Musikunterricht in der allgemeinbildenden Schule

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Bestünde Interesse daran, hier im Board einen Gedankenaustausch und Erfahrungsberichte zum Musikunterricht in der allgemeinbildenden Schule zu verankern?
Ich fände es bereichernd, verschiedene Standpunkte und unterschiedliche Meinungen dazu zu diskutieren.
Wer als Lehrer(ein solcher bin ich) seit ca. 25 Jahren in einem kleinen Ort(10 000 Einwohner) fast allein für den Musikunterricht zuständig ist, läuft Gefahr, in Routine zu verfallen.
Beiträge aus Sicht der Schüler, der Eltern, der Lehrer sind erwünscht.
Ob es um didaktische, methodische, fachspezifische, aber auch soziale Fragen des Unterrichts geht, all das sollte thematisiert werden.
Themenvorschläge, vielleicht auch Materialsammlungen zum Musikunterricht könnten die Diskussion befruchten.
Ich würde mich freuen, wenn viele mitmachen!

Hoffe, es ist der richtige Platz hier für ein solches Thema.

Beste Grüße
Effjott

P.S.: Ich unterrichte an einer Haupt- und Realschule in Niedersachsen
 
Eigenschaft
 
N´abend fj

finde ich eine gute Idee, obwohl ich selber wohl wenig konkretes dazu beitragen kann: Selber seit langem aus dem Musikunterricht raus und meiner kleiner Sohn (18 Mon.) ist dem Quintenzirkel noch nicht zugetan. Und ob meine Erinnerungen an meinen Musikunterricht heute noch verläßliche Grundlage für Verbesserungsvorschläge sind, wage ich zu bezweifeln. Eines weis ich aber doch noch: Mein Musiklehrer hat mal in der einen Stunde ein Schlagzeug reingestellt, alle durften ein bischen üben und in der nächsten Stunde gabs Noten darauf. Das hat dem bis dahin trockenen Unterricht gut getan.

Grüße
 
Ein Problem des Musikunterrichts ist sicherlich die in jedem Halbjahr wiederkehrende Zensurengebung.
Was habt Ihr in dieser Hinsicht für Erfahrungen? Habt Ihr Euch gerecht behandelt gefühlt oder eher nicht? Ist Euch die Zensur erklärt worden? Aus welchen Bestandteilen sollte sich Eurer Meinung nach die Zensur zusammensetzen?
Hat der Musikunterricht Euch insgesamt etwas gegeben, was über die Schulzeit hinaus wirkt?
 
Hi Efjott!
Also bei mir wars so, dass zu Beginn der Gymnasialzeit alle Schüler bei unserer Musiklehrerin vorsingen mussten. Dies geschah natürlich nicht vor der ganzen Klasse sondern in 3er Gruppen. Die Lehrerin wollte sich so einen Überblick verschaffen, wer den von den "Neulingen" etwas Talent mitbrachte und wer nicht. Sie forderte aber natürlich alle auf in den Chor zu gehen.
In den untern Klassen war der Musikunterricht geprägt von Notenlesen, Musiktheorie etc.. Praktisch musiziert wurde eher weniger. Doch bestand außerhalb des Musikunterrichts die Möglichkeit noch in der Schulband zu spielen, was ich dann auch gemcht habe. Geprobt wurde dann hierfür meist in den Musikstunden oder Nachmittags nach der Schule, wobei ich sagen muss, dass das erst dann in der Oberstufe der Fall war.
Doch die Zeit mit der Band wird mir sicherlich noch mein ganzes Leben in Erinnerung bleiben, da wir doch recht große Projekte gemacht haben, u.a. mehrere Musicals.
Die Zensuren im Musikunterricht waren für mich immer außen vor, da ich mir um meine Musiknote nie Gedanken machen musst, da ich mich ja in der Band angagiert habe ;)

MfG
 
Yeah! Das ist mein Thread, wo ich doch seit mittlerweile 11 Jahren den Musikunterricht besuche!
Aber ich muss sagen, der Musikunterricht an Schulen ist eines meiner Ansicht nach einer der größten Fehler im deutschen Schulsystem. In der Grundschule und der Unterstufe am Gymnasium war Musik immer lustig, weil eigentlich nur gesungen wird und wenn es auf die Mittelstufe und vor allem Oberstufe zu geht, kommen dann eben noch die Biographien einiger der großen Musiker aus der Klassik, dem Barock, usw. (Schubert, Mozart, etc.) dazu und Musiktheorie.
Als Schlagzeuger kann ich musiktheoretisch natürlich nicht mit der Saxophonistin meiner Klasse mithalten, aber darum geht es ja auch nicht, denn der Musik ist ja für die völligen Musiklaien gedacht, wie es die meisten Schüler auch sind.
Meine Zeugnisnoten sind mit zunehmender Therorie auch abgesackt und jetzt in der 11. Klasse bin ich auch nach 13,5 Jahren Schlagzeug spielen bei der Zeugnisnote 4 angelangt. (In der 5. und 6. Klasse war es noch eine 1) :screwy:
Ich muss auch sagen, dass ich weiß Gott nicht der Schüler bin, der den ganzen Tag nichts anderes macht als für die Schule zu lernen, aber dass die Zeugnisnote für den Musikunterricht tatsächlich so unabhängig davon ist, wie sehr ich mich sonst mit Musik beschäftige, finde ich doch kurios.
Auch wenn ich eine Rockband habe, die meiste Zeit bei einem klassischen Rockschlagzeuger Unterricht hatte (9 oder 10 Jahre, danach Musikschulwechsel) und eben gerne auch mal mit einfachen Grooves auf die Pauken....sorry, Trommeln schlage, kann ich auch anders. Ich spiele in der (Jazz-)Schulband und mache Gelegenheitsjobs bei Gitarrenensembles, Saxophonensembles oder dem Percussion Ensemble meines Schlagzeuglehrers. Und bei solchen Sachen werde ich am meisten dafür gelobt, dass ich so leise und dezent wär und kein Solo aus meinem Posten als Begleitinstrumentalist mache.
Aber was nach der Unterstufe dann im Musikunterricht passiert, ist für mich einfach nicht akzeptabel und es wundert mich nicht, dass in der Jugend keiner mehr Lust hat auf Klassik (mich zähle ich hier dazu). Denn mit dieser ganzen Theorie, die wir lernen müssen, wird der Unterricht ganz schön trocken. Ich sehe es vollkommen ein, dass man ein bisschen Hintergrundwissen haben sollte über berühmte Musiker aus früheren Jahrhunderten und dass der Quintenzirkel auch seine Daseinsberechtigung hat, ABER wer wundert sich darüber, dass keiner von uns den Quintenzirkel auswendig lernen will, wenn wir nicht einmal wissen, was man damit soll und was man damit anstellen kann??? Und warum muss ich die Geschichte des fliegenden Holländers in und auswendig können und alle möglichen Stilmittel lernen?
Worauf ich hinauswill, ist, dass es zum einen zu viel Theorie ist und man viel zu viele Kleinigkeiten behandelt, die gerade einen Nicht-Musiker niemals interessieren werden. Zum anderen fehlt die Umsetzung des ganzen. In der Grundschule haben wir oftmals ein bisschen auf den Glockenspielen zusammengespielt, es waren zwar ganz einfache Sachen, aber so fängt man nun mal an Musik zu machen und Spaß gemacht hat es (mir zumindest) immer. Aber jetzt in der Ober- und auch schon in der Mittelstufe gibt es das nicht mehr. Kein Singen und kein Spielen. Der Musik-Unterricht der 11. Klasse besteht zu 100% (!!!!) aus auswendig lernen. Daher auch meine ausreichende Note, denn ein großer Auswendig-Lerner bin ich nun mal nicht. Und da ginge für mich der Spaß an der Musik völlig verloren, wenn ich nicht wüsste, was Musik wirklich ist.
Es muss ja nicht einmal etwas kompliziertes oder höchst geniales sein, was man als Lehrer mit seinen Schülern macht, aber einfache Rhytmus Übungen oder eben einfache Melodien mit Glockenspielen o.ä. würde das ganze schon um einiges interessanter machen. Oder man könnte die Schüler auch einfach mal mit dem Quintenzirkel vor ein Klavier setzen (und das gibt es in jedem Musikraum) und dann sollen sie sich mal selbst eine Tonleiter zusammenbasteln. Dann wissen sie auch, was es überhaupt bedeutet, wenn eine Tonleiter 3 # oder 4 b hat.
Auswendig lernen tun wir Schüler in anderen Fächern schon genug. Und auch wenn viele oder die meisten sogar erst einmal laut aufstöhnen oder sich darüber lustig machen, haben sie doch mehr davon, als von irgendwelchen Stilmitteln, die sie sowieso nicht lernen. Vielleicht ist die 11. Klasse auch einfach die extremste Stufe in dieser Hinsicht, aber anstatt der einen Musikstunde in der Woche, hätten wir auch eine Geschichtsstunde mehr machen können und das da lernen.

