du prangerst an das in dem Stück die nötige "theoretische grundlage" fehlt.
Bitte bitte bitte lass' uns doch sachlich bleiben. "Anprangern" trifft die Situation nicht, denn Cosinus hat um Kommentare gebeten. Außerdem versuche ich, Kritik sachlich zu äußern, sodaß sich keiner auf den Schlips getreten fühlen muß. Ist das für dich wirklich "anprangern"?
In deinem Post kam das nämlich so rüber das die .... sagen wir mal "berechnung" der musik im vordergrund steht,
Meine Kommentare erheben nicht den Anspruch, eine umfassende und vollständige Kritik bzw. Würdigung von Cosinus' Etüde zu sein.
Wenn ich auf Optimierungsmöglichkeiten im Notensatz und der kompositorischen Anlage hinweise, behaupte ich damit nicht, "berechnete" Musik sei schöner oder besser als anders entstandene Musik. Unstrittig dürfte aber sein, daß wir Menschen Musik dann als schön empfinden, wenn sie bestimmten Ordnungsidealen entspricht, wenn wir also Strukturlinien erkennen. Solche Strukturlinien habe ich Cosinus' Etüde aufgezeigt.
Jeder Musiker in unserem Kulturkreis setzt sich intuitiv mit solchen Ordnungsidealen wie Takt, Tonart, Phrasenbau, Dramaturgie usw. auseinander - man kann das bewußt oder unbewußt tun. Als Komponist ist es sinnvoll, das bewußt zu tun, weil man dann variabler mit den Gestaltungsmöglichkeiten umgehen kann. Diese Umgehensweise ist nicht gleichbedeutend mit einer "Berechnung" der Gestaltungsmöglichkeiten (du siehst das Wort vermutlich in der Bedeutung "pure rationale Kontrolle"). Die
Ratio soll natürlich nicht Oberhand gegenüber der
Emotio gewinnen - das wäre ein Irrweg, den ich aber auch nirgendwo als Ideal hingestellt habe.
Ich finde das Gefühl steht im mittelpunkt und das kann sich auch abseits aller regeln wieder finden. Daher finde ich deine Kritik nur teilweise berechtigt.
Naja, Cosinus hat eben keine Gefühle gepostet. Wir könnten ja auch nicht ernsthaft Gefühle hier im Forum diskutieren. Er hat eine Abstraktion von Musik gepostet, über die wir hier möglichst objektiv diskutieren können. Cosinus' Werk wirkt sicher auf jeden Zuhörer auch emotional, wenn man die Noten in klingende Töne übersetzt. Cosinus hat aber auch keinen Klang gepostet. Daß meine Kritik die emotionale Wirkung von Cosinus' Werk außen vor lässt heißt nicht, daß es die Wirkung nicht gäbe. Meine Kritik behauptet nicht, allumfassend und vollständig zu sein.
Das ich aber regeln gerne breche merke ich an meinen akkordfolgen. Durchaus schwanke ich von Em zu einem Cm, tu mir nicht weh wenn auf einen Am ein Fm folgt und spiele wenn es sein muss einen Eb-Dur zu einem Em aus.
Das heißt, du hast dich schon mal für die Verwendung der üblichen Dur- und Mollakkorde entschieden. Vielleicht nicht bewußt, aber auf jeden Fall begibst du dich damit ja schon mal tief hinein in die Konventionen der westlichen Musik. Und ich stimme MaBa zu, es gibt Situationen, wo diese Harmonien durchaus üblich sind.
Soweit ich mich an meine theorie erinnern kann gibt es keine Tonleiter die dies verbindet... hüpfen von einer tonleiter zur anderen, von einer rythmik zur nächsten und das ganze dann verbinden. Regeln? Ich seh hier keine...
Du siehst vielleicht rational keine Regeln, befolgst viele Regeln aber intuitiv. Du hast sogar soviel musiktheoretisches Wissen, um dir bekannte Konventionen zu umgehen (du verwendest
bewußt keine leitereigene Dreiklänge). Ist ja okay, ich mache das in zwei Stunden genauso, wenn ich heute abend Jazz-Piano in meiner Bar spiele. Soll jeder so machen wie er will - aber daß du dich bei diesem Maß von Akzeptanz und Auseinandersetzung mit der Musiktheorie auf den Standpunkt stellst "Ich breche gerne Regeln" ist mutig. Vor allem befolgst du hier (wie alle Musiker, ich auch) Konventionen.
Harald