Bitte bitte @ Hänschenkleinman, freut mich dass das hier son tollen Feedback findet, hätt nicht gedacht, dass so viele in diesem ja nun doch von der Metalfraktion dominierten Forum sich mit Jazz anfreunden können. Super!
Danke auch für die reichhaltige Bewertungspunkte-Beschenkung, da lacht das Herz!
sehr cool gefällt mir echt gut!
ich beneide das echt so frisch und mit so einem Feeling in einem Jazzkontext zu improvisieren
Frage:
Was geht bei dir so im Kopf vor wenn du über den Standard improvisierst? Du weißt welche Chords im Hintergrund laufen und wie läufts dann bei dir so gedanklich weiter?
Ich bin nämlich selbst jetzt daran etwas in den Jazz einzutauchen und bin da irgendwie noch nicht so ganz klar wie ich mich da am besten reinversetzen soll um überhaupt erstmal vernünftig einem Standard zu folgen
Gruß
Andy
Hey Andy,
danke für dein Lob.
Was in meinem Kopf vorgeht? Schwierig zu sagen. Man kann meiner Meinung nach nur "richtig" improvisieren, wenn man den Kopf völlig frei von jeglichen Beschränkungen, Theorie etc. hat.
Das bedeutet: um auf einen Jazzstandard (oder auch jedes andere beliebige Stück) spielen zu können, muss man alles, was dazu gehört, in seinem Unterbewusstsein haben und nicht daran "aktiv denken".
Was gehört dazu?
- der Aufbau, die Form eines Stückes
- die Changes (also die Akkordfolgen)
- welche Skales man auf welche Akkorde spielen kann
- die Standardkadenzen kennen und wie man sie behandelt
- die Melodie des Stückes auswendig kennen (du kannst sie erst richtig auswendig, wenn du sie in jeder Lage+Tonart ohne nachzudenken spielen kannst!)
- ein Repertoir an jazztypischen Licks und Ausdrucksformen etc. parat haben.
Ein gutes Tutorial bzgl. des Auswendiglernens und Improvisierens findest du hier:
Jazz-Standards auswendig spielen: Jam Sessions und das Realbook
Diese Faktoren zusammengenommen (wenn ich jetzt keinen vergessen hab ;-)) und im Unterbewusstsein verankert ermöglichen mir locker auf ein Stück zu improvisieren.
Das jetzt mal konkret auf Autumn Leaves angewandt:
Aufbau und Changes sind bei diesem Stück sehr leicht zu verstehen.
Das Stück wird sehr einfach zu spielen, wenn man sich einmal mit II-V-I Kadenzen beschäftigt hat. Es besteht nämlich ausschließlich aus ebensolchen. Die Kadenzen entstammen der Dur-Tonart in der man's spielt und der jeweiligen Paralleltonart in Moll. Harmonisch also sehr übersichtlich.
Wenn man nun sich locker auf solchen Kadenzen bewegen kann, sollte man versuchen, aus den einzelnen Licks eine gesamte Melodie werden zu lassen und nicht eine Aneinanderreihung von Ideen.
Hierzu ist es mMn hilfreich, das was man spielt, gleichzeitig mitzusummen. Bzw. andersrum: das was man summt, spielen.
Warum?
das was du spielst wird so nicht durch antrainierte Fingersätze und abgespulte Licks bestimmt, sondern durch die Melodien in deinem Kopf.
Als du singen gelernt hast, hat man dir auch keine Licks gezeigt oder Tonleitern o.ä. Daher ist das ganze sehr "ursprünglich" melodisch.
Große Jazzer wie Oscar Peterson oder Keith Jarrett machen das übrigens auch - such mal nach Videos von Keith Jarrett auf Youtube, häufig ist seine quäkende Stimme im Hintergrund zu hören.
So, hoffe, ich konnte dir einen kleinen Einblick geben, wie ich an so was rangehe.
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By the way:
Ich hab heute auf einen sehr geilen Backingtrack von Hotroddeville was bluesiges aufgenommen. Ich wollte mit der Gibson ES335 einen Larry Carlton-ähnlichen verzerrten Tone hinkriegen.
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wie immer gern gesehen
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Gruß Jona