Puh, was für ein Text. Aber wenigstens interessiert sich mal ein Lehrer dafür und vielleicht kann ich ja dann zumindest in einem Fall etwas daran ändern. Sicherlich habe ich jetzt noch irgendetwas vergessen von dem, was ich noch schreiben wollte, aber wenn es so ist, melde ich mich nochmal. :)


Edith sagt mir gerade, dass hier noch jemand geschrieben hat, während ich auch mit Schreiben beschäftigt war. Also zu Hiaslayer:
Meine Musiklehrerin wusste (ich hatte nur das erste Halbjahr Musikunterricht) auch, dass ich in der Schulband spiele, aber ich weiß eben nicht auf Anhieb, wie viele Kreuze C-moll hat und ich weiß auch nicht, wie jeder einzelne Takt in einer Sinfonie auszusehen hat, weshalb ich natürlich meine 4 auch absolut verdient habe. :rolleyes:
Mal ganz abgesehen davon, dass ich es auch nicht besonders kreativ finde, ein Stück genau nach so einem ziemlich detaillierten Schema zu schreiben. Aber zum Glück hat sich die Musik ja doch weiterentwickelt...
 
Vielen Dank schon mal Euch dreien. So habe ich mir das vorgestellt, dass man seine eigenen Erfahrungen einfach mal mitteilt und auch Kritik übt, im Positiven wie im Negativen.
 
...und hofft, dass du wenigstens deinen Schülern mehr bieten können wirst, als die allgemeine Musiklehrerschaft ;)


edit:
Ach und da war noch ein Punkt, den ich erwähnen wollte.
Wir lernen in Musik jede Uhrzeit, zu der Mozart auf dem Klo war und jeden Ton in allen möglichen Stücken auswendig, aber es geht immer nur um die sache vor dem 19. Jahrhundert!!! Das ist jetzt natürlich übertrieben, aber ich will das deutlich machen.
Aber was ist mit den interessanten musikalischen Entwicklung des frühen 20. Jahrhunderts? Wie und wann ist Jazz entstanden? Was hat sich daraus gebildet? und vor allem WAS IST jazz?
Ich meine mich daran erinnern zu können, dass wir mal ganz grob etwas zu der Musik aus dem 20. Jahrhundert aufgeschrieben hätten. Aber da stand dann auch nur "Blues - Jahr x - y - <ein paar beschreibende Adjektive>" (Dabei fällt mir der Spruch ein, den ich in diesem Forum in irgendeiner Signatur gelesen habe: "Beschriebene Musik ist wie ein erzähltes Mittagessen")
Und wir hatten einmal das Bluesschema (natürlich zum Auswendig lernen), das war eigentlich ganz okay, aber das war in der 7. Klasse oder so mal ein paar wenige Stunden lang.
Und was ist mit der daraus resultierenden Rockmusik??
Wenn wir schon den Lebenslauf von Mozart lernen mussten, ist es nicht vielleicht auch interessant, was vor allem im Leben der klassischen Rockmusiker aus den 80ern passiert ist. Klar, jeder verbindet das Musikerdasein vor allem dieser Sparte mit Drogen und so, aber was da eigentlich genau war, weiß doch kein Mensch. Wie die Leute zur Musik gekommen sind, was sie mit ihrer Musik erreicht haben und erreichen wollten.... Hier gibt es sogar auch noch Texte, die man (fächerübergreifend) interpretieren kann und über die Relation Text - Musik sprechen kann.
Musikalisch ist die Rockmusik und auch der Jazz nicht so weit gefächert, wie klassische Musik, aber sie enthalten viel außergewöhnliche und innovative Geschichten, die sicherlich interessanter sind als die Sonatenhauptsatzform. Sie sind meiner Meinung nach eben auch freier, weil die Schemen, die es in der Rockmusik oder dem Jazz gibt, nicht so streng sind und mehr Freiraum für eigene Kreativität lassen.
Vielleicht lässt sich hieraus auch schon schließen, dass ich kein Anbeter Mozarts & Co. bin, aber die Schule macht es den Schülern auch wirklich leicht, sich davon gerne abzuwenden.
Oben habe ich es schon angesprochen: "Beschriebene Musik ist wie ein erzähltes Mittagessen"
Genau das ist aber, was im Musikunterricht passiert. Die Musik wird beschrieben und nicht den Schülern beigebracht oder nahegelegt.
Es würde sich auch kein Mensch für Fußball interessieren, wenn er selbst noch nie gespielt hätte und nur über das Radio von Fußballspielen erfährt und nie etwas davon sieht.

