EDIT: Ich frage mich grade wie Leute das machen die nach Gehör spielen. Die haben ja auch keine Noten.Können die das denn so exakt hören?
Ja, können sie. Und Du kannst das auch, Du weißt es nur noch nicht: Wir hören und merken uns extrem kleine musikalische Unterschiede.
Was aber sicher schwierig ist (für mich sehr = ich kann es leider nicht), ist, ein Stück, das jemand
anderer gespielt hat, mit dem zu vergleichen, was man
selber spielt - man "hört" selber, wenn man das nicht trainiert (oder kann?), leider
nicht das, was man
spielt, sondern das, was man zu
spielen glaubt - Abhilfe (in modernen Zeiten): Aufnahme von sich selber machen und sich anhören. Ist auf jeden Fall interessant, sich sowas anzuhören - egal, was man dann damit macht ...
... Es fühlt sich dann einfach gut an und man ist irgendwie drinnen und fühlt sich wohl/gut dabei das so zu spielen.Aber meine Mutter hat mich z.B. mal dabei erwischt und war richtig sauer ... Und weil meine Freundin das halt auch so anders von ihrem Unterricht erzählt und ich das eben öfter gelesen habe das man der Musik seinen eigenen Charakter geben soll und das "besser" ist als das einfach nach dem Notenblatt zu spielen.
"Besser" ist weder das eine noch das andere, meine ich.
Was - denke ich - allgemein akzeptiert ist, ist, dass man versucht, das wiederzugeben, was ein/e Komponist/in wollte. Ein Teil(!) davon steht in den Noten (wenn es überhaupt welche gibt, die vom Komponist "autorisiert" sind), ein anderer Teil ergibt sich aus der Art/dem Stil der Musik (daher Noten aus dem Barock sind anders zu lesen als solche aus der Romantik, und wieder anders jene aus dem Bereich der Pop-Musik oder aus den diversen Jazz-Stilen), ein weiterer i.d.R. aus dem, was ein/e Komponist/in insgesamt geschaffen hat - aus der Suche nach diesem "Wollen" kann man offensichtlich ganze Forschungsprojekte machen (was professionelle Musiker manchmal tun), ...
... oder aber man verlässt sich drauf, dass die Angaben in den vorhandenen Noten nach heutiger Lesart schon im Großen und Ganzen das Richtige sagen (deshalb werden Noten "ediert" = von Herausgebern so "angemalt", dass beim Spielen das "Richtige" rauskommt).
Das dann
möglichst genau so zu spielen, ist es, was die Leute meinen, die sagen, dass man "nach Noten spielen muss": Aber davon begründet - begründet!, weil man weiß/glaubt/herausgefunden hat, dass der/die Komponist/in das anders meinte - abzuweichen, ist ok; das muss man nur erklären*.
Was grundsätzlich anderes ist es, aus einer Musik ein eigenes "Arrangement" zu machen: Das können veränderte Noten sein, aber
es kann auch "nur" ein geänderter Vortragsstil sein**. Das darf jeder - man muss dann aber dazu stehen, dass man seine eigene Stilvorstellung abliefert; und auch Kritik daran ertragen, z.B. eben auch, dass die Original-Vorstellung des Komponisten die wichtigere/bessere/schönere ist. Und man
soll das auch üben - am besten aber
im Kontrast zu dem, was in den Noten notiert ist, sodass man
beides kann; und die Unterschiede "versteht".
* Die berühmteste, weil kontroverse solche Abweichung ist im Konzert der New Yorker Philharmoniker am 6.4.1962 passiert - siehe z.B. diesen Artikel in der englischen Wikipedia:
https://en.wikipedia.org/wiki/New_York_Philharmonic_concert_of_April_6,_1962
** Bis ca. 1830 war es im allgemeinen erwünscht und erwartet, dass ein Pianist die Noten eines Komponisten bei jeder Aufführung nach seinem Gusto verändert hat - auch wenn seit ~1770 (C.Ph.E.Bach, dann Mozart, Haydn und natürlich Beethoven) die Komponisten sich immer mehr dagegen gewehrt haben.
Grüße
H.M.