Im Netz kauf ich nur, wenn ich es nicht im Real Life kriegen kann, also entweder längst vergriffene Second-Hand-Ware oder Geräte, die aus irgendeinem unerfindlichen Grunde sogar in Hamburg von keinem einzigen Händler geführt werden.
Das hängt damit zusammen dass ich keine Beratung von einem Verkäufer haben will dessen Aufgabe es ist zu verkaufen - um im Zweifel auch nicht unbedingt kompetenter ist als ich.
Wobei ich das mal in einem großen Geschäft erlebt hab, daß ich mich für ein noch nicht mal kleines Yamaha-Pult interessiert hab und ein Verkäufer mir den Rat "Nimm das bloß nicht!" gab mit Hinweis auf instabile Rackohren.
Zudem entspricht die Auswahl selten dem was ich dort gerne hätte.
Wenn ein Gitarrist das schon sagt, wie muß es erst uns Keyboardern gehen? Ich meine, geh mal als Keyboarder in eine kleine Klitsche. Häufig gibt's da absolut überhaupt keine Tasteninstrumente, nicht mal ein Akkordeon oder so. Und wenn sie Keyboards führen, dann Tischhupen von Yamaha und/oder Casio bis Mittelklasse, ein paar Digitalpianos (meist auch Yamaha und nie gehobene Modelle), und dann war's das. Okay, auf Wunsch können sie vielleicht auch mal ein Tyros bestellen oder so, wenn sie professionelle Alleinunterhalter als Teil der Stammkundschaft haben. Mit ganz viel Glück findet man irgendwo Läden auf gutem Kreisstadtniveau, die mal eine Workstation kriegen können, meinetwegen auch größere Digital Ensembles, weil sie ein paar Stammkunden haben, die so was spielen. Da kriegt man eventuell auch etwas, das den Namen Synthesizer verdient, und sei es nur deshalb, weil der Händler es sich leisten konnte, auf den MicroKorg-Hype aufzuspringen und ein halbes bis ein Dutzend Körgchen in OVP im Showroom zu stapeln. Ein richtig anständiges Synthesizerangebot inklusive virtuell-analogen oder gar echtanalogen Synths, und zwar auch von Herstellern, die weder Yamaha noch Korg noch Roland heißen, findet man nur in den ganz großen Läden, ebenso Hammond/Rhodes-Klone. Ganz große Läden wiederum können sich nur halten, wenn sie genug Kundschaft haben, und dafür müssen sie entweder von genügend Ladenbesuchern aus der weitläufigen Umgebung besucht werden (weshalb etwa Musik Produktiv auch die halben Niederlande als Einzugsgebiet hat) oder gut vom Onlinehandel leben (kaum zu glauben, daß das Große T™ auch ein Ladengeschäft hat). So kommt's dann, daß so mancher armer Keyboarder 200 km und mehr pro Richtung fahren muß, um das Objekt seiner Begierde anzutesten, weil es mehr als 1200 € kostet und/oder keine Alleinunterhalter-Begleitautomatik hat, sei es ein Korg PS60, sei es ein Prophet '08, sei es ein Nord Stage.
Ausnahmen sind selten. Ich kannte mal einen relativ kleinen Laden, der in den späten 90ern auch schon mal Synths (Access Virus) und richtig ausgefuchste Workstations (Korg Trinity) da hatte. Aber solche Sachen führen die schon lange nicht mehr.
Neuware hab ich erst einmal bestellt, und das war kürzlich ein Mischpult, das aus irgendeinem Grunde von keinem lokalen Händler, der eigentlich Mackie im Programm hat, geführt wurde. Wobei das erschreckend wenig Händler sind, die Mackie führen.
Martman