Musikalischer Burn-Out (!?)

  • Ersteller erdbeer-shisha
  • Erstellt am
Also wahre Sinnkrisen habe ich nie. Ich habe aber auch durchaus auch mal 2 Wochen, wo ich wenig Musik mache. Solche Inspirationspausen brauche ich manchmal einfach. Zum Thema Stimme als empfindliches Instrument: Ich kann überhaupt nicht stützen, wenn meine Grundbedürfnisse wie Schlaf und Essen nicht ausreichend gedeckt sind oder ich genervt bin - dann presse ich mich fast zu Tode. Natürlich muss man gewisse Ups und Downs als Sänger ausbügeln können, aber manchmal...sollte man nicht zu hohe Ansprüche an sich selbst haben. Ich habe auch Tage, an denen ich meinen Gesang grausig finde, und meist ist er das dann auch(manche sagen sogar, er ist auch sonst nicht besser^^). Aber ich habe auch genauso viele Tage, wo ich bei jedem Ton, den ich singe, denke: "Yeah, das ist genau das was ich machen will. Hups, war da grad ein schiefer Ton? Egal, nur wer etwas macht, macht auch Fehler." Du solltest dich mal fragen, warum du singst. Ich nehme doch an, weil es dir Spaß macht. Dass du besser werden willst, ist löblich, aber erdrücken sollte einen dieser Wunsch nicht - das ist ungesund, schlägt sich auf die Stimme nieder und bewirkt das genaue Gegenteil.
Wenn du mit deiner Stimme vom Klangideal her unzufrieden bist, dann tu dir mal einen Gefallen und nimm dich auf. Denn dann siehst du, ob das wirklich so klingt wie du dir das denkst oder ob du einem Phantom hinterherjagst.
 
Buddy-Polly,

aufgenommen und schon mit meiner Gesangslehrerin durchgesprochen habe ich alles, was trotzdem nichts an meinem fehlenden Gefühl für meine Stimme ändert - mir ist durchaus bewusst, dass sich eine Stimme für andere anders andhört, als von einem selber, hat glaube ich etwas mit Schädelresonanzen zutun, weiss nicht mehr genau...

Trotzdem danke...

und auch wie schon bereits gesagt, dass man malne Phase hat, wos nicht so gut läuft, wo man nicht 100Prozent da ist, hatte ich ja auch ....aber ich hatte noch nie sone Aversion gegen meine eigene Stimme, und das macht mich ja letztendlich son bisschen ratlos...

Aber was will man dazu auch sagen...
 
Ich habe den Vergleich mit mir gezogen weil ich ungefähr schon so lang Unterricht habe wie du und ich halt dasselbe festgestellt habe. Die meisten Leute sind wohl Gewohnheitsmenschen. Ich denke das es beim Singen lernen halt darum geht, Gewohnheiten des Körpers aufzubrechen und ihm andere Wege zu zeigen, wo Bewegung und Empfindung möglich ist. Früher habe ich geglaubt ich müsse an diversen Stellen im Hals Vibration spüren, mittlerweile hat sich mein Klangideal total geändert. Je weniger ich noch bewusst spüre, desto besser klingt es.
 
Du könntest auch mal rausrennen und kräftig schreien, bis du nicht mehr kannst. Danach ist die Stimme gezwungener Maßen ersteinmal heißer usw. Das heisst, dass du eh nicht singen kannst und dann musst du dich wieder durch Übung usw. an eine klare Stimme herantasten. Vielleicht merkst du dann auch, wie wichtig dir die Stimme ist und das Singen.
Ich hab auch manchmal solche Phasen, wo mir alles scheißegal ist und ich mich in mein Zimmer (wenn niemand im Hause ist) einsperre und zu Nirvana Songs o.ä. mitsinge / schreie... bzw. Gitarre dazu spiele und ordentlich losschreie...
Man fühlt sich halt manchmal durch den Gesangsunterricht sehr eingesperrt. Man hat nach Richtlinien zu singen und immer schön auf die Stimme zu achten usw. Dann quält es einen noch mehr, wenn es nicht klappt.

Das wäre so meine Erfahrung :)
Aber muss ja jeder für sich selbst entscheiden! =)
 
Man fühlt sich halt manchmal durch den Gesangsunterricht sehr eingesperrt. Man hat nach Richtlinien zu singen und immer schön auf die Stimme zu achten usw. Dann quält es einen noch mehr, wenn es nicht klappt.

