"Menschsein ist Aua"

  • Ersteller willypanic
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@ willypanic

willypanic schrieb:
Kannst Du dir vorstellen, dass es auch andersherum sein kann?
Das Zweifel, von außen - wenn sie denn durchdringen- inklusive aller Steigerungungen, wie Verzweiflung, nicht zugelassen sind, abprallen und ihnen die Wahrhaftigkeit aus Selbstschutz abgesprochen wird...
Auch wenns nicht in meine Richtung geschrieben sein sollte: Ich glaube nicht, dass der Mensch als Selbstzweifler zur Welt kommt. Eher als notorischer Zweifler:D
Für diese "Tugend" bedarf er allerdings der Wahrnehmung fremder Denkweisen, die er dann nach Belieben anzweifeln kann... oder auch nicht. - Ich würde diesen Prozeß schlicht Anpassung oder auch Entwicklung nennen.

.....Das das in der Kunst Fühlbare, Auszudrückende, Mitzuteilende nur auf der Beschäftigung mit Selbstzweifeln und der eigenen Rolle innerhalb der diversen Bezugsgruppen, sowie im großen Ganzen basiert.
Warum sollte Kunst NICHT auf Selbstzweifel basieren?
Selbstbewußtsein muß ich demonstrieren, Selbstzweifel leiste ich mir:D

willypanic schrieb:
Die "Kunst" und mein tapferes LI bleibt doch (für mich) ein Schutzschild, ein Schleier, ein schützender Held, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Soll ich nun aus dieser Zeilen Ironie - oder das Märchen vom tapferen Schneiderlein - herauslesen:nix:
Worin läge denn im letzteren Falle die Tapferkeit deines LIs? In der Demonstration seiner Destruktion:gruebel:
Wenn DAS eine Mutprobe wäre, gebührte die Anerkennung doch wohl eher dem Autoren als seinem verzweifelten LI!
Oder welchen Stellenwert hat für Dich der Mut der Verzweiflung...?:nix:

willypanic schrieb:
Deshalb muss die Unterscheidung von Dichtung und Wahrheit doch nicht schwerfallen.

Also mir fällt es bereits richtig schwer, in Deinem letztes Posting die Ansprüche der Person, des Dichters und seines LIs zu unterscheiden..., was ICH allerdings, wie geschrieben, ganz normal finde.

Wenn Kunst von Können kommt, dann besteht das Können des Autoren vielleicht darin, die eigene Fiktion und Wirklichkeit so sauber trennen zu können, dass er in seiner fiktiven Geschichte von Euphorie bis Ironie spazieren kann, ohne daran kaputt zu gehen...:gruebel:

Das würde wiederum bedeuten, dass ein Lyrics-Dichter beliebig viele Erzählerstimmen, Tonfälle kreieren kann.
Lese ich die hier veröffentlichten Texte, haben fast alle Texter allerdings nur EINEN, nämlich den eigenen Tonfall drauf.

Wenn überhaupt....

@1788

1788 schrieb:
Ich dachte, das wäre Allgemeingut?
Scheint die Geschichte des Dritten Reichs, der DDR und der BRD auch zu sein...und trotzdem versteht jeder Betroffene etwas Anderes darunter.

Ok. Nun kenne ich deine Basis etwas besser.

Mir fällt auf, dass Du eine Entwicklungslinie aussparst... den heidnischen Poytheismus, der sich - von der Antike über die Aufklärung bis zur Gegenwart - immer wieder zwischen monotheistische Unterwerfung und individuelle Zersplitterung schiebt und somit dem Künstler weitere Anlegestellen bei unruhiger See bietet.

Man könnte sagen: Es gibt für jeglichen Wind den richtigen Hafen:D

Und während sich die Ungarn noch gegen den Gangsterrap wappnen, packen die Deutschen schon wieder die "Zupfgeigenhansel" aus.... das edle Streben kennt keinen Stillstand!
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir fällt auf, dass Du eine Entwicklungslinie aussparst... den heidnischen Poytheismus, der sich - von der Antike über die Aufklärung bis zur Gegenwart - immer wieder zwischen monotheistische Unterwerfung und individuelle Zersplitterung schiebt und somit dem Künstler weitere Anlegestellen bei unruhiger See bietet.

