Da besonders die tiefen Frequenzen jeglichen Mix (sei es Klassik, Pop, Jazz usw.) verderben können, ist es besonders wichtig, diesen Frequenzbereich sehr gut unter Kontrolle zu haben. Daher setze ich, ähnlich wie @Basselch, auch reichlich Low-Cuts ein, jedenfalls überall dort, wo vor dem Mikro keine sinnvollen tiefen Frequenzen ankommen können bzw. sollen - also nicht vom Instrument/Gesang, sondern nur als Einstreuung.
Bei einer Kirchenorgelaufnahme gehört sich ein Low-Cut selbstredend nicht.
Direkt am Mikrofon den Low-Cut zu aktivieren wenn vorhanden, ist auf jeden Fall immer dann sinnvoll, wenn diese in der Lage sein können, dort Verzerrungen hervorzurufen - z.B. als Ergänzung zu einem Windschutz. Und wie gesagt, wenn die Quelle vor dem Mikrofon sowieso keine tiefen Frequenzen produziert (alle Diskant-Instrumente, hohe Stimmen usw.). Dabei dürfte es selbst bei normalen Bassstimmen sehr selten vorkommen, bis in die Lage der Einsatzfrequenz der üblichen Low-Cuts runter zu reichen.
Wenn keine "Plopp"-Verzerrungen und/oder übles Herumwabern von tiefen Frequenzen im Raum zu erwarten sind, reicht es auch, den Low-Cut erst in der DAW zu setzen. Zumal seine Einsatzfrequenz und Steilheit dort üblicherweise sehr feinfühlig eingestellt und dem Quellmaterial angepasst werden kann (es hat ja auch längst nicht jedes Mikrofon einen Low-Cut).
Dabei wäre eine Kaskadierung von zwei Low-Cuts hintereinander erst mal unproblematisch. Was weg gefiltert wird, entscheidet sich an dem Low-Cut, der stärker eingreift. Wenn z.B. ein Low-Cut bei 80 Hz und der andere bei 100 Hz einsetzt, dann würde das Ergebnis immer vom Low-Cut mit 100 Hz maßgeblich bestimmt werden (gleiche Steilheit im Beispiel vorausgesetzt).
Wenn der erste Low-Cut in der Kette kräftiger abschneidet als der zweite, bleibt der zweite praktisch wirkungslos. Was nicht mehr da ist, kann nicht mehr beeinflusst werden. Im umgedrehten Fall würde der zweite Low-Cut nur noch dort weg filtern, wo der erste nicht gegriffen hat.
Das macht in der Praxis einen Kniff möglich, wie man satte Bässe im EQ filtern kann ohne störenden Mulm zu erzeugen bzw. unbeabsichtigt zu verstärken:
Zuerst wird ein Low-Cut so gesetzt, dass das "Gewabere" und der "Mulm" weg ist. Danach kann mit einem Bass-Boost so in den oberen Tiefen eingegriffen werden, dass der Bass wieder mehr angefettet wird - aber weil vorher der "Mulm" weg gefiltert wurde, tritt er auch nach dem Bass-Boost nicht mehr auf. Denn wie gesagt, was nicht mehr da ist, kann weder weiter gesenkt noch verstärkt werden.