Die meisten genannten Lehrbücher hatte oder habe ich und die sind allesamt sehr gut - halt unterschiedlich. Peter Fischers "Rock Guitar Secrets" hat absolut seine Daseinsberechtigung. Man muss sich als Gitarrist/Buchautor natürlich die Frage stellen, wie viel Wissen bzw. welche Themen man in ein Werk hineinstopfen kann und wie das Ganze auch noch mundgerecht serviert wird. Also welche Licks, welcher Schwierigkeitsgrad... Als Gesamtpaket ist "RGS" beachtlich und ich muss gestehen, dass z.B. einige Techniken, Licks oder Signature-Läufe eben nur als Vorstellung der individuellen Spielweise der Gitarristen gedacht waren. Wenn man sein Buch richtig gut durcharbeitet (="Reorganisation") und dann noch etwas kreativen Input beigibt (="Transfer"), ist man eigentlich relativ breit aufgestellt. Wenn halt "Yngwie Malmsteen" auf wenigen Seiten abgehandelt wird, ist klar, dass man nicht gleich mehrere Songs mit klassischen (bzw. einen auf Klassik/Romantik gemachte) Interlude-Parts vermittelt kriegt. Ich habe immer wieder gestaunt, wie viele grundsätzliche Spielideen ich in RGS gefunden habe, nachdem ich mich nach Beackern dieses Werks dann mit verschiedenen Gitarristen usw. befasst habe. Man muss dieses Buch nicht nur stur durchspielen, sondern die Konzepte verinnerlichen. Dann steckt genügend Übungsstoff für Jahre drin, egal auf welchem Spielniveau.
Troy Stetina hat mich beeindruckt, dass auf dem Tonträger zu "Speed Mechanics..." die Licks in wirklich flottem Tempo eingespielt sind und nicht "zurückgenommen", wie man das ab und zu auf anderen Begleit-Aufnahmen hört. Das Niveau ist realistisch hoch - sicheres Improvisieren(-Können) bei 160+ bpm ist im Metal- und Rock-Bereich eben quasi Pflicht.
Wer es wirklich brutal technisch haben möchte, kann sich mal bei Rusty Cooley umschauen. Es ist aber auch eine Frage der Anatomie, inwieweit man seine Licks und Patterns übernehmen kann. Rusty spielt nämlich gerne 4-Noten-pro-Saite-Muster, die schon eine deutliche Steigerung gegenüber dem 3NpS-System darstellen. Nur zieht er dieses Spielkonzept auch noch mit Pentatonik-Fingersätzen durch - aua! Und zwar auch in relativ tiefen Lagen. Das tut schon beim Hinsehen weh. Wer das nicht als "fortgeschritten" erachtet, ist "not of this earth".