Günter Sch.
HCA Piano/Klassik
- Zuletzt hier
- 28.02.19
- Registriert
- 21.05.05
- Beiträge
- 3.071
- Kekse
- 44.385
1 800
Es gibt künstlerische darstellungen, die historische sachverhalte viel anschaulicher darstellen als wortreiche, sachliche beschreibungen. Stendhal läßt seinen helden Fabrizio über das schlachtfeld von Waterloo irren, und man denkt, so müsse es gewesen sein, ein komplettes chaos. Malapartes "Haut" spielt im befreiten Neapel, nichts davon ist buchstäblich wahr, aber es deckt sich mit meinen erfahrungen, die hinter stacheldraht und (zwangs)arbeitscamp begrenzt, sich erweiterten, als ich in clubs verschiedener art spielte. Die machtvollen frauenvereine in den USA hatten gewiss keinen schimmer, was ihre männer, brüder, söhne, ihre kriegshelden da drüben so ungebunden inmitten einer bitterarmen gesellschaft trieben.
Wenn ich den republikanischen geist atmen will, der von Frankreich ausging, und den die verbündeten fürsten in ihrer erfolglosen "campagne" auslöschen wollten, höre ich Beethovens 7.sinfonie.
Es gibt seltene augenblicke, wo die zeit stehenzubleiben scheint, ein zeitfenster sich öffnet, möglichkeiten sich auftun mit hoffnungen auf eine bessere zukunft, die dann schmählich enttäuscht werden. So war es nach dem letzten krieg, so bei der wiedervereinigung, geschichte erweist sich als folge versäumter gelegenheiten.
Beethoven erlebte die enttäuschung, dass der von ihm als heros verehrte Napoleon sich zum kaiser krönte, unter der restauration hatte er wohl nicht zu leiden wie Franz Schubert, über den ein polizeispitzel berichtet, er habe "räsonniert". Eigentlich heißt das, seine vernunft zu gebrauchen, aber das ist nicht immer erwünscht, sein freund, der literat Senn büßte das 1820 mit einem jahr haft, und KuK-gefängnisse waren nicht so gemütlich wie in der "Fledermaus".
Beethoven wünschte sich, dass seine musik "feuer aus einem manne schlüge", und sie stimmt andere töne an als der elegant/verbindlich/kunstreich/humorvolle Haydn. Ich höre in der 7. nicht die "apothose des tanzes" wie Richard Wagner, sondern menschlichkeit, zuversicht, hoffnung, klarheit, nachdenklichkeit, trauer, überschäumende freude und immer wieder marschrhythmik. A-Dur ist eine strahlende, streicherfreundliche tonart, modulationsfähig nach allen seiten. Die wahre musik der revolution findet man nicht in Paris, sondern in Wien.
Es gibt künstlerische darstellungen, die historische sachverhalte viel anschaulicher darstellen als wortreiche, sachliche beschreibungen. Stendhal läßt seinen helden Fabrizio über das schlachtfeld von Waterloo irren, und man denkt, so müsse es gewesen sein, ein komplettes chaos. Malapartes "Haut" spielt im befreiten Neapel, nichts davon ist buchstäblich wahr, aber es deckt sich mit meinen erfahrungen, die hinter stacheldraht und (zwangs)arbeitscamp begrenzt, sich erweiterten, als ich in clubs verschiedener art spielte. Die machtvollen frauenvereine in den USA hatten gewiss keinen schimmer, was ihre männer, brüder, söhne, ihre kriegshelden da drüben so ungebunden inmitten einer bitterarmen gesellschaft trieben.
Wenn ich den republikanischen geist atmen will, der von Frankreich ausging, und den die verbündeten fürsten in ihrer erfolglosen "campagne" auslöschen wollten, höre ich Beethovens 7.sinfonie.
Es gibt seltene augenblicke, wo die zeit stehenzubleiben scheint, ein zeitfenster sich öffnet, möglichkeiten sich auftun mit hoffnungen auf eine bessere zukunft, die dann schmählich enttäuscht werden. So war es nach dem letzten krieg, so bei der wiedervereinigung, geschichte erweist sich als folge versäumter gelegenheiten.
Beethoven erlebte die enttäuschung, dass der von ihm als heros verehrte Napoleon sich zum kaiser krönte, unter der restauration hatte er wohl nicht zu leiden wie Franz Schubert, über den ein polizeispitzel berichtet, er habe "räsonniert". Eigentlich heißt das, seine vernunft zu gebrauchen, aber das ist nicht immer erwünscht, sein freund, der literat Senn büßte das 1820 mit einem jahr haft, und KuK-gefängnisse waren nicht so gemütlich wie in der "Fledermaus".
Beethoven wünschte sich, dass seine musik "feuer aus einem manne schlüge", und sie stimmt andere töne an als der elegant/verbindlich/kunstreich/humorvolle Haydn. Ich höre in der 7. nicht die "apothose des tanzes" wie Richard Wagner, sondern menschlichkeit, zuversicht, hoffnung, klarheit, nachdenklichkeit, trauer, überschäumende freude und immer wieder marschrhythmik. A-Dur ist eine strahlende, streicherfreundliche tonart, modulationsfähig nach allen seiten. Die wahre musik der revolution findet man nicht in Paris, sondern in Wien.