M1, JV-80 und Co.: Zeitlos oder Altbacken?

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Tolayon
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Angesichts der ganzen Neuheiten, die gerade auf der Musikmesse präsentiert werden, möchte ich den Blick mal auf die alten Sample-ROM-Synthseizer /-Workstations der späten 80er bis Mitte der 90er Jahre lenken.

Zugegeben, wenn es um Naturimitate oder gute E-Pianos /-Orgeln geht sind diese Rompler mit ihrem Speicherplatz im anfangs noch einstelligen MB-Bereich hoffnungslos überholt.
Aber man findet auch heute immer wieder Videos auf Youtube, in denen begeisterte Gebraucht-Käufer eines Korg M1 oder Roland JV-80 neue, selbst programmierte Klänge auf diesen alten Kisten präsentieren. Gerade die diversen Flächen, die sich dem M1 entlocken lassen, wirken nicht zuletzt dank der integrierten Effekte angenehm sphärisch, man vermisst die fehlende Resonanz des Filters einfach nicht, freut sich aber andererseits wenn man sie aus einem der alten JV-Synthies hört.

Schon die nachfolgende Generation der besagten Beispiel-Workstations hatte deutlich mehr zu bieten, der Korg 01 W zum Beispiel neben erweitertem Speicher sowie doppelter Stimmen- und Spurenzahl einen Waveshaper, der aus unerklärlichen Gründen schon eine Generation später wieder weggelassen wurde (zumal die Filterresonanz, welche einiges wieder wettmachen konnte, erst noch später mit der Trinity eingeführt wurde).

Und der XP-50 von Roland führte zum ersten Mal die noch heute verwendete, pesudo-semimodulare Architektur mit den "Structures" ein - erweiterte FXM, Booster und Ringmodulator auf Oszillator-Ebene inklusive.

Wirklich interessant wird es, wenn man sich den SY 77 und -99 von Yamaha ansieht, dort ließen die Samples sich sogar mit der FM-Synthese kombinieren.
Die wohl vielseitigste Klangformungsmöglichkeiten bot abseits der drei großen Japaner die Kurzweil K-2xxx-Serie mit ihrer bereits anfang der 90er Jahre umfangreichen VAST-Synthese.


Dass diese alten Kisten unter manchen Musikern auch heute noch so beliebt sind, hat meiner Ansicht nach drei Ursachen:
  • Sie sind auf E-Bay im oft noch recht guten Zustand für ein paar 100 Euro zu haben;
  • Sie bieten für diesen Preis eine ziemlich solide Verarbeitung, inklusive Aftertouch-fähiger Tastatur;
  • Sie konzentrieren sich in vielen Dingen auf das Wesentliche: Man wird nicht gleich von 40 E-Piano-Presets erschlagen, sondern hat lediglich deren zwei zur Auswahl, die zumindest im Band-Kontext auch heute noch brauchbar sein können.

Natürlich gibt es auch Schattenseiten wie Ersatzteilbeschaffung, inkompatible Speichermedien, veraltete Interfaces, aber selbst auf dieser Ebene werden hier und da Lösungen (z.B. USB-Adapter in Form eines Diskettenlaufwerks) angeboten.
Spielt jemand von euch noch einen dieser rund 20 Jahre alten Rompler oder würde sich gegenenenfalls einen gut erhaltenen gebraucht zulegen, um sein derzeitiges Equipment zu erweitern?
 
Eigenschaft
 
Kawai K4 steht hier.

Darunter steht ein e-50 und die Sounds kommen für jedes Stück per Sysex von dort, so dass ich fast keine Speicherkarten mehr brauche.
 
Da ich gute (!) "Naturimitate" benötige, sind Rompler (und insb. so alte) für mich uninteressant. Und Flächen kann man auch an neureren Geräten machen. Für Lo-Fi Charakter bieten neuere Geräte Filter und weitere Effekte. Außerdem kann man die puren Wellenformen von den alten Kisten absampeln und in einem Sampler entsprechende Klänge erstellen. D.h. um z.B. ein M1 Piano zu haben, muss man nicht unbedingt auch einen M1 besitzen usw. Meine Meinung. Ich finde eine gute Workstation mit Sampler onboard ist ausreichend. Muss nicht mal ganz neu sein, aber auch nicht so alt, dass die Qualität unter der CD-Qualität liegt und kaum Speicher für Samples vorhanden. Wer weitere Synthese-Verfahren nutzen möchte und wem z.B. der KRONOS zu teuer ist, könnte z.B. nach einer gebrauchten Alesis Fusion oder nach einer entsprechenden älteren Yamaha-Workstation Ausschau halten.
 
