Kreativität fördern, aber wie?

  • Ersteller Niklas Bremen
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Um kreativ sein zu können, muss man also auch etwas zu sagen haben.
Ich glaube das ist ein wichtiger Punkt, es ist natürlich nicht einfach etwas nur über eine Melodie auszudrücken. Natürlich eine traurige Melodie ist z.b. machbar aber über die Jahre habe ich für mich den Gedanken gefasst, dass eine Melodie lebendig sein muss. Ich denke das spiegelt sich in meinem Musikgeschmack auch wieder... (Iron Maiden, teils Klassik usw.)
 
Na, mit Maiden hast Du doch exzellentes Anschauungsmaterial, mit vielen Parts innerhalb eines Songs. Da lässt sich doch was mit anfangen - nimm es, variiere es, verwandle es. Wenn Du komponieren willst, fang mal ganz einfach nach dem Baukastensystem an - denke Dir Akkorde für eine Strophe aus und dann welche für einen Refrain. Damit hast Du Deine erste Komposition, und niemand erwartet, dass der erste Versuch gleich hammermäßig gut wird. "Man muss einige beschissene Songs geschrieben haben, um dann bessere schreiben zu können." Ist zwar nur mein eigenes Zitat, merk's Dir trotzdem mal :)

Als nächste Übung schreib mal einen Song mit einem Zwischenteil und/oder einem Intro. Oder einem Outro, es muss nicht so fantastisch werden wie das von Clapton's Layla (ich meine die Originalversion). Lustige Anekdote: Meine eigene Band hat ein spitzenmäßiges Outro komponiert - wir haben nur noch keinen Song dafür. Auch so Probleme gibt es. Eddy Van Halen komponiert, indem er Unmengen von Ideen sammelt (zumindest früher hat er sie auf Tape aufgenommen), und wenn es dann ans Schreiben für ein Album ging, hat er sich durch all diese Tapes durchgehört und manche dieser Ideen zu einem Song zusammengestellt. Eine Methode, die seinen zeitweiligen Songwritingpartner Sammy Hagar regelrecht zur Verzweiflung getrieben haben muss, weil der vollkommen anders, nämlich viel organischer und spontaner komponiert, wenn ich mich recht an dieses alte Interview erinnere. So oder so, beide haben Erfolg mit ihrer jeweiligen Methode.

Mein erster Song war - naja, bestenfalls mittelmäßig. Der zweite Song übermäßig ambitioniert und verkopft. Aus den Parts dafür hätte ich zwei bis drei Songs machen sollen. Zwei oder drei Jahre später war es dann schon besser. Dann eine Phase voller "Rumgeriffe", danach zu viele schräge Einflüsse, die ich alle auf einmal verarbeiten wollte, dann wollte ich aller Welt zeigen, was für ein toller Gitarrist ich doch bin (stell Dir hier ein trockenes, mitleidiges Lachen vor). Einige Zeit danach dann war es wieder etwas besser anzuhören. Dann 20 Jahre Pause.
 
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Wenn Du Musik als Sprache begreifst, ergibt sich die Beherrschung vor allem aus dem Wortschatz und den grammatikalischen Regeln, die Du Dir aneignest. Je besser Du eine Sprache sprichst, desto eher kannst Du in ihr denken und Deine Gedanken in Sprache umwandeln. Insofern ist das Nachspielen/Kopieren ein wichtiger Bestandteil, um sich hernach aus dem Gelernten/Erfahrenen etwas eigenes zu bauen. Allerdings kann es auch sein, dass man ein total überzeugender Nachspieler ist und trotz allem keine eigene Kreativität entfaltet. Will sagen: Man kann sich eventuell mit höchstmöglicher technischer Finesse auf seinem Instrument austoben und es klingt trotzdem immer nur wie eine Kopie.

Rausgehen und Eindrücke sammeln/leben kann da mit Sicherheit der Kreativität auf die Sprünge helfen.
 
Das klang schon mindestens 2x im Thread an:
Wie bei einer Sprache ist es gut, Phrasen zu können. Wenn man in einer Fremdsprache ganze Sätze abrufen kann tut man sich leichter. Wenn man ein Repertoire an Phrasen kann, dann kann man von dort weg auch mehr entwickeln. Der Ansatz funktioniert bei mir gut.

