Na, jetzt fängt das ja an, richtig Spaß zu machen.....
. Wobei wir für das Thema wohl mittlerweile im falschen Forum sind. Das Ganze erinnert mich auf jeden Fall irgendwie an die Dauerdiskussion mit meinem Bassisten. Dessen Kumpel hat einen großen Sound- und Lichtverleih. Also schleppte und schleppt er mir dauernd die neuesten Mikros, Sound-Virtualizer, Amp-Simulationen und was der Teufel sich noch alles ausgedacht hat in den Proberaum, um mein "veraltetes" Equipment durch moderne Technik zu ersetzen. Bisher lässt ein überzeugendes Ergebnis (bis auf Recording und Backups) aber noch auf sich warten...
Aber der Reihe nach:
Was aber im Vergleich zur PA viel mehr ausmacht ist IMHO der Speaker. Es macht eben einen Unterschied, ob das Signal 3-Wege-Fullrange oder über einen "Breitband"-12er geht.
Klar, macht die Speaker-Wahl ordentlich was aus. Ob das allerdings DER entscheidende Faktor ist
. Ich denke, dass das Zusammenspiel aller Komponenten den eigenen Sound ausmacht. Jedenfalls waren meine eigenen Vorstellungen vom perfekten Sound erst nach Modifikation der Klangregelung, mehrfachen Röhrenwechseln (Vor- und Endstufe), Speakertausch und Class-A-Schaltung einigermaßen befriedigt.
... ich würde die "Wichtigkeit" der Anteile der einzelnen Stufen am Sound (abgesehen von der Harp selbst und der Spiel- und Mikrofontechnik) in etwa so einordnen:
Mikrofon: 40%
Vorstufe: 50%
Endstufe: 10%
Kann man so sehen
- ich weiß allerdings nicht, wie sehr du dich mit der "hohen Wissenschaft" der Harp-Mikros auseinandergesetzt hast. Damit meine ich jetzt ausdrücklich nicht die vielbeschworenen Fahrradlampen. Entgegen deiner obigen Einschätzung bin ich nämlich durchaus in der Lage, mit dem einfachen Wechsel von z. B. einem Crystal-Shaker zu einem 545s den Sound vollständig zu verändern. Klar, das geht dann auch wieder über die unterschiedliche Ansteuerung der Vorstufe (V1), die Klangregelung usw..... Das ist im Grunde das, was ich mit "Zusammenspiel aller Komponenten" sagen wollte.
Selbst gitarrenspielende "Röhrenfetischisten" kommen mehr und mehr auf den Trichter, dass eine GUTE Ampsimulation inziwschen genausogute Dienste leistet wie das "Original" - und zwar mit dann frei wählbarer Lautstärke.
Ja wie?? - Da habe ich tatsächlich was verpasst.... Welche ernsthaften Gitarristen sind denn mittlerweile die Aushängeschilder für Modelling-Amps geworden???
Bis auf so'n paar verunglückte Ausflüge (ich erinnere mich z. B. mit Grauen an Eric Claptons "Behind the sun"-Album) fält mir da nicht so richtig wer ein. Klar, auch Brian May hat schon die Queen-Scheiben mit irgendwelchen skurrillen Transistor-Konstruktionen aufgenommen. Allerdings steht er (der Glückliche) auf der Bühne noch heute mit einer ganzen Armada von alten AC30.
Für den Recording-Bereich würde ich auch, schon wegen der unendlichen Geschichte des Mikrophonierens eines aufgedrehten Röhrenamps, immer wieder auf Amp-Simulationen zurückgreifen (na ja, ein gut eingestellter Tubeman macht da auch schon was her
). Allerdings haben die im "Echt-Einsatz" für mich einen entscheidenden Nachteil, der sich bereits im Namen widerspiegelt: Es sind Simulationen - eben nichts Echtes, ohne eigenen Charakter. Verdammt nah an der CD - aber eben nur nah dran. Mittlerweile kann man fanatstisch virtuell Motorrad fahren - was fehlt, sind die Schlaglöcher, die Mücken auf den Zähnen und der Ölgeruch beim Abstellen. Es gibt auch Perücken, die mit Sicherheit den Eigenschaften von echten Haaren weit überlegen sind. Wenn ich meiner Liebsten den Kopf graule, sind mir echte Haare trotzdem lieber
.
