Ohne dass ich jetzt große Mixererfahrung habe:
Was mir bei der ganzen Diskussion hier fehlt, ist ein musikalischer Blickwinkel und Begründungen *wieso* man etwas macht.
Ich nehme mal als Beispiel diesen Satz hier:
damit beide Stimmen gleich laut sind, denn hier hab ich das Empfinden das die Männer Stimme lauter ist, was ja normal wäre.
Zum einen empfinde ich "normal" hier nicht als passendes Wort. Das sagt eigentlich nichts aus..?
Aber mal musikalisch betrachtet: Die Frauenstimme hat am Ende die Melodie. Also SOLLTE sie im Vordergrund stehen. Der Mann halt eine begleitende Harmonie, die in dem Moment nicht wirklich so wirklich ist. Die Begleitung ist aber nicht kontrapunktisch oder kontextlos, sondern ist an die Melodie angelehnt. Insofern ist das Stück hier meiner Meinung nach eher so gedacht, dass sich die Stimmen blenden sollen, so dass sich ein Gesamtklang ergibt, in dem die Frau aber leicht überwiegt. Ich denke hier an Simon&Garfunkel, die das quasi permanent so machen.
Insgesamt wird für mich in dem Stück aber auch eine Geschichte, quasi wie einen Film erzählt:
Mann sitzt irgendwo mit seiner Gitarre und singt und träumt von der Frau. (Mich irritiert z.B. am Anfang, dass die Gitarre soweit links sitzt, aber die Stimme in der Mitte, für mich gehört das musikalisch zusammen)
Dann kommt ein zweiter Teil: Die Frau sitzt in einem anderen Kontext und singt. (Hier finde ich es z.B. irritierend, dass die Frau im Original (für mich) "rechts, hinten" erklingt. Die gehört für mich musikalisch in dem Moment auch in die Mitte)
Sie fängt an sich "aufzuregen", wird lauter, mehr Instrumente setzen ein.
Am Ende sieht man beide gleichzeitig, wie sie singen und das ganze steigert sich noch mehr, bevor es am Ende dann wieder abfällt.
Da steckt ja eine Entwicklung drin, die auch dynamisch einen Kontext hat. Das empfinde ich z.B. im Original hier sinniger: Es geht leise los und steigert sich immer mehr.
Ja, ich würde die Gitarre am Anfang auch etwas lauter machen, damit das Verhältnis Gitarre-Stimme ein wenig besser passt, aber (als Klassikhörer) empfinde ich es überhaupt nicht schlimm, wenn Teile eines Stückes auch mal leiser sind. Das macht es nur interessanter.
Ansonsten sind so Stellen über die ich nachdenken würde z.B. 2:38:
Vorher singt die Frau ihr "Oh oh" und dann setzt eigentlich der Höhepunkt des Stückes an, sogar eingeleitet durch das Schlagzeug. In Technikas Version ist da für mich überhaupt kein Höhepunkt. Das ist von der Dynamik her total glattgebügelt. Man merkt zwar an der Art wie sie singt, dass sie alles gibt, es kommt aber überhaupt nicht an. Im Original hab ich etwas mehr eine Steigerung, aber richtig "knallen" tut das da immer noch nicht. Für mich persönlich wäre das eine Stelle, wo ich auf meiner Couch in die Kissen gepresst werden möchte, weil mich die Sängerin weghaut.
Im Kontrast dazu dann 3:01, wo im Grunde das Gegenteil passiert:
Der Höhepunkt des Stückes ist vorbei, es beginnt quasi ein Abgesang. Die Frau singt viel, viel, VIEL weicher und leiser als vorher, aber in beiden Versionen ist es lauter als vorher, weil der Mann mit einsteigt. Für mich wirkt das unnatürlich (was ja auch gewollt sein kann).
Aber ich würde mir insgesamt einfach mehr Gedanken über die Intention machen, anstatt wild an irgendwelchen Reglern zu drehen "weil man das halt so macht".
In Technikas Version fällt es mir z.B. viel leichter die Instrumente einzeln herauszuhören. Quasi "Transparenz". Empfinde ich hier als angenehm, aber wenn du sagst, dass es dir mehr um den Zusammenklang der Instrumente geht, wäre deine Version näher am Ziel. Es gibt nicht "den einen" Weg, aber ich finde man merkt, wenn sich Leute musikalisch Gedanken über den Mix gemacht haben und wenn nicht.
akustisch gleich laut klingt wie z.B. andere Aufnahmen auf Youtube.
Das ist ja kein Wettbewerb.
Ich höre mir lieber ein "leises", dynamisch gut gemachtes Stück mit Höhepunkten und Tiefen, mit Crescendo und Decrescendo an, als ein "lautes" aber totkomprimiertes Stück.