Atrowurst schrieb:
Ich bin auch eher am Vergleich von ein und der selben Gitarre mit Unterschiedlicher Bauweise interessiert. Und da wohl niemand die selbe git 2 mal hat, wollt ichs mir auf der theoretischen Ebene erklaeren lassen.
Das wollte ich auch mal. Zwei Dipl-Physiker, die sich eine Stunde lang vor meinen Augen "streiteten", ob Leimhals oder Schraubhals besser wäre. Beide waren sich einig, dass es sich um ne lose Verbindung handelt. Logisch. Es ist ja nicht EIN Stück Holz, sondern zwei.
Der eine meinte nun, zwei spiegelglatte Oberflächen würden bessere Vorasussetzungen bringen als zwei Oberflächen, die mit einer Leimfuge versehen sind. V.a. wenn die glatten Oberflächen auch noch mit hohem Druck aneinandergepresst werden. Die Leimfuge dagegen würde eher dämpfend wirken.
Der andere meinte, der Leim würde, wenn er gescheit in beide Holzseiten einzieht, eine bessere Verbindung herstellen und nicht dämpfend wirken. Der Leim wäre eine Art Klammer, die auf beiden Seiten tief ins Holz eindringen würde und so viel besser die Teile verbände.
Ich saß daneben, schlürfte meinen Kaffe und knabberte Gebäck......und war froh, dass auch die Experten sich nicht einig sind
Wenn überhaupt dürften das so minimale Werte sein, dass man die sowieso nur mit Hightech messen könnte.
Was anderes sind natürlich Holzarten. Dass ein massiver Palisanderhals andere Eigenschaften hat als einer aus weichem mahagoni....dürfte auf der Hand liegen.
Dass einteilige Hälse empfindlicher für Eigenresonanzen (=Deadspots= weniger Sustain) sind, dürfte auch Fakt sein, im gegensatz zu Hälsen mit aufgeleimtem, Griffbrett oder gar gesperrten Hälsen. (Voraussetzung: gleiche Qualität. Ein gesperrter Schrotthals kann durchaus weniger Sustain haben als ein ausgesuchter Edel-one piece maple neck)
Allerdings steht der gesperrte Hals wieder im Gegensatz zur Resonanz. Und auch wenn die Brettgitarre in Punkto Sustain am besten gar nicht resoniert, so hat die Resonanz ja trotzdem Auswirkungen auf den Klang. (Kraushaar hat da ja das schöne Beispiel mit den Lichtwellen gebracht). Wäre die Gitarre unendlich steif, hätten wir toll Sustain. Aber alle Gitarren würden gleich klingen. Bzw sich nur noch durch unterschiedliche Saiten anders anhören.
Obwohl also der one piece maple neck
a: Deadspotempfindlich ist (mehr oder weniger hoher Sustainverlust)
b: instabil ist und sich schneller verzieht als ein Hals mit aufgeleimtem Griffbrett
wird er trotzdem noch gebaut. Er hat sicher nen stärkeren Eigencharakter als ein steifer Kunststoffhals oder einer aus 50 Streifen.
Deswegen frag ich ja. Demnach ist es ja nicht moeglich eine schnelle Ansprache, sowie einen guten Sustain zu haben.
Das kann man so nicht sagen. Du kannst einen Hals mit viel Attack z.B. entdämpfen (siehe Klangotpimierung, Emil Weiss). Ich hab das selber schon in Eigenregie mit Sinustonbeschallung gemacht. Der Attack der Gitarre ist der gleiche, aber die Deadspots sind erheblich schwächer geworden -> Sustaingewinn.
Ausserdem kannst du Sustain gewinnen, indem du andere dämpfende Faktoren eliminierst. Weiche elastische Sättel z.B. gegen harte austauschen, die mitschwingenden Tremolofedern mit Tempotaschentüchern am Schwingen hindern etc.pp.
Last but not least sind Attack und Sustain ja nicht zu 100% Gegenspieler.
Attack hängt v.a. von Dichte und Elastizität des Holzes ab. Sustain eher von Dichte und Härte.
Härte und Elastizität sind aber nicht das gleiche.
Und dazu kommt dann noch, dass Holz ja nicht gleich Holz ist. Mahagoni gibts von weich bis hart, Esche von mittelhart bis sehr hart, auch gewichtsmässig ist da ne enorme Spannweite usw. usf.
Ich hab mal mit nem Gitarrenbauer gesprochen, der ganz ehrlich meinte, er könne nicht sagen, wie seine gitarren hinerher klingen. Klar gibt es Annäherungswerte (Ne Gitarre komplett aus Ahorn mit drahtigen SCs drauf wird anders klingen als eine aus Linde mit fetten PAFs), aber es sei immer wieder eine Überraschung, was am Ende rauskäme.
Wie Bierschinken schon sagte: Ausprobieren
EDIT: es ist wichtig, hier nicht auf Klischees reinzufallen bzw. auch Mücken Elefanten zu machen.
Ich kannte mal einen, der machte ein riesen Theater wegen seinem 6-Reiter-Steg auf der Tele. Er kaufte sich dann den 3-Reiter-Steg, weil da ja soooooooooo viel mehr Druck drauf ist und dann mehr Sustain hat bla bla bla.
Und der gleiche Typ hat sich dann seinen Sattel, den er zu tief gefeilt hatte, mit gepolstertem Doppelkleband wieder höher gelegt.
Klasse, dachte ich mir da. Macht ein gedöns wegen seinen Reiterchen, aber dann setzt er an die elementare Stelle, wo die Saiten aufliegen, ein höchst elastisches Material rein...