Und was auch anklingt: mit anderen zusammen spielen. Das gibt Anregungen. Mir geht es so: in Proben bin ich kreativer als allein zuhause. Und sonst ist es häufig so, dass ich ein youtube Video eines tollen Konzerts sehe (inspiriert mehr als die "Produktvideos" eines Songs), dann kribbelt es mir in den Fingern und ich greife zur Gitarre, weil es mich zu irgendetwas inspiriert hat.

Und: Kreativität kann man meist nicht auf Knopfdruck abrufen. Ich habe schon Stücke oder Arrangements kreiert, und bei manchen ist es dauernd stecken geblieben, bei anderen war alles in einem Rutsch da (und das sind meist die besseren, weil organisch).
 
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Ich glaube das ist ein wichtiger Punkt
Ja aber mach kein großes Ding draus. Du musst nicht unbedingt auf Teufel komm raus eine große Aussage treffen. Verordne dir selber einfach mal etwas Ruhe und lasse es bewußt Still werden in dir. Auch mal die Gedanken an die man sonst immer denkt ziehen lassen und nicht festhalten. Nicht reden, am besten an einem Ort der dies ermöglicht. Oft, wenn es Still genug war, entstehen andere Gedanken und Ideen wie von selbst und du reagierst gefühlsmäßig auf manche stärker wie auf andere. Auf diesem Wege zapfst eine andere Quelle an bei der es eine Menge zu entdecken gibt.

Nimm dir die Zeit und suche ein Ort der Ruhe. Es kostet dich nichts und du kannst dabei nur gewinnen.
 
Kreativität geht in unserem heutigen Verständnis leider immer noch mit Genie einher. Man muss einfach kreativ sein, basta. Aber Kreativität ist für mich viel mehr, bekanntes neu zu kombinieren. Eine Verbindung zu schaffen, die es bisher noch nicht gab. Nicht nur geniale Songs sind kreativ. Kreativität ist lernbar und das passiert in ein paar mehr ungenialen Songs.
Einfach mal hinsetzen und mal kreativ sein zu wollen - ohne Bezugspunkt - klappt m.E. nicht.
Kreativ sein bedeutet für mich, Bezüge zu entdecken oder zu schaffen. Um die Ecke zu denken. Da gibt es eine riesige Palette von Möglichkeiten, viele davon kann man sich selbst überlegen.

Ich denke, dass man kreatives Spiel, Songwriting und Improvisation nicht sauber voneinander trennen kann. Alles hängt irgendwie zusammen. Viel Gutes wurde schon genannt. Ich versuche mal, noch ein paar Ideen und Ansatzpunkte aufzuzählen, die den eigenen musikalischen Wortschatz erweitern können. Die meisten Punkte habe ich andernorts im Forum schon mal gepostet und trage sie hier nochmal zusammen.

Oberster Grundsatz: Regeln dürfen gebrochen werden.
Zweitoberster Grundsatz: Man muss nicht alles verstehen und darf auch Dinge ausprobieren, deren Ergebnis sich das Gehirn nicht schon vorher ausgedacht. Mach kreative Versuche, stell dir Aufgaben. Analysieren kannst du die Geräusche immer noch später...

Schwerpunkt Spieltechnik/kreative Variationen
  • rhythmische Variation, z.B. rhythmische Augmentation oder Diminution
  • melodische Variation, auch hier Augmentation und Diminution
  • harmonische Verschiebung
  • Bruchstücke eines Motivs repetieren und variieren
  • Double Stops einbauen und variieren
  • die ganzen Phrasierungsmöglichkeiten, die einem die Gitarre so bietet
    • Vibrato
    • Töne anbenden oder gerne auch vor dem Anschlagen zum Zielton hochbenden (je nach Bedarf 1-4 Halbtöne), um dann geschmackvoll zum nächsten Ton hinunterzubenden. Kann geschickt gemacht auch nach Pedal Steel klingen.
    • Töne von unten oder oben ansliden
    • Abdämpfung einzelner Töne
    • dynamisches Spiel. Ruhig auch mit den Potis spielen.
    • Pinch Harmonics nach gusto
    • Anschlagsposition bewusst einsetzen
  • Dem Ende jedes Tons die gleiche Aufmerksamkeit schenken wie dem Anfang des Tons. Wenn der Ton zum perfekten Zeitpunkt endet, fördert das den Groove und die Verzahnung des Spiels mit kongenialen Mitmusikern ungemein. Wenn du Viertelnoten anschlägst, können sie ja trotzdem so lange wie eine Achtel, Sechzehntel oder punktierte irgendwas klingen. Hör dir mal den Basslauf des Stückes "Intentions" von The Whitest Boy Alive" an, da ist diese Verzahnung die ich meine sehr gut zu erkennen, auch wenn dieses Beispiel aus einer etwas anderen Ecke kommt als dein Hauptanliegen. Bass und Keyboard geben sich sehr genial die Klinke in die Hand, Drums und die Gitarreneinwürfe auch, und das Timing ist für rhythmisch nicht ganz so feste durchaus (obwohl es so leicht klingt) eine Herausforderung, das merke ich in meiner Spaßcoverband gerade.
Aufmerksamkeit ist ein ganz wichtiger Punkt. Musik kann so komplex sein, dass man nicht immer alle Details gleichzeitig mitbekommen kann, die sie zu guter Musik machen. Achte beim Musikhören und beim Jammen mit Mitmusikern oder dir selbst (Looper) auf das Zusammenspiel, Verzahnung einzelner Elemente etc. Versuche selbst, damit zu interagieren.
Folgend geht es mehr um Songwriting und Zusammenspiel in einer Band.

