Der Luftballon ist ein gutes Beispiel um zu verdeutlichen was man genau nicht machen soll. Wenn ich den Zipfel zusammendrücke, dann hat das zwei Funktionen, einerseits den Luftstrom zu drosseln andererseits den Ton zu erzeugen genau wie bei den Stimmbändern. Es ist aber das Ziel, die Bänder "frei" schwingen zu lassen, das bedeutet sie von der Last der Ventilfunktion zu befreien, diese Last ist für diese kleinen Dinger viel zu groß. Diese Funktion, den Luftstrom zu regulieren muss der Körper übernehmen, damit das gelingen kann, muss sich erst die Sensibilität dafür entwickeln, dann die dazu notwendige Technik, dann die dazu notwendige Muskulatur (and repeat). Mit weniger Luft singen ist leichter gesagt als getan, weil man ja ohne die richtige Muskulatur, ohne die richtige Konditionierung ja keine Werkzeuge dafür hat.
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Dann ist es vermutlich noch interessant zu wissen, dass unser "Blasbalg" sowas wie eine "Neutralstellung" hat. Ich kann also aus der Neutralstellung "Luft rausdrücken" und damit singen, höre ich damit auf und mache nur "auf" schnellt der Blasbalg in die Neutrastellung zurück (->reflektorische Atmung, irgendwie "gar nix tun"), es braucht aber die Muskeln und die Muskelkontrolle die Luft kontrolliert "rauszudrücken". Ich kann natürlich über die Neutralstellung hinaus einatmen, dann drückt der Blasbalg diese Menge darüber ebenso automatisch aus, ich muss aber die Muskeln dafür trainieren, diesen Luftstrom "zurückzuhalten", damit es nicht zu schnell raus geht. Das ist das genaue Gegenteil vom vorhergehenden Fall. D.h. singt man eine lange Phrase, geht man von der einen Phase den "kontrollierten Luftzurückhaltens" nahtlos die die Phase des kontrollierten "Luftrausdrückens" über, das macht es zu einem anspruchsvollen Vorgang.
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Beide Positionen Neutralstellung und darüber, sowie Neutralstellung nach unten lassen sich mit Training erweitern. Hier geht es aber um Körperarbeit, ev. sogar darum den Körper nach seinen Bedürfnissen zu formen, das dauert zumindest Monate wenn nicht Jahre. Was ich damit sagen möchte, es gibt kein Geheimnis beim Singen außer Arbeit, das ist eine gute und schlechte Nachricht zu gleich.
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So als allererste Vorstellung kann man damit beginnen, sich selbst klarzumachen, dass die Stimmbänder nur klingen, nicht den Luftstrom drosseln, oder regulieren, darauf muss ich mich sensibilisieren und es bei mir beobachten. Darum funktionieren auch all die "Stimmreperaturübungen" (Strohhalm im Wasserglas, Liprolls, Toungetrills, ...) weil in diesen Übungen die "Luftstromdrosselfunktion" jeweils von irgendwas anderem übernommen wird (Strohhalm, dem Verschluss mit der Zunge, den Lippen, ...). Ich finde aber, dass es nicht schadet auch zu wissen warum das funktioniert und welchen Zweck es erfüllen soll.