Für mich zeitlos aus folgendem Grund: Was sich damals durchgesetzt hat und in den Ohren von Millionen Menschen ankam, wird auch heute wieder erkannt.
 
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Für mich zeitlos aus folgendem Grund: Was sich damals durchgesetzt hat und in den Ohren von Millionen Menschen ankam, wird auch heute wieder erkannt.

Danke Leef... man kann den Synthesizer nicht neu erfinden. Sägezahn bleibt Sägezahn und bei den Chor Sounds etc. sind wir auch bald einmal an der Grenze des technisch machbaren angelangt..

Diese Diskussion ob die M1 noch zeitgemäss ist, wurde bereits ausgiebig im Sequencer Forum geführt.
Ja das Gerät ist noch gut zu gebrauchen, wenn es auch nicht mit der aktuellen "Musik" (gabs nach 2000 noch Musik??) mithalten kann
 
Ich nutze einen alten D-50 als Masterkeyboard im Heimstudio. Die Tastatur ist auch nach all den Jahren immer noch klasse und die alten Hits mit den Originalsounds zu Spielen macht auch immer noch Spaß

Aber im direkten Vergleich merkt man schon den Unterschied zu modernen Synths. Damit meine ich gar nicht so sehr die musikalische Qualität sondern eher Sachen wie Aliasing und vor allem Rauschen. Früher war das nicht so schlimm weil da eh alles gekratzt und gerauscht hat, aber im direkten Vergleich zu modernen Plugins fällt das schon ziemlich negativ auf. Daher bleiben die Hardware-Sounds meist draußen obwohl sie auch heute noch ihren eigenen Charakter haben.
 
Ich hab aus dem digitalen Zeitalter eigentlich fast alles hier rumstehen. Und was ich nicht in Hardware habe, habe ich als Plugin :) Ich find's toll mal einen abend durch die Geräte zu switchen und einfach nur mit den Kisten zu spielen. Da spielt eben das Kind in mir, dass sich die Geräte damals nicht leisten konnte ;-).

Den D-550, den XV und den Triton nutze ich schon mal auch in einem Song. Wenns eben richtig gut klingen soll, kommt der Motif der Fantom und Komplete/Kontakt zum Einsatz. Es lässt sich einfach schneller damit arbeiten. Live würde ich meine Racks nie mitnehmen. Demnächst hole ich mir Sample robot und versuche ein paar Klassiker rüber zu retten.

Der Fusion! wird stark unterschätzt. Leider haben sich die Entwickler beim Mensch Maschinen Interface sich etwas verrannt.

Gruß
CosmoK
 
Bei mir haben sich schon einige Youngtimer angesammelt.

So hab ich zwei (!) Roland XP-80 am Start, eine davon ist eine der allerallerersten, Baujahr 1996. Werden wohl nicht die klangästhetischen Ansprüche der "Es gibt Motif XF und Mist"-Profimucker-Fraktion befriedigen, aber ich finde, so schlecht klingen sie nicht, besonders nicht mit Erweiterungen. Mächtiger Sequencer, und fürs Live-Spiel kann ich mir schwerlich was besseres vorstellen, gerade was das An- und Ausknipsen von Multimode-Parts in voller Fahrt (16 dedizierte Taster, die man mit beiden Händen erreichen kann, derweil die jeweilige Hand noch auf der Klaviatur ist) oder Fußcontroller (vier frei programmierbare plus Hold) angeht. Und dann ist da eben noch die Synthesestruktur des JV-1080 drin. Verschiedene wählbare Strukturen, teilweise gar mit Ringmodulator oder Waveshaper. Ich glaub, diese Engine ist nie wirklich voll ausgereizt worden.

Die K2000 hab ich auch zweifach, einmal in der Band als K2000RS V2, einmal zu Hause als K2000 V1, die ja nur ein Jahr lang gebaut wurde, mit Sampling-Option (und diversen anderen Goodies). Okay, der Digitech-Chip noiset wie Sau (das heißt, der in der V1 ist hinüber), und die Klangerzeugung aliast wie Sau, wenn man nicht aufpaßt. Aber unter den wenigen Presets sind so einige Pretiosen, die man von einem so alten Synth nicht erwarten sollte, und die teilweise in der K2500 nicht mehr dabei waren. Über V.A.S.T. brauchen wir wohl kein Wort zu verlieren. Die K2000 hat auch eine sahnige Tastatur, die ein bißchen an einen D-50 erinnert mit dem weichen, langhubigen Aftertouch. SCSI stellt für mich kein Problem dar, ich hab noch genügend Laufwerke.