Das ist aber dann auf Dauer kein besonders guter Unterricht, jedenfalls nicht im Bereich Populargesang. Ich weiss, in der Klassik gibt es ein festgelegtes Klangideal und Abweichungen davon gelten als Fehler. Deshalb bin ich ja damals auch aus diesem Zwangskorsett ausgebrochen.
ZU vorsichtig sein, und sich aus lauter Angst um die Stimme nix mehr trauen - das kann nicht funktionieren, man verkrampft sich dabei nur. Manche Gesangslehrer sind da fast ein bisschen hysterisch - vor allem die Klassiker, denn im klassischen Gesang bedeutet schon eine leicht rauchige Stimme das Aus.

@erdbeer-shisha: Du könntest natürlich jetzt auch aufhören. Wenn Du für das Singen brennst, wirst Du sowieso bald wieder anfangen - es wird Dich nämlich nicht loslassen.
 
@erdbeer-shisha: Du könntest natürlich jetzt auch aufhören. Wenn Du für das Singen brennst, wirst Du sowieso bald wieder anfangen - es wird Dich nämlich nicht loslassen.

Ein wahres Wort, gelassen ausgesprochen :great:
 
Vielen Dank für Eure Antworten!
Ich bin momentan am überlegen, ob ich nicht alles etwas zu verbissen sehe.
Verbissen im Sinne von - ich will alles schaffen, und ich will das alles möglichst schnell schaffen. Und am besten soll alles auch noch nach wenigen Anläufen möglichst perfekt sein.

Es stimmt schon, dass ich ein (was die Musik und insbesondere auch meine Stimme angeht) relativ ehrgeiziger Mensch bin, der auch mal zum Perfektionismus neigt. Und mir ist auch durchaus bewusst, dass man nicht jede seiner Bestleistungen zu 100 Prozent reproduzieren kann - das können auch keine Profis, sie nähern sich zwar einem Ideal, aber wirklich jeder hat mal seinen schlechten Tag, das stelle ich bei mir selber auch nicht in Frage.

In Frage stelle ich aber bei mir momentan dieses Gefühl des "Burn-Outs" - mit dem Begriff Depression möchte ich in dem Zusammenhang vorsichtig umgehen, aber ich sag es ganz einfach mal so: Wo früher "Freude" war, ist nun "Leere". Das meine ich mit diesem Tief. Bei mir baut sich nun folgende Diskrepanz auf: Weitersingen, weil sich sonst wichtige Techniken und Muskeln rückentwickeln? Oder Abstand nehmen, Pause machen, evtl. ein paar Dingen auf den Grund gehen ( bin jetzt in die gymnasiale Oberstufe gekommen, hohes Lernpensum etc. , möglicherweise als Beispiel für eine neueingetretene psychische Belastung) ? Kann nur ich selber das entscheiden? Ich bin mir nämlich nicht sicher.

Ich habe nur Angst und sehe schon die immer weiterklaffende Tendenz, dass ich den Bezug zu meiner Stimme immer weiter verliere. Bell* beschrieb es treffend: ohne Körperanbindung, einfach fremd.
Dieser Punkt macht mich etwas panisch, auch wenn ich im Moment keine Freude am Singen verspüre, ist doch im Hinterkopf der Wille zur eigenen Stimme, nicht zuletzt deswegen, weil ich mich beruflich in diese Richtung orientieren möchte.

Ich bin sehr froh, auch mal von anderen Sängern/innen gehört zu haben, dass sie etwas ähnliches erlebt haben und auch, dass sie da wieder hinausgefunden haben. Gab es da so einen Knackpunkt, einen Tag x, der euch wieder zu eurer Stimme geführt hat? Was war es oder wie war es?

Vielen Dank nochmal für die Antworten :)

...

Du hast dir - was (mögliche) Stressoren anbelangt (Eintritt in die Oberstufe, Ehrgeiz, Perfektionismus) - ja schon einige Gedanken gemacht; vielleicht gibt es ja noch andere?
Wenn Du nicht ein ganz außergewöhnliches Talent bist, dürfte wahrscheinlich zutreffen:
Das Abi wie auch die (Aus-) Bildung deiner Stimme sind Projekte/Ziele, die (von den meisten Menschen) einen erheblichen (jahrelangen) Lern- bzw. Trainingsaufwand erfordern.
Diese Tatsache ist völlig konträr zu Deiner Aussage:
"Ich will das alles möglichst schnell schaffen. Und am besten soll alles auch noch nach wenigen Anläufen möglichst perfekt sein".
Was den Gesang anbelangt (und auch viele andere Bereiche), wirst Du wohl akzeptieren müssen, dass sie im Laufe der Zeit langsamer/schwieriger zu erreichen sind.
Was das Abi angeht, so wird dich der Wechsel in die Oberstufe erstmal viel Kraft/Zeit kosten, bis Du dich angepasst hast, an das geforderte Leistungslevel.
Deine "Verbissenheit" beschert dir wahrscheinlich genau das Gegenteil von dem, dass Du zu erreichen suchst. Du beschreibst dich als lustlos, leer und in einem Tief befindlich. Interessant, dass Du die Begriffe Burnout und Depression erwähnst.
Lass los.
Vielleicht hilft es dir, wenn Du gesanglich erst mal auf Sparflamme kochst; etwa so, wie es antipasti beschrieben hat. Vielleicht besprichst Du ja mit deiner GL, dass ihr euch erstmal etwas weniger seht, keine neuen, schwierigen Sachen angeht, sondern eher rekapituliert oder einfach mal zusammen jamt.
Die Ressourcen, die dadurch frei werden könntest Du nutzen um den Anpassungsprozeß in der Schule hinzukriegen. Bei mir hat das damals etwa ein halbes Jahr gedauert.
Vielleicht gehst du ja auch mal raus, kaufst dir ein Eis und hängst die Füße in's Wasser oder gehst mit deinem Freund in's Autokino.

