Also, um mal auf die Eingangsfrage zu Antworten, würd ich kurz unser Bandsetup erklären:
-X32 Producer mit X-Dante Card (falls Yamaha FOH Konsole verfügbar ist) in einem 10x12HE Rack verschraubt. Unsere 4 InEar Sendestrecken sind auch hier drin verbaut.
-Eine DL16 am Drumriser für Drums, Bass und Keys und 3x Vocal Funkstrecken (Sender und Empfänger trennen bringt doch etwas, wenn man nicht Splitter, Combiner kaufen möchte)
-Insgesamt kommen wir so auf 24 Inputs, wobei zwei Kleinkondenser schon als Atmos dienen. Gerade um sich nicht so abgekapselt zu fühlen bringt das ganze ungemein viel.
Die Atmos haben wir an beiden Bühnenkanten außen platziert und manchmal auch am FOH auf einer Stereoschiene und einer Superclamp und dann die Entsprechende Delayzeit im Input Channel gesetzt (da ist das X32 ja wirklich mächtig)
-Thema Input Channels: Auch da finde ich den wirklichen Mehrwert von Digitalpulten krass, wenn man bedenkt wie einfach man Inputs doppeln kann (außer Gainsplitting)
Bei uns schaut das Konkret so aus, dass wir auf den Kanälen 25-32 alle 3 MainVocals, die Snare (ohne Comp.), die 3 Backingvocals und e- und a-Gitarre gedoppelt haben.
(Das geht beim X32 im Kanalzug /CONFIG und dann Source einfach auf den entsprechenden Hardware Eingang legen.
-Funkstrecken: Auf jeden Fall Stereo, alles andere ermüdet extrem schnell und der Mehrwert steht in keinem Verhältniss zum Aufpreis.
Man kann allerdings auch noch Kosten sparen, wenn man zwei Musiker mit dem gleichen Mix klarkommen (Bei uns Teilen sich Bassist und Keyboarder zum Beispiel eine Funkstrecke) --> noch ein gut gemeinter Rat, Frequenzen anmelden und nicht auf Biegen und Brechen alles ins E-Band setzen ist nicht verkehrt. Neben Sennheiser und Shure bietet zum Beispiel auch LD Systems auch andere Frequenzbänder an.
-Hörer und Mixe:
1) Der Bassist hat einen InEar SD3 Hörer und der Keyboarder einen normalen Sennheiser beipackhörer, auf der Summe einen HighPass bei 40Hz und dann eine Leichte Loudnesskurve + Höhenanhebung in beiden Backingvocals Kernfrequenzen (aus den gedoppelten Kanälen komplett Autark vom FOH Mix)
2) Drummix: Die Positionierung ist hier ganz interessant im Stereo Panorama. Im übrigen Linken wir die Kanäle auch nicht sondern, ziehen quasi L/R händisch im Panorama.
Die unkomprimierte Snare und Bassdrum, Bass sind hier ganz mittig angeornet. Alle anderen Signale eher nachspielposition und die komprimierte (FOH Snare) geht leicht links (ca. 11 Uhr Stellung). Die unkomprimierte Snare sorgt auf dem InEar dafür, dass man sehr gefühlvoll spielen kann (laut Drummer) und die FOH Snare macht das ganze fett auf dem Ohr. Der SnareReverb geht auch aufs Drummer InEar. Da das ganze Kabelgebunden ist. Bei unerfahrenen Drummern, mit einem Compressor auf der Summe, eine Art Mini NYC Drum Compression anzuwenden. Allerdings muss man das vorher auf jeden fall absprechen, da komprimieren ja auch immer weniger Spielgefühl bedeutet.
3) Gitarristen-Mix: Die Gitarren sind unter anderem deshalb gedoppelt, weil im Stereo Panorama dann wieder Platz in der Mitte für die Vocals ist. (also die Gitarren komm jeweils von 10 und 2 Uhr). Im Master EQ ist gerade da eine 4kHz Anhebung ganz nett für das gewisse Queen Feeling und bei 250Hz, um Bass und Gitarrre etwas zusammen zu kleben. Die FOH-Gitarre ist außerdem Post-Fader, damit der Gitarrero beim Solo auf dem InEar auch automatisch lauter wird. Die Hörer sind angegossene Variphone 2er.
