Irgendwer schrieb hier:
Noten sind toll für Melodien, Tabs sind cool für Begleitungen.
Sehe ich auch so.
Aber:
Das Wichtigste, was jeder Mensch lernen muss, wenn er Musik machen will, ist Hören.
Hören im Sinne von genau hinhören, wie etwas klingt (Tonhöhen, Intervalle) und zuhören (gern auch anderen).
Und so würde ich auch ans Gitarrespielen herangehen:
Zuhören, was da tönt.
Und dann versuchen, es nachzumachen.
(Ich singe "es" erst, bevor ich versuche, "es" zu spielen - mir hilft das.)
Melodien per Gehör erfassen und (idealerweise sofort=sehr gute/r Musiker*in) nachspielen zu können finde ich absolut unverzichtbar - egal, ob jemand nun auf Noten oder Tabs setzt.
Ansonsten zu all den behaupteten und tatsächlchen Vor- und Nachteilen:
Niemand braucht einen Glaubenskrieg Noten vs. Tabulaturen. Denn:
Noten vs. Tabulaturen sind beides nur Verschriftlichungssysteme für Klang.
Beide können falsch sein, wenn ein Klang oder eine Klangfolge eben falsch verschriftlicht wurden.
Das hat mit dem System nichts zu tun, sondern mit dem schreibenden Menschen.*
Noten sind die universellere Verschriftlichung, sie funktionieren für jedes Instrument.
Tabs sind Zupf-Saiteninstrumenten-typisch, allenfalls noch für Percussion oder Drums zu gebrauchen.
Grundlegende Harmonielehre kann mensch mit beidem lernen.
Fürs Notenschreiben brauch man speziellere Programme.
Tabs kann jede/r mit einem Texteditor schreiben und lesen.
Entsprechend sind Tabs leichter editierbar, wenn es darum geht, eigene Variationen o.,ä. aufzuschreiben.
Natürlich lassen sich Dropdown- oder Open-tunings auch in Tabulaturen darstellen.
Dazu ist lediglich ein Referenz zu Anfang erforderlich, die besagt, auf welche klingenden Töne welche Saite gestimmt ist (ähnlich wie die Angabe von Taktart und Tempo).
Fingersätze lassen sich auch in bzw. mit Noten abbilden, dazu wird dann eben unter jeder Note der greifende Finger angegeben.
Genauso könnten bei Noten Pickings notiert werden - wird dann aber schwerer lesbar bis unübersichtlich.
Taktart, Tempo und Notenlängen lassen sich auch in Tabs ebenfalls darstellen.
Auch in Tabs können Taktstriche gesetzt werden und über Symbole Notenwerte eingetragen werden.
Wer keine Notenwerte kennt oder deren Symbole verwenden will, kann unter der Tabulatur eine "Zeitleiste" mitlaufen lassen, die eben anzeigt, welchen Notenwert ein Ton haben soll.
Darum ist es ja auch so wichtig, Tabs auf dem PC in nonproportionalen Schriftarten zu schreiben und anzuzeigen, damit der übereinanderstehende Kram auch übereinanderstehend bleibt.
Ist aber ebenfalls schwerer lesbar bis unübersichltich.
Pausen und Betonungen sind in Tabs m.E. kniffliger zu notieren.
* (Ganz besonders gruselig finde ich übrigens die Unart, statt der Urheber*innen von Text und Musik nur irgendwelche Intrepreten anzugeben.
Das bisschen Tinte (oder Bytes) sollte schon drin sein, um zu schreiben, wer den Song getextet und komponiert hat und auf wessen Interpretation (bzw. genau welche) sich eine Transkription bezieht, wenn denn ...
Diese Unsitte ist bei Tabs wesentlich verbreitet als bei Noten.)