Ich könnte jetzt noch den D-550 erwähnen, aber der ist ja inzwischen im Vintage-Reich angekommen.

Natürlich kann man an solche Synths nicht die Ansprüche stellen, die man an Motif oder Kronos stellt. Das sind keine superrealistischen Profimucker-Geräte mehr und wollen auch keine sein. Nein, die setzt man ein, wenn man den Sound von damals wieder haben will. Das LA-Glitzern des D-50, die digitale Wärme der alten K2000 mit einem Hauch Robert Miles, das Mitte-/Ende-90er-Pop-Ambiente der JVs und XPs, um die man damals nicht herumkam. Oder eben das M1-Piano. Nicht nur kommt das durch wirklich jeden Mix durch, so un-Alicia's Keys es auch klingt, es ist auch aus House so wenig wegzudenken wie der JP-8000 aus Trance oder die TB-303 aus Acid.

Die müssen auch nicht High-End sein - dürfen sie auch gar nicht, wie Roland bei der Entwicklung der VC-1-Karte gemerkt hat. Die VC-1 enthält ja die Originalfirmware des D-50, portiert auf VariOS und V-Synth XT. Um das aber richtig amtlich klingen zu lassen, mußten sie zusätzlich die ollen D-50-Wandler und das Chorus-Rauschen und all das mit einbauen.

Siehe auch Yamaha DX7. Viele schwören auf den technisch eigentlich unterlegenen DX7 der ersten Generation im Gegensatz zum ausgereifteren DX7 II (oder gar der SY99), weil der mit seinen älteren, "schlechteren" Wandlern mehr das typische DX7-Flair rüberbringt.

Überspitzt ausgedrückt ist das wie mit dem Korg MS-20. Man kann ihn dafür kritisieren, daß er weder so fett wie ein Minimoog noch so Hi-Fi wie ein Accelerator klingt, aber das ist missing the point, denn den MS-20 nimmt man dann, wenn man den punkigen, rotzigen MS-20-Sound haben will.

Ich meine, man kann auch gerne mal die Vox Humana eines Polymoog mit schweineteuren Apogee-, Digidesign- oder RME-Wandlern in 24 Bit/192 kHz absamplen. Klingt bestimmt total sauber und so. Aber die meisten Leute, die die Vox Humana wollen, wollen, daß die klingt wie zu Art-Of-Noise-Zeiten aus einem ollen Emulator II, der wiederum ein Fairlight-Sample abspielt.


Martman
 
Auch wenn ich hier einige Nostalgiker vor´s Schienbein trete.
Ich halte diese Instrumente in Ordnung wenn das Budget sehr knapp ist und man nur sehr wenig Geld ausgeben kann und sonst nichts hat.
Ansonsten enthalten diese Instrumente nicht, was es nicht auch in einem Motif, MoX, Fantom X/G, oder einem kleinen Kurzweil gibt. Und mit einem gebrauchten MX61 hat man zum Beispiel für sehr kleines Geld schon sehr gute Sounds.
Es fehlt diesen alten Instrumenten aber an relativ vielen aktuelllen Dingen - wie brauchbare Natursounds, Resonanzfilter und gute Insert-Effekte.
Wer also wie viele Keyboarder das Ziel hat: Viel gute Sounds aus wenigen Instrumenten zu holen wird kein Vorteil bei solchen Instrumenten haben.
Ich persönlich gehe nur noch mit potenten Generalisten auf die Bühne und kann noch die Nutzer verstehen, die sich einen Sexy-Spezialisten dazu holen. Aber für einen (im)potenten Generalisten aus vergangenen Zeiten hätte ich keine Verwendung mehr....
 
Zu allererst: man kann die natürlich nicht über einen Kamm scheren, denn es sind ja Generalisten wie auch Spezialisten drunter.
So sehr eine M1 oder ein JV als Generalist bezeichnet werden können - bei einem D-50 sieht das schon wieder ganz anders aus, oder bei einem SY77. Sogar einem JD-800 würde diese Einordnung Unrecht tun.