Um das Ganze mal wieder ein bisschen sachlicher zu beleuchten: Mit meinem obengenannten Bassisten habe ich über die Jahre einen Standardtest für Amp-Simulatoren entwickelt, der in kürzester Zeit zeigt, wie nah er "an der CD" ist, und der auch der Grund ist, warum ich immer noch (und wahrscheinlich bis auf Weiteres) ausschließlich Full Tube Amps benutze. Zieh auf einer beliebigen diatonischen Harp einen einzelnen relativ tiefen Ton erst leicht und clean an, dann mit Kompression und steigender Lautstärke in ein ordentliches bending und zum Schluss mit vollem Zug in einen offenen Akkord. Den weichen, dynamischen Übergang, den mein Röhrenamp von Clean über "angeblasene" Vorstufe bis zum aggressiven, obertonreichen Endstufenzerren dabei zelebriert, habe ich bisher noch auf keinem Simulator nachstellen können.
Ich meinte nur: Die Durchschnittsharp wird sicher leiser geampt als die (stilübergreifende) Durchschnittsgitarre, weil typische Blues-Setups doch eher gepflegte Lautstärken bedienen - das gilt aber dann für die Gitarre und die Harp gleichermaßen.
Das stimmt sicher für die "Durchschnittsharp" - wobei ich mit meiner Blues (-Rock)-Band stilistisch eher in Richtung Kenny Wayne Shepherd, Pat Travers, Little John Chrisley und Howling Iguanas gehe. Das sind Lautstärken im Hardrock-Bereich schonmal an der Tagesordnung. Zur Verdeutlichung Ich fahre eine 60-Watt-Vollröhren-Combo mit zwei Celestion-Vintage-30-Speakern im Clean-Kanal unter Volllast....
. An manchen Tagen mache ich ihn aber auch ein bisschen zu..
Das Problem, was sich daraus ergibt, ist: Heutige (auch und gerade Vollröhrenamps) sind für Blues meist jenseits von Gut und Böse, was die Möglichkeit angeht, sie voll in die Sättigung zu fahren. Da muss man schon zu Exoten oder Vintage-Material greifen. Aber so ein AC30 ist eben unbezahlbar geworden, leider... .
Da stimme ich dir zu - das gros der Röhrenamp-Palette schmückt sich heutzutage mit Leistungsangaben um die 100 Watt. Allerdings werden z. B. die Peavey Classic-Modelle oder der Fender Blues Junior gerne als Harp-Amps genutzt. Ich persönlich greife auch lieber auf Vintage-Amps zurück, die nach harpkonformen Modifikationen aber auch schnell relativ teure Schätzchen werden. Um auch bei geringeren Lautstärken die Endstufe in Lohn und Brot zu bringen, habe ich mir z. B. unter anderem eine sufenlose Leistungsreduzierung einbauen lassen. Wer's richtig dicke hat, kann sich natürlich auch von Sonny Junior in den USA einen "Four Ten" zusammenstecken lassen - der Spaß geht dann bei munteren 2.200 Dollar los....
IMHO macht es aber wenig Sinn, wenn man z.B. schon eine Fahrradlampe und entsprechenden Amp besitzt, sich extra noch ein anderes HARP-Mikro zuzulegen, falls man mal über die PA spielen möchte/muss. Da kann man dann eben entweder auch das Bullet nehmen oder aber (wenn es clean sein soll) jedes x-beliebige (gute) Gesangsmikro, was gerade da ist.
...da haste natürlich Recht....
Matthias