Der heidnische Polytheismus spielte im christianisierten Europa keine offene Rolle.
Verdeckt war er jedoch immer gegenwärtig; er hatte zwei (lange unerkannt gebliebene) Gesichter:

1. Die Katholische Kirche, die, als das Christentum 380 zur Staatsreligion des röm. Reiches erklärt wurde, um dieses Preises willen mit dem altrömischen Heidentum verschmolz und deshalb an sich schon eine tendenziell heidnische Religion ist.
Heidnische Gebräuche wurden übernommen und "verchristianisiert":
- die alte Himmelsgöttin wurde zu Maria
- der Kaiser wurde zum Papst
- die Liturgie wurde aus den Tempelkulten übernommen
- ebenso Prunk und Trachten
- der Sonnengott wurde weiter verehrt, indem man den Sabbat auf den Sonntag verlegte
- Weihnachten (Wintersonnenwende)
- Ostern (Fruchtbarkeitsfest)
- der Heiligenkult
- etc.

2. Durch die (literarische) Klassik und deren Anbindung an die griechische Antike

Kräuterweiblein spielten da wohl keine wesentliche Rolle - falls Du das meinst.




.
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Aber mir fällt auf, dass Dein Bewertungsmaßstab darin zu liegen scheint, welches Material sich durch den Künstler aus Etwas schlagen lässt?
Ist die Kunst an sich das Zentrum Deines Universums?
;-)

Grüße,

1788
 
1788 schrieb:
Der heidnische Polytheismus spielte im christianisierten Europa keine offene Rolle.

Hm...auf diesem Auge scheinst du irgendwie blind zu sein.

Überall im europäischen Leben entdeckt man zum Beispiel die Spuren antiker Lebensweise. Nimm die Architektur, die Literatur, die bildenden Künste, die Rhetorik, die Philosophie und und und... bis zum freie Umgang mit der Liebe sind wir an den einstigen Umgang mit Göttern gekoppelt, welche von den Menschen nicht verlangten, im Büßerhemd zu pilgern!

Wenn ich mal von mir ausgehe, kann ich zum Beispiel viele meiner poetologischen Ansichten noch immer direkt auf Aristoteles zurückführen. -

Und was ist mit unseren germanischen Traditionen? Angefangen beim Niebelungenlied und nicht geendet beim faschistischen Mummenschanz.

Nimm die heidnischen ritualen Tänze und Musiken Afrikas. Willst du Dir die gesamte Popmusik, die ja ganz entscheidend in der Kultur Afrikas wurzelt, aus dem Verlust des monotheistischen Gottes erklären?

Was ist mit der Wahrsagerin im Fernsehen und den Gang zum Homöopathen - dem modernen Voodoo für Weiße? An den Aberglauben darf wieder geglaubt werden. Nicht nur im Kino. - Es gibt noch mehr Medizin für die wunde Seele als den monotheistsichen Gott.

Ok. Ich wollte nur mal leise mit dem Sumo-Ritterschwert rasseln, falls Du die Absicht haben solltest, den arme willypanic vor die Wahl Himmel oder Hölle stellen zu wollen ;)

1788 schrieb:
Aber mir fällt auf, dass Dein Bewertungsmaßstab darin zu liegen scheint, welches Material sich durch den Künstler aus Etwas schlagen lässt?
Ist die Kunst an sich das Zentrum Deines Universums?
;-)

Tut mir leid, lieber 1788. Für diese Wortreihung brauche ich leider ebenfalls eine Übersetzung:confused:
 
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Hm...auf diesem Auge scheinst du irgendwie blind zu sein.

Überall im europäischen Leben entdeckt man zum Beispiel die Spuren antiker Lebensweise. Nimm die Architektur, die Literatur, die bildenden Künste, die Rhetorik, die Philosophie und und und... bis zum freie Umgang mit der Liebe sind wir an den einstigen Umgang mit Göttern gekoppelt, welche von den Menschen nicht verlangten, im Büßerhemd zu pilgern!

Ja. Und wodurch wurde es wieder eingeführt? Durch die Rückbesinnung auf die Antike, begonnen mit Renaissance, gipfelnd in der Klassik. Dem wiederum folget eine Hinwendung zum germanischen Heidetum ab der Romantik.
Als ich vom christianisierten Europa sprach, meinet ich in erster Linie die Zeit, in der Kunst noch nicht der Selbstreflektion diente, also die Zeit vor der Aufklärung.
.

Wenn ich mal von mir ausgehe, kann ich zum Beispiel viele meiner poetologischen Ansichten noch immer direkt auf Aristoteles zurückführen. -

Und was ist mit unseren germanischen Traditionen? Angefangen beim Niebelungenlied und nicht geendet beim faschistischen Mummenschanz.

Nimm die heidnischen ritualen Tänze und Musiken Afrikas. Willst du Dir die gesamte Popmusik, die ja ganz entscheidend in der Kultur Afrikas wurzelt, aus dem Verlust des monotheistischen Gottes erklären?

