Low-Budget Equalizer

  • Ersteller Sandman53
  • Erstellt am
moin moin,

x-fach vollparametrische analoge EQ's sind aus verschiedenen Gründen vom Markt verschwunden:
- geringe verkaufte Stückzahl
- für Laien nicht wirklich handhabbar
- in den meisten DSP's sind genügend davon vorhanden. Ich denk da grad mal an den Xilica XP 8080 ... 31 Band Terz-EQ und 16 Vollparametrische pro Kanal ... von den ganzen anderen Funktionen wie Weiche, Limiter, Delay, ... mal ganz abgesehen, da kostet der Kanal ~150€ ... was will man mehr???

grüße, humi
 
Hallöchen, Lukas,

tja, Humi hat mir da die Antwort aus dem Mund genommen... :)

Auch wenns teilweise vom Thema hier wegführt ein paar Anmerkungen:

Den Punkt "für Laien nicht wirklich handhabbar" würde ich persönlich stark einschränken.
Das betrifft nämlich nicht nur Laien und ist nicht nur auf parametrische Equalizer zu beziehen... :cool::D

Ich stelle gern die Frage, ob WYSIWYG auf grafische EQs zutrifft und im Mittel antworten mindestens zwei Drittel der Befragten falsch.
Neulich in einer Digitalpultschulung für auszubildende Veranstaltungstechniker im dritten Lehrjahr lagen schockierende knapp 90% falsch - vor allem die Wechselwirkung der Filter aufeinander, insbesondere bei benachbarten Bändern, ist sehr vielen Anwendern einfach nicht klar. Das zeigt sich auch sehr oft an den EQ-Einstellungen an Amps und Tops auch erfahrener Musiker.

WYSIWYG ist bei Equalizern jeder Art aber ohnehin oft ein Trugschluß, der gerade bei Digitalpulten (aber auch Controllern) mit ihren schönen Anzeigen zu suboptimalen Filterungen führt. Ich sehe sehr oft, dass da erstmal nach optischen Wunschkurven gefiltert wird, ohne die tatsächlichen Eigenschaften und Eigenarten von Instrumenten, Mikrofonen/Tonabnehmern und/oder Lautsprechern zu berücksichtigen - das "passiert" sogar sehr vielen Digitalpult-Herstellern in ihren Standardfilter-Set-Ups für Instrumente usw....

Parametrische Filter erscheinen tatsächlich oft erstmal schwieriger einzustellen, das ist schon richtig. Und gerade "Laien" fühlen sich da oft erstmal hilflos. Aber die grundsätzliche Funktion kann man sich binnen weniger Minuten per Literatur und/oder Ausprobieren in einem Tonbearbeitungsprogramm klarmachen. In der Praxis fehlt meistens einfach das Verständnis der Filtergüte - die einfache Regel erst mal mit moderater (lieber etwas zu breiter als zu enger) Güte Filterfrequenz und Pegel zu finden und dann erst die richtige Filtergüte zu suchen, würde parametrische Filter für viele Anwender erfahrungsgemäß handhabbar machen.

Dass sich parametrische EQs mit der notwendigen Erfahrung feinfühliger und gezielter einsetzen lassen als grafische EQs steht wohl ausser Diskussion, oder?

An günstigen parametrischen EQs gibt es eigentlich nur noch den Presonus EQ3B für Straßenpreis 125,--, leider nur einkanalig mit drei Bändern, aber kein schlechtes Gerät.

Tatsächlich bieten die ganzen digitalen Geräte für bereits sehr wenig Geld unglaublich viele "beeindruckende" Features, aber man darf nicht übersehen, dass sie dadurch auch für viele Anwender unübersichtlich und überfordernd werden können. Ich habe neulich beispielsweise mal wieder Einstellungen für dynamische EQs in einem Finalizer als Multibandmastercomp. gefunden, die mir wirklich die Sprache verschlagen haben - bei einer durchaus "amtlichen" Verleihanlage.
Auch die notwendige Pegelstruktur für sinnvolle Einbindung von Digitalgerät ist eine gerne genommene Fehlerquelle...

Davon abgesehen gibt es aber auch viele Situationen, wo ich persönlich kein weiteres digitales Gerät in der Kette haben will, weil die Latenz (und/oder Anzahl der D/A A/D-Wandlungen) sowieso schon grenzwertig ist (oft gesehen: Digitalpult mit analog geinsertetem Digital-EQ und analoge Übergabe an Digitalcontroller...) oder tatsächlich ein Digitalgerät nicht die gewünschte Flexibilität bietet oder den totalen Overkill darstellt.

