So ich experimentiere gerade mit einem günstigen (200€) Multitouch-Screen von Medion.
Erstmal kann man das Ding natürlich nicht wie einen normalen Monitor aufstellen => Gorilla Arm-Syndrom
Der liegt jetzt mehr (provisorisch) direkt vor mir, mit einem Winkel von ca. 30-40°. Das geht erstmal ganz ok, für eine vernünftige Ergonomie könnte das mit einer flexiblen Halterung in etwa so aussehen:
http://www.youtube.com/watch?v=WJZlLF3chxo
Ob man das wirklich ergonomisch dauerhaft sinnvoll hinkriegt, weiss ich noch nicht. Der Medion erkennt ja jede Berührung, d.h. man kann nicht etwa die Handkante oder -ballen darauf ablegen oder -stützen. Auch der z.B. der Ärmel vom Sweatshirt darf nicht reinhängen
Im Cubase (letzte 5er-Version) ist schnell ein erstes Problem aufgetaucht: Man kann keine Parts oder Noten verschieben! Sobald man ein Objekt "draggen" will, zeigt das Cubase zwar (Pfeil mit Rechteck) an, aber egal wie weit man zieht, es verschiebt alles nur um eine Einheit (Halbtonschritt, Rastereinheit, eine Spur, etc.). Was geht: Im Gegensatz zum Mauseinsatz bleibt das Objekt kurz in einem "Drag-Modus ist", also sobald Cubase gecheckt hat, dass man es verschieben will, kann man zwar nicht "den ganzen Weg fahren", wie man das mit der Maus und gedrückter linker Maustsate macht, aber man kann an den Zielpunkt klicken und, dann wird das Objekt da abgelegt. Das ist nicht einfach, da der Modus nur kurz anhält. Ich habe kurz recherchiert und einen User gefunden, der das Problem auch hat allerdings erst seit irgendeinem 5er Update...
Insgesamt erstmal ein K.O.-Kriterium, evtl. kann man nach Eingewöhnung mit dem "Drag-Modus" arbeiten. In Windows selbst funktioniert das alles. Es liegt also an Steinberg und wird hoffentlich geändert.
Zu meiner Überraschung funktionieren aber einige Multitouchgesten: Horizontaler Zoom mit zwei Fingern. Sehr praktisch. Einen Finger drauf und halten, dann mit einem zweiten Tippen ergibt einen Rechtsklick. Die Standard Singletouchgesten erkennt Cubase natürlich erstmal nicht
. Wer es nicht kennt, man kann z.B. einen schnellen "Wisch" nach links oben mit Strg+Z belegen. Das Problem ist, das Cubase dabei keine zwei Tasten empfängt sondern am Beispiel Strg+Z nur Z. Da kann man sich also behelfen. Dumm ist es natürlich schon.
Grundsätzlich schwierig ist natürlich das genaue Positionieren des Cursors (Auflösung 1920x1080). Kleine Knöpfe etwa. Mit einem Stift (beim Medion war einer dabei, aber er erkennt ja eh jedes Objekt) geht das eigentlich ganz gut. Es wird mit Übung sicher besser und problemlos. Mit dem Finger ist vieles nicht soo einfach (Gitarristen mit Fingernägeln sind da im Vorteil - kein Witz) aber sicher auch Übungssache. Wechsel zwischen Stift und Finger der gleichen Hand finde ich völlig unproblematisch. Gemein wird es, z.B. wenn man einen Part oder eine Note länger ziehen will. Das "Feld" wo das entsprechende Werkzeug auftaucht, ist sehr klein und da wird es halt problematisch, dass bei dieser Eingabeart Platzierung und Klick nicht getrennt sind. Mit der Maus kann man das in Ruhe anfahren und wenn das Wekrzueg auftaucht eben klicken. Windwos bietet die Möglichkeit automatisch eine kleine virtuelle Maus neben dem Cursor einzublenden. Indem man die ansteuert, kann man Platzierung und Klick trennen, sie hat drei "Anfasser" mit dem einen scheibt man sie durch die Gegend, die anderen beiden repräsentieren die Maustasten. Das ist ganz gut, allerdings ist sie dann auch manchmal im Weg. Ich muss noch mit der Einblendzeit experimentieren.
Natürlich kann und wird man ja seine richtige Maus auch weiterhin parallel für gewisse Aufgaben benutzen. Es muss sich erst noch zeigen, was für welche Aufgabe am geeignetsten ist. Controller- oder Automationsdaten einzeichnen und editieren kommt mir z.B. jetzt schon via Touch wesentlich komfortabler vor.
Der "Mausarbeit" mittelfristig wirklich überlegen sein, könnte die Möglichkeit, mit zwei Händen zu arbeiten: Klar erkennt Cubase noch keine zwei oder mehr Eingabepunkte, trotzdem kann ich etwa beide Hände an unterschiedlichen "Knöpfen, Fadern, Scrollbalken" etc. haben und schnell hin- und herwechseln, ohne dass ich mit der Maus ständig hin- und herfahren muss. Etwa eine Note mit einer Hand einzeichen und mit der anderen sofort die Anschlagstärke editieren. Ich glaube mit etwas Übung könnten da einige Leute erstaunliche Geschwindigkeit und Effizienz für gewisse Aufgaben entwickeln, wenn sie dieses "Instrument virtuos" bedienen lernen. Sobald richtiges Multitouch kommt, sowieso.
Eine wichtige Frage hätte ich noch: Wer kennt Tools, mit denen man das Ganze noch etwas aufbohren kann, eigene Gesten und ein eigenes virtuelles Keyboard gestalten und ähnliches? Gerne würde ich z.B. den Touchscreen mit einem Tastendruck von Querformat auf Hochformat schalten können. Dazu muss ich jetzt in die Systemsteuerung. Mit einer entsprechen drehbaren Aufhängung könnte das Laune machen.