Hallöchen, Lukas,
tja, Humi hat mir da die Antwort aus dem Mund genommen...
Auch wenns teilweise vom Thema hier wegführt ein paar Anmerkungen:
Den Punkt "für Laien nicht wirklich handhabbar" würde ich persönlich stark einschränken.
Das betrifft nämlich nicht nur Laien und ist nicht nur auf parametrische Equalizer zu beziehen...
Ich stelle gern die Frage, ob WYSIWYG auf grafische EQs zutrifft und im Mittel antworten mindestens zwei Drittel der Befragten falsch.
Neulich in einer Digitalpultschulung für auszubildende Veranstaltungstechniker im dritten Lehrjahr lagen schockierende knapp 90% falsch - vor allem die Wechselwirkung der Filter aufeinander, insbesondere bei benachbarten Bändern, ist sehr vielen Anwendern einfach nicht klar. Das zeigt sich auch sehr oft an den EQ-Einstellungen an Amps und Tops auch erfahrener Musiker.
WYSIWYG ist bei Equalizern jeder Art aber ohnehin oft ein Trugschluß, der gerade bei Digitalpulten (aber auch Controllern) mit ihren schönen Anzeigen zu suboptimalen Filterungen führt. Ich sehe sehr oft, dass da erstmal nach optischen Wunschkurven gefiltert wird, ohne die tatsächlichen Eigenschaften und Eigenarten von Instrumenten, Mikrofonen/Tonabnehmern und/oder Lautsprechern zu berücksichtigen - das "passiert" sogar sehr vielen Digitalpult-Herstellern in ihren Standardfilter-Set-Ups für Instrumente usw....
Parametrische Filter erscheinen tatsächlich oft erstmal schwieriger einzustellen, das ist schon richtig. Und gerade "Laien" fühlen sich da oft erstmal hilflos. Aber die grundsätzliche Funktion kann man sich binnen weniger Minuten per Literatur und/oder Ausprobieren in einem Tonbearbeitungsprogramm klarmachen. In der Praxis fehlt meistens einfach das Verständnis der Filtergüte - die einfache Regel erst mal mit moderater (lieber etwas zu breiter als zu enger) Güte Filterfrequenz und Pegel zu finden und dann erst die richtige Filtergüte zu suchen, würde parametrische Filter für viele Anwender erfahrungsgemäß handhabbar machen.
Dass sich parametrische EQs mit der notwendigen Erfahrung feinfühliger und gezielter einsetzen lassen als grafische EQs steht wohl ausser Diskussion, oder?
An günstigen parametrischen EQs gibt es eigentlich nur noch den Presonus EQ3B für Straßenpreis 125,--, leider nur einkanalig mit drei Bändern, aber kein schlechtes Gerät.
Tatsächlich bieten die ganzen digitalen Geräte für bereits sehr wenig Geld unglaublich viele "beeindruckende" Features, aber man darf nicht übersehen, dass sie dadurch auch für viele Anwender unübersichtlich und überfordernd werden können. Ich habe neulich beispielsweise mal wieder Einstellungen für dynamische EQs in einem Finalizer als Multibandmastercomp. gefunden, die mir wirklich die Sprache verschlagen haben - bei einer durchaus "amtlichen" Verleihanlage.
Auch die notwendige Pegelstruktur für sinnvolle Einbindung von Digitalgerät ist eine gerne genommene Fehlerquelle...
Davon abgesehen gibt es aber auch viele Situationen, wo ich persönlich kein weiteres digitales Gerät in der Kette haben will, weil die Latenz (und/oder Anzahl der D/A A/D-Wandlungen) sowieso schon grenzwertig ist (oft gesehen: Digitalpult mit analog geinsertetem Digital-EQ und analoge Übergabe an Digitalcontroller...) oder tatsächlich ein Digitalgerät nicht die gewünschte Flexibilität bietet oder den totalen Overkill darstellt.
Mal typische Anwendungen aus verschiedenen Bereichen, wo parametrische EQs sehr sinnvoll einsetzbar sind:
Das Pult bietet nur einen (oder keinen) parametrischen Mittenfilter - ein Gerät wie der genannte Kawai kann bis zu 8 Kanäle per Insert nachrüsten oder einzelne kritische Kanäle können gleich mit mehreren Bändern ausgestattet werden.
Mix über Gruppen mit teilweise einheitlichen Filteranforderungen - ein per Insert eingeschleifter parametrischer EQ bietet eine solide Gruppenfilterung und die Kanalzug-EQs bleiben damit für zusätzliche Anwendungen frei, alle nicht zur Gruppe gehörenden Quellen bleiben aber unbeeinflusst. Beispiele: Konferenzbetrieb mit mehreren identischen Lavalliers oder Headsets, Instrumentengruppen bei grösseren Ensembles, einheitliche Gesangsmikrofone bei ner Band...
Klangformung bei Effekten und/oder Ansteuerung von Sidechains - typisch: einfaches Multieffektgerät und Rückweg auf Tape-Ins oder andere nicht klanggeregelte Returns, Ducking...
Lange Rede, kurzer Sinn:
Analoge parametrische EQs sind nach wie vor ein sehr gut einsetzbares Werkzeug und könnten meiner Meinung nach gerade für typische Proberaum- und Bandanwendungen bei geringem Budget sinnvoll sein.
Ciao, Deschek