Mal abgesehen davon, daß ich für'n polyphonen Pro One eher zu einem Creamware Noah raten würde (sofern auf dem Ding der Pro One installiert ist)...
Die Frage:
scheint ja beantwortet zu sein, und ja, natürlich kann man nach wie vor noch auf die "alten" Geräte von Akai, EMU, Yamaha, Kurzweil zurückgreifen, allerdings auch mit den Nachteilen, der begrenzten Kapazitäten und Ladezeiten. Dafür bekommt man sie zum Schnäppchenpreis. Du solltest nur drauf achten, dass Du sie möglichst in Vollausbau ergatterst. Jedes Nachrüsten von Samplespeicher und/oder Effektboards, I/O Options etc. kostet mittlerweile gerne nochmal das gleiche, was Du für das eigentliche nackte Gerät zahlst.
So sieht das aus. Wie gesagt, S5000/S6000. Zu Lebzeiten™ für Otto Normalsynthfreak unerschwinglich, der S6000 gilt immer noch als König der Sampler. Heute gibt's die Dinger für'n Appel und'n Ei. Ich hab meinen S5000 in ziemlich großzügiger Ausbaustufe (USB, mehr RAM, mehr Ausgänge, volle Stimmen) für drei Hunderter auf'm Flohmarkt geschossen, und das ist auch der Kurs in der Bucht. Wer mit den Ladezeiten leben kann (die beiden haben natürlich einen Autolader), kann mit diesen Teilen für wenig Geld sehr happy werden und theoretisch sogar Produktionen im Stil der späten 80er fahren, wo Sampler als Ersatz für digitale Bandmaschinen das DAW-Zeitalter einläuteten (dann hat man auch 'ne Rechtfertigung für 16 Ausgänge, wenn man nämlich hinterher noch mischen muß). Wenn man 'n guten Sequencer für Drums hat, bräuchte man nicht mal ein MPC, weil die beiden auch sehr gut für Drums sind (ich hab mir mein MPC nur aus Bock und Spieltrieb geangelt trotz Vorhandenseins von noch zwei Samplern).
Der S6000 mit abnehmbarem Display (und 1HE mehr Gehäuse, was weniger Friemelarbeit beim Festplatteneinbau ist) kann schon mal 500 € kosten und kommt immer in einer üppigen Ausstattung, aber zum einen ist das abnehmbare Display Geschmackssache (ich steuer meinen S5000 über USB mit Ak.Sys fern), und zum anderen hat der S6000 einen Gehäuselüfter und der S5000 nicht, außerdem sind die meisten S5000 eh hier und da aufgerüstet. Mein Tip: unbedingt auf USB achten.
Wie gesagt, von E-mu gibt's natürlich Konkurrenzprodukte, die noch mehr Fans haben und tendentiell nicht gar so "neutral" klingen, aber ich bin eben Akai-User und kann nur darüber berichten.
Eine Hardwaresampler-Renaissance ist meines Erachtens trotzdem durchaus vorstellbar. Aber nicht, weil Bedarf steht, sondern auf eine ähnliche Art, wie Korg das mit seinen Analogen gemacht hat: einfach, weil es geht und der Hersteller gerade Bock drauf hat. Den Monotron hätte eine halbe Stunde vor der Ankündigung auch keiner gebraucht. Wenn du es baust, werden sie kommen. Erst recht, wenn der Hersteller so nebenbei fallenläßt: "Übrigens, der kann auch Kontakt."
Im Embedded-Zeitalter ist ja selbst die Entwicklung kein großes Drama mehr. Linux-Unterbau, Realtime-Kernel, EFL oder Qt für hübsche Oberfläche, anständige Hardware. Die Rackkiste könnte vielleicht gar von einem Hersteller kommen, den wir noch gar nicht kennen. Oder von NI höchstpersönlich.
Wie allerdings soll eine "One knob, one feature"-Oberfläche eines Hardwaresamplers aussehen, ohne daß das eher wirkt, als würde man einen S3200XL irgendwo im Rack verbuddeln und zwecks Soundverbiegens durch einen Voyager schicken? Also nicht Sampleschleuder mit Analogsynth-Oberfläche?
Na ja, es gibt Parameter, an denen man bei einem Sampler rumschrauben könnte. Samplestartpunkt etwa oder Looppoints. Oder man fährt Looppoint-Paare, die wie Bookmarks gesetzt sind, in Ensoniq-Transwave-Art mit einem Drehencoder ab. Timestretching und Pitchshifting sollten ebenso drin sein. Bitraten-Schalter wär lustig, aber nicht sehr authentisch, wenn man auf 8 Bit à la Emulator oder 12 Bit à la SP-1200 aus ist. Natürlich ein fetter roter "Quick Sampling"-Aufnahmeknopf, um schnell mal was vom Eingang zu samplen (oder generell als Record-Taste zum Samplen) und spontan einen auf Ferris Bueller machen zu können; sollte man von einem Sampler erwarten, daß das geht. Jogwheel zum Rumscrollen im Sample sowieso, außerdem Nulldurchgangssuche zum Zuschneiden. Im wesentlichen also die nicht ganz so spielzeughafte Edelvariante des Korg MicroSampler.
Zwei vordere XLR-Eingänge wie bei den Rackmodulen von Kurzweil wären auch nicht schlecht, aber nicht übereinander, sondern an zwei Gehäuseecken.
Martman