Mit 25 anfangen Violine zu spielen

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CobraCain
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Hallo,

nachdem ich im Internet diese Videos gesehen habe, möchte ich unbedingt Violine spielen lernen.





Nun habe ich das Problem, dass ich nun schon kurz vor meinen 26. Geburtstag stehe und an mich selber, bei allem was ich tue, sehr hohe Ansprüche habe. 99,9% gibt es bei mir nicht, sondern nur 100% und mehr. Leider muss ich aber gestehen dass ich nach fast 2 Jahren des Lernens und Übens die Mundharmonika (Blues Harp) aufgegeben habe, da ich keine einzelnen Töne raus bekommen habe und beim Klavier habe ich es nach fast der gleichen Zeit aufgegeben, da ich es nicht hinbekommen habe, die Finger der linken und rechten Hand unterschiedlich zu bewegen. Heißt also: Ich bin in keinster Weise musikalisch begabt^^

Ich will nun nicht auf die große Bühne, will aber, wenn ich ein Instrument spielen will, es auch mindestens 100% beherrschen (in meiner Familiespielt niemand ein Instrument und hat auch kein Interesse daran, eines spielen zu lernen). Vielleicht würde ich zum Beispiel auf der Weihnachtsfeier der Kirche (ich bin übrigens Mitglied der selben Kirche wie Lindsey Stirling ;) ) spielen, ansonsten aber nur für mich alleine. Aber trotzdem will ich Emotionen transportieren und die Menschen am besten mit meiner Musik zum heulen bringen, wenn sie sie denn hören.... und das nicht weil es sich so schrecklich anhört und an Folter grenzt! Wenn man sich die Profis anschaut, haben eigentlich alle in der Altersspanne zwischen 3 und 6 angefangen. Wenn man dann aber bedenkt, dass es vor einigen hundert Jahren auch z.B. Kardinäle gab, die jünger waren als 14 Jahre, bekommt man schon gleich ein ganz anderen Verhältnis zur damaligen Zeit und zur heutigen Zeit (wobei die Größen der Violinen-Szene auch heute noch früh angefangen sind). Auch auf den Homepages versch. Musikschulen liest man beim Thema Violine immer wieder, dass derjenige, der wirklich sehr gut Violine spielen können will, am besten noch vor der Einschulung anfängt und das dann auch nur mit einen Musiklehrer. Bei mir gibt es im Umkreis von 80km eine einzige Musikschule und diese hat auch dementsprechende Preise. Für 45 Minuten Violinenunterricht werden dort 62 Euro fällig, ermäßigt immernoch 52 Euro und der Unterricht anderer Instrumente, wie z.B. Gitarre, Saxophon, Schlagzeug etc.pp. ist auch nicht viel günstiger . Ein Hobby für 208 bzw. 248 Euro im Monat, kann ich mir nicht leisten und werde es mir von meinem Verdienst in der Altenpflege auch wahrscheinlich niemals leisten können. Also bleibt mir nichts anderes übrig, es auf eigene Faust anhand von Lehrbüchern zu versuchen. Unterricht für Mundharmonika, Gitarre, Klavier und Keyboard findet man in fast jedem Dorf, für Violine aber nicht.

Ich habe so das Gefühl, als wären die Behauptungen, dass man z.B. die Violine nur 100% beherrschen kann, wenn man sehr früh mit dem spielen der Violine anfängt und es ohne Lehrer fast unmöglich ist, sie zu spielen, in erster Linie nur aus finanziellen Gründen getroffen wird. Das spielen des Klaviers lernte man früher auch schon sehr sehr früh, heute fangen Leute jenseits der 30 mit dm Klavierspielen an und kannten vorher nicht mal eine Note und beherrschen das Klavir anach einiger Zeit auch zu 100%. Würde ich aber als Musikschule oder Musiklehrer sagen, dass man jedes Instrument mit guten Lehrbüchern auch alleine erlernen kann, würde ich sicher nichts mehr verdienen^^ Also wie ist eure Meinung? Kann ich es mit fast 26 noch lernen, die Violine 100% in reinem "Selbststudium" zu beherrschen?

Wenn ich "Stille Nacht, Heilige Nacht" spiele, soll es sich also nicht so anhören



sondern so

http://www.youtube.com/watch?v=-Q0fdmWsYF4
 
Eigenschaft
 
Hi Cobracain!

Willkommen im Streicherboard!

Gegenfrage: Kennst Du jemanden, der die das Geigenspiel 100% beherrscht, oder zu beherrschen behauptet? Bei den von Dir genannten Beispielen sehe ich persönlich die 100% auch nicht gegeben.