Was Deine Frage anbelangt:
Mir ging es ganz ähnlich. Wollte auch in verschiedenen Bereichen zu viel. Das hat dann letztlich dazu geführt, dass ich aus meiner Band ausgestiegen bin. Ich hatte dann 8 Monate weder Lust zu trainieren, noch auf GU, noch mir eine andere Band zu suchen. Ich habe allerdings oft im Auto gesungen oder draußen, wenn ich mit meinem Hund in der Pampa unterwegs war.
Trotzdem: Durch diese Pause kann ich zum jetzigen Zeitpunkt viele songs, die eine hohe Lage erfordern nicht mehr singen.

Ganz langsam taste ich mich wieder ran und spiele wieder mit dem Gedanken GU zu nehmen und regelmäßig zu üben. Bei mir ist das Zurückkommen also ein längerer Prozess. Komischerweise habe ich das Gefühl, dass ich zwar an Höhe verloren habe, dass ich dafür jedoch die Töne im tiefen und mittleren Bereich besser stütze. Wenn ich mir die Höhen wieder erarbeite und dieses Gefühl des Stützens nach oben mitnehme, dann habe ich jedoch auch etwas Wichtiges gewonnen.

Im Nachhinein war die Verbissenheit alles so schnell wie möglich zu erreichen der Hauptgrund für meinen Absturz. Ich hätte viel früher Gas rausnehmen und für Ausgleich sorgen sollen. Alles braucht seine Zeit und wenn wir sie uns nicht geben, dann nehmen Körper-Seele sie sie sich eben. Das ist auch gut so, denn letztlich ist das nichts anderes als eine Strategie zum Selbstschutz.

Mach's besser!

Gruss
numb
 
Danke nochmal an alle, die sich an dem Thread beteiligt haben - die Ratschläge waren auf jedenfall eine große Hilfe und Denkanstoß.

Ich werd die nächsten Wochen mal gucken, ob und wie sich meine Stimme entwickelt.
Werde denke ich heute wirklich ganz sachte maln bisschen mit meinem Kumpel rumprobieren, er Gitarre, ich Klavier und auch eventuell Gesang - zwanglos halt und auch nicht primär fixiert auf den Gesang, sondern um evtl. ein paar neue Stücke zu schreiben. Mal gucken, wie sich die ganze Situation entwickelt. Macht Sinn, oder?

Werde euch dann evtl. berichten, wie alles ausgegangen ist...Wahrscheinlich mache ich auch ein viel zu großes Drama daraus, aber das war halt ne Herzensangelegenheit, zu der ich maln paar andere Meinungen/Aufmunterung haben wollte, was mir zweifellos erfüllt wurde.
Denn wie Bell* schon richtig vermutet hat: Ich brenne halt für Musik, für Gesang, ganz loslassen kann und werde ich nicht, ich glaube, da müssen schon härtere Geschütze ausfahren.

Danke

...
 
Denn wie Bell* schon richtig vermutet hat: Ich brenne halt für Musik, für Gesang, ganz loslassen kann und werde ich nicht, ich glaube, da müssen schon härtere Geschütze ausfahren.

Danke

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Um ein Missverständniss auzräumen:
Ich meinte nicht, dass Du den Gesang loslassen sollst- ich merke ja, dass Du loderst.
Ich möchte dich dazu anregen deinen "Biß" (vorübergehend) etwas zu lockern (Turbozielerreichung, Perfektionismus usw.; gerade auch im Hinblick auf die schulische Mehrbelastung). Ich denke, dass Du dann besser/schneller regenerierst und letztlich auch schneller deine Ziele verwirklichen wirst.
Eine Krise kann auch eine Chance sein, wenn man die richtigen Schlüsse zieht.
 

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