Nachbau/Interpretation einer Yuriy Shishkov Stratocaster

Tomcat
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Hallo zusammen,

ich möchte euch hier von meinem Nachbau einer Stratocaster berichten, die Yuriy Shishkov im Fender Custom Shop gebaut hat.

Ich teile das Ganze in mehrere Posts auf, die Gitarre ist aber schon fertig. Auf euren Input, was ich noch besser machen könnte, freue ich mich also, kann ihn aber, zumindest für diese Gitarre, nicht mehr umsetzen ;-)

1. Hintergrund

Mir gefällt der Baukasten-Gedanke bei Fender sehr: Verschiedene Bodies, Schlagbretter, Bridges etc. lassen sich relativ leicht miteinander tauschen. So wird eine neue Interpretation von bekannten Teilen möglich. In diesem Sinne ist auch schon meine Warmoth Hybrid Strat entstanden: Stratocaster Body mit Tele-Bridge, -Schlagbrett und -Elektrik. Sie vereint meiner Meinung nach die Vorzüge beider Gitarren: Die perfekte Ergonomie der Stratocaster mit der einfachen Schaltung der Telecaster. Der Mittel-Pickup ist mir meistens im Weg und Master-Volume und -Tone reichen mir aus.

Schon vor einiger Zeit fiel mir bei The Music Zoo eine Fender Custom Shop Strat auf, gebaut von Yuriy Shishkov, die das gleiche Prinzip verfolgt: Strat-Body kombiniert mit einem Thinline-Telecaster-Schlagbrett, Vibrato und HS-Pickup-Konfiguration.

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Die fand ich noch einmal besser als die Warmoth Hybrid Strat, weil die obere Linie des Pickguards im oberen Horn der Stratocaster weitergeführt wird. Irgendwo habe ich dann noch ein weiteres Foto gefunden, dieses Mal in derselben Farbkombination wie meiner Warmoth Strat: oranger (Candy Tangerine?) Body mit schwarzem Schlagbrett.

IMG_0190.jpeg


Ob die auch aus dem Custom Shop ist kann ich nicht sagen. Auch sonst habe ich keine weiteren Infos zu den Originalen. Falls ihr mehr Infos habt, wäre ich darüber sehr dankbar.

Die orange-schwarze Kombination hatte es mir angetan, die wollte also nachbauen.


(to be continued...)
 
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Da bin ich gespannt.........
 
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2. Auswahl der Parts

Wie das ganze nun also angehen? Die größte Unsicherheit war, ob ein Tele-Thinline-Pickguard wirklich ohne weiteres auf einen Strat-Body passt… Also erstmal digital Stratbodys und Thinline-Pickguards übereinander gelegt…das sah schon ganz gut aus. Und da ich für ein anderes Projekt noch ein HS-Strat-Pickguard mit Angled-Humbucker-Fräsung brauchte, habe ich bei Warmoth die Pickguards bestellt und in unser Büro in Washington liefern lassen, wo sie mir ein Kollege bei der nächsten Dienstreise abgeholt hat.

Warmoth weißt explizit darauf hin, dass ihre Thinline-Pickguards nur auf ihre Thinline-Bodies passen. Also noch einmal das Schlagbrett probeweise an meine Strat angelegt und…passt. Projekt kann also starten.

Beim Hals war mir klar, dass ich ihn nicht selber bauen werde, dazu fehlen mir einfach die Werkzeuge. Deshalb habe ich ihn bei Rockinger bestellt. Ich bin auch sehr zufrieden damit. Fühlt sich gut an und ist super verarbeitet. Es waren keine weiteren Abrichtarbeiten an den Bünden vonnöten. Nur die Bundenden habe ich noch etwas verrundet. Das ist aber eher eine persönliche Vorliebe als wirklich notwendig.

Durch Zufall habe ich dann bei George Forester einen Stratocaster Body gefunden, der für dieses Projekt fast ideal war: ohne Fräsungen für Pickups und Bridge. Ein „normaler“ Strat-Body würde ja wegen der Fräsung für den mittleren Pickup nicht funktionieren. Nur eine rückwärtige Fräsung für eine Control Cavity hatte der Body, aber damit konnte ich leben.

(hier noch einmal ein Einschub: Ich hätte natürlich auch einen Body-Blank nehmen können, ausschneiden und Neckpocket fräsen. Ich habe aber keine eigene Werkstatt sondern nutze die vom Schwiegervater. Aufgrund von Corona und eigenem Nachwuchs sind wir da aber auch nicht sehr oft und selbst wenn, dann ist auch nicht immer viel Zeit zum werkeln. Deshalb die vorgefertigten Parts...)

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Die Brücke ist von Gotoh, dazu Locking-Mechaniken von Kluson und Pickups von Rockinger (Alnico II für die Bridge und ST-RAT im Neck).

Die Teile waren nun also da, er konnte losgehen

(to be continued)
 
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Die gezeigten Gitarren haben irgend etwas von einer Pawn Shop 51 und die gelbgoldene finde ich von der Farbe her interessant ... aber wer ist Yuriy Shishkov?
 
interessant.

ach ja: Bilder vom Hals und von der Body-Rückseite wären ganz gut :)
 
3. Fräsen des Bodies

Mit einem Schablonen-Set von Gitabou ging das Fräsen los. Zunächst einmal die Federkammer für das Tremolo. Die Schablone ist für ein Vintage-Trem ausgelegt, ich wollte aber ein Gotoh 510 verwenden. Dafür müsste ich die Kammer ein wenig größer fräsen, damit alles passt.