Clip 1: Die Intonation ist recht wackelig. (Ohne jetzt so tun zu wollen, meine wäre es, ca.100% entfernt :D, übrigens mit 41 wieder angefangen, und jeden Winzfortschritt mit Unglauben begrüßend und die demütigenden Momente tunlichst nicht wohnhaft werden lassend. )

Clip 2: Diese von Studiobearbeitung suggerierte 100% wird auch Lindsay Stirling in `echt´ nicht haben.

Clip 3: Jo, ist wohl schief aber rührend irgendwie. Klar will man als Erwachsener dieses Stadium nicht mehr zum Vortrage bringen, weil man als Erwachsener mit anderen Ansprüchen bedacht wird, die Schmerzgrenze hinsichtlich akustischer Toleranz dann eindeutig schneller erreicht ist, aber berührender als Clip 4 finde ich es insgesamt allemale.

Clip 4: s.o.

Ist also die Frage, was Du unter 100% verstehst. Doch viele namenhafte Geiger, die sehr jung angefangen haben, und seit Jahrzehnten spielen, nehmen selbst im höheren Alter immer mal wieder Unterricht. Von denen würde vermutlich auch niemand behaupten, er könne 100% Geige spielen. Und würden sie 120 Jahre alt.

Wie wäre es also mit einfach anfangen, selber Spaß haben, vielleicht die Menschen froh stimmen und Lachtränen hervorzaubern? Bestimmt auch in Kirchen nicht verkehrt….

Grüße
Kylwalda
 
Hallo CobraCain,
was heißt hier - Mit 25 anfangen Violine zu spielen - ich habe mit 61 angefangen und spiele mittlerweile schon sechs Jahre, und immer noch tätglich mit großer Begeisterung!:) Allerdings funktioniert das nur mit großer Selbstdisziplin, und natürlich nur mit Lehrerin!!!!
Wenn ich bei Dir lese, nach zwei Jahren Mundharmonika aufgegeben, nach ebenfalls zwei Jahren Klavier aufgegeben, offenbar auch alles im Selbstlernverfahren, dann wundert mich nichts! Mit der Geige würdest Du im Selbstlernverfahren vermutlich nicht mal ein Jahr überstehen. :mad: Zudem fehlt mir irgendwie bei Dir auch ein gewissen Durchhaltevermögen. Doch ich kann mich natürlich auch täuschen. :rolleyes:
Sollte es Dir mit dem Geige erlernen wirklich ernst sein, dann findest Du gewiss auch einen Weg, um mit Lehrer/in Deinen Traum zu verwirklichen. Es muss ja nicht unbedingt die 80km entfernte Musikschule sein. Erkundige Dich doch mal in der nächsten Kirche, oder einem Verein in eurer Nähe nach Geigenspieler/innen, die Du fragen könntest, ob sie bereit wären Dir Unterricht zu erteilen? Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!!! :p
Also nicht lange gezögert, mit 25 Jahren hast Du noch gute Chancen ganz flott Geige spielen zu lernen. :great:
Ich wünsche Dir jedenfalls recht viel Erfolg!!!!
Liebe Grüße,
Etrawgew. ;)
 
Kylwalda schrieb:
Gegenfrage: Kennst Du jemanden, der die das Geigenspiel 100% beherrscht, oder zu beherrschen behauptet? Bei den von Dir genannten Beispielen sehe ich persönlich die 100% auch nicht gegeben.
Naja, das kann ich nicht beurteilen, aber es gibt sicher einige, die den 100% sehr nahe kommen.

Kylwalda schrieb:
Clip 2: Diese von Studiobearbeitung suggerierte 100% wird auch Lindsay Stirling in `echt´ nicht haben.
Im Studio wird einiges aufgepeppt, das weiß ich. Aber: Lindsey Stirling wurde durch ihre Videos bei YouTube und spielte schon damals, bevor sie berühmt wurde, astrein Violine.

Kylwalda schrieb:
Clip 3: Jo, ist wohl schief aber rührend irgendwie. Klar will man als Erwachsener dieses Stadium nicht mehr zum Vortrage bringen, weil man als Erwachsener mit anderen Ansprüchen bedacht wird, die Schmerzgrenze hinsichtlich akustischer Toleranz dann eindeutig schneller erreicht ist, aber berührender als Clip 4 finde ich es insgesamt allemale.
Naja, ich finde es einfach nervig. Ich könnte es nicht lange ertragen, wenn meine Tochter den ganzen Tag so geigt. Meine akustische Schmerzgrenze ist nicht gerade hoch.