Ich besitze auch fast alle Geräte aus der Zeit und gebe zu, dass es im Wesentlichen um Nostalgie geht und nicht darum, dass man die unbedingt braucht; es sind halt die Traummaschinen meiner Jugend, die damals unerreichbar waren und heute fast nichts kosten.
Ob man die haben muss, hängt eben auch mit dem eigenen Werdegang zusammen, nicht nur mit der Objektiven Leistungsfähigkeit.
Eine M1, die mich schon 1988 als 9-jähriger begeistert hat und die 1992 mein erster Synth war, löst bei mir natürlich andere Gefühle aus als bei den Analog-Jüngern und -Kiddies drüben im Synthesizer-Forum. Oder die ersten Töne auf einer Wavestation, damals auf der Musikmesse 1991. Oder der schuleigene D-50, den wir in der Schulband benutzen. Die coolen Ensoniqs mit ihrer gebürsteten Metalloberfläche.


....


Soweit der nostalgische Blick.
Einen entscheidenden Punkt gibt's aber trotzdem, und der hat nichts mit Nostalgie zu tun und der fehlt modernen Alleskönnern, eben weil sie fast alles können, hochglänzend und keimbefreit:

Charakter, Eindeutigkeit, Identität.

Durch die eingeschränkte Wellenformauswahl, die begrenzten Bearbeitungsmöglichkeiten und die un-perfekte Klangqualität hinterlassen viele dieser Maschinen einen klaren klanglichen Fingerabdruck: sie stehen jeweils für eine Handvoll Klänge, die ein Genre begründen und in diesem Bereich nicht nur typisch sind, sondern die Messlatte darstellen. Moderne Maschinen mögen das jeweils emullieren können, klingen aber in diesem speziellen Fall nicht besser - und können ihrerseits nicht mit derart typischen, ikonischen Klängen aufwarten.

Ein D-50 steht ganz klar für diese frischen, hybriden Sounds wie Staccato Heaven, OK Chorale, den speziellen Filtersound bei Spacious Sweep oder Soundtrack, das allgegenwärtige PWM-Fundament vieler Klänge.
Bei der M1 sind's ein paar sehr typische Samples (Piano, Perc. Organ, die Chor-Sounds..) sowie allgemein die kühle, exciter-artige Färbung und ein gewisses Durchsetzungsvermögen.
Beim DX ist das Alleinstellungsmerkmal klar, und beim SY ist es die Kombination der M1-artigen PCM-Elemente mit der rohen FM-Gewalt.



Im Gegensatz dazu: kann irgendjemand sowas wie den typischen Motif-Sound definieren? Gibt es irgend ein typisches Fantom-Preset? Muss man für irgendwas zwingend einen Triton XYZ haben? Mit welcher Soundkategorie hat nochmal der Kronos die Musikgeschichte weiter gebracht?
Schwer greifbar, diese Alleskönner. Sie können irgendwie alles, aber es ist auch seltsam egal, welchen man für seine paar Standardsounds einsetzt.


Ein weiterer - sicher für viele untergeordneter Punkt - ist für mich die Hardware: viele dieser alten Digitalsynths sind hochwertig gestaltet und konstruiert: die unaufgeregte, zeitlose Eleganz von M1, Wavestation D-70. Oder der kantige 80er-Jahre Hightech-Look des D-50 und DX7II. Die schweren, verwindungsfreien Metallgehäuse, die immer noch brauchbaren bis sehr guten Tastaturen.
Das spricht mich viel mehr als viele moderne Keyboards, die häufig entweder kunststofflastige Sparbrötchen oder zeitgeistige Technikspielzeuge sind.

Heute Abend ist Probe; da grad mein Nord Stage nicht in Reichweite ist, werde ich lediglich ein iPad für Klavier und Rhodes einsetzen - und das ganze mit der guten alten M1 ansteuern. Oder nehme ich lieber den D-70..;)?
 
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Es scheinen ja gerade oft Leute zu sein, die bereits den aktuellsten Motif/ Fantom/ Kronos etc. bei sich rumstehen haben und dann noch zur Abwechslung, vielleicht auch weil das anders klingende Filter sie reizt, über E-Bay z.B. einen Roland JV-90 dazukaufen.

Das Rauschen dieser alten Kisten, das heutige Puristen stören mag, sehen andere wiederum als "Charakter" an, als einen interessanten Gegenpol zur gegenwärtigen sterilen 24-Bit/ 192 khz-Ästhetik (welch eine Ironie, wenn man ausgerechnet auf den hypermodernen DAWs nicht selten zum LoFi-Filter greift, um genau diesen Klangeindruck zu simulieren).