  • Klischees erkennen (z.B. in einer bestimmten Akkordfolge). Dann entscheiden: Will ich dieses Klischee (ist ja völlig in Ordnung, Klischee meine ich hier wertfrei. Klischees sind mitunter stilbildend), oder will ich es eben nicht. Falls nicht, einen oder mehrere andere Akkorde finden, Rhythmen variieren.
  • Neue Akkorde und Akkordfolgen entdecken: Spiel z.B. auf der Gitarre einen E-Powerchord und lass die ungegriffenen Seiten mitschwingen (079900). Dann den Griff verschieben und herausfinden, wo der Griff noch reizvoll klingt. Das geht auch mit anderen offenen Akkorden - so kommt man ggf. auf ganz andere Ideen.
  • Wort-Ton-Beziehungen: Falls die Musik zuerst steht, kann man ggf. das Arrangement oder sogar ganze Harmonien variieren, wenn der Text einen dazu inspiriert. Der Gedanke zählt.
  • wurde schon genannt: Jammen auf Ideen ist Hammer. Hier darf man auch mal dem Keyboarder, Drummer oder wem auch immer eine Idee vorsingen/spielen. Es kann ja nicht jeder auf die gleichen Ideen kommen. Je nach Musikertypus kann es schwerfallen, Ideen anderer anzunehmen oder die Ablehnung einer Idee zu ertragen, aber hey - Stolz sollte bei Songwriting keine Rolle spielen.
  • Spannungsbögen erzeugen: Aufbau von Rhythmus und Harmonien durch die Erkenntnis, dass nicht jeder immer komplett den Song durchknüppeln muss. Auf die anderen hören. Die Dichte des eigenen Spiels variieren.
  • sich selber fragen, ob die megageile Idee auch tatsächlich dem Song was bringt. Selbstkritisch sein und im Zweifel die Bandkollegen fragen: Ist gerade weniger mehr oder ist vielleicht endlich mal mehr mehr (kann ja beides vorkommen. Falls gerade mehr mehr ist: Den Moment genießen :m_git1:
  • und nochmals: aktiv Musik hören. So werden die Aspekte gewissermaßen mit Leben gefüllt, es ist schließlich auch ein Lernprozess, erkennen zu können und zu antizipieren, wie andere Ansammlungen von Musikern Musik zustande bringen. Und mit einer erweiterten Musikhörerfahrung im Hirn schaffen viele der Aspekte, Anregungen und Impulse beim Jammen und Komponieren leichter den Transfer aufs Instrument.

Wenn du nach und nach kleine und größere Erfolgserlebnisse mit der einen oder anderen Methode machst, wirst du ganz von selbst nach und nach Vertrauen in deine eigene Kreativität gewinnen und immer kreativer denken. Im Anderen Thread habe ich es schon angesprochen: Lernen funktioniert gewissermaßen in Spiralform: Man kommt immer wieder an die selben oder vergleichbare Punkte, aber im Idealfall jedes mal auf einem etwas höheren Niveau. Die Erfahrungen, die du in der letzten Runde gesammelt hast, beeinflussen deine Reaktion auf die nächste Runde :).
Die vielen in diesem Thread genannten Ansätze kannst du in deinen Werkzeugkoffer nehmen und immer mal ausprobieren. Einfach im Hinterkopf haben, wenns passt wird dir immer schneller ein brauchbarer Katalysator zur Anregung von Inspiration und Kreativität einfallen. Und wenn dir garnichts einfällt, nimmst du halt ein Werkzeug zur Hand und spielst damit herum. Z.B. an den vier Tönen, die @Annino erwähnt hat.

