Niemand hört mehr "neue Musik"/Chancen bekannter zu werden

  • Ersteller Tripelpunkt
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Es geht mir nur darum, dass man erstmal wenigstens von ein paar Menschen wahrgenommen wird. Ich habe schon in ein paar Bands gespielt. Oft haben wir nach Konzerten sehr großes Lob vom Publikum erhalten, die CD's verkauften sich hinterher am Merchstand auch meist gut. Bei Konzerten nehmen sich die Menschen gefühlt noch am ehesten wirklich die Zeit, einer neuen Band eine Chance zu geben.

Mit der Erkenntnis hast du den Kernpunkt getroffen: Konzertbesucher wollen das ganze Event. Und das ganze Event ist viel mehr als die Töne, die die Band auf der Bühne von sich gibt. Zwischen der gespielten Musik und dem Konzertevent als Ganzes differenzieren Konzertbesucher im Rausch des Events aber i.d.R. nicht. Das Event ist soviel mehr wert als nur die z.B. auf CD aufgenommene Musik, da ist es logisch, dass eine Aufnahme niemals die gleiche Wirkung entfalten kann. Schreibst du ja auch selbst:

Aber wenn es darum geht, Musik bei Amazon, Youtube, Spotify und wie sie nicht alle heißen, zu veröffentlichen, ist das Resultat meistens lachhaft. Da ist man schon froh, wenn man als unbekannte Band die 1k Klicks Marke knackt. Wenn man dann schaut, was für bekloppte Videos auf Youtube mehrere millionen Klicks generieren, kommt man schnell ins Grübeln...

Ja, deine Beobachtungen teile ich. Aufnahmen von Musik sind zwar schön und gut (und manchmal notwendig), aber sie sind eine konsumierbare und abstrahierte Form von dem, was Musik live sein könnte. Und im Netz sind reine Tonaufnahmen im Unterhaltungswert Videoaufnahmen i.d.R. unterlegen. Und Videoaufnahmen punkten durch attraktive Bilder, die Musik ist oft Nebensache. Wer primär seine Musik durch reine Tonaufnahmen bekannt machen will, begibt sich im Internet auf einen Weg, auf dem man tendenziell nur verlieren kann.

Eine wirkliche Wertschätzung gibt es meistens nicht mehr,

Du könntest deine Wertschätzung dann vielleicht besser aus anderen Dingen als den Klick- oder Verkaufszahlen deiner Aufnahmen ziehen.

Die Illusion, von der Musik leben zu können, hat sicherlich heute kaum noch jemand. Zumindest niemand, der schon ein paar Jahre dabei ist.

Nein, die Hoffnung, von Musik leben zu können, haben viele, und viele schaffen es. Ich auch. Ich habe keine genauen Zahlen, glaube und vermute aber, dass der prozentuale Anteil von Menschen, die ihr Geld in Deutschland mit und durch Musik verdienen, ziemlich hoch ist. Aber die produzieren dann halt nicht in erster Linie Tonaufnahmen.

Schade finde ich diese gesamtgesellschaftliche entwicklung im Umgang mit der Kunstform Musik aber sehr.

Im deutschsprachigen Raum ist Musik sehr hoch angesehen und es gibt zehntausende professioneller Musiker. International ist Deutschland als kulturell attraktives und musikliebendes Land bekannt, das in anderen Ländern als Beispiel dient. Gesamtgesellschaftlich kann ich einen negativen Umgang mit Musik nicht erkennen.
Bei Tonaufnahmen dagegen schon, da stimme ich dir zu. Tonaufnahmen als Konsumgut sind Segen und Fluch zugleich, das ist seit ziemlich genau 100 Jahren so. Das Internet und Streamingplatformen haben gesellschaftliche Tendenzen beschleunigt, die seit einem Jahrhundert existieren. Ich finde ja, es lohnt sich nicht, viel darüber zu klagen. Stattdessen sollte man andere Möglichkeiten des Geld- und Adrenalin-Erwerbs mit Musik suchen.
 