Den Roland D-50 habe ich in meiner Aufzählung bewusst weggelassen, denn der bzw. der D-550 ist wie Martman schon sagte eigentlich "Vintage" und hat seinen eigenen Thread verdient.
Trotzdem möchte ich an dieser Stelle noch eines dazu sagen: Lässt man die Samples beiseite, hat man mit dem D-50 streng genommen den ersten populären Proto-VA-Synthesizer, zwar noch ohne komplexe Modeling-Algorithmen, aber immerhin schon brauchbar synthetisierten Grundwellenformen und einem insgesamt ziemlich warmen Klangcharakter (was auch wiederum auf die damals niedrige Auflösung der Wandler zurückzuführen sein dürfte).

Ein Gerät wurde hier noch gar nicht erwähnt:
Die Korg Wavestation, ein 100%-Rompler, der die gespeicherten Samples aber auf einzigartige Weise abspielte und dabei neben Vektorsynthese auch Wavesequenzing erlaubte.
Leider haben die meisten potentiellen Käufer wohl wegen des fehlenden Akustik-Pianos (welches in einer späteren Version nachgerüstet wurde) die Finger von der Wavestation gelassen, anstatt sich mit ihren speziellen Fähigkeiten zu befassen.

Der dünne, digitale Klangcharakter, den man ihr nachsagt, machen die Wavestation zu einer idealen Ergänzung, um breiten (virtuell-)analogen Flächen interessante Obertöne hinzuzufügen (dafür wären heute der Korg Kronos/ Oasys geradezu prädestiniert, denn beide haben sowohl VA-Engines als auch die Fähigkeit, Wellensequenzen abzuspielen. Wer aufs Geld achten muss, kauft eventuell eine gebrauchte Wavestation oder die Legacy-Collection).
 
Ich bezog mich mehr auf die M1 und den JV80. Und die damals so tollen Klänge habe ich heute in meinem Setup einfach mit drin. Vor 20 jahren war das "Charakter, Sensation usw". Heute sind Klänge dieser Art einfach mit drin und die aktuellen Klangerzeuger werden dafür kein zweites mal gefeiert. Ich bin mir relativ sicher, dass man den M1 und den JV80 heute nicht mehr positiv in einem Setup heraushören würde. Und damit sind sie für jemanden der aktueller Klangerzeuger hat überflüssig. Es sei denn es geht um den "nostalgischen Wert".

Meine Aussage trifft selbstverständlich NICHT für einige Vintage-Schätzchen, die nicht gleich mit jeder Workstation nachgebildet werden können.
Die Frage ist nur, ob das jemand im Live-Konzert hört? Aber da tickt ja jeder anders.
Es soll leute geben, die investieren viel in einen VA, weil Sie die 5 % realistischeren Synthsounds hören. Spielen dann aber Natursounds mit einem XP80, der Natursounds hörbar 50% schlechter abbildet. Ein gebrauchter Motif ES, mit den Erweiterungen von Peter Krischker der weniger kostet, hätte da für mich einen besseren Gesamtklang auf der Bühne.

Aber jedem Kind sein Luftballon ;-)
 
Im Gegensatz dazu: kann irgendjemand sowas wie den typischen Motif-Sound definieren? Gibt es irgend ein typisches Fantom-Preset? Muss man für irgendwas zwingend einen Triton XYZ haben? Mit welcher Soundkategorie hat nochmal der Kronos die Musikgeschichte weiter gebracht?
Schwer greifbar, diese Alleskönner. Sie können irgendwie alles, aber es ist auch seltsam egal, welchen man für seine paar Standardsounds einsetzt.

Gute Frage. Was Standartsounds angeht, schenken sich die Geräte tatsächlich kaum was.
Wenn man mal von den Spezialisierungen bzw. firmeneigenen Stärken absieht (Yamaha's Natursound-Stärke, Korgs Synthetik-Zeug, Kurzweils Micropiano, Rolands... hm, was war das nochmal?), die sowieso keiner ausser man selbst feststellt (und das auch nur, weils, wenn überhaupt, die anderen gesagt haben.) könnte man sagen, jeder Hersteller habe seinen eigenen ungefähren Grundklang. Komischerweise definiert sich dieser dann wiederum über das Museum an Samplematerial - von den Vorgängern mit Charakter... :rolleyes:


Meine Aussage trifft selbstverständlich NICHT für einige Vintage-Schätzchen, die nicht gleich mit jeder Workstation nachgebildet werden können.
Die Frage ist nur, ob das jemand im Live-Konzert hört? Aber da tickt ja jeder anders.
Es soll leute geben, die investieren viel in einen VA, weil Sie die 5 % realistischeren Synthsounds hören. Spielen dann aber Natursounds mit einem XP80, der Natursounds hörbar 50% schlechter abbildet. Ein gebrauchter Motif ES, mit den Erweiterungen von Peter Krischker der weniger kostet, hätte da für mich einen besseren Gesamtklang auf der Bühne.

