Ich frag mich immer, wieso man so lange Alben macht...
Geht mir auch so. Wobei ich sagen muss, das mich dieser, von anderen alten Thrash-Heroen schon länger gepflegte Trend (beispielhaft Exodus, Testament, Kreator) dort noch mehr nervt, weil die gleichzeitig immer komplexer (und dann on top noch'n Solo und noch'n Solo) werden - während sich Metallica was das Riffing angeht eher "minimalistisch" ausnehmen - und dafür kleine "technische Ferkeleien" eher auf der Arrangement-Ebene einbauen. Das gefällt mir besser als das "Höher-schneller-weiter"-Bestreben anderer Genre-Bands.
Der Unterschied zu den langen Songs der "...and Justice"-Ära allerdings: Die Riffs waren früher einfach besser. Da konnte man sich gut ein und dasselbe Riff eine Minute am Stück anhören und freute sich auf das nächste. Heute klingt das alles ziemlich generisch.
Also dem Rezensenten von Spiegel-Online gefällt das neue Album anscheinend nicht so gut...
https://www.spiegel.de/kultur/musik...s-3000-a-898424f5-6a00-4659-abac-6cf60e92f431
Ich bin seit Jahrzehnten treuer SPIEGEL-Leser - aber was eine Musik-Redaktion, die (analog anderer Feuilletons in ZEIT etc.) jeden unterdurchschnittlichen Deutsch-Rap oder Pop-Sternchen wie "Nina Chuba" als "den heißesten Scheiß seit xxx" feiert über ihr offensichtlich total fern stehende Rock- oder gar Metal-Bands absondert, geht mir nun echt am Arsch vorbei. Nichts gegen einen fundierten Verriss - aber dann doch bitte von Leuten, die Ahnung von der Materie haben.
Ansonsten noch zu "72 Seasons":
Ich finde es insgesamt ok, denn es kann wohl niemand ernsthaft damit rechnen, dass irgendeine Band mit dem (Lebens-)Alter noch die Großtaten von vor 30-40 Jahren wiederholt. Gemessen daran, dass man bei Metallica nach 1990 immer wieder mit irgendwelchen absonderlichen Genre-Ausflügen rechnen musste und ich mir auch hätte vorstellen können, dass die als nächstes ein Country- oder Gospel-Album raushauen, hat mich das Album doch insgesamt gefreut.
Am wenigsten gefällt mir Hetfields Art zu singen, da hat ihn Bob Rock offensichtlich unwiderbringlich verdorben.
Auch ist für mich als Gitarrist und Zeitgenosse der 80er-Alben bedauerlich, dass Hetfield kein Interesse mehr an (s)einem früheren "Signature-"Gitarrensound hat, sondern exakt so klingt, wie jeder, der sich in irgendeinen aktuellen High-Gain-Amp einstöpselt. Klingt für mich leider sehr austauschbar. Das ist schade für einen einst so innovativen und stilprägenden Gitarristen.
Insgesamt aber ein brauchbares Spätwerk.