@DerZauberer
Also meinst du, dass der Wert von Musik, durch solche Plattformen noch weiter Richtung "Selbstverständlichkeit" rutscht? Die Musik würde demnach nur wieder an Wert gewinnen, wenn sie nicht mehr so einfach verfügbar wäre, so als müsste man für Wasser zu einem entfernten Brunnen gehen, anstatt nur den Hahn aufzudrehen und so den Wert des Wassers wieder mehr schätzen!
Nein. Ich bin der Meinung, dass die Bereitschaft, viel Geld fuer Tontraeger auszugeben, bald nicht mehr vorhanden sein wird. Im Gegenzug halte ich es fuer sehr unwahrscheinlich, dass es weniger Musik geben wird - weil es heute so einfach ist, gute Qualitaet auch von daheim aus zu erreichen, ohne Plattenfirma/Produzent/Studio. Andererseits HAT Musik fuer die meisten Menschen heute schlichtweg keinen besonders hohen Wert. Get used to it! Hart, aber Realitaet. Ich will nicht wissen, wie viele Klassische Orchester in DE ohne Subventionen pleite waeren - und bin mir nicht mal sicher, ob ich das schlimm faende. Hier in USA muessen Orchester als Wirtschaftsunternehmen (wohl mit Spenden und Zuwendungen, aber nicht staatlichen Subventionen im grossen Stil) ueberleben und tun das auch.
Kurzum, das Thema "Plattenverkaeufe" als Einnahmequelle wird weitgehend herausfallen. Gut, kleine-mittlere Bands moegen auf Konzerten ein paar Scheiben oder USB-Sticks verkaufen - noch besser fahren sie wahrscheinlich, wenn sie schoene Vinyls verkaufen. Die Leute zahlen aber durchaus noch fuer gute Konzerte und Live-Musik - womit auch die ganz grossen Acts ja schon seit Laengerem ihr Geld machen (daher werden ja auch ganze Alben verschenkt, Hauptsache die Tour ist voll).
Wird uebrigens auf mittlere Sicht auch fuer Radio und TV im klassischen Sinne ein Problem. Wozu muss ich mir ein fixes Programm mit Unterbrechungen antun, wenn es doch quasi alles genau dann gibt, wenn ich es sehen/hoeren will? Wer der unter-20-jaehrigen setzt sich noch abends um 20:00 vor die Tagesschau mit anschliessendem Konsum eines TV-Krimis oder einer Samstagabendschau? TV als Hintergrundberieselung, dabei Power-Whatsapping mit den Freunden...
Diesen Gedanken zuende gesponnen sieht meine "Vision" (kein Anspruch auf Richtigkeit, aber das ist halt meine Idee) so aus:
- kleine Bands machen (wie heute!) Musik
- und bringen (wie heute!) selbst produzierte Musik auf den Markt, als Streaming/MP3 oder auch CD/Vinyl fuer Verkauf bei Konzerten
- die wenigsten werden "entdeckt" und "kommen gross raus" (wie heute!)
- und die, die es "schaffen", werden durch Konzerte ihr Geld machen (wie heute!)
Eigentlich aendert sich also nix - ausser der Illusion, durch Plattenverkaeufe reich werden zu koennen. Wesentliche Aenderung ist, dass die CD-kaufende Generation schlichtweg ausstirbt und physische Tontraeger somit ein Nischendasein fristen - aktuell kaufen noch genug Leute CDs, dass es gerade so funktioniert, da ist die Frage, wann der "Tipping Point" erreicht ist.
Der Wert und der "Eventcharakter" guter handgemachter Musik wird dennoch erhalten bleiben - dazu ist Musik einfach zu beruehrend.
Siehe uebrigens auch die Diskussion hier:
https://www.musiker-board.de/threads/wie-erfolgreich-kann-man-heute-noch-werden.598097/