Als Höranregung für wirklich kreatives Zusammenspiel spreche ich einfach mal eine Bandempfehlung aus, vielleicht kannst du der Musik ja etwas abgewinnen: Motorpsycho. Am besten die letzten Alben rückwärtsgewandt, weil sie meiner Meinung nach immer besser werden. Sie sind Meister darin, Ideen und Motive zu verarbeiten, zerlegen, neu zusammenzusetzen, zu reharmonisieren und herauszukitzeln, was herauszuholen ist. Ich entdecke sie seit ein paar Jahren immer mehr für mich. Aber wie das mit emotionaler Empfänglichkeit und Inspiration so ist - es ist sehr subjektiv. Vielleicht lassen sie dich auch kalt. Falls nicht, kann man bei jedem Hören etwas Neues entdecken.
 
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Hören ist auch noch so eine Sache, für mich immer mit eine Grundlage vom Schreiben.

Ich habe mal ein wenig mit Flötenschülern ausprobiert, zu schreiben. Einige mit viel Theoriewissen, anderen habe ich da Unterstützung gegeben. Sie sollten (und wollten natürlich auch), kleine Sachen komponieren. Es scheiterte meist daran, dass sie wussten, was sie aufschreiben wollen, die Töne im Kopf sich irgendwie vorstellten, aber gehörbildungstechnisch noch nicht so weit waren, dass sie das dann auch am Instrument finden konnten. Also haben viele einfach "irgendwas" geschrieben, was schnell gehen sollte. Und die Ergebnisse waren dann ihrer Meinung nach eben "doof" oder "unkreativ". Da musste ich dann andere Wege gehen, zum Beispiel bestimmte Töne (von denen ich durch mein Theoriewissen weiß, dass sie passen) zur Auswahl geben, um das noch fehlende Hörveverständnis abzumildern. Aber die ästhetische Entscheidung zu treffen, was sie schön finden, das konnten wieder alle. Und diese ästhetischen Entscheidungen sind eben auch Teil der Kreativität.

Wenn du also Musik hörst zur Inspiration, versuch sie immer auch zu verstehen. Wenn du innerlich eine Idee hast, gib nicht auf, bis du wirklich das spielst, was du vorher gehört hast. Wenn du nicht voran kommst, gib dir verschiedene Möglichkeiten und höre, welche du am besten findest. Höre dir das, was du an Theorie lernst, immer wieder bewusst an. Immer wieder deshalb, weil dein Ohr geschult werden muss.

Dabei geht's nicht zwingend um die klassische "Gehörbildung" mit Intervalle und Akkorde erkennen und sowas. Hilft auch, aber im ersten Moment vllt ein zu großes Ziel, solange du da kein spezielles Interesse hast. Sondern darum, dass du es dir erleichterst, wenn du nicht eine Million mal testen musst, welchen Ton du da haben willst, sondern es direkt weißt. Und damit erleichterst du dir den Zugang zu deiner Kreativität. Die meisten Leute können Melodien spontan singen, sich Quatschtexte ausdenken, etc. Die Kreativität ist locker vorhanden, höchstens fehlt der Mut. Aber wie hier schon viele schrieben: Meist fehlt das Handwerkzeugs, an die in dir verborgene Kreativität ranzukommen. Repertoire und Übungen wurden hier schon oft genannt. Hören ist nur ein zusätzlicher Punkt, der meiner Meinung nach oft unterschätzt wird.

Also egal, was du tust: Ohren auf!
 
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:great:
Beim Heraushören von Instrumentenparts lernst du viel mehr als beim Nachspielen nach Noten/Tabs. Dabei lernst du, Musik erstens detailliert ins akustische Gedächtnis zu bekommen und zweitens den im Kopf gespeicherten Klang mit den Fingern umzusetzen. Wenn man da eine gewisse Geläufigkeit entwickelt, sind vage oder konkrete eigene Ideen und Vorstellungen auch einfacher umsetzbar.
 
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User fugato hatte zum Thema Kreativität mal einen sehr lesenswerten Beitrag aus seiner eigenen Forschungsarbeit gepostet:

https://www.musiker-board.de/thