Neuling sucht Rat zur Anschaffung einer Hammond

Gibt es eigentlich in der Spieltechnik für Klavier und Orgel einen großen Unterschied?

Ja.

Man spielt i.d.R. auf zwei Manualen. Und die linke Hand ist oft für den Baß zuständig. Es gibt kein Sustain-Pedal. Die Töne klingen solange eine Taste gedrückt ist, was besondere Klangeffekte erlaubt (Stichwort Streichholz) :). Man greift häufig über Kopf zum Leslieschalter, was beim Klavier nicht vorkommt.

Wem fällt noch was ein?
 
Und unteres Manual spielt man tendenziell Flächen, oberes fill ins?
 
Auf der Orgel ist Timing das A und O. Man spielt viel perkussiver als meist auf dem Klavier - was NICHT heißen soll, dass man das Klavier nicht perkussiv einsetzen kann und Timing da nicht wichtig wäre... Nur bei der Orgel ist das echt das wichtigste.

Ansonsten: viele Glissandi und ähnliche Techniken - einfach total anders, gar nicht mal alles in Worte zu fassen.
 
Und noch eine Anmerkung zu den Orgeln, bzw. zum Sound von Wunderlich und Lambert. Es stimmt, es gibt alte Venylscheiben auf denen beide mit einer M100 zu hören sind. Während Lambert später Wersi Orgeln verwendete, hat Wunderlich auf die H100 umgesattelt. Wenn man diesen Wunderlich-Sound sucht, halte ich eine H100 für die optimale Orgel. Die Leslies müssen dann auch nicht verzerren, d.h. man kann sehr viel Leslietypen auch die Transistorleslies verwenden. Die H100 hat im übrigen ein Doppelvibrato, das, wenn man die richtigen Boxen verwendet, ein ganz besonderer Vibratoeffekt ist, sodass man fast auf ein Leslie ganz verzichten kann.

Gruss Helmut

Angefangen haben beide mit einer M
Lambert wechselte dann kurz nach dem Gewinn des Hammond Wettbewerbes ( King of Hammond) zu Wersi und spielt dort auf den W 248 Modellen
Bis zum Erscheinen der Wersi Helios spielt auch Klaus auf einer W 248 S, die er für Solostimmen ab 1972 für seinen "New Hammond Pop Sound" verwendete in Kombination mit einer C3 ( Sinussound ) und einer Lowrey H 25 ( Strings ) und einem kleinen Bass Synthesizer.
Ab 1972 produzierte Klaus in seinem eigenen 8 Spur Studio.
Die C3 wurde dann relativ früh durch eine H 100 ersetzt, weil sie neben zwei Vibrato Scannern als einizige Hammond die MIXTUR Fußlagen " I " und " II " hatte. In Kombination mit dem 16 ` lassen sich so Sounds einstellen, die mit einer B3 , C 3 , A 100 nicht realisierbar sind. Ein Leslie hat Klaus nie verwendet.

Franz Lambert hat dann neben Wersi vorwiegend auf einer HX 100 Hammond gespielt. Gibt noch Videos mit dieser Orgel im Internet.
Diese HX 100 wurde später dann mit einem Rhytm Ace hochkant links seitlich ( unmöglich realisiert ) fest eingebaut versehen.
Ca 2006 hat sich der Kitschmillionär aus Wattenscheid diese Orgel samt der beiden Rotosonic Leslies zugelegt und 2007 in den Raum München verkauft.
Spätestens ab 1976 mit Aufkommen der Galaxis hat Franz Lambert dann nur noch auf Wersi gespielt.

Klaus tat dasselbe mit der Helios. Für Klaus waren die Gründe jedoch ganz anders gelagert. Mit der Helios war er nun endlich wieder in der Lage
LIVE aufzutreten, weil diese Orgel neben Sinussound auch Festregister, Pianoklänge und Streicher in einem Instrument schnell umschaltbar vereinte.
Den Begriff Sinussound sollte man jedoch etwas mehr differenzieren und man tut gut daran ihn einfach als Wersi - Sinussound zu bezeichnen.
Mit Hammond Sinus hat das nicht mehr viel zu tun.

Leider hat sich im Laufe der Zeit - nicht zuletzt wegen der vielen LP´s - es quasi eingebürgert den Wersi Sinus Sound als Hammond Sound zu bezeichnen, dh die Hörgewohnheiten der Leute haben sich geändert und niemand hat da wirklich genau nachgehakt.

