Auffällig ist, dass man sich offensichtlich sehr leicht daran gewöhnt, den Balg nicht mehr richtig bewegen zu müssen
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Ich dachte immer, es wäre einigermaßen logisch, dass die Balgbewegung eigentlich nur ein notwendiges Übel ist, um Luft strömen zu lassen.
Jeder Bläser trainiert, um lange Bögen spielen zu können, gute akustische Akkordeons zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit wenig Luft viel Klangkraft und Volumen entwickeln.
Wenn man ein Digitales in die Hand bekommt, sollte man als Spieler logischerweise also den geringen Luftverbrauch genießen!
Bei mir ist das auch so, nicht selten spiele ich ein Stück bis zur Hälfte auf und die andere Hälfte wieder zu.
Nun ist es aber mitnichten so einfach!
1. Das Publikum vermisst erstaunlicherweise die "Pumpoptik".
Die am häufigsten gestellte Frage ist, ob man denn bei dem Digitalen überhaupt noch "ziehen" müßte...
2. Auch Spieler, die gerade eben mal ein Digitales ausprobieren, hätten gerne eine absolut identische Haptik verglichen zu ihrem Akustischen.
Ihr würdet Euch wundern, was und wie viel sich deutlich anders anfühlt, es ist absolut nicht allein der Balg!
3. Eine lange Balgbewegung in nur eine Richtung hat tatsächlich nicht nur Licht- sondern doch auch Schattenseiten. Musikalisch gesehen ist es wirklich von sehr großem Vorteil, wenn NICHT die Länge des Balges den zwingenden Ausschlag für einen Wechsel an einer musikalisch eher ungeeigneten Stelle gibt. Man kann locker drüber gehen und dort wechseln wo es wirklich nicht auffällt.
Andererseits ist der relativ undynamische (weil unbewegliche) Kraftaufwand recht ungesund für die Muskeln. Das weiß man aus dem Sportunterricht und spürt man auch an punktuellen Überlastungen. Bei mehr Bewegung verteilen sich die Lasten schneller und öfter auf mehrere verschiedene Muskeln.
Außerdem spielen sich technisch schwere Stellen einfacher auf Balg auf. Wenn man also schwierige Stellen nicht entsprechend auf Balg auf einrichtet, können die einen dann alle auf Balg zu erwischen! Da sollte man aufpassen.
Das gilt natürlich für jedes Akkordeon, aber bei so langen Wegen spielt es eventuell eine größere Rolle.
Die Entscheidung über die Luftdurchflussmenge treffe ich also nach den beiden Gesichtspunkten, ob es für das Publikum "gut" aussehen muss (wenig Widerstand), oder ob ich mich eher wohl fühlen und besser spielen will (grösserer Widerstand mit wenig Luftfluss)
Wie ihr wißt, kann Roland die Anzahl der Chöre und Anzahl der gedrückten Tasten erkennen und öffnet in Realtime entsprechend gross oder klein.
Bei Bugari hat man echte Klappen, es ist im Prinzip genauso, allerdings ohne Motor. Aus diesem Grund ist man aber auf eine vorbestellte Flussmenge festgelegt, kann also nicht mehr regulieren.
Schön, dass ich das mal so schreiben durfte. Bei Konzerten muss man eine Antwort in hö hstens einem einzigen Satz verpacken.
Für mehr haben die Leute keine Geduld.