Wie wäre es also mit einfach anfangen, selber Spaß haben, vielleicht die Menschen froh stimmen und Lachtränen hervorzaubern? Bestimmt auch in Kirchen nicht verkehrt….
Ich bin ja willig, aber ich finde kinen Lehrer und alleine scheint es wohl nicht wirklich zu klappen.

etrawgew schrieb:
Wenn ich bei Dir lese, nach zwei Jahren Mundharmonika aufgegeben, nach ebenfalls zwei Jahren Klavier aufgegeben, offenbar auch alles im Selbstlernverfahren, dann wundert mich nichts!
Nein, Mundharmonika und Klavier lernte ich bei der Witwe meines Musiklehrers aus der Grundschule. Diese spielt halt neben Klavier und Mundharmonika auch Gitarre, Harfe und Saxophon (sich beim Studium der Musik an einer Hochschule kurz vor der Diplomprüfung kennen). Aber leider nicht Violine!

etrawgew schrieb:
Zudem fehlt mir irgendwie bei Dir auch ein gewissen Durchhaltevermögen.
Naja, wenn man nach zwei Jahren nicht dazu in der Lage ist, einzelne Töne rauszubekommen bzw. die Finger unterschiedlich zu bewegen, muss man sich wohl damit abfinden, dass man für diese Instrumente nicht sonderlich begabt ist. Ich mache ja nebenbei auch Karate, Jiu-Jitsu und Kickboxen und da bin ich schon fast krankhaft Ehrgeizig, aber bei fast allen anderen Dingen ist es so, dass sie mir einfach viel zu lange dauern^^

Erkundige Dich doch mal in der nächsten Kirche, oder einem Verein in eurer Nähe nach Geigenspieler/innen, die Du fragen könntest, ob sie bereit wären Dir Unterricht zu erteilen? Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!!!
In der Kirche hier im Dorf gibt es nur eine Gitarrengruppe. Vom Pastor, mit dem ich per Du bin, weiß ich aber, dass diese Gruppe keine neuen Leute aufnimmt, da zum einem die Kapazitäten erfüllt sind und alle bereits Fortgeschritten sind und keine Lust haben, Anfängern das Gitarrespielen mühselig beizubringen. In den anderen Kirchen hier im Umkreis gibt es keine Musikgruppen, bis auf zwei oder drei Frauenchöre. Es scheint bei uns im Norden, wo die Kirchenlandschaft zu 90% evangelisch-lutherisch geprägt ist, so, als würde man hier nicht viel Wert auf Musik legen. Bei Bekannten von uns in Süddeutschland ist dis aber in den katholischen Kirchen ganz anders, dort kann man über die Kirche fast jedes Instrument im kleinsten Dorf lernen. In der Kirche von Lindsey und mir, der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage (Mormonen), gibt es zwar einen riesigen weltbekannten Chor in den USA (Mormon Tabernacle Choir) und viele Gemeinden haben auch einen eigenen Chor, als Instrumente sind dort aber ausschließlich nur Klaviere und Orgeln vertreten. Ich habe den ganzen Umkreis nach der Möglichkeit Violine für wenig Geld spielen zu lernen abgesucht und nichts gefunden. Auch am schwarzen Brett in einigen Supermärkten und auf Annoncen in der Zeitung hat sich niemand gemeldet.

Ach ja... es ist zum heulen Anhang anzeigen 295869


Was haltet ihr eigentlich von dieser Violine? http://www.musik-produktiv.de/menzel-vl-501-4-4.html

Ich weiß.... für gute Töne muss man gutes Geld hinlegen, aber zum Anfang reicht sie.
 
Ich komme übrigens aus Norddeutschland und auch da wimmelts nur so von Geigenspielern! Geh da hin wo sie sind: Musikschulen, Schulen, Konzerte und frag alle möglichen Leute, ob sie jemanden kennen oder zumindest jemanden kennen, der einen kennt, der was weiß. Und geh auf sie zu. Wenn du nur darauf wartest, dass sich einer meldet, musst du wahrscheinlich lange warten. Ich kenne niemanden, der aktiv im Supermarkt und in der Zeitung auf Schülersuche geht. Die Initiative muss von dir kommen, wenn es unbedingt willst.

Darf ich mal fragen, wie du dir das mit dem Geigelernen so vorstellst? In welchem Zeitraum willst du wie gut spielen? Wie willst du dir Geige ohne Lehrer beibringen? Würdest du die Geige auch wegtun, wenn du nach 2 Jahren noch nicht spielst wie ein Star?
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Wenn man mit etwas Neuem anfängt, muss man durch die Anfangszeit durch. Wenn du dir vorstellst, dass du die Geige in die Hand nimmst und nach einer Woche, nach einem Monat oder einem Jahr wie David Garrett spielst, dann muss ich leider sagen, dass du das Geld und die Mühe lieber in etwas anderes investieren solltest, das in kürzerer Zeit deiner überzogenen Messlatte gerecht wird, sorry.
Wenn du schon mit Klavier und Mundharmonika Probleme hast und motorisch eingeschränkt bist, sehe ich keinen Hoffnungsschimmer was Geige angeht, wenn du nicht zuerst an dir selbst arbeitest. Sprich, verabschiede dich von deinem Perfektionismus und arbeitet an deiner Geduld und an deiner Motorik. Ich finde, du solltest lieber mit Mundharmonika oder Klavier weitermachen. Nimm die Instrumente, die du schon hast und schon kannst, such dir nen gescheiten Lehrer, der dir ordentlich Feuer unterm Hintern macht und dich auf den Boden der Tatsachen zurückbringt, was den Lernprozess angeht. Ich glaube nämlich nicht, dass du in den 2 Jahren nichts gelernt hast, sondern dass du dir das nur einbildest, weil du dich gleich mit den Großen vergleichst und schon an dem kleinsten Kieselsteinchen verzweifelt, der dir im Weg liegt. Hast du schon mal dran gedacht, dass auch die Großen Jahrzehnte an Liebe, Fleiß und Arbeit in ihr Spiel gesteckt haben und die richtigen Leute an ihrer Seite hatten und vor allem nie aufgegeben haben?

Ich bin ja wirklich froh, wenn sich Leute dafür entscheiden Geige zu lernen, aber bei solchen Erwartungen in Kombination mit so einer geringen Frustrationstoleranz, sehe ich wenig Hoffnung, wenn nicht mindestens eins von beiden geändert wird. Das ist meine ehrliche und vielleicht schonungslose Meinung zu dem was ich hier lese.
 
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Ja, Vali,
da bin ich auch ganz Deiner Meinung! Denn gerade die Geige erfordert doch ein gutes Maß an Fleiß und Disziplin was das Üben anbelangt, natürlich nur mit Lehrer/in!!! Selbstverständlich war ich manchmal auch frustriert, wenn bestimmte Übungen nicht gleich so laufen wollten wie es mir meine Sandra (Lehrerin) vorspielte, doch sie holte mich wieder runter und ermahnte mich zu mehr Geduld mit mir selbst.
Mittlerweile bin ich schon deutlich gelassener geworden. Und wenn eine Etüde mal nicht gleich so schön klingt wie ich es eigentlich gern hätte, dann weiss ich ganz genau, noch ein paar Tage üben dann wird das schon. Bisher hat das Übeprinzip immer noch funktioniert!
Allen Usern/Userinnen wünsche ich einen wunderschönen Augustsonntag und viel Freude beim Musizieren!
Liebe Grüße,
Etrawgew.
 
Hi CobraCain,

ich melde mich aus dem Lager derer zu Wort, die keinen Lehrer haben und trotzdem weiter atmen ;)

Was mir an deinen Beiträgen aufgefallen ist, ist die Bemerkung, dass deine akustische Schmerzgrenze nicht gerade hoch ist. Das dürfte wohl dein größtes Problem sein.
Ich habe vor knapp über einem Jahr angefangen, auf eigene Faust das Geigespielen zu lernen.
Glaub mir, es ist die Hölle. Man muss schon ein gewisses Maß an Besessenheit mitbringen, um trotz der grausigen Töne, die man erzeugt, dabei zu bleiben.
Geduld und Nerven sind alles.
Wenn du bereit bist, 1-2 Jahre lang das Kratzen, Pfeifen, Quietschen, Jaulen und Heulen zu ertragen und mit den zermürbenden Selbstzweifeln leben kannst, die diese Geräusche jeden Tag in dir auslösen, dann hast du gute Chancen das Geige spielen zu lernen. Andernfalls wirst du vermutlich schnell aufgeben.

Ich habe jeden Tag 1-2 Stunden geübt und bekomme erst heute eine Ahnung davon, wie meine Geige klingen kann, und das auch nur, wenn ich mal einen guten Tag habe, an dem der Bogen einigermaßen gerade läuft. Ich weiß nicht, wie repräsentativ mein Fall ist, da ich ziemlich quer zu allen Meinungen und Vorgaben vor mich hinlerne, aber ich bin jetzt erst an dem Punkt angelangt, an dem ich auch langsamere melodische Stücke mit dem ganzen Bogen lerne, was wiederum nicht bedeutet, dass diese Stücke auch schon besonders elegant klingen.

Du solltest in jedem Fall einplanen, dass egal wie talentiert und lernfähig du bist, alle Fertigkeiten ihre Zeit brauchen, um sich zu entwickeln, sehr viel Zeit. Die Lernkurve verläuft nicht linear, so wirst du auch nach einem Jahr an manchen Tagen noch spielen, als hättest du das erste Mal in deinem Leben eine Geige in der Hand. Das ist einfach so. Da muss man durch.

Ich bin absolut nicht der Meinung, dass man einen Lehrer benötigt, wenn man nur für den Hausgebrauch spielen möchte. Und das mit dem Klavier und der Mundharmonika wäre für mich auch kein ausschlaggebendes Argument. Ich habe innerhalb mehrerer Jahren nicht so viel auf dem Klavier gelernt wie in den vergangenen Monaten auf der Geige, weil es mir nicht halb so viel Spaß gemacht hat.

Du solltest es auf jeden Fall versuchen, bevor du dich dafür oder dagegen entscheidest. Nimm doch einfach mal in einem Musikgeschäft eine Geige in die Hand und warte ab, was passiert. Entweder dein Herz schlägt für das Instrument oder eben nicht.

Gutes Gelingen!
Copley
 
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Hallo CobraCain!

Ich habe mit 39 angefangen Geige zu lernen und es geht richtig gut. Also was das Alter betrifft, würd ich mir da keine Sorgen machen.
Was mich allerdings stutzen lässt ist deine Aussage von den 100%, die du erreichen möchtest. Da du auch noch ohne Lehrer lernen möchtest, würd ich glatt sagen, stell dich auf 5-10 Jahre ein, die du brauchen wirst, um deinen Ansprüchen zu genügen. Noch eher aber befürchte ich, dass du gar nicht so weit kommen wirst.
Warum willst du unbedingt 100% erreichen? Und was sind denn für dich 100%? Du hast Lindsey Stirling angeführt, die ich wirklich sehr gerne höre, aber 100% ig spielt die niemals. Ich habe schon Lifeaufnahmen von ihr gehört und da hört man deutlich, dass sie auch mal daneben greift oder sich vertüddelt. Diese Studioaufnahmen sind am Computer perfektioniert.
Und auch die ganzen großen Geigenspieler und Spielerinnen spielen nie immer 100%. Ich würde mal sagen, sowas gibts gar nicht. Wenn du einen Aufnahme von z.B. David Garret hörst und findest sie so richtig 100% ig gut, wird es garantiert jemand anderes geben, der sie aus triftigen Gründen höchstens 90% findet, z.B. wegen der Ausgestaltung des Stückes, des Gefühls, das da rein gelegt wird, der Interpretation u.s.w.).

Ich kann dir nur raten, versuch es, aber schraub deine Ansprüche runter. Geige spielen macht total Spaß, aber diesen Spaß wirst du bei deinen Ansprüchen wohlmöglich leider nie erleben.

lg
Tahra
 
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Hi CobraCain,

Ich stimme Copley und Tahra in allen Punkten vollstens zu, und sehe in Deinem Falle auch das größere Problem darin, zu lernen, zunächst mit unangenehmen Klängen klarzukommen. Das kann man. Ich wäre anfangs auch so manches Mal lieber nicht dabei gewesen, wenn ich übte. Nur dieses Problem wirst Du anfangs auch dann haben, wenn Du mit Lehrer lernst.
Solltest Du tatsächlich keine/n Lehrer/in finden, und zu dem Entschluss kommen, dass Du es aber trotzdem angehen möchtest, haben wir hier

https://www.musiker-board.de/plaude...h-geige-mollparallels-fortschrittsthread.html

übrigens den "Autodidaktenthread". Da findet sich schon viel Hilfreiches. Was dort, glaube ich, nicht diskutiert wird, ist das Zubehör. Da ist es ganz wichtig, daß es passend für Dich ist, - sonst könntest Du u.U. bei falschem oder gar schmerzendem Zubehör auch den Eindruck erhalten, daß die Geige nichts für Dich ist, da mit falschem Zubehör auch kein Fortkommen ist. Das wäre doch zu schade. Wenn Du obige Geige bestellst, geh´ auf jeden Fall zu einem Geigenbauer um Schulterstütze und Kinnhalter für Dich genau passend zu besorgen. Und informiere Dich gut, wie´s alles `sitzen´ sollte, um etwaigen Haltungsschäden vorzubeugen.

Grüße
Kylwalda
 
Hi CobraCain! - Zu Anspruch, Autodidaktik, Motivation, Alter etc. wurde hier schon viel und richtiges geschrieben. Eine Geige würde ich aber nicht bei einem Anbieter kaufen, der sonst fast nur E-Instrumente verkauft. Und MP hat keinerlei Ahnung von Streichinstrumenten! Es gibt so viele Internethändler die auf Streichinstrumente spezialisiert sind oder große Streicherabteilungen haben: Thomann, Gedo, Geige24 u.v.a., da ist man besser bedient, falls es Probleme geben sollte. Besser ist es natürlich das Instrument selbst auszuwählen, am besten mit jemandem der Ahnung von der Materie hat. Rechne in der Preisklasse nochmal mit Investitionen von 250,--€ für eine vernünftige Einrichtung beim Geigenbauer (Steg, Obersattel, Griffbrett, Wirbel, Saiten). Mit den mitgelieferten Bögen kommst Du auch nicht weit, für 100,--€ gibt's schon passable Carbonbögen. Grüße, Thomas
 
Hi nochmal,

Genau, gerade als Autodidakt/in solltest Du besonderes Augenmerk auf eine möglichst gut "ansprechende" Geige legen, da Dich ja niemand begleitet, der Dir sagen kann, ob etwaige Probleme aus falscher Spieltechnik oder aus der Schwerfälligkeit der Geige resultieren. Wenn Du es irgendwie einrichten kannst, wäre vielleicht auch das Leihen einer Geige bei einem Geigenbauer eine sehr gute Möglichkeit, relativ preiswert eine dann gut eingestellte Geige zu mieten. Für die erste Zeit. Da kannst Du dann schon mal die Geige als mögliche Fehlerquelle ausschließen. Der Selbstzweifel gibt es, wie Copley bereits sagt, schon so genügend beim Erlernen. Und Du hast nicht allzuviel Geld ausgegeben, wenn Du feststellen solltest, daß Deine Motorik und Dein Anspruch auch bei der Geige nicht mit den Gegebenheiten vereinbar sind.

Thomas, da sprichst Du Wahres. Als ich in einer MP-Niederlassung mal nach Kolofonium fragte, bekam ich als Antwort: "Kolofonium? Ähh,…-…-.. das Zeug, mit dem man den Bogen einfettet?":gruebel:
 
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:rofl:. Genau so läuft das bei denen ab - habe aber mal einen guten E-Baß dort gekauft. - Zum Verleih: Geht auch übers Internet, mal unter "Streichinstrumente-" oder "Geigenverleih" googeln. Mir fallen da gerade keine "schwarzen Schafe" ein, aber ein Geigenbauer in der Nähe der auch mal schnell eine Kleinigkeit richten kann ist natürlich besser. - Grüße, Thomas
 
Ich glaube nämlich nicht, dass du in den 2 Jahren nichts gelernt hast, sondern dass du dir das nur einbildest
Wir hatten auch mal eine Kandidatin: "ich spiele seit 6 Jahren Gitarre". Es stellte sich heraus, dass sie ein jahr Im Unterricht gelernt hatte als Anfängerin, dann ein Jahr so gespielt und dann 4 Jahre nicht mehr. und seit ein paar Wochen wieder angefangen :D


Also ich spiele zwar nicht Geige, muss aber zugeben, dass Geige wohl eines der anspruchvollsten Instrumente überhaupt ist. Wie bei den Blechbläsern, dauert es auch mit Unterricht gut ein Jahr bis man überhaupt angenehme Töne rausholen kann. ich spiele nun 2 Jahre mit super professionellen Lehrern und ich falle immer wieder vom Glauben an mich selbst ab wenn mein lehrer nur einfach mal eine lehre Saite auf meinem Bass streicht und das einfach überdimenional besser klingt als ich an meinen besten Tagen :D

Frust Frust Frust und ein starker wille sich durchzubeißen.

Ein Lehrer zeigt Dir nicht nur wierum Du den Bogen halten musst. Er sagt Dir auch worauf es beim üben wirklich ankommt. Und das wichtigste: er spielt Dir etwas vor und Du wirst (wie in meinem beispiel) jedesmal wieder zurückgeworfen, weil man sich nach wochenlangem Üben (mehrere Stunden tägl) an seinen eigenen Klang so gewöhnt. Man checkt dann gar nicht mehr, dass das was man da spielt weder warm noch stabil oder ähnliches ist. Der eigene Vergleich zu dem was ich beim Lehrer höre - also vor allem den Klang/Sound - das halte ich für einen der wichtigsten Prozesse im Unterricht. Permanentes Feedback, viel Aufwand, kleine Erfolge. Ein guter Lehrer ist u.a. ein Motivationskünstler und Vorbild. Das ist bei diesem Instrument arschwichtig.

100% sind wie bereits gesagt Humbug. Dann lass es lieber! Weißt Du übrigens, dass Leute die mit dem Compter Orchestermusik programmieren und vertonen im Nachhinein Unregelmäßigkeiten einbauen? Leichte Intonationsschwankungen, keine absolute "auf den Punkt" Einsätze... das scheint das Geheimnis einer lebendigen interpretation. Das vond er Frau Stirling scheint mir auch so auf Perfektionismus gestylt - is mir nix. Es dürfen Dinge schiefgehen und je mehr man selbst spielt, desto öfter hört man übrigens auch in Konzertsälen mal den ein oder anderen Patzer, der dann weggelächelt wird.

Mit einem Orchestermusiker habe ich mich mal über Intonationsübungen unterhalten. Da gab es einen international gefeierten und hochdekorierten Violinen-Star. Der konnte keine ordentliche Studioaufnahme eingeigen. Der Tonmeister mahnte immer wieder, dass die Intonation bei besagter Person deutlich nicht ausreichte. Der hat halt seine ganze "High-End" Karriere nur dieses schnelle, abgewixte Zeug gespielt und... tja dann wurde auch er mal auf den Boden zurückgeholt. Passiert jedem. :redface:

100% oder was? Alle mal lachen :D
 
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Hallo Fastel,
ich kann Dir da in allen Punkten nur voll zustimmen, was Disziplin, Ausdauer und Fleiß betrifft, sowie der regelmäßige Unterricht mit Lehrer/in!!! Vor allem ist es bei mir (und vermutlich bei den meisten Streichern, Musikern allgemein) so, daß ich regelrecht süchtig nach meiner Geige bin. Da ist beim Üben nicht wirklich ein MUSS dahinter, da die Freude daran meist überwiegt.
Natürlich waren die ersten zwei Jahre so ziemlich die schwierigsten aufgrund der kratzenden, krächzenden Töne. :( Aber wenn ich jetzt morgens meine Geige Stimme und ihren wirklich wunderschön Klang höre, dann bin ich ganz und gar von meinem Tun fasziniert.:) Bitte jetzt aber daraus keine falschen Schlüsse auf mein Können ziehen, von wegen 100%. Wenn es hoch kommt, dann bewege ich mich vieleicht so um die 25% Marke. Aber das soll mich nicht daran hindern, auch weiterhin morgens meine Geigenstunde zu genießen.:great:
Euch allen hier wünsche ich noch eine freundliche Augustwoche.
Mit lieben Grüßen,
Etrawgew.;)
 
Zum Thema Geigenkauf bei Autodidakten:

Seit der Anschaffung meiner "Schülergeige" (knapp 300€), hege ich in schöner Regelmäßigkeit, etwa alle 8 Wochen, folgende Gedanken:
Ich glaube, ich habe die Grenzen des Instruments endgültig erreicht - Warum nur habe ich damals all die gutgemeinten Ratschläge überhört? - Jetzt sitz ich hier, mit diesem Stück Presspappe, das keinen gescheiten Ton von sich geben will und guter Rat ist teuer.
Tja, bislang haben sich diese Zweifel jedes mal als pures Wunschdenken herausgestellt. Es war nie die Geige, es war immer ich, der ich einfach (noch) nicht in der Lage bin mehr rauszuholen.
Mir ist es ein einziges Mal gelungen, wohl eher durch Zufall, die Seiten butterweich zu spielen und dadurch die Geige zum Leben zu erwecken.
Wahrscheinlich war das immer noch nicht das Optimum, aber der Effekt war schon verblüffend. Es war wie Zauberei :)
Aber selbst diese Erfahrung hält mich nicht davon ab, die Schuld überall zu suchen; bei den Saiten, dem Bogen, dem lieben Gott, dem schlechten Wetter... nur nicht bei mir. Zumindest nicht so lange es noch andere Verdächtige gibt.

Es besser zu wissen, heißt noch lange nicht, es auch besser zu machen.
Das Eine ist leicht, das Andere sehr schwer.


Fastel, dein Kommentar muntert auf. Ich werde wahrscheinlich auch noch eher lernen Atome zu spalten, als sicher und sauber meine Töne zu treffen.
Ich finde es zwar wichtig 100% anzustreben, aber Ideale sollten Ideale bleiben dürfen.
Perfektion ist bekanntlich wie der Tod, danach kommt nichts mehr und das ist nicht besonders viel ;)

Grüße
Copley
 
Vieles Richtige wurde hier schon geschrieben. Ich persönlich sehe in meiner eigenen Musikschule riesige Fortschritte bei fast allen Streichern in bereits sehr jungen Jahren. Ich habe ein Konzert vom jüngsten Jugendorchester gehört, das mich klanglich mehr überzeugt hat, als das älteste Jugendorchester. Also es ist definitiv möglich, in wenigen Jahren einen guten Klang mit der Geige zu lernen. Du mußt aber viel Zeit investieren. 1-2 Stunden pro Tag halte ich für illusorisch, aber 1-2 morgens und 1-2 abends, das wäre eine Überlegung wert (vor allem wenn Du ohne Lehrer bzw. nur mit "virtuellem" Lehrer (Video) lernen willst.

In der Geigenlehre gibt es riesige Fortschritte in den letzten Jahren, daher bin ich überzeugt, daß selbst ein Jahr Unterricht (egal wann) Dich enorm voranbringen. Ich hatte selbst ca. 15 Jahre Unterricht und habe den Klang, der mir sehr gut gefällt erst lange Jahre durch Experimentieren entwickelt - ganz ohne Lehrer. Die Inspiration kam im Orchester oder durch Kammermusik. Geige spielen ist eine Fleißarbeit, Du mußt immer dran bleiben, jeden Tag. Eine Woche nicht geübt wirft Dich zurück, besonders in der Anfangsphase (d.h. meiner Schätzung nach so die ersten 5 Jahre). Wenn es zeitlich schwierig ist nimm die Geige mit. Immer wenn irgendwo mal 15-30min frei ist, übe auf dem Instrument. So kannst Du es Dir noch besser zu eigen machen.

Perfekt spielen ist nicht so extrem wichtig, da vom Publikum nur ein kleiner Prozentsatz überhaupt die Klangqualität, Intonation etc. gut genug einschätzen kann. Da Du nicht studieren willst, setze Dir für den Anfang als Ziel, einen guten "Fiddle" Sound zu entwickeln. Einfache Stücke, einfache Technik mit (in Deinen und bspw. Deiner Freundin/Frau Ohren) sehr schönen Klang kombiniert.

Wenn Du bei Dir in der Umgebung wirklich gar nichts findest, könntest Du auch versuchen, einen Lehrer zu finden, der Dich über das Internet unterrichtet - das entsprechende Video-Equipment (v.a. ein sehr gutes Mikrofon) und Software vorausgesetzt.

Zur Geige: Ich rate Dir ebenfalls zum Leihinstrument. Am Anfang ein einfaches Schülerinstrument und später würde ich so bis zu etwa 2000€ investieren (Ich rate Dir ebenso zum einfachen Karbonbogen - den wirst Du sicher nicht so schnell ersetzen müssen). Beim Kolophonium rate ich dazu, eines zu nehmen, was wenig Staub erzeugt (meistens die dunkleren) - das hat den Vorteil, daß Du seltener kolophonieren mußt. Außerdem will Dein Instrument gepflegt sein. Vor allem der Kolophoniumstaub und Kolophonium auf der Saite solltest Du regelmäßig entfernen (das hat nicht zu unterschätzende Auswirkung auf den Klang!).

Wenn Du solistisch auftreten willst (Bühne), dann solltest Du Dir im Laufe der Zeit eine ganz genaue Vorstellung davon entwickeln, gerade jetzt auf der Bühne zu stehen - das ist ein unheimlich guter Motivationsfaktor und du wirst merken, daß sehr viele Faktoren das Spiel beeinflussen - diesem Instrument kannst Du rein gar nichts vor machen. Jede Stimmung, Nervosität, Müdigkeit, Verkrampfung etc. kann man hören, wenn man will.

Wenn Du mehr klassisch Dich orientieren willst (Orchester, Kammermusik, Folklore, aber keine/wenige Bühnensolo in der Band) kann ich Dir auch die Viola (Bratsche) empfehlen, die etwas genügsamer ist als die Geige :).
 
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