@Kaltho
Wenn unterschiedliche Orgeln auf einem Tonträger vorzufinden sind, so liegt dies allein an den Plattenfirmen, die irgendwelche Titel von irgendeiner LP auskoppeln und auf einen neuen Tonträger zusammenmixen. Das findet man teilweise auch auf LPs aber erst recht auf CD´s.
Auf diesen Mix haben die jeweiligen Künstler keinerlei Einfluß, es ist alleinige Sache der Plattenlabels was wann wo und wie zusammengestellt wird.
 
Musik ist ja Geschmacksache - de gustibus non est disputandum -, aber James Carter als Saxophonist und Typ - nicht mein Fall.

Gerard Gibbs ist nett an der Orgel. Zumindest ist das Beispiel hilfreich, was den Spielstilunterschied zwischen Piano und Orgel deutlich macht.
Es gibt unzählige weitere Beispiele.
 
Hi Leute,

Vielen Dank für Eure Beiträge. Ihr habt mir sehr geholfen.
Nach dem ich mir noch einige Demos angehört hab ist meine Entscheidung gefallen. Es wird ne M100. Erst mal ohne Leslie. Den kann ich mir auch später noch holen.
Nach Karneval werd ich mal nach der Orgel umsehen.

Auf eine Frage hatte aber leider niemand geantwortet. Also noch mal:
Weiß einer von Euch einen Lehrer oder ne Schule für Orgel im Raum Köln - Bonn?

Grüße
Kaltho
 
@Simon: Ich sagte oben schon mal das ne T für mich ein nogo ist. Die hat elektronik. Röhren klingen einfach viel besser.

Dachte ich auch immer. Bis ich den Preamp in meiner C2 durch einen TrekII Solidstate Amplifier ersetzt habe. Es ist absolut kein Unterschied zu hören. Solange man die Röhren nicht zum zerren braucht, sind die Röhren nur fürs Gemüt besser;-) Deshalb finde ich es auch immer wieder lustig, wenn manche eine Röhrenorgel an einem Transistorleslie spielen. Andersrum lässt sich mehr guter Klang herausholen.

Die T Modelle klingen aus anderen Gründen weniger toll.

Die hat elektronik. Röhren klingen einfach viel besser.
Wie funktionieren denn Röhren? Hydraulisch? :gruebel:
 
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Andersrum lässt sich mehr guter Klang herausholen.
was ist das für eine Aussage, es kommt doch auf das Wunschergebnis an?
Röhrenleslies sind dann im Vorteil wenn der Sound etwas angezerrt oder noch stärker zerren soll. Wenn es um einen unverzerrten Sound geht, sind Transisitorleslisles den Röhrenleslies ebenbürtig. Wenn es um höhere Leistungen geht, sind sie sogar überlegen. Und wenn man "nur" mit einer Vollzerre spielt, dann geht das auch mit Transistorleslies.

Die T Modelle klingen aus anderen Gründen weniger toll.
Da bin ich jetzt bei Dir. Aber auch die L-100, klingt auch nicht mehr wie eine M-100, obwohl sie noch eine Röhrenvorstufe hat. Bei Keyboardpartner kann man nachlesen, was alles getan werden muss, um ein T-Modell einer M-100 klanglich anzunähern. Ich habe einen solchen Umbau bereits zweimal gemacht und fand danach die T-Orgel klanglich durchaus brauchbar, jedenfalls besser als eine L-/P-100. Die T-Modelle haben nämlich auch das schöne Scannervibrato, was z.B. der L-100 fehlt.
 
@Horbach: Ich habe mir diverse Modelle angehört. Auch ein T-Modell war dabei. Sorry, aber ich fand den Klang irgend wie flach. Da fehlte einfach was.
Es ist wie bei dem alten Röhrenradios. Die hatten auch einen ganz anderen Klang. Den kriegt eine Elektronik einfach nicht hin.

Natürlich funktioniert eine Röhre nicht hydraulisch. Röhren kann man natürlich auch als eine Art von Elektronik ansehen. Aber mit ganz anderen Werten.
Vielleicht sollte ich bei den Transistoren statt Elektronik besser Halbleitertechnik sagen. Das würde dann passender sein.
 
Hallo, ich möchte die T noch mal in Schutz nehmen. Hier ein Videolink von der Band Frumpy mit Kravetz. Er spielt über ein Röhrenleslie und es hört sich
wahnsinnig gut an.

http://www.youtube.com/watch?v=BDUQN0Chl-M

Wahrscheinlich ist die T getunt. Ich habe Kravetz eine Email geschrieben und gefragt, was er damals für diesen Sound getan hat, aber leider keine Antwort.