4) Unsere Front-Sängerin hat einen Stereo Mix der Minimal Vocalhall besitzt und neben der eigenen Stimme auch starkes Panning der anderen Signale hat. Welche Shure Hörer Sie genau hat kann ich gerade garnicht sagen. Im Master EQ ist auch eine Loudnesskurve und Shelf-Anhebung ab 10kHz. 1 EQ-Band bleibt immer frei um je nachdem wie die Stimme klingt entsprechende Frequenz (quäkelig, rauheit) rauszunehmen.
5) Unser Sänger hatte das System bevor unsere zweite Sängerin hinzu gekommen ist und beide haben den selben Mix (Stereo mit Mono-kompatibilität). Wobei beide sich abgesprochen habe, wer Links und Rechts nutzt und so im Zweifel von einem Stereomix auch am Beltpack zwischen Links und Rechts gedreht werden kann und nur ein Hörer im Ohr ist. Wie der Mix genau ausschaut, kann ich bei Interesse mal rausschreiben.
-Also die generellen Tipps, sind da eigentlich, das viel Pannen, auch viel Hilft (gerade bei günstigeren Funkstrecken, bei Kabelwegen ist das ganze doch etwas detaillierter)
Bei 40 oder 60 Hz ein LowCut zu setzen ist bei InEars auch immer ganz cool, da diese Teilweise nicht gesendet werden können und die Kopfhörer sonst nicht das pumpen anfangen. Bei Sängern ist auch eine Absenkung bei 800Hz je nach Kiefer, ganz hilfreich, einfach etwas rumspielen, während des Singens.
-Entstanden sind unsere Mixe übrigens über einen Livemitschnitt den wir via X-Dante aufgenommen haben und dann wieder mittels Virtuellem Soundcheck angepasst haben.
Das ist fast schon der wichtigste Tipp um das Panning gescheit hinzubekommen. Dabei sollte man allerdings eine Gainstruktur mit dem FOH absprechen, dass nicht all zu große Sprünge entstehen können.
Auf der Musikmesse gab es in Halle 4 auch viele Tipps beim Silent Stage Event, wo Berufsmusiker erklärten was es außerdem für Lösungen gibt (Shaker, Kemper) etc um vom Bühnenlärm runter zu kommen. Dabei waren vor allem die 3D Mixe einer KLANG:vier total interessant für uns. Unsere Band spart darauf nun hin, das Panning bald in 360° machen zu können. Im Vergleich zu Stereo ist das wirklich krass, keine Ahnung wie das funktioniert, aber die Hörermüdung ist damit einfach nicht mehr gegeben, wenn die Drums auch von Hinten Links kommen und die Atmos von vorne unten links und rechts.
-Für Hörer ist man meiner Erfahrung nach auch immer besser Beraten, bei den Firmen direkt anzufragen und auf den Support (lokal / DE) zu achten. Auf der Musikmesse habe ich so auch viele Tipps bekommen und die Firmen wollen einem auch meist den für das jeweilige Instrument besten Hörer anbieten und nicht unbedingt den teuersten. Die Gespräche mit den InEar Experten sind also nochmal ein anderes Level als beim Lokalen Hörgeräteakustiker der UEs verkauft und eher auf Gehörschutz spezialisiert ist.
Bei der Firma Sonarworks kann man außerdem für OnEar Hörer Frequenzverläufe anschauen (eigentlich ein Linearisiserungstool für DAWs). Unser Drummer findet die krasse 10kHz Anhebung bei den beyerdynamic DT-770 ganz cool. Es ist aber auch ganz spannend zu sehen, wieso die Hörer so Hochwertig/HiFi mäßig klingen. Linear ist gerade auf der Bühne beim InEar eigentlich nie Hilfreich.
Ich hoffe man kann, hier heraus für die eigenen Bands ein paar Sachen mitnehmen. Zunächst wollte ich es gliedern, hab aber dann doch alles was mir so eingefallen ist aufgeschrieben. Viele Grüße und spaß beim Virtuellen InEar Soundcheck auf jeden fall!