True Diversity braucht man, um die Übertragungs
qualität sicherzustellen, weil das Signal durch Reflexionen und Interferenzen verfälscht wird.
Bei digitaler Übertragung ist die Qualtität aber wurscht, da man die Einsen und Nullen auch aus einem stark verstümmelten Signal noch gut rauslesen kann, ohne dass das die eigentlichen Daten leiden.
Kann man so nicht stehen lassen, da (teilweise) falsch.
True Diversity bedeutet prinzipiell erstmal folgendes:
Es befinden sich zwei getrennte Empfangseinheiten im Empfänger, jeweils mit eigener Antenne. Jeder dieser Empfänger überprüft ständig die Feldstärke des Signals. Der Empfänger, an dem das stärkere Signal anliegt, wird zum Ausgang durchgeschaltet. Sinnvollerweise verwendet man eine um 90° gedrehte Antennenpolarisation beim zweiten Empfänger, da hier sonst schnell große Verluste entstehen. Man stellt somit sicher, dass die maximale Dämpfung (nämlich bei 90° Versatz zwischen Signal- und Antennenpolarisation) niemals zum Tragen kommt, weil vorher eben umgeschaltet wird. So kann man sich "freier" bewegen.
Richtig ist, dass die Polarisation sich bei Reflexionen verändern kann. Sowas ist fast unmöglich zu berechnen und noch schwerer vorher zu sehen, es kann also sein, dass man, wenn man die Empfangsantenne dreht, plötzlich eine bessere Reichweite erzielen kann. Damit jedoch keiner am Empfänger sitzen und dauernd hin- und her drehen muss, verwendet man True Diversity.
Auf weniger Meter beeinträchtigen Reflexionen die Signalqualität nicht hörbar. Das Problem sind hier die Laufzeitunterschiede, also der Empfänger empfängt das Signal quasi mehrere Male, einmal auf direktem Wege und einmal durch eine Reflexion, die natürlich einen längeren Weg zurücklegt. Bei einer Wellenausbreitung mit Lichtgeschwindigkeit ist dies jedoch auf diese Entfernung eigentlich kein Thema. Wenn es eines wäre, so könnte True Diversity daran allerdings auch nichts ändern. Auch Interferenzen können die Empfänger nur daran erkennen, dass das Signal auf einer Seite schwächer ist.
Der Hauptvorteil dieses Systems ist also, dass man die Polarisationsverluste minimiert und/oder gerade auf größeren Bühnen die Möglichkeit hat, mehrere Empfangsantennen entfernt voneinander zu platzieren.
Bei den Line6 Kisten haben wir in der Tat eine digitale Übertragung, die jedoch an den prinzipiellen Verlustquellen nichts ändert.. ob eine elektromagnetische Welle analog oder digital moduliert ist, ist für deren Ausbreitung erstmal egal. Allerdings sehe ich zwei Gründe, warum man das hier anders handhabt:
Es kann keine Rauscheinbrüche geben, das Signal ist also entweder da oder nicht. Bei der analogen Übertragung bricht die Verbindung ja eher selten völlig zusammen, sondern es entsteht ein leichtes Rauschen o.ä.. Dies ist bei der digitalen Übertragung nicht möglich, es kann also bei einer Signalstärke, wo das analoge Signal rauscht, u.U. noch eine einwandfreie Übertragung gewährleistet sein (hier trennt sich die Spreu vom Weizen, respektive günstige Systeme von professionellen).
Ansonsten ist es auf dem 10cm Band (2.4GHz) einfacher, effiziente Antennen zu bauen, da diese deutlich kleiner sind als auf den herkömmtlichen UHF Frequenzen. Mittels Patchantennen kann man da ganz schön tricksen, auch wenn ich die Line6 Geräte jetzt nicht genau kenne. So kann man adaptive Systeme bauen, wo sich die Richtwirkung der Antennen elektrisch (!) in die Richtung verschiebt, aus der das Signal kommt. Auch die Polarisation kann elektrisch verändert werden. Das mechanische Problem der UHF Systeme (Antennen müssen gedreht werden) wird somit zu einem elektrischen, wodurch True Diversity nicht mehr benötigt wird um auf das selbe oder gar ein besseres Ergebnis zu kommen.
Hoffe ich habe ein bisschen Licht ins Dunkel bringen können. Das "Kaufe nur was mit True Diversity" kann man also keinesfalls auf die 2.4GHz Systeme übertragen, hier spielen andere Faktoren eine Rolle.
Gruß,
Julian