Das war jetzt eine weitere Anhäufung von Gedanken von mir zu diesem Thema, auch wenn wieder einiges fehlt, weil meine Gedanken schneller sind als die Finger.
Also wenn mir wieder ein Ansatz kommt, melde ich mich wieder. :)
 
Ich muss zugeben, dass ich ein bisschen verwundert bin, über das, was ich hier im Musikerforum - auch in anderen Beiträgen - über den Musikunterricht lese. Sei es, dass da Theorie bis zum Ende in die Köpfe gehämmert wird, oder dass man im Grunde keine Chance hat, wenn man nicht schon seit frühester Kindheit spielt.
Wenn ich hier lese, dass zB. manche sogar richtige praktische Prüfungen ablegen müssen, um das Abitur zu bestehen, bzw. was manche auch in "normalen" Musik-LKs praktisch können müssen, bin ich immer wieder erstaunt; ich hätte damals nach der Elf - eine entsprechende Anzahl an Leuten die mitziehen, vorausgesetzt - Musik Lk wählen können, obwohl ich nicht mal ein Instrument spielen konnte. Deshalb frage ich mich öfter mal, ob die, die hier berichten, auf besonderen Schulen mit musikalischem Schwerpunkt sind, oder ob der Anspruch zwischen den Bundesländern und/oder Schulformen derart schwankt.

Meine Erlebnisse bzgl des Musikunterrichtes steht in Kontrast zu den anderen Schilderungen hier:
In der Grundschule haben wir die meiste Zeit gesungen. Hinzu kamen aber auch ein paar Grundlagen wie Notenwerte ("vier-schlag-Note" ;)

Bei uns stand im Musik Unterricht die meiste Zeit im Mittelpunkt, in Gruppen Stücke zu spielen, die Möglichkeiten der Musik und verschiedene Instrumente kennen zu lernen, später in der Oberstufe vermehrt auch das beschreiben von Musik und ihrer Wirkung und Funktion. Musiktheorie hat dabei aber eigentlich gar keine Rolle gespielt. Meine Lehrerin in der Oberstufe sagte mir auf die frage, ob das noch käme nur, dass das eigentlich schon die der Unterstufe hätte passieren sollen. Na ja...
Wichtig war dabei auch immer, dass unsere Musiklehrer eigentlich alle recht Locker bis wirklich schräg waren und Musik für sie nicht nur ein Job darstellte. Sie haben auch versucht, ihre eigene Begeisterung für die Musik an uns weiter zugeben. Das hat dazu geführt, dass der Musik Unterricht oftmals evtl. etwas chaotisch war und einem Lehrplan nur vage zu folgen schien (zumindest in der Sek I), aber das fand ich nicht schlimm.
Auch in Hinblick auf die Epochen Vielfalt kann ich mich nicht beklagen. Film-Musik, Barok, Zwölfton Musik, Musicals, Protest-Musik aus den 60ern, populäres wie Rap, Rock oder Techno und Pop kamen alle mal dran.

Mir hat der Musikunterricht generell immer recht viel Spaß gemacht, aber ich habe es oft vermisst, so gut wie gar keine Musiktheorie gemacht zu haben, wobei der Oberstufenunterricht dem schon am nähesten kam. Auf die Frage warum wir denn nicht mal ein Bisschen Theorie machen könnten, antwortete mir meine Musiklehrerin: " Das sollte eigentlich schon in der Unterstufe passiert sein". Super!

Ich finde diese Herangehensweisen eigentlich garnicht verkehrt. Wir hatten wirkliche viele Möglichkeiten Instrumente auszuprobieren und die Möglichkeiten der Musik zu erproben. Ich bin der Meinung, dass vor allem in den unteren Klassen der Unterricht dazu genutzt werden sollte, den Schülern den Spaß an der Musik zu vermitteln und ihnen vielleicht auch Musik näher zu bringen, die sie so privat nicht hören würden. Dabei sollten den Schülern langsam die Mittel in die Hand geben werden, zu beschreiben, was sie hören und festzustellen, warum das so wirkt, wie es wirkt. Ab der Oberstufe darf es meiner Meinung auch ruhig etwas fundierter bzgl. Musiktheorie und Geschichte rund gehen. Abgesehen davon, dass vielleicht ein gewisses Grundwissen in den Bereichen der Musik zur Allgemeinbildung gehört, ist einer der wesentlichen allgemeinen Ziele innerhalb des Fächerkanons - ohne mit Musikdidaktik vertraut zu sein - mit anderen zusammen in Gruppen zu arbeiten, vor allem in der Unterstufe. Genauso das Ziel, Dinge kritisch zu bewerten und nicht einfach nur hinzunehmen, denn auch wenn man im Moment das Gefühl hat, dass Bildung rein wirtschaftliche Zwecke hat, ist es doch einer der wesentlichen Aufgabe einer Schule, mündige, kritische Bürger heranzuziehen, was für eine funktionierende Demokratie absolut notwendig ist - und dazu trägt Musik resp. der Musikunterricht auch bei.

Es ist immer Schwierig bei solchen Fächern, die manche auch als Hobby haben allen Schüler dieselben Möglichkeiten zugeben, dieselbe Note zu erreichen. Dass Jemand, der aktiv Musik betreibt und einen anderen Zugang hat, oftmals besser sein wird (oder eher: auf Basis des Vorhandenen Wissens bei vielleicht gleicher Begabung fundierter Antworten kann), ist klar, trotzdem muss man auch den Schülern, die zwar interessiert sind, aber deren Eltern das zB. nicht gefördert haben, die Möglichkeit geben, dieselbe Note zu erreichen, wie Jemand, der musikalische Früherziehung genossen hat. Allerdings ist das in der Praxis wohl recht schwer. Da wären wir dann bei dem Problem der individuellen Fröderung angelangt, die in unserem Schulsystem noch verbessert werden muss...Also höre ich dann an dieser Stelle mal auf ;)

Soweit meine Gedanken zu dem Thema ;)

Edit: Zu Gunsten der Lese Zeit was gekürzt ;)
 
Hi!
Wenn ich das so lese, beneide ich dich wirklich darum. Instrumente haben wir fast ausschließlich auf dem Papier kennengelernt, abgesehen vom Schlagzeug, weil ich das vorgestellt habe. Ich erinnere mich gerade daran, dass wir früher auch mal ein wenig über die Stimmung geredet haben, aber das war auch nicht besonders tiefgründig oder auf Details eingegangen, sondern es ging nur ganz oberflächlich darum und niemand hat sich darum gekümmert, woher die die Stimmung kommt und wie sie erzeugt wird. Und die Notenwerte haben wir auch gemacht, das war aber für mich als Schlagzeuger nicht das Problem. :cool:

Wie man den Musik LK aber schaffen kann ohne ein Instrument spielen zu können, kann ich mir nicht vorstellen, anscheinend scheint bei dir an der Schule im Musikunterricht einiges anders gelaufen zu sein. Jedenfalls kenne ich niemanden, der Musik LK gemacht hat ohne aktiver Musiker zu sein.