Falls du mit dem Fallbeispiel auf den Kollegen aus Hamburg einschlagen willst, dann bitte ich zu beachten, dass die XP80 Masterkeyboard-Funktionen bietet, die ein Motif so nicht bieten kann und bei dem, was die Dinger heute kosten, (was egal ist, wenn man schon einen hat und sich damit auskennt), sowie auch bei den Preisen eines gebrauchten VA's aus den 90ern (viel ist relativ, ich hab für meine Ultranova möglicherweise mehr bezahlt als der Typ für seinen Virus) - bleibt die Frage, ob man mit einem Motif samt Erweiterung wirklich billiger kommt, offen. Und ob es dann mehr Soundvielfalt bringt, bei einer reinen Sampleschleuder? I don't know and i don't care...
 
Ich kann die Begeisterung für den XP-80 nachvollziehen. Live hat er mich nie im Stich gelassen und immer brav das gemacht was er sollte. Auch wenn ich in der Pause immer das Set nachladen musste. Die erste Workstation mit der ich alles grundlegende Machen konnte. Und manche Klänge sind immer noch gut genug. Das Filter und die Volumesprünge auf 127 stufen - hui, ja gut...
Das Ding läuft immer noch rund - Kaufdatum 1997.

Gruß
CosmoK
 
XP-80, X3 und Wavestation haben mich auch lange auf die Bühne begleitet. Das waren für mich noch Geräte, durch deren Menüs man regelrecht "durchgekrochen" ist, um den gewünschten Sound zu bekommen. Natürlich auch mangels Alternativen, weil man für die Teile lange sparen musste. Bei jedem Kauf hatte ich dann aber auch den "Wow"-Effekt, der sich in den letzten zehn Jahren bei allem Testen und Probehören von neueren Synths und Workstations so nie wieder einstellen wollte, auch wenn die Möglichkeiten natürlich mit jeder Gerätegeneration gewachsen sind.
Zwischendurch war ich auch mal nur mit VSTIs unterwegs, mittlerweile reichen mir live die Piano-, Orgel- und Rhodes-Sounds vom Electro - der restliche Fuhrpark bleibt zu Hause. Wobei man auch damit sicherlich noch gute Gigs spielen könnte, denn die Hardware hält bis jetzt durch. Verkaufen würde ich meine Schätzchen jedenfalls nicht.
 
Ich bezog mich mehr auf die M1 und den JV80. Und die damals so tollen Klänge habe ich heute in meinem Setup einfach mit drin. Vor 20 jahren war das "Charakter, Sensation usw". Heute sind Klänge dieser Art einfach mit drin und die aktuellen Klangerzeuger werden dafür kein zweites mal gefeiert. Ich bin mir relativ sicher, dass man den M1 und den JV80 heute nicht mehr positiv in einem Setup heraushören würde. Und damit sind sie für jemanden der aktueller Klangerzeuger hat überflüssig. Es sei denn es geht um den "nostalgischen Wert".

Meine Aussage trifft selbstverständlich NICHT für einige Vintage-Schätzchen, die nicht gleich mit jeder Workstation nachgebildet werden können.
Die Frage ist nur, ob das jemand im Live-Konzert hört? Aber da tickt ja jeder anders.
Es soll leute geben, die investieren viel in einen VA, weil Sie die 5 % realistischeren Synthsounds hören. Spielen dann aber Natursounds mit einem XP80, der Natursounds hörbar 50% schlechter abbildet. Ein gebrauchter Motif ES, mit den Erweiterungen von Peter Krischker der weniger kostet, hätte da für mich einen besseren Gesamtklang auf der Bühne.

Aber jedem Kind sein Luftballon ;-)

Na, aber leider ist es nicht ganz so dass die aktuellen Rompler den Charme der alten Kisten einfangen können.. Die Fantom-Sounds a la D50 klingen leider bedeutend langweiliger als an einem echten D50. Auch ein JV klingt bei manchen Sounds immer noch druckvoller als ein aktueller Fantom etc. Das kann man so nicht pauschal werten.