Deshalb eine Frage an die Community:

Was muss getan werden, dass eine T so geil klingt ? (außer sehr gut spielen, natürlich)

In der Hoffnung auf Antworten

Maze
 
Mal den sohn vom kravetz anmailen oder über facebook Kontakten, der ist redseliger und wird das in Erfahrung bringen.
 
Gratulation zur M100, eine gute Wahl!

@Horbach: Ich habe mir diverse Modelle angehört. Auch ein T-Modell war dabei. Sorry, aber ich fand den Klang irgend wie flach. Da fehlte einfach was.
Es ist wie bei dem alten Röhrenradios. Die hatten auch einen ganz anderen Klang. Den kriegt eine Elektronik einfach nicht hin.

Natürlich funktioniert eine Röhre nicht hydraulisch. Röhren kann man natürlich auch als eine Art von Elektronik ansehen. Aber mit ganz anderen Werten.
Vielleicht sollte ich bei den Transistoren statt Elektronik besser Halbleitertechnik sagen. Das würde dann passender sein.

Den Spruch mit der Hydraulik bitte nicht ernst nehmen ;) Elektronik ist überall, wo Elektronen fliessen. Sowohl bei Röhren als auch bei den Transen. Ich weiss schon, was du meinst, aber das ist eher Philosophischer als technischer Natur.

Interessant, ich dachte immer, auf dem Frumpy-Video sei eine M100 zu sehen. Da der Klang ja immer recht angeknabbert klingt, würde ich dem Leslie die Hauptschuld am guten Klang geben.

Das Problem der T-Orgeln ist schnell beschrieben. Monsieur Hammond - der ja seine Orgeln als Pfeiffenorgelersatz sah - erachtete den Keyclick als Fehler an seinen Orgeln. Je neuer die Orgel, desto mehr wurde dagegen angekämpft. Hauptsächlich mit Tiefpassfilter, die die hohen Frequenzen aus dem Signal filtern. Problem 1: Die Absenz der Obertöne nimmt der Orgel jeden Glanz und die "Luftigkeit" und macht sie mufflig. Problem 2: Dadurch wurden auch die hohen Sinustöne vom Tongenerator abgeschwächt, was durch einen höheren Ausgangspegel der einzelnen Pickups kompensiert werden muss. Dadurch wird die Sinuswelle mehr und mehr zur Rechteckwelle umgebogen, was den Klang zusätzlich verfälscht.

Um eine T Orgel zur M Orgel zu konvertieren, muss man die Grenzfrequenzen der Tiefpässe erhöhen und die Ausgangspegel der Pickups anpassen. Und zwar mechanisch und nicht nur mit Widerständen, um wieder den Sinus zu erhalten. Damit kommt man den klassischen Hammonds klanglich schon sehr nahe. Näher als mit einer unmodifizierten Röhren L100. Es gibt jedoch noch ein paar Details: Die Zugriegel mischen die Lagen mit Widerstandsnetzwerken statt Transformatoren, die Percussion ist anders intoniert und hat ein lahmes Decay, die Röhrenhammonds haben ein ausgeklügeltes Filter und Rückkopplungssystem zwischen den Verstärkerstufen, das man dann bei der T nicht hat, das Schwellpedal hat eine andere Filtercharakteristik mit einer anderen Dynamik als bei den Konsolen usw usf...

Apropos Röhren/Transistor und Klang: Ich finde, die Hammond X5, ganz ohne Mechanik und Röhren, klingt ziemlich geil:
https://www.youtube.com/watch?v=ncDsyavDx2c (kleines Solo bei 3:00)
 
Gabs denn vor über 40 Jahren überhaupt schon getunte Hammonds? Oder ist das nicht etwas, was viel später erst gemacht wurde?

Getunte Hammonds waren mir zu dieser Zeit nicht bekannt. Es mag aber schon sein, dass findige Techniker den Click an T-Modellen reaktivieren konnte. Was aber damals schon recht häufig gemacht wurde, dass man die Leslieinternen Verstärker durch Marshals, Stramps oder andere Gitarrenröhrenamps ersetzte (und natürlich eine passive Frequenzweiche). Dadurch wurde der Klang - auch einer TX00 deutlich höhenreicher und folglich auch aggressiver.
 

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