Hi,
ich verstehe nicht so ganz, warum Dich der letzte Thread zum Thema so frustriert hat. Im Grunde gibt es doch kaum ein Produkt, das so leicht vegan herzustellen und darauf zu überprüfen ist wie eine E-Gitarre. Gerade in der Gitarrenindustrie bzw. dem Handwerk werden tierische Produkte wie Knochenleim und echtes Perlmutt ja nicht verborgen, sondern eher noch beworben, da sie mehr dem traditionellen Bild entsprechen.
Die Frage ist also eher, ob Du unbedingt ausschließlich ein Produkt kaufen willst, auf das irgendjemand ein Vegan-
Label gepappt hat - und dem Du genug vertraust, um das dann auch zu glauben. Oder ob es nicht vielleicht sogar eher zielführend wäre, einfach selber eine Handvoll "ganz gewöhnlicher" Gitarren in die engere Wahl nehmen, die Dir gefallen, und Dich dann über öffentlich zugängliche Quellen und ggf. Nachfragen beim Hersteller selbst zu informieren, ob tierische Produkte enthalten sind.
Schaust Du Dir eine Gibson Les Paul Standard aus normaler (nicht CS-)Produktion an, wirst Du zB schnell feststellen, dass der Titebond-Leim synthetisch ist, die Einlagen aus Acryl, der Lack synthetisch und der Sattel aus Graph Tec, sprich speziellem Kunststoff. Das einzige, was überhaupt noch in Frage kommt, sind die PUs. Hier wird wohl tatsächlich ein 20%iger Anteil an Bienenwachs beim Potting verwendet. Ersetzt Du sie mit EMGs, dann sind die mit Kunstharz vergossen, bleibt letztlich 0% tierischer Anteil im Endprodukt. Für Fishman dürfte das gleiche gelten, die enthalten ja wohl gar keine herkömmliche Drahtwicklung.
Ich kann bisher ehrlich gesagt auch keine allgemeingültige Definition für vegane Produkte erkennen, hier scheint jeder die Grenze irgendwo anders zu ziehen. Aber letztlich sehe ich schlichtweg keine realistische Möglichkeit,
überhaupt eine Gitarre aus Holz zu bauen, ohne Tiere zu gefährden. Fällt man einen Baum, werden wohl immer zumindest ein paar Insekten sterben. Die Arbeiter trampeln im Wald bzw. der Plantage herum, die Fahrzeuge rollen über Kleintiere und deren Höhlen... All das soll Dein Anliegen nicht entwerten, sondern nur in einen realistischen Kontext stellen. Jede menschliche Existenz bedingt zwingend negative Einflüsse auf Tiere; sie können immer nur verringert, aber nie ausgeschlossen werden.
Willst Du es so konsequent wie möglich vermeiden, diese Dinge zu fördern, bleiben eben nur synthetische Produkte wie das hier:
https://aristidesinstruments.com/guitar/aristides-060
Auch wenn die Firma nicht mit dem Begriff "vegan" Werbung macht, sehe ich hier (außer bei den Inlays und PUs, die aber weitgehend frei wählbar sind) nichts, was überhaupt in Verdacht stehen könnte, tierische Produkte zu enthalten. Übrigens tolle Gitarren, ganz nebenbei.
Wenn Du Absolution durch letzte Wahrheiten suchst, wirst Du sie mMn nicht finden.
Gruß, bagotrix