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Nach dem Trem waren dann die Fräsungen für die Pickups dran, Humbucker in der Bridge-Position und Singlecoil in der Neck-Positionen (das Original hat hier einen Tele-Pickup – da weiche ich also leicht von ab)

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Für die Fräsung der Control Cavity konnte ich eine Frässchablone wiederverwenden, die ich im Gitarrenbaukurs bei Thomas Stratmann schon verwendet habe. (Durch die Form der Fräsung und die Verbindungsfräsung vom Neck-PU zur Control Cavity hatten wir die Gitarre im Kurs „Wurst am Stiel“ getauft.)

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So weit, so gut. Aber wie ihr seht habe ich ja nun einen Durchbruch im Korpus durch die frontseitige Fräsung und die schon vorhandene Fräsung von hinten. Um die zu schließen habe ich bei Amazon dünne Esche-Platten bestellt (was es da alles gibt…) und die dann versucht, genau auf die Größe der vorhandenen Fräsung zu sägen, feilen und schleifen. Das hat aber nie wirklich 100% gepasst. Also am Computer die Abdeckung nachmodelliert (ganz leicht größer als die bestehende Fräsung) und bei Formulor eine Frässchablone aus 8mm Acryl bestellt. Da die das Positiv und Negativ liefern, konnte ich nur die Fräsung im Body leicht vergrößern und ein exakt passendes Deckel-Gegenstück zurechtfräsen. Etwas mehr Aufwand hat sich aber meiner Meinung nach gelohnt.

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Zuletzt eine Frage in die Runde: Wie bohrt ihr die Löcher für die Schrauben, die die Tremolokralle halten? Die müssen ja ziemlich flach sein. Wahrscheinlich mit einem seeehr langen Bohrer, oder? Hatte ich leider nicht da, konnte mir aber mit dem Bohreraufsatz für meinen Bosch IXO Akkuschrauber behelfen. :cool:

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(to be continued)
 
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..der Deckel am hinteren Elektronikfach ist klasse.

Aber weshalb hast Du die Fräsung am Elektronikfach hinten und vorne am Body?
 
genau so ist es. Fräsung in der Rückseite war schon. Einen anderen Body ohne Fräsungen vorn und hinten konnte ich nicht finden.
 
4. Farbe und Zusammenbau

Eine weitere große Frage war, welches Finish die Gitarre bekommen soll. Orange als Farbton war gesetzt. Aufgrund der guten Erfahrung bei einer anderen Gitarre hatte ich mir ein Finishing Kit bei George Forester bestellt. Orange gab es nicht, deshalb getrennt rot und gelb. Da die Maserung der Esche aber schon ganz hübsch war, habe ich mich letztendlich dann doch für eine Beize entschieden (Pulverbeize von CLOU). Davor aber noch die Poren mit Porenfüller verschlossen und den ganzen Body noch einmal schön glatt geschliffen.

Dann zweimal gebeizt und schon strahlt die Gitarre in orange.

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Zur Versiegelung habe ich den „Wipe On Guitar Finishing Laquer“ von Crimson Guitars verwendet. Der ist relativ dickflüssig und trocknet extrem schnell. Ich hatte erst eine Schicht mit dem Pinsel aufgetragen, da sah mal aber die Pinselspuren relativ deutlich. Der Auftrag mit einem Tuch ging dann besser. Nach dem Trocknen bleibt ein leichter Glanz, den man durch Polieren noch erhöhen könnte.

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Nun folgte noch der Zusammenbau. Das hat alles problemlos geklappt. Gitarre in den Verstärker gestöpselt…es kommt ein Ton…fetzt… Zusammenbau geglückt, Tomcat happy.

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(to be continued?!?)
 
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top!! sieht super aus
 
5. Nacharbeiten

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit der Gitarre, im Vergleich zu meinen anderen Strats ist sie aber schon sehr schwer. Deshalb habe ich mich entschieden, doch noch einmal den Fräser auszupacken und das Gewicht etwas zu reduzieren. Prinzipiell soll alles Holz unter dem Pickguard weg, nur ein 6mm Rand sollte stehenbleiben. Also das Pickguard auf ein Blatt Papier übertragen, eingescannt und eine entsprechende Fräsvorlage gestaltet. Diese wiederum bei Formulor in 8mm Acyrl bestellt (kann den Laden wirklich empfehlen: super Preis-Leistungs-Verhältnis, guter Kundenservice und schnelle Lieferung).

Dazu kam noch ein kleines Gimmick, dass ich bei Fender (ich glaube bei der Acoustasonic) gesehen habe, aber auch Nik Huber macht: eine versenkte Neckplate. Auch dafür eine Vorlage gestaltet und bestellt. (das klappt hier aber nur, weil der Halsfuß relativ groß ist. Bei meinen anderen Schraubhalsgitarren wäre der Rand zu klein)

Das Fräsen ging dann wieder problemlos. Was auf den Bildern nicht zu sehen ist: Im Bereich zwischen den Pickups könnte ich nicht soviel Material wegnehmen, da ja auf der Rückseite die Tremolo-Schrauben im Holz waren. Im unteren Bereich bin ich aber bis auf ca. 6mm Bodenstärke runter gegangen.

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Auch die Neckplate passt perfekt in die Ausfräsung.

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Natürlich habe ich vergessen die Gitarre vorher mal zu wiegen. Kann also nicht genau sagen, wieviel das jetzt tatsächlich gebracht hat. Jetzt wiegt die Gitarre aber ca. 3,7kg. Ich schätze, dass es davor über 4kg waren.
 
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