Natürlich ist es nicht zu spät. Es heißt zwar, daß das Gehirn nur eine gewisse Zeit lang wächst, aber lernen kann es bis es stirbt, man muß es nur lassen. Und im Gegensatz zu einem völligen Neuanfänger hast du ja einen Riesenvorteil, du hattest Unterricht und spielst seit vielen Jahren. Das größte Problem ist vermutlich Disziplin. Du mußt das Üben fest in deinen Alltag einbauen und drei bis viermal pro Woche sollte es schon sein. Außerdem mußt du dich deinen Schwächen stellen, während du neue Techniken lernst. Präzision, Geläufigkeit, Klangkontrolle (mit der Hand, nicht am Verstärker!) und ein sauberer Anschlag kann und sollte man immer verbessern. Viele Übungen lassen sich auch im Kopf ausführen. Komplizierte Läufe oder Griffwechsel kann man sich auf dem Weg zur Arbeit vorstellen oder sich auch nur einfach mit der Musik beschäftigen, die gerade im Übungsprogramm Thema ist. Ein großer Teil des Lernens passiert nicht am Instrument sondern hinterher. Das Üben ist nur der Grund zum Lernen. Der Grund muß natürlich auch gut genug sein, sonst wird er ignoriert, ohne "richtiges" Üben geht es leider nicht. Aber einen Lauf, den man nicht problemlos im Kopf durchspielen bzw. durchdenken kann, kann man auch auf der Gitarre nicht richtig spielen. Vielleicht kann man die Noten runterrasseln, aber dann klingt es einfach nur scheiße.
Ich glaube, das Hauptproblem bei Älteren ist einfach, daß man alles unter Kontrolle haben will und aus dem Üben eine Wissenschaft macht, der eine mehr, der andere weniger. Jedenfalls trifft das auf viele zu, die häufiger in Foren verkehren. Ich habe schon seitenlange Diskussionen über den Winkel des Plektrums gelesen, da sträuben sich mir die Haare, die Zeit ist wirklich besser mit Üben verbracht
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Such dir ein paar gut klingende Tips aus dem Forum und dann fang an! Wenn dir etwas nicht gelingen will, übe einfach ein paar Tage oder Wochen etwas ganz anderes und dann versuche es neu. Manches muß einfach nur sacken und wenn man dauernd daran übt, wird es neu umgerührt und muß von neuem sacken. Das ist wie Hefeteig, wenn man zu oft danach sieht, fällt er zusammen und höchstens Oma kann noch helfen.