Hallöchen,
zum Superlux PRA-628:
Vor ca. einem Jahr hat zu einem meiner Workshops eine Band drei im Set gekaufte 628 (zu diesem Zeitpunkt ca. ein halbes Jahr alt) mitgebracht.
Die Mikrofone wurden dann auch unter Live- und Studiobedingungen getestet und verglichen (und die Ergebnisse kamen wie immer in meine Datenbank).
Inwieweit die drei getesteten PRA-628 tatsächlich repräsentativ sind, kann ich natürlich nicht beurteilen.
Die Verarbeitungsqualität war bestenfalls ausreichend, eher mangelhaft. Unsaubere Verschraubungen, schlecht eingesetzte Schutzgitter, relativ breite und unregelmäßige Spaltmaße sind vielleicht nur Äußerlichkeiten.
Aber bei zwei der drei Mikrofone riegelten weder Neutrik- noch Amphenol-XLR-Stecker ein und bei einem dieser Mikrofone war die Buchse so verkantet eingesetzt, dass man nur mit größter Mühe ein Kabel anstecken konnte. Zum Kabelabziehen brauchte man schon ne Zange, um nicht das Kabel abzureißen.
Die Band hatte diese Probleme damit gelöst, dass sie Kabel fest montiert und eines mit Gaffa verklebt hatten, damit sich das unverriegelte Kabel nicht selbst löst.
Die Richtcharakterisitik ist eine relativ breite Superniere mit recht stark ausgeprägter rückwärtiger Keule, immerhin wird diese Charakteristik breitbandig homogen eingehalten. Gerade zur typischen Ampabnahme finde ich diese Charakteristik trotzdem nicht glücklich, vor allem nicht für live Anwendungen über die rückwärtige Keule fängt man sich andere Quellen störend ein.
Die grundsätzliche Klangcharakteristik war bei allen drei Mikrofonen recht ähnlich, relativ gleichmässiger deutlicher Anstieg ab dem oberen Bass bis etwa 5-6kHz (ca 18db von 100Hz bis 5kHz, also etwas über 3dB/Oct.), darüber dann deutlicher Abfall (ab 6kHz ca. 10dB/Oct., bei Nahbesprechung kann man ca. 8kHz als nutzbare obere Grenzfrequenz annehmen). Der recht stark ausgeprägte Nahbesprechungseffekt gleicht untenrum dieses Verhalten aus, trotzdem klingen die Mikros verglichen mit den Standardempfehlungen deutlich mittiger. Außer E-Git-Ampabnahme kann ich keine rechte Einsatzmöglichkeit erkennen, ob es einem dafür gefällt und ob es zur Git-Amp-Box-Kombi passt, kann und muss jeder selbst entscheiden.
Es waren sofort deutliche Unterschiede zwischen den Mikros erkennbar, besonders eines klang obenrum anders. Deshalb habe ich die Mikros vergleichend ausgemessen und habe dabei recht hohe Differenzen (Serienstreuung) von plus/minus drei dB im Mittelton festgestellt, das auffällige Mikrofon hatte bei 6,5kHz einen relativ schmalbandigen, aber sehr tiefen Einbruch (fast 12dB), vermutlich eine destruktive Membranresonanz.
Auffällig war die mäßige Trittschallentkoppelung, die zumindest live den Verzicht auf ein Stativ und abhängen am Kabel nahelegt. Weiterhin auffällig war leichte Mikrofonieanfälligkeit, besonders bei einem verwendeten Röhrenamp gab es klar zuweisbare Brummeinstreuung.
Die Empfindlichkeit und Output sind niedrig, für Ampabnahme aber im problemlos praktikablen Rahmen. Auflösung und Feinzeichnung sind bescheiden, aber das muss am Amp ja kein Nachteil sein Geschmacksfrage...
Ciao, Deschek