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Bei Tonaufnahmen dagegen schon, da stimme ich dir zu. Tonaufnahmen als Konsumgut sind Segen und Fluch zugleich, das ist seit ziemlich genau 100 Jahren so. Das Internet und Streamingplatformen haben gesellschaftliche Tendenzen beschleunigt, die seit einem Jahrhundert existieren. Ich finde ja, es lohnt sich nicht, viel darüber zu klagen. Stattdessen sollte man andere Möglichkeiten des Geld- und Adrenalin-Erwerbs mit Musik suchen.
Wie gesagt, aktuell dienen Tonaufnahmen als Promotion für Konzerte. Das war früher anders. Im Mainstream ist gar ein Trend, weg vom Album, hin zu regelmäßigen Einzelveröffentlichungen zu erkennen. Oft auch sog. Features oder Kolaborationen um die Streuung zu erhöhen. Oft gibt es 4-5 Singles,oder mehr, vorab und dann AlbumBoxen mit irgendwelchen Gimmicks, Merci und Gedöns wie bedruckten Kullis oder Schlüpfern.
Dennoch bin ich davon überzeugt dass die Kunstform Album nicht aussterben wird. Live, Albumproduktion, Artwork,Merchgimmicks,Promo,socialMedia,Videos...all das sind ja auch einzelne Kultur-/Kunstfelder und Märkte.
Hier ist gerade ein Umbruch zu erkennen.
Und ja, manche Künstler_innen bleiben da auf der Strecke wie auch manche Qualitäten aber im Prinzip geschieht all dies nur weil es Interesse und einen Markt gibt.

Schau in den Untergrund, dann siehst du was kommt.
 
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Specialty-Sendungen (30 bis 120 Minuten NUR klassischer Rock'n'Roll, NUR Jazz, NUR Blues, NUR Latin etc. ), das war super.
Darüber habe ich sehr viel "Neues" kennengelernt.

Diese Sendungen gibt es noch.
Vielleicht mit anderem Namen von anderen Leuten.
Es gibt Podcasts, online Radios, klassische Sender, yt Kanäle,.. ...
WFMU.org

Es ist einfach zu einfach zu sagen heute interessiert sich keiner mehr für neue Musik.
Ich denke es wird auch nichtmehr die klassischen Anhänger einer steifen Subkultur geben. Es entwickeln sich parallelkulturen, die Konsumenten haben mehr die Möglichkeiten zu switchen heute Jazz morgen Hardcore Techno.
Es wird diverser. Das war aber auch schon immer so.
Will ich präsent sein und /oder neues entdecken muss ich mich auf neues einlassen. Und dies ging nie so kostengünstig und unkompliziert wie heute.
In den 50er gab's parallel zu Schallplatte noch Grammophon Schellack Platten.
Ein schönes Medium, dagegen wirkt die Platte billig. War sie ja auch. Und schon gab es kleine Studios und neue Firmen die sich spezialisierten.
Musik konnte nun günstiger exportiert werden, es war leichter und billiger hier an Platten aus aller Welt zu kommen.
Usw.....

Wenn ich alles richtig mache und trotzdem niemand meine Musik dann liegt es, vielleicht heute mehr als gestern, unter Umständen auch einfach an der Musik.
 
Bei 8000 Teilen überwiegen die Treffer? Hast du mal die Lottozahlen vom nächsten Sonnabend oder ein paar Börsentipps?
das hat eher mit der Musikrichtung zu tun als mit Glück. Mein Archiv besteht aus ca. 98% aus Jazz, der Rest ist Klassik.

Ich hatte Jahre dabei, da hab ich auch 30-40 Konzerte gehört (teilweise auch als Betreuer der Musiker in einem Jazzclub) - (fast) eiserne Regel, ich habe an diesem Abend keine LP/CD gekauft, und wenn doch (z.B. weil die keinen Vertrieb hatten), hab ich die Musikkonserve erstmal 2-3 Wochen auf die Seite gelegt.
Konserve nach einem Konzert zu hören, macht das Erlebte kaputt, weil beim Jazz Konzert und CD zwei grundverschiedene Sachen sind.
 
Zur Ökonomie der Musik, aber auch darüber hinaus, gibt es das sehr spannende Buch Rockonomics von Alan B. Krueger.

Einen sehr kurzen Überblick gibt es als Video



Es liegt schon eine Weile zurück, dass ich das Buch gelesen habe, daher kann ich mich nur noch an wenige Highlights erinnern.
  • Durchschnittliche Amerikaner geben im Jahr mehr Geld für Kartoffelchips aus als für Musik.
  • Der Musikgeschmack wird irgendwann im Teenageralter ausgebildet und ändert sich dann kaum noch. (Hier im Forum gibt es davon vermutlich viele Ausnahmen.)
  • Musik ist eine "Superstar-Ökonomie" und Glück spielt eine große Rolle. Es gibt weniger Sitze im Olymp, als es Götter und Göttinnen gibt, die darauf sitzen könnten.
    Es gibt vermutlich eine ganze Reihe Künstler_innen, die genauso gut und begabt sind, wie Beyoncé oder Bruce Springsteen. Aber diese beiden haben es mit Glück an die Spitze geschafft und wer sie hören will, gibt sich auch nicht mit den anderen zufrieden.
 
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