Natürlich nicht. Es ging ja auch nicht um "die gesamte Popmusik", sondern um den Paradigmenwechsel in der "höheren Kunst" - hin zur Selbstbespiegelung.

Was ist mit der Wahrsagerin im Fernsehen und den Gang zum Homöopathen - dem modernen Voodoo für Weiße? An den Aberglauben darf wieder geglaubt werden. Nicht nur im Kino. - Es gibt noch mehr Medizin für die wunde Seele als den monotheistsichen Gott.

Heute leben wir leben schon längst nicht mehr im christianisierten, sondern im entchristianisierten Europa. Diese Auswüchse zeigen das ganz deutlich.

Ok. Ich wollte nur mal leise mit dem Sumo-Ritterschwert rasseln, falls Du die Absicht haben solltest, den arme willypanic vor die Wahl Himmel oder Hölle stellen zu wollen ;)



Tut mir leid, lieber 1788. Für diese Wortreihung brauche ich leider ebenfalls eine Übersetzung:confused:

Dass dieser Satz eine Gurke wird, habe ich schon beim Schreiben gemerkt. ;-)
Er bezog sich ja auf diese Aussage von Dir:


"...und somit dem Künstler weitere Anlegestellen bei unruhiger See bietet..."

Weitere Anlegestellen auf unruhiger See - also Orte, zu denen man sich flüchten kann ... um diese Erfahrung dann in irgendeiner Weise in z.B. Lyrik zu verwandeln. Das schien mir ein bisschen zu haltungsfrei, so nach dem Motto: was auch passiert, Gutes wie Schlechtes - ich verwende es für meine Kunst. (So habe ich es verstanden)
Und da fragte ich mich/Dich, ist diese Haltung (falls sie so sein sollte) angemessen, dieses Distanzierte zu allem, um in allem den Kunst-Aspekt finden und herausarbeiten zu können?

Grüße,

1788
 
jongleur schrieb:
Willst du Dir die gesamte Popmusik, die ja ganz entscheidend in der Kultur Afrikas wurzelt, aus dem Verlust des monotheistischen Gottes erklären?
1788 schrieb:
Natürlich nicht. Es ging ja auch nicht um "die gesamte Popmusik", sondern um den Paradigmenwechsel in der "höheren Kunst" - hin zur Selbstbespiegelung.
Ach- ich dachte wir sind noch immer im Diskussionsthread von willypanic;)
1788 schrieb:
Als ich vom christianisierten Europa sprach, meinet ich in erster Linie die Zeit, in der Kunst noch nicht der Selbstreflektion diente, also die Zeit vor der Aufklärung....Heute leben wir leben schon längst nicht mehr im christianisierten, sondern im entchristianisierten Europa. Diese Auswüchse zeigen das ganz deutlich.

Na dann is ja gut - angesichts westlicher Politiker und Politikerinnen, die immer häufiger von ihren Gebeten reden, war ich mir nicht sicher, ob die Christianisierung überhaupt endet:D

1788 schrieb:
Und da fragte ich...Dich, ist ... dieses Distanzierte zu allem angemessen, um in allem den Kunst-Aspekt finden und herausarbeiten zu können?
Ich würde mich nicht als "distanziert" beschreiben. Eher als leidenschaftlichen Zuhörer mit Hang zur Zweitfrage. Besonders im Umgang mit fremden Menschen. -

Der leidenschaftliche Erzähler will jede Distanz energisch überwinden.
Der leidenschaftliche Zuhörer hingegen mag sie ....spielerisch verringern:)

Zuhörer 2011

Was ich weiß, macht mich nicht heiß.
Der beste Reim klingt ungereimt
Ich stehe da wie jeder Andere
Beide Beine auf dem Boden
Die Ohren in die Luft - selbst
mein Anrufbeantworter krächzt nur
Was gibt es Neues?



Ciao
 
Zuletzt bearbeitet:
Nachdem dieser - wirkllich grandiose - Songtitel schon seit Tagen meine Aufmerksamkeit auf sich zieht, hab ich endlich mal draufgeklickt.

Ein kurzes Statement:

Ich habe den genial-lakonischen Witz aus dem Titel im Songtext selbst etwas vermisst ud hätte mir mehr davon gewünscht. Die Lakonie bleibt zwar teilweise erhalten, aber der (vielleicht zu unrecht) von mir erhoffte trockene Witz wird nicht weiter verfolgt. Das finde ich ein bißchen schade, aber du hast den Text ja nicht für mich geschrieben.

Dennoch recht gelungen..
 
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