Ich habe immer noch nen K2000, JV90 und D50 im Einsatz, und es ist schwer sich von den Kisten zu trennen.. trotz Fantom, etc.
 
Ich wage auch mal einen kleinen Beitrag zur Wavestation, weil die hier erwähnt wurde. Die Korg Wavestation wird oft etwas unterschätzt und in die Ecke Ambient/Trance-Plätscherflächen-Synthie gedrängt. Das ist wahrhaftig nicht so, denn ich kenne mich mit der Wavestation wirklich sehr, sehr gut aus und habe gleich ZWEI davon! Eine im Studio und eine im Proberaum der Rockband.
Ich benutze die Wavestation für harte, bombastische Sounds und schnelle, agressive Leads. Man kann durchaus solche fetten Klänge aus ihr herausholen wenn man viel Zeit investiert und sie bis auf den letzten Tropfen ausquetscht. Zugegebenermaßen geht das allerdings nur mit der Wavestation EX. Mit ihr habe ich übrigens auch einen ganz eigenen, tollen Pianosound entwickelt. Die Hüllkurven, LFO's haben zwar einen schwachen Wirkungsgrad und sind langsam, auch die Filtersektion lässt zu wünschen übrig, aber man kann sich trotzdem behelfen, etwas >Ordentliches< aus ihr herauszuholen.
Den M1 habe ich auch(ohne EX), allerdings kann ich mit ihm nichts mehr anfangen. Ich behalte ihn einfach aus nostalgischen und sentimentalen Gründen.
@ Tax-5 auf Youtube habe ich dein Soundset zum M1 gesehen, Hut ab, nicht schlecht. Da kann man sehen, dass man aus angeblich 'ausgelutschten Synthies' noch etwas herauszaubern kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe hier mal ein Video mit Sounds, die der Ersteller selbst auf seinem D-70 programmiert hat.
Der Roland D-70 ist übrigens kein verlängerter D-50, seine Klangerzeugung basiert mehr auf der U-Romplerserie, allerdings hat er das Filter (erstes resonanzfähiges Digitalfilter) aus dem D-50 übernommen.

 
Falls du mit dem Fallbeispiel auf den Kollegen aus Hamburg einschlagen willst, dann bitte ich zu beachten, dass die XP80 Masterkeyboard-Funktionen bietet, die ein Motif so nicht bieten kann und bei dem, was die Dinger heute kosten, (was egal ist, wenn man schon einen hat und sich damit auskennt), sowie auch bei den Preisen eines gebrauchten VA's aus den 90ern (viel ist relativ, ich hab für meine Ultranova möglicherweise mehr bezahlt als der Typ für seinen Virus) - bleibt die Frage, ob man mit einem Motif samt Erweiterung wirklich billiger kommt, offen. Und ob es dann mehr Soundvielfalt bringt, bei einer reinen Sampleschleuder? I don't know and i don't care...
So sieht das aus. Ich bin kein Top40-Mucker, der gezwungen ist, möglichst schnell alle aktuellen Hits in möglichst hoher Soundqualität (!= absolute klangliche Authentizität) zu bringen. Ich bin ein Frickler. Ich bin ein Performance-Wahnsinniger. Und ich brauche zum einen Klangerzeugungsfeatures, die kein 08/15-Standard-Rompler mir je bieten wird, von Yamaha schon mal erst recht nicht (es ist Quark anzunehmen, daß eine Yamaha MO 95% aller technisch möglichen Virus-Sounds 1:1 replizieren kann), und zum anderen die Performance-Qualitäten der XP-80, die selbst bei einer Klangerzeuger-Umstellung mir als Masterkeyboard treu bleiben wird.

Back to topic: Wenn die M1 so veraltet und unnütz ist, warum ist sie dann seit Jahren Teil der Korg Legacy Collection? Warum ist eine gebrauchte M1 immer noch deutlich teurer als X3 und X5D, die ja eine modernere Klangerzeugung und mehr Sample-ROM und dann auch noch den "Spielt jede zweite Melodic-Death-Metal-Band"-Bonus haben? Genau, es ist Charakter. Und zwar nicht der Charakter der Samples. Wenn man das M1-Piano aus dem M1-ROM dumpt, 1:1 in den Flash einer Kronos X schickt, die Soundstruktur 1:1 nachbaut und das dann spielt, wird es nicht klingen wie eine M1. Es wird "besser" klingen. Leider. Denn zur M1 gehören auch die ollen Wandler, gehört das Rauschen, gehört das Aliasing, gehört der ganze digitale Dreck der späten 80er. Das nennt man Lo-Fi. Und Lo-Fi ist Charakter.