"Dass Jemand, der aktiv Musik betreibt und einen anderen Zugang hat, oftmals besser sein wird (oder eher: auf Basis des Vorhandenen Wissens bei vielleicht gleicher Begabung fundierter Antworten kann), ist klar, trotzdem muss man auch den Schülern, die zwar interessiert sind, aber deren Eltern das zB. nicht gefördert haben, die Möglichkeit geben, dieselbe Note zu erreichen, wie Jemand, der musikalische Früherziehung genossen hat."
Genau das meine ich, was bei uns zumindest nicht der Fall ist. In der Unterstufe hatte ich tatsächlich noch Vorteile den Musiklaien gegenüber, aber jetzt in der 11. hilft mir das überhaupt nicht mehr. Die besagte Saxophonistin in meiner Klasse hat auch bestätigt, dass sie von den meisten Sachen, die wir dieses Jahr behandelt (bzw. auswendig gelernt) haben, noch nie etwas gehört hat, und sie ist musiktheoretisch wirklich fit. Im Gegensatz zu mir hat sie keine 4, sondern ist besser, was aber daran liegt, dass sie sich daheim hingesetzt hat und die Sachen auswendig gelernt hat. Meine Faulheit und das Desinteresse an den Dingen, die wir lernen sollen lässt das aber nicht zu :rolleyes:
Aber die Blicke -vor allem von meinen Mitschülern- bestätigen mich immer wieder, wenn ich ihnen meine Musiknote mitteile....
Unser Musikunterricht ist einfach viel zu weit weg von dem, was Musik wirklich ist.
Ich mache Musik auch nur weiter, weil ich BK ganz raus haben will, da sind die 2 Stunden Langeweile und Auswendig Lernerei doch besser als talentlos vor einem leeren Blatt Papier zu sitzen.
Also deine These, dass aktive Musiker Vorzüge im Musikunterricht genießen, kann ich überhaupt nicht bestätigen. Wenn man also Musikern und Nicht-Musikern die gleichen Chancen geben will im Musikunterricht, macht man es einfach so, wie bei uns und entfernt sich völlig vom eigentlichen Thema, so dass alle auf dem Wissensstand 0 stehen, und bewertet sie nach Disziplin und Motivation (, auch wenn dies höchstens einen Bruchteil der Bewertung im Musikunterricht ausmachen sollte, da das auch anderswo gefragt wird)

Wow! Schon so spät?? *piep* morgen Schule!
Gute Nacht!!
 
Musikalisch ist die Rockmusik und auch der Jazz nicht so weit gefächert, wie klassische Musik, aber sie enthalten viel außergewöhnliche und innovative Geschichten, die sicherlich interessanter sind ch freier, weil die Schemen, die es in der Rockmusik oder dem Jazz gibt, nicht so streng sind und mehr Freiraum für eigene Kreativität lassen.
naja aber der inhalt der "klassischen" musik ist meistens nunmal einfach größer. themenverarbeitung in der rockmusik? musikalische formen im improvisierten jazz? hmm... ich weiß nicht was ich an rockmusik analysieren oder gar musikalisch interpretieren sollte. da ist es klar dass man sich an einen komponisten hält, der seine musik reden lässt und darin sachen versteckt.
ich gebe zu, dass das den meisten die einen musikkurs besuchen das nicht intressiert. sie werden diese eigene sprache also nie verstehen. da kann man mit "u" musik die schüler sicherlich leichter begeistern. wäre nicht unbedingt die falsche strategie da es im "kustunterricht" eigentlich immer um intresse gehen sollte.
ich hatte nur ein jahr in meinem schulleben musikunterricht. ist ca 10 jahre her. ich erinnere mich an fetzen. dazu muss man sagen, dass es 9. klasse realschule war und wir alle das fach machen mussten. in solchen fällen kann ich davon abraten notenlesen zu lehren. schüler die schon ihren mechaniker ausbildungsplatz in der tasche haben meckern zurecht warum sie das lernen sollen. musik hören mag allerdings jeder, und fast jeder macht gerne musik. auch wenn ich das singen vor der klasse immer irgendwie extrem peinlich war, und die klasse den singbefehl auch schonmal komplett verweigert hatte, ist aktives musizieren wohl meistens das beste.
auch das hören hat der gesamten klasse immer spaß gemacht. O fortuna von der Carmina burana jagt selbst den hip hoppern erfurcht ein, da wird dann auch der inhalt des textes und eventuell die entstehungsgeschichte mit mehr intresse aufgenommen. wir durften auch ein anderes stück (name weiß ich nicht mehr) hören und sollten uns dazu ein filmszene ausdenken und sollten sie aufschreiben. begeisterung fand auch einmal das das große bandvorstellen.
zu 2. oder alleine durfte jeder seine lieblingsband vorstellen, bandgeschichte, stil beschreiben und einen song genauer vorstellen. da konnte man es gar nicht erwarten dran zu sein.
der größte kritikpunkt an solchen unterrichtsmethoden wird sicherlich ein gestandener musiker sein der fragt: "was zum teufel lernt ihr im musikunterricht eigentlich". und genau da liegt dann für den lehrer sicherlich auch die zwickmühle. wenn es der mase spaß macht, beschäftigt man sich eher nicht mit den wirklich wichtigen punkten der musiktheorie und musikgeschichte. lehrpläne können das natürlich verhindern. und spätestens ab der 11. klasse sollte man wohl hoffnungslos unterfordert sein.
aber wenn unsere lehrerin uns in der 9. versucht hätte den quintenzirkel beizubringen... hätte sie wohl gar nichts erreicht. mein überdurchschnittliches intresse für musik kam erst ein paar jahre später auf als ich meine erste gitarre bekam. also erst mit dem punkt an dem die praxis kam...

ich finde es wichtig die eckpfeiler der musikgeschichte anzusprechen. man sollte wissen welche der großen epochen wann waren und vor allem sollte man musik daraus hören, die eigenschaften der epochenbeschreiben und mit dem gehörten vergleichen.
musiktheorie hingegen finde ich sollte man einfach praktikern überlassen. warum soll jemand der kein instrument spielt und dies auch nie vorhat, jemand der aufgrund des lehrplans eben musik belegen muss den quintenzirkel auswendig lernen... ja auch nur verstehen. das riecht immer nach schikane. deswegen sollte man sachen die über eine etwas breitere musik-allgemeinbildung hinausgehen vielleicht einfach lassen.

das gesagte gilt nicht für leistungskurse. ich war nie in einem also hab ich auch keine meinung dazu.

