiches.

In den amerikanischen Noten eines Werks von Michael Garson steht 8va lower statt 8vb, was streng genommen dann gar keine Änderung wäre. :D
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Gruß Claus
 
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@x-Riff :great:
Die Betrachtung und der Vergleich der Grafiken, die Prätorius den Beschreibungen verschiedener Instrumente beifügte, ist hinsichtlich der Entschlüsselung der Notenlinien besonders interessant, weil dort weit mehr als die heute üblichen Schüssel zu finden sind. Wenn man das gesamte System kennt, weiß man anhand der benutzten Schlüsselform bzw. Buchstabenform sofort, in welcher Tonlage man sich befindet. Die besten Beispiele habe ich in dem Dir bekannten Beitrag auf der ersten Threadseite verlinkt.
https://www.musiker-board.de/threads/notenschluessel-fuer-laien.678742/#post-8574234
(Bekomme das mit Handy grad nicht besser hin)

Gruß Lisa
 
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Ich bin wirklich fasziniert, was hier im Thread zum Thema alles zusammengetragen wurde, dem ich als Profi sogar das eine oder andere mir nicht so ganz geläufige entnehmen konnte :great:.

Ob das im Eingangsthread erwähnte "unmusikalische Publikum":
Wie kann man das einem unmusikalischen Publikum in 20 Sekunden erklären.
mehrheitlich mit derselben Faszination sich derart vertiefen möchte, wage ich aber stark zu bezweifeln. Einige gute 20-Sekunden-Erklärungen über die grundsätzliche Funktion der Schlüssel sind hier ja zu finden. Wer mehr darüber erfahren oder gar fließend Noten lesen und schreiben lernen möchte, der muss schon deutlich mehr als 20 Sekunden Zeit investieren und sich darum bemühen.

Ja, ja, ich weiß, das Bemühen ist heutzutage ein wenig aus der Mode gekommen und was nicht "instant" konsumiert werden kann, darum machen viele gerne einen großen Bogen.
Nur der wahrhaft Interessierte und sich Vertiefende wird endlich mit Wissen und Können belohnt.
 
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