Also das mit der Definition von Sprache und Musik ist so dumm nicht.
Denn Sprache ist keineswegs auf die Übermittlung von Informationen und die Bedeutungsebene reduzierbar. Das Nachfolgende basiert zum Teil auf Informationen, zum Teil hat es eher die Bedeutung von Thesen/Hypothesen. Außerdem nimmt es keinen Bezug zum Film "Das Piano" - weil ich den Film nicht kenne.
Andersrum:
Was haben Sprache und Musik eindeutig gemeinsam?
Beides sind Formen der Kommunikation.
(Nur so für Zweifler: Körpersprache ist eindeutig Kommunikation, nämlich nonverbale Kommunikation - funktioniert also gänzlich ohne die genauere Bedeutungsebene von Worten.)
Worin unterscheiden sich nun diese beiden Formen der Kommunikation?
Sprache transportiert Information, Bedeutung/Sinn, Emotion und Beziehungen.
Musik (jetzt mal von Texten abstrahiert) transportiert Emotion.
Anders ausgedrückt: Wenn Sprache der Verständigung dient - kann dann auch Musik der Verständigung dienen?
Denn unter bestimmten Bedingungen ist Musik allerdings in der Lage, mehr als Emotion zu transportieren.
Beispiel 1
Nehmen wir Musik als Symbol, also dass Musik gleichzeitig etwas ausdrückt, das ihm nicht aus sich heraus, sondern aus bestimmten Kontexten heraus zukommt, so kann Musik auch Bedeutung/Sinn und Beziehungsebenen ausdrücken.
Wenn die Hörer beispielsweise um den Text/die Bedeutung/den Sinn der "Marsailles" (hoffe, ich habe es richtig geschrieben) wissen, reichte es beispielsweise im Frankreich während der Nazi-Okkupation aus, die Musik der Marsailles zu spielen, um Widerstand auszudrücken.
Beispiel 2
Wenn die Hörer wissen, dass Musikformen bestimmte Bedeutungen haben (Marsch, höfische Tanzmusik etc.), reicht die Verballhornung dieser Musikformen aus, gleichzeitig Distanz/Kritik an bestimmten Dingen (Militär, Adel) auszudrücken.
Beispiel 3
Die instrumentale Version der amerikanischen Hymne von Jimi Hendrix bei Woodstock.
Beispiel 4
Da müßtest Du eigentlich Literatur drüber finden, da es nicht unbekannt ist:
In Afrika gibt es Musiker, die eine Mischung aus Geschichtenerzähler, Historiker (oral history) und Kommentatoren sind. (Wenn mir der Name noch einfällt, poste ich ihn noch).
Dort gibt es ein sehr entwickeltes "Zeichen- oder Symbolsystem", in dem Sinne, dass bestimmte rein musikalische Zitate (Melodien) auf direkte und konkrete Bedeutungen verweisen.
Der Musiker spielt nun bei offiziellen Anläßen Musik, die eine spezifische Auswahl, Aneinanderreihung etc. haben und kommentiert damit den Anlaß und bestimmte Personen für alle Zuhörer. Es ist quasi so als würde er eine Rede über Leute halten, die aus Zitaten besteht, die wiederum für konkrete Bedeutungen stehen und von den Zuhörern auch entschlüsselt werden können.
Im Bereich Sprache und Musik finde ich den Aspekt des Zwiegesprächs noch sehr interessant. Musik von CD, Radio etc. ist ja genau so einseitige Kommunikation wie ein Buch oder ein Vortrag im Radio.
Wie aber ist nun eine Jam-Session aufzufassen?
Für mich kommunizieren die Musiker mit sich mittels Musik.
Und wie wäre ein Konzert - meinethalben der Fischer-Chöre - aufzufassen, in dem das Publikum nicht nur passiv die Musik konsumiert, sondern sie mitgestaltet?
Wie ist also die Kommunikation zwischen Musikern aufzufassen?
Und wie die zwischen Musikern und Publikum?
Musik als Sprache - gar nicht mal so uninteressant ...
x-Riff