@effjott wie sieht eigentlich so ein lehrplan aus? was wird dir vorgeschrieben was du zu vermittel hast. was passiert eigentlich wenn du davon abweichst? ich nehme an 10 rohrstockschläge auf die nackten fußsohlen durch den rektor :D

[Off topic]
Mal ganz abgesehen davon, dass ich es auch nicht besonders kreativ finde, ein Stück genau nach so einem ziemlich detaillierten Schema zu schreiben. Aber zum Glück hat sich die Musik ja doch weiterentwickelt...
naja ich hingegen finde es kreativ ein stück zu komponieren das im "geheimen" regeln folgt. was fären die mehrstimmigen bachfugen ohne ihren typischen relativ fest stehenden aufbau. was wären solokonzerte ohne den "dialog" zwischen soloinstrument und orchester. einen kanon wir erst intressant wenn es dem komponisten gelingt die regeln zu befolgen und es gut klingen zu lassen. das ist für mich schon extrem kreativ... im gegensatz dazu würde ich aber musik die gar keinen regeln folgt nicht als unkreativ hinstellen. in der U musik (pöhses wort) ist es allerdings kompositorisch einfacher und auch unkreativer ohne regeln zu schreiben.... obwohl es auch da meistens regeln gibt:
"intro strophe refrain strophe refrain solo strophe refrain refrain"
muha, die manowar-hauptsatzform :D

[/off topic]
 
Hallo,

ich bin in der 11. Klasse an einem Gmnasium hier in Aachen. Wir haben eine Doppelstunde Musik in der Woche, und zwar Dienstags die 7. und 8.. Im bisherigen Schuljahr haben wir folgende Themen behandelt:

-Afrikanische Musik
-Jazz, Swing, Blues
-Filmmusik
-Musicals

(in dieser Reihenfolge)

Dabei gab es zu dem themenorientierten Unterricht (z.b. die verschiedenen Jazzstile anhören und dann die Unterschiede herausarbeiten) auch Exkurse in die Theorie (Offbeat, Blue Notes, Tonart und Takwechsel) und in die Praxis (In einer Gruppe Rhythmen entwickeln und selber trommeln). Dann haben wir noch die Filme Ray und Jenseits der Stille geschaut und besprochen, sowie abundzu mal was gesungen (einen Gospel oder ein Stück aus West Side Story)

Insgesamt eigentlich ein abwechslungsreiches Programm und auch nicht auf Büffeln ausgelegt. Jedoch fand ich die Stunden ansich trocken und unterfordernd, was zu Desintresse meinerseits und der anderen die ein Instrument beherrschen führte. Die Lehrerin ist außerdem ziemlich starr in ihren Ansichten Beispielsweise stieß unser Vorschlag die deutsche Note H, wie international üblich B zu nennen auf strikte Ablehnung aus irgendwelche Gründe (von wegen Klassik und so). Gleiches gilt auch für Interpretationen von irgendwelchen Filszenen etc. Wenn man mal irgendwie anderer Ansicht ist bezieht sie das häufig auf sich selbst. Erheiternd ist immer wieder ihre Unfähigkeit im Umgang mit Technik :D

Im Sommer werde ich Musik abwählen da es mir nichts gibt und bringt und nur 2 Stunden plus Hausaufgaben kostet.

lg,

Martin
 
@ Fastel

Was ich jetzt schreibe, gilt so nur für Niedersachsen und zwar für die Haupt- und Realschule, beim Gymnasium sieht es schon anders aus.
Die aktuell gültigen Rahmenrichtlinien Musik für die Klassen 7-10 existieren seit 1985/86 !!!
Lediglich für die Jahrgänge 5/6 gibt es sog. Curriculare Vorgaben aus dem Jahre 2004.
Dass die höheren Jahrgänge von den Bildungspolitikern des Landes völlig vernachlässigt werden(über 20 Jahre alte Lehrpläne), ist in meinen Augen eine Unverschämtheit.
Vor allem Referendare oder Neuanfänger im Fach Musik, die in diesen Jahrgangsstufen unterrichten, bemängeln das immer wieder zu Recht. Hier sind die Schulbuchverlage mit ihren Schulbüchern für das Fach Musik schon ein geraumes Stück weiter als die Politik.

Jede Schule hat eigene Stoffverteilungspläne für die verschiedenen Klassenstufen und Fächer. Hier werden die Vorgaben konkretisiert bzw. werden eigene Themen aufgestellt, die vor Ort von der an dieser Schule tätigen Lehrern ausgearbeitet werden.
Darin sehe ich dann andererseits auch eine Chance, man hat Spielraum für Themen, die man für wichtig hält, kann sie ohne Kontrolle durch die Schulinspektion oder den Schulleiter umsetzen, wenn man es nur geschickt anstellt und begründen kann.
Mir persönlich ist in über zwei Jahrzehnten Unterrichtspraxis noch niemals passiert, dass von "oben" Abweichungen vom Lehrplan Musik gerügt wurden. Auch der Schulleiter hat also in dieser Hinsicht noch durchaus heile Fußsohlen.

Nun aber zu den Inhalten eines solchen Lehrplans: (Kurzfassung)

Klassen 5/6 - Musik und Stimme , Umgang mit Liedern , Tanzwerkstatt, elementare Musiklehre, Instrumentenkunde, Pop-und Rockmusik, Erzählende und beschreibende Musik(vor allem Klassik), Komponistenbilder

Klassen 7-10 - Musik im Alltag, Lieder aus verschiedenen Ländern, Musikstrukturen erleben und gestalten(Motiv, Thema,etc.), Ensembles und Instrumente, Jazz, Rock, Pop, Zeitzeichen Musik(einzelne Werke aus verschiedenen Epochen), Musik und Bühne(Musical, Oper), Medien und Musik, die Epochen vom Barock bis zum 20.Jahrhundert, Begegnung mit Kulturen(musikalische Globalisierung), Musik und ihre Wirkung, Filmmusik

Wenn man bedenkt, dass Musik als einstündiges Kernfach unterrichtet wird und ab Klasse 8 dann als optionales Wahlfach (d.h. nur für bestimmte Schüler) zweistündig, dann sieht man, dass es nicht an Themen mangelt.
Die weitaus wichtigere Frage ist, wie lege ich als Lehrer auch die praktischen Anteile des Unterrichts fest, also wie binde ich instrumentales Musizieren und Stimme in den Unterricht ein. Meiner Meinung nach muss das praktische Musizieren und Singen auch im Kernunterricht eine gewichtige Rolle spielen - nicht nur in den Schulchören und Schulbands, die ja meistens auf freiwilliger Mitarbeit beruhen.
Hier die Balance zu finden zwischen theoretischer Arbeit und musikpraktischer Betätigung ist oftmals nicht so einfach. Ich will gern später noch konkrete Beispiele anführen, aber zunächst reicht das Geschriebene, sonst liest es womöglich niemand mehr.
 
naja aber der inhalt der "klassischen" musik ist meistens nunmal einfach größer. themenverarbeitung in der rockmusik? musikalische formen im improvisierten jazz? hmm... ich weiß nicht was ich an rockmusik analysieren oder gar musikalisch interpretieren sollte. da ist es klar dass man sich an einen komponisten hält, der seine musik reden lässt und darin sachen versteckt.