Mal typische Anwendungen aus verschiedenen Bereichen, wo parametrische EQs sehr sinnvoll einsetzbar sind:
Das Pult bietet nur einen (oder keinen) parametrischen Mittenfilter - ein Gerät wie der genannte Kawai kann bis zu 8 Kanäle per Insert nachrüsten oder einzelne kritische Kanäle können gleich mit mehreren Bändern ausgestattet werden.
Mix über Gruppen mit teilweise einheitlichen Filteranforderungen - ein per Insert eingeschleifter parametrischer EQ bietet eine solide Gruppenfilterung und die Kanalzug-EQs bleiben damit für zusätzliche Anwendungen frei, alle nicht zur Gruppe gehörenden Quellen bleiben aber unbeeinflusst. Beispiele: Konferenzbetrieb mit mehreren identischen Lavalliers oder Headsets, Instrumentengruppen bei grösseren Ensembles, einheitliche Gesangsmikrofone bei ner Band...
Klangformung bei Effekten und/oder Ansteuerung von Sidechains - typisch: einfaches Multieffektgerät und Rückweg auf Tape-Ins oder andere nicht klanggeregelte Returns, Ducking...

Lange Rede, kurzer Sinn:
Analoge parametrische EQs sind nach wie vor ein sehr gut einsetzbares Werkzeug und könnten meiner Meinung nach gerade für typische Proberaum- und Bandanwendungen bei geringem Budget sinnvoll sein.

Ciao, Deschek
 
Wow, sehr ausführlich und interessant. Danke! :great:
 
So, nachdem ich hierfür keinen neuen Thread erstellen möchte, grabe ich halt meinen alten wieder aus :D

Ich habe mich mittlerweile mal über unsere PA schlau gemacht, nachdem es zwischendurch mal zweifelhaft war, ob sie jetzt einen Insert hat oder nicht. Nachdem nun klar ist, dass sie tatsächlich einen Master-Insert hat, und Deschek mir auf der vorherigen Seite einen alten Behringer Feedbackdestroyer Pro gebraucht empfohlen hat, wollte ich nun mal eure Meinung zu diesem Teil hier haben: BEHRINGER DSP1124P FEEDBACKDESTROYER
Hat jemand Erfahrungen damit, taugt der was und gibts eventuell in der Preislage auch vergleichbare Alternativen?
Danke schonmal im Voraus. :great:
 
Alternativen in der Preislage? Guter Witz! ;):D

Der Behringer ist ein brauchbarer zweikanaliger vollparametrischer 12Band-EQ für absolut kein Geld. Als feedback-destroyer muß man ihm (wie so vielen dieser Geräte...) enorm auf die Finger sehen, damit er einem nicht gnadenlos den Sound "zerfiltert". Set and forget is' nicht und Einsatz in der Summe schon sehr problematisch. Das Gerät detektiert ein Feedback aufgrund des Pegels eines Frequenzbandes bezogen auf den Durchschnittspegel - filtert Dir also einen ausgehaltenen Orgelton oder das gewollte Feedback einer E-Gitarre genauso gnadenlos weg, wie ein ungewünschtes Feedback eines Gesangsmikros.

Aber für das bissl Geld: Holen, testen, selber kucken! :D



domg
 
Das Gerät detektiert ein Feedback aufgrund des Pegels eines Frequenzbandes bezogen auf den Durchschnittspegel - filtert Dir also einen ausgehaltenen Orgelton oder das gewollte Feedback einer E-Gitarre genauso gnadenlos weg, wie ein ungewünschtes Feedback eines Gesangsmikros.

Na ja, nachdem über unsere PA eh nur Vocals laufen, sollte das eigentlich passen. Heißt "Zweikanalig" dann eigentlich, dass ich einen Kanal für den Master und den zweiten Kanal für Lead-Vocals nehmen kann?
 
Heißt "Zweikanalig" dann eigentlich, dass ich einen Kanal für den Master und den zweiten Kanal für Lead-Vocals nehmen kann?

Wenn Du die PA mono fährst, schon.


domg


PS: Da Feedback über die Front allerdings bei "normalem" Bühnenaufbau und brauchbarem Material eher die Ausnahme sein dürfte, würde ich den EQ mal lieber in den/die Monitorweg(e) packen.
 
Geht ja auch nicht um den Live-Einsatz, sondern um den Einsatz im Proberaum. Und da haben wir wegen Platzmangel einfach öfter mal Feedback, auch wenn wir den Aufbau ändern.
 

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