Deshalb mein D-50-Beispiel. Die D-50-Firmware im V-Synth würde so, wie sie ist, viel zu clean und zu Hi-Fi klingen, weil die Hardware des V-Synth zu modern und zu hochwertig ist. Sie wurde erst in dem Augenblick authentisch, als man zusätzlich den ganzen Dreck emulierte, den die Wandler produzieren.

Zählt ein Akai MPC60 schon als Vintage? Ansonsten meine Herausforderung: Man sample eine loopbare Phrase aus einer Funknummer, nur mal als Beispiel. Und zwar einmal mit dem Rechner, und das Sample übertrage man in eine Yamaha Motif XF. Und einmal direkt mit dem MPC60, das nur 12 Bit kann. Was klingt fetter, amtlicher, more street credible? Tip: Es ist nicht der High-End-Sound aus der Motif.

Mal eine Frage an die "Ein aktueller Rompler kann alles, was es an Sounds gibt"-Fraktion: Welche 100% rein samplebasierte Workstation der letzten fünf Jahre kann von diesen Features
  • Sync
  • echte, native FM, Phasenmodulation oder Phase Distortion
  • Waveshaping mit verschiedenen wählbaren Shapern
  • Wavesequencing
  • Wavetable-Synthese inklusive der Option, mit einem Controller händisch beliebig durch Wavetables zu fahren
  • überhaupt auch nur hochwertige Digitaloszillatoren, die keine Samples sind und viele der obigen Features erst möglich machen
  • konkrete analoge Vintage-Filter emulieren (Moog, SEM, Jupiter...)
  • 18 dB/Oktave-Filter
  • komplexe Modulationen, die selbst bei den meisten Analogen und VAs nicht vorverdrahtet sind
  • mehrspuriges Modsequencing mit nahezu oder tatsächlich jedem beliebigen Parameter der Klangerzeugung als Modulationsziel
mindestens drei, und zwar wirklich nativ mit Bordmitteln und bei Bedarf expressiv durch den Spieler händisch beeinflußbar, also nicht in Form von Fertigsamples von Synths, die das können?

Und wie, bitte, kann man sich das erklären, daß eine Yamaha Motif XF8 weniger kostet als ein monophoner, analoger Minimoog Voyager XL, ein auch nur zweistimmiger Tom Oberheim Two Voice PRO, bei dem man den Sound für jede Stimme einzeln einstellen muß, und der noch nicht mal Speicherplätze hat, ein Studio Electronics Code in der kleinen 4stimmigen Ausführung oder ein Grp A4 und kaum mehr als ein heruntergesetzter digitaler John Bowen Solaris, wo sie doch klanglich und funktional mit all diesen Synths mindestens auf Augenhöhe ist und all ihre Sounds absolut identisch reproduzieren kann?


Martman
 
Ganz geschmeidig bleiben.
Wie zuvor beschrieben, gibt es nichts gegen Spezialisten einzuwenden. Aber um zu glauben, dass das M1-Piano oder aehnliches im Bandkontext von einem Derivat aus jeder x-beliebigen Workstation positiv hoerbar unterschieden werden kann, braucht man schon viel Phantasie ;-) Ich habe bei meinem Kronos ohne hinzuschauen nicht bei jedem Sound gehoert, ob es ein Sample war, oder aus einer der aderen 9 Engines kam.

Im Studio kann das anders aussehen, weil man da gerne an den letzten 10 Prozent der Moeglichkeiten rumkratzt. Aber wer sich auf der Buehne neben einem aktuellen Klangerzuger noch eine M1 aus klangliche Gruenden dazustellt, hoert auch einen Maulwurf aus 3 Kilometer Entfernung kacken :)
Bei extrem geilen Spezialisten wie Orgelsimulation, oder Virus sieht das natuerlich anders aus, weil man sich bei sowas auf der Buehne wohler fuehlen kann und auch den direkten Zugriff auf alle Parameter hat.

Aber nicht vergessen - in diesem Thread geht es um Uralt-Rompler, mit mini-Samples und viel zu wenig Speicherplaetzen. Und ich vermisse meinen D70 nicht mehr, so gern ich ihn vor 20 Jahren auch gehabt habe.
 

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