[...]

ich finde es wichtig die eckpfeiler der musikgeschichte anzusprechen. man sollte wissen welche der großen epochen wann waren und vor allem sollte man musik daraus hören, die eigenschaften der epochenbeschreiben und mit dem gehörten vergleichen.
musiktheorie hingegen finde ich sollte man einfach praktikern überlassen. warum soll jemand der kein instrument spielt und dies auch nie vorhat, jemand der aufgrund des lehrplans eben musik belegen muss den quintenzirkel auswendig lernen... ja auch nur verstehen. das riecht immer nach schikane. deswegen sollte man sachen die über eine etwas breitere musik-allgemeinbildung hinausgehen vielleicht einfach lassen.

zum 1. Absatz: Hier lässt sich sicherlich wieder unendlich lang streiten, denn das ist mal wieder eine Ansichts- und Geschmacksfrage. Aber mir leuchtet durchaus ein, dass du es auch kreativ findest, sich innerhalb dieser Schemen zu bewegen.

zum 2. Absatz: Ich stimme dir vollkommen zu!! Musikgeschichte im Rahmen des Allgemeinwissens behandeln und Theorie zurückfahren, da sich niemand dafür interessiert und sie auch niemand braucht, wenn er selbst nicht musikalisch aktiv ist.

Hallo,
Im bisherigen Schuljahr haben wir folgende Themen behandelt:

-Afrikanische Musik
-Jazz, Swing, Blues
-Filmmusik
-Musicals

(in dieser Reihenfolge)

Dabei gab es zu dem themenorientierten Unterricht (z.b. die verschiedenen Jazzstile anhören und dann die Unterschiede herausarbeiten) auch Exkurse in die Theorie (Offbeat, Blue Notes, Tonart und Takwechsel) und in die Praxis (In einer Gruppe Rhythmen entwickeln und selber trommeln). Dann haben wir noch die Filme Ray und Jenseits der Stille geschaut und besprochen, sowie abundzu mal was gesungen (einen Gospel oder ein Stück aus West Side Story)

WTF?? Ihr macht ja wirklich mal interessante Sachen. An Musicals kann ich mich, jetzt wo du es sagst, auch wieder erinnern, aber das war nicht besonders viel. Einmal dieses Habanera Ding, von dem ich den Namen nicht mehr weiß, und ich bin mir nicht sicher, ob wir Grease mal gemacht haben oder ob ich den Film nur von der Grease-Hysterie-Phase meiner Schwester und dem daraus resultierenden Besuch des Musicals kenne. :redface:
Aber afrikanische Musik haben wir zum Beispiel nie behandelt. Das hätte mir (als Schlagzeuger) sehr gefallen, es bietet gute Möglichkeiten um die Schüler mal "Musik machen zu lassen" und es gehört meiner Meinung nach genauso zur Musikgeschichte, wie die klassischen Sachen.

Aber nach allem, was ich hier bisher gelesen habe, habe ich das Gefühl, dass ich doch vor allem jetzt in diesem Jahr eine sehr engstirnige Lehrerin habe. In der Unter- und Mittelstufe, bei einer anderen Lehrerin war es zumindest nie so extrem, wie jetzt und ich hatte auch manchmal meinen Spaß dabei, aber was ihr so erzählt, klingt doch um einiges interessanter als die Erfahrungen, die ich gemacht habe.

Jedenfalls werde ich Musik nicht abwählen, sondern 2-stündig weitermachen. Denn auswendig lernen ist Arbeit, aber Talent zum Malen kann ich mir nicht anlernen :)
 
Hi all,

dieser Thread gräbt gerade Erinnerung aus, die seit vielen Jahren vergraben waren ;)

Eine positive: ich habe durch einen Musiklehrer Pink Floyd kennen und lieben gelernt - er brachte die LP "Atom Heart Mother" mit in den Musikunterricht und hat sie uns vorgespielt (dann allerdings "analysieren" lassen). Auch die Moog-Interpretationen von J.S.Bach durch Walter Carlos habe ich durch ihn kennengelernt - auch die liebe ich heute noch (wie überhaupt Bach).
Derselbe Lehrer hat uns auch durch "Bilder einer Ausstellung" zu Emerson, Lake & Palmer gebracht!

Eine negative (ein anderer Lehrer): ich habe den Musikunterricht zugunsten von Kunst mit einer (verdienten) 4 abgegeben. Das Positive daran war aber, dass ich danach völlig "unbelastet" mit dem Gitarrespielen anfangen konnte :D

Bis auf die eine rühmliche Ausnahme wurden in unserem Musikunterricht nur die üblichen "klassischen" Werke behandelt und analysiert. Dieser Ausnahme (zum Teufel - ich weiss nicht mal mehr seinen Namen :( ) danke ich heute noch für den "Mut", Anfang der 70er Rockmusik in den Unterricht zu "schmuggeln".

... das war jetzt nur so hineingestreut ...

Greetz :)
 
"Wie aus der ferne längst vergang'ner zeiten - -" mutet es mich heute an, dass ich an einem experiment teilnahm, kindern von der 1.Klasse an mit hilfe der JA-LE-methode ein rüstzeug für das ganze leben mitzugeben: ein durch handzeichen unterstütztes intervallverständnis, improvisationsfähigkeit, verbunden mit stimmpflege, auch mit dem ziel phonetisch "richtigen" sprechens und atembeherrschung in einer prägephase.
Die kinder waren eifrig dabei, fehlte doch nicht das spielerische moment, auch erfolge stellten sich ein, aber so etwas muss über einen längeren zeitraum betrieben werden und scheiterte schließlich, ich bedauere, es sagen zu müssen, an der mangelnden qualifikation und dem unwillen der lehrer, neues lernen und beherrschen zu wollen.
Musischer unterricht ist mehr und mehr das fünfte rad am wagen unsres bildungswesens, wird ja "nicht gebraucht" und "rechnet sich nicht" in unserer voyeur-gesellschaft.
Ich ziehe meinen hut vor allen lehrern, die sich mühen, wohl wissend, dass sie auf verlorenem posten stehen, die altersgrenze von 67 wird wohl keiner erreichen.
Alles gute, Effjott!
 
