musica ricercata von Ligeti

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Im ganzen Netz finde ich nichts darüber. Ich finde die Musik sehr interessant.
Was war hierbei Ligetis Intention? Welchen kompositorischen Regeln folgt das stück?
Schreibt einfach alles was ihr dazu wisst.
 
Eigenschaft
 
Nun, eine Grundidee der 11 Stücke besteht darin, dass von Stück zu Stück die Anzahl der Töne der chromatischen Tonleiter ansteigt:
Im ersten Satz werden nur 2 Töne verwendet: A und D (faktisch eigentlich nur A, erst ganz am Ende erscheint auch das D)
Das zweite verwendet 3 Töne: Eis, Fis und G
Das dritte 4 Töne: C, Es, E, G
u.s.f.
Entstanden sind die Stücke 1951-53.
Verschiedene Merkmale von Ligetis späterer Musik sind hier bereits vorhanden, wie etwa rhythmische Phasenverschiebungen, die Verwendung "falscher" Obertöne und eine sehr große dynamische Bandbreite.
Es gibt neben der Klavierfassung auch eine Bearbeitung von Ligeti für Bläserquintett, allerdings nur von sechs Sätzen.
Gruß
Scarlatti61
 
Hallo Günter,

besten Dank für die nette Begrüßung :)

Gruß
Klaus
 
was meinst du mit "falschen" obertönen?
 
Hallo,

Es ist vielleicht nicht die beste Formulierung für das, was ich meine, ich glaube das aber mal so in irgendeiner Rezension oder sonstwo gelesen zu haben.
Es gibt in den Stücken z.B. einige Stellen, wo kleine Melodiepassagen im mittleren bis tiefen Bereich extrem hoch, 2-3 Oktaven drüber parallel geführt werden - ABER um einen Halb- oder Ganzton versetzt. Das wirkt auf mich einen ganz bestimmten Klangreiz aus, den ich mit "falsche" Obertöne gut beschrieben finde. Ähnliches im dritten Stück, wo C-Dur und c-moll ähnlich konfrontiert werden, oft im Zusammenfallen der Terzen es-e, ebenfalls meist sehr hoch.

In der erwähnten Bläserversion kommt dies ebenfalls gut zum Ausdruck, z.B. wenn das Horn die Melodie führt und oben rum ähnliche Dinge passieren.
 
Das werde ich mir morgen, wenn ich ausreichend Zeit habe mal anhören. Ich finde es echt interessant nach und nach immer mehr über ein Stück zu erfahren und zu sehen, wie sich meine Wahrnehmung durch mein wissen ändert.
Z.B. das erste Stück, ich hab nicht bewusst darauf gehört, was für töne verwendet werden aber spontan hätte ich mindestens auf Quinten getippt. Dass es wirklich nur ein Ton ist finde ich total faszinierend. Dass man so viel mit einem Ton machen kann hätte ich nicht geglaubt.
Ich wahr ja schon immer sehr fasziniert vom Rheingoldvorspiel, aber das ist ja der Hammer :eek:
 
Dass man so viel mit einem Ton machen kann hätte ich nicht geglaubt.

Das gibt es schon in Alban Bergs "Wozzek".
Auch bei "einem" (tieferen) ton klingen die obertöne durch (pedal), es sei denn, es wäre ein sinus-ton, was wir "töne" nennen, sind schon komplexe (klänge).
 
Hast du vielleicht die NOten von dem ersten Stück? Weil wenn du die einscannen könntest, könnte ich die in meinen PC eingeben und als sinuston wiedergeben lassen. Das wär sicher mal interessant zu sehen, was die Obertöne hier zur spannung des Stücks beitragen.
 
Ich bin morgen in der bibliothek, vielleicht finden wir einen technischen weg (habe keine scanner) der übermittlung, wenn ich fündig werde. Ich habe das werk noch nicht gespielt.
 
Hi Günter,
meine Mutterhat mir ein e-mail durchgestellt. Der Anhang heißt musica ricercata.
Ich habe mal vermutet, dass sie von dir ist. Dummerweise hat sie mir den Text nicht mit gesendet, nur den Anhang und bei dem weiß ich nicht, mit welchem Programm ich das öffnen soll.
 
Iich bekomme die noten nächste woche, dann sehen wir weiter. Zur hand habe ich jetzt: Wolfgang Burde, "György Ligeti", wo auch auf die "ricercata" eingegangen wird, und die anfänge in faksimile wiedergegeben sind.
Einen anhang habe ich nicht geschickt, geduld!
Ich freue mich, dass dein gesichtskreis sich so erweitert hat, aus kindern werden immer wieder leute!
 
Ich hätte die Noten hier in Form von 4 jpg-Dateien.
Sind mit 1,77 MB aber zu groß, um sie hier anzuhängen.
Wie also weiter?
 
Email Adresse?
 
Ist unterwegs.
 
Die Noten sind angekommen. Vielen Dank. :)
Ich werd gleich an meinem letzten Schultag damit beginnen es in den Sinustongenerator einzugeben.
 
Beim ersten durchspielen (gute übung im blattspiel) fiel mir folgendes auf:
die nähe zu Bartok - der ungarische akzent (starke betonung auf der ersten silbe) - die verwendung verschiedener kompositionstechniken des 20. Jhs. wie freie melodik über klangfeldern, bi-tonalität, "exotische" tonreihen durch ungewohnte vorzeichen (z.b. cis und as), phasenverschiebungen, resonanz- und pedaleffekte, die bei einem flügel deutlicher sind als auf einem klavier (der längeren saiten wegen).
Das ganze ist wahrscheinlich auch als kompendium und "lockerungsübung" gedacht.
 
Der Hinweis auf Bartok stimmt natürlich, wie man auch dem anhängenden kurzen Text entnehmen kann, den ich aus dem Inlay einer CD (Aufnahme mit Pierre-Laurent Aimard, sehr zu empfehlen) gescannt habe.

Wen es interessiert:
Ligeti-Edition Vol. 3
 

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