Leider muss ich Dir Recht geben, Günter: Die musischen Fächer führen an den meisten Schulen nur noch ein Randdasein. Der Etat für andere Fächer(nicht nur Hauptfächer) wie Arbeit/Wirtschaft oder Sport ist deutlich größer. Musik - und Kunstlehrer mit Hochschulausbildung gibt es an vielen Schulen gar nicht, da müssen Lehrer fachfremd unterrichten und häufig kommt Entsprechendes dabei heraus. Soll man das etwa diesen Kollegen ankreiden??? Die Bildungspolitiker haben die Verantwortung für eine ordentliche Ausstattung der Schulen, und das bezieht sich nicht nur auf Räumlichkeiten und Material für den Unterricht, sondern vor allem auf die Einstellung von ausgebildeten Lehrern mit den entsprechenden Unterrichtsfächern, die an der jeweiligen Schule gebraucht werden.
Dass diese Einsparungen sich rächen ist nicht mal mehr eine Frage der Zeit, sondern bereits Wirklichkeit.
Jedes Mal, wenn im Schulleben besondere Anlässe stattfinden wie Schulentlassungen, Projektwochen, Darstellung der Schule in der Öffentlichkeit u.ä. , dann ist das Fach Musik plötzlich gefragt: " Kannst du nicht mit Schülern was Tolles vortragen, so ein Konzert oder was Poppiges...?", solche Ansprüche werden dann laut und man befindet sich dann mehr oder weniger unter Druck, weil man ja selber ein Interesse daran hat, dass die Schule, an der man arbeitet, sich auch nach außen gut präsentiert. Der Konkurrenzdruck zwischen den Schulen ist groß geworden, private Schulen schießen wie Pilze aus dem Boden.
Ich will nun gar nicht über die Veränderungen des Bildungswesens in den letzten zehn Jahren reden, da weiß jeder einigermaßen unterrichtete Bürger, was sich alles geändert hat an Arbeitszeitverordnungen, Gehaltskürzungen, zusätzlichem Verwaltungsaufwand, "neuen" Unterrichtsmethoden etc.
Hin und wieder gibt es ja auch mal Erfolgserlebnisse, wenn man z.B. einen ehemaligen Schüler nach Jahren trifft und erfährt, dass er musikalisch aktiv ist und nicht mit Schulende die "Sache" Musik zur Seite gelegt hat.
Erfreulich auch, was z.B. peter 55 schreibt, dass bestimmte Erfahrungen im Musikunterricht sich ein Leben lang auswirken. Ich habe das ganz ähnlich erlebt.
Und solange Musikunterricht solche Wirkungen erzielen kann, lohnt es sich weiterzumachen, auch wenn die Bedingungen rundum sich immer mehr verschlechtern.
Beste Grüße
Effjott
 
Hin und wieder gibt es ja auch mal Erfolgserlebnisse, wenn man z.B. einen ehemaligen Schüler nach Jahren trifft und erfährt, dass er musikalisch aktiv ist und nicht mit Schulende die "Sache" Musik zur Seite gelegt hat.

Also ich kenne das nur so, dass jemand, der sich außerhalb der Schule nicht mit der Musik beschäftigt (, jetzt mal abgesehen vom Musik hören) , beschäftigt sich nie damit, weil die eine Musikstunde, die wir haben, (oder früher auch mal zwei Stunden, ich weiß es nicht mehr genau,) eher als Pause angesehen wird, in der man mehr oder weniger ruhig dasitzt und höchstens ein paar von der Lehrerin ausformulierte und diktierte Sätze aufschreibt. Für die Arbeit wird dann vielleicht ein wenig auswendig gelernt und dann ist das Schuljahr auch wieder vorbei und der Musikunterricht war wieder verschwendete Zeit.
Zumindest auf mein Umfeld bezogen, kann ich mir nicht vorstellen, dass es einen Schüler gibt, der aufgrund des schulischen Musikunterrichtes plötzlich musikalisch aktiv geworden ist. Eher das Gegenteil.....
 
Also erstmal, aus zeitgründen konnte ich den Thread jetzt nur kurz überfliegen...

Ein paar Gedanken von mir:
Wie hier in Bayern üblich bietet mein Gymnasium zwei Zweige an: Musisch und Neusprachlich. Ich selbst habe mich damals für den sprachlichen entschieden und war dann zu faul zu wechseln.
Ich hab daher beide Seiten ganz gut mitbekommen, also Musik als Nebenfach aber durch meine musischen Freunde auch als Hauptfach. Auch das war ein Grund für mich nicht den Zweig zu wechseln, da ich mit theoretischem Wissen den "Musen" meines Jahrgangs immer voraus war.
Woran ich mich erinnere, ist das schon etwa in der 7.Klasse Dinge wie Kadenzen behandelt wurden. Mir als - damals schon - Musik theorie-Freak hat das zwar Spaß gemacht, aber wem soll das denn was bringen? Da würde ich Sachen wie Instrumentenkunde, Silistik, Formenlehre noch eher als Allgemeinbildung sehen, aber das wurde nie so wirklich besprochen. In der 10. Klasse konnte man sich dann zwischen Kunst und Musik entscheiden. In diesem Jahr haben wir aufgrund eines Jahresprojektes kaum Unterricht gemacht (wir waren 9 Leute, ab dem halbjahr haben wir ein Musical fürs Schulfest vorbereitet, was hieß jede Musikstunde mit plaudern und jammen zu verbringen :p). Einziges Thema was dran kam, war Polyphonie. Dabei wäre dieses Jahr in dem nur noch musikalisch interessierte dabei sind doch besser geeignet gewesen Theorie zu unterrichten :screwy:
Zur Zeit (11. klasse, inzwischen haben wieder alle Musik) machen wir Musikstile, also hauptsächlich Musik anhören und zwischendurch Referate.

Also um das zusammenzufassen: Meiner Meinung nach sollte im Musikunterricht eher Grundwissen vermittelt werden, wie (wie schon gesagt) zB Stilistik, Formenlehre, Komponisten, instrumentenkunde. Etwas Praxis (mit Rythmusinstrumenten etc), kann eine Abwechslung sein, allerdings könnte ich mir vorstellen, dass das bei größeren Klassen nichts wird (wenn mein Lehrer unvorbereitet ist, spiele ich gelegentlich Sessions mit ihm im Unterricht :D)

Nächstes Jahr bin ich im Musikleistungskurs. Ich bin gespannt :p
 
Oha, da muss ich doch auch mal meine (nicht immer positiven) Erfahrungen beisteuern, die ich in 13 Jahren (Ba-Wü, Grundschule+Allg. Gymnasium) sammeln durfte.
Ich beschränke mich mal auf die Gymnasialzeit.
Wir hatten, glaube ich, von Klasse 5 bis 13 nur 3 verschiedene Lehrer. Dass der 3. (später) dazugekommen ist, war wohl einer der größeren Glücksfälle in meiner Musiklaufbahn.
Bis zur 11. Klasse haben wir einfach GAR NICHTS gemacht in Musik.
Ok, ab und an wurden mal halbherzige Versuche unternommen, Notenlesen oder dergleichen zu üben, aber das wars auch schon.
Übliches Procedere zu Schuljahresende: Lehrer geht die Schüler durch, jeder, der in ner Band spielt, bekommt ne Note besser, Standardnote ist 2, wen er nicht leiden kann, der bekommt ne 3.
"Unterricht" wurde nur mit der ersten Bankreihe gemacht, d.h. dort wurde mit dem Lehrer geredet, weiter hinten untereinander.
Falls mal ein Test kam wurde einfach das Buch auf den Tisch gelegt und abgeschrieben, hat eh keinen gestört ^^
Das Ganze lief so weit, dass wir sogar mal zum Rektor gingen und uns beschwerten, dass wir keinen gescheiten Unterricht bekämen.
Konnte man natürlich nichts machen. Lehrer ist ja schließlich Beamter und kann nicht gekündigt werden...

Erst in der 11. bekamen wir dann einen hochmotivierten Neuzugang als Musiklehrer, der uns dann Gott-sei-Dank auch in der Oberstufe zur Seite stand.
Zu 4. haben wir dann nen Musik-LK organisiert, der aber nur als Aufsetzerkurs (jeweils ein Jahr mit dem vorigen und ein Jahr mit dem nächsten Kurs zusammen) zustande kam, da es mindestens 10 Schüler oder so sein mussten.
Da haben wir dann auch ordentlich was gelernt und auch mal Musikprojekte organisiert.
Wurden dann auch recht gut auf's Abitur vorbereitet, was immerhin zwei von uns (ja, ich auch ;)) in Musik gemacht haben.

Fazit: Zumindest zu meiner zeit hat es keinen interessiert, wie der Musikunterricht abläuft. Ist also mMn kein Wunder, dass heute auch elementare Kenntnisse aus dieser Sparte bei den Schülern kaum vorhanden sind, wenn sie sich nicht gerade außerschulisch damit befassen.
In Kunst läuft es übrigens genauso.
Lehrpläne werden SEHR frei interpretiert und alles Wissen, das man nicht mit stumpfsinnigen Tests abfragen kann interessiert eh keinen.
Ich finde das wirklich schade und hoffe, dass sich in der Hinsicht noch etwas ändert, bis meine Kinder (so ich denn welche haben sollte ;)) mal in die Schule gehn.
 
Sehr interessant, das Ganze hier. Und vieles erkenne ich auch wieder.

Ich hatte in meinen 9 Jahren auf dem Gymnasium 4 verschiedene Musiklehrer, vom "leicht zerstreuten Musikgenie" bis zum "Lehrplan abarbeitenden" war da alles dabei. An meinem Gynmasium gab es den Musikzug (5. bis 8. Klasse), das Musikprofil (9. bis 11. Klasse) und Musik 4-stündig in der Oberstufe. Ich allerdings habe nur den normalen, 2-stünden Musikunterricht genossen. Im Nachhinein würde ich mich vielleicht anders entscheiden, aber den 4-stündigen Kurs in der Oberstufe habe ich mir nicht zugetraut, da der schon stark auf dem Musikprofil aufbaute, das einen wesentlich höheren Anspruch hat.

Den Stoff zu können war für mich nie ein Problem, Musik war eigentlich in der Oberstufe so gut wie immer ein 15-Punkte Lieferant. Das lag aber hauptsächlich an unserem Lehrer. Arbeiten, die in 10 Minuten gemacht waren, weil die Hälfte der Fragen nicht beantwortet werden musste, die hatten wir nämlich nicht behandelt und teilweise Aufgaben, die genau so im Unterricht besprochen worden waren, machten das nicht gerade zu einer großen Herausforderung.

Der Untericht in der Oberstufe war in Ordnung, da unser Lehrer selber dem Jazz sehr zugetan war, gab es davon eine ganze Menge. Leider nur Geschichtliches und kaum Theorie. Nun gut, da wäre ich wohl der einzige gewesen, den das interessiert hätte. De Rest des Kurses war eh nur zum Hälfte da und störte mehr, als dass er mitarbeitete.
Aber immer gab es mal etwas Neues! In den Jahren zuvor kamen eigentlich alle 1, 2 Jahre die gleichen Themen wieder. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft wir das Thema Kadenzen behandelt haben....

Die beste Unterrichtsstunde hatten wir, als wir selber Musik mitbringen sollten und vor allem erklären sollten, was für uns an dieser besonders ist. Das ist meiner Meinung nach ein Weg, um die Schüler wieder mehr für dieses Fach zu begeistern. Denn heute wird doch mehr denn je Musik gehört. Wobei hören in dem Fall leider der falsche Ausdruck ist, es hört ja keiner mehr zu, jeder lässt sich nur noch berieseln. Wenn man es aber schaffen könnte, dass sich mehr Schüler Gedanken darüber machen, wie, was und warum sie das und das hören, dann könnte man sie meiner Meinung nach auch leichter dazu bringen, sich über die Musik außerhalb ihres Geschmacks Gedanken zu machen.
Denn bisher läuft es wirklich so ab: Der Schüler lernt ein paar Jahreszahlen und Daten auswendig, und nach der Arbeit gibt es einen Reset im Gehirh und weg ist alles. Und das kann doch nicht alles sein, was man mit Musikunterricht verbindet!
Zugegeben, die Schüler machen es den Lehrern sicher nicht leicht. Die Musiklehrer haben mit den Religionslehrern und Kunstlehrern wohl am wenigsten Respekt von den Schüler zu erwarten, weil die Fächer als "nicht wichtig" wahrgenommen werden. Und darunter leiden dann natürlich die paar, die das wirklich interessiert.
So wie ich den Musikunterricht erlebt habe, ging das wirklich immer am besten, wenn man sich auf ein Thema eingelassen hat, das auch die Störenfriede irgendwo interessiert hat.
Und wie gesagt, eigentlich interessiert sich doch jeder irgendwo für Musik. Müsste es da nicht möglich sein, von diesem Interesse aus die Brücke zum Musikunterricht zu schlagen? Ich hätte mir davon jedenfalls viel mehr gewünscht. Wenn ich die Anwendung der Theorie in der Praxis erkenne, dann macht es mir viel weniger aus, sie zu lernen, ebenso, wenn ich logische Verknüpfungen und Verbindungen sehe. Musik war aber dagegen für mich viel mehr Flickwerk, eher willkürlich ausgesuchtes Wissen, dass man sich aneignet um es dann wieder zu vergessen.


Mein Musikunterricht endete auch mit so eine Anekdote, die aber für unsere Schule typisch war: Unser Lehrer wurde kurz vor Ende unserer Schulzeit plötzlich und ohne Erklärung entlassen. Nach einiger Zeit ohne Lehrer bekamen wir dann noch einen für 3 Wochen, hatten 2 Doppelstunden eine neues Thema (Kunstlied), haben darüber eine Arbeit geschrieben und das war dann mein Musikunterricht in der Schule.

Ich möchte aber nochmals betonen, dass das, was ich hier geschrieben habe, nur auf den normalen Musikunterricht zutraf und nicht auf den Musikzug usw. Dort findet man ein ganz anderes Niveau, da sich dort eigentlich nur Schüler befinden, die sich von sich aus für Musik interessieren. Es gab dann auch eine große Zahl derer, die erfolgreich das fachpraktische Abitur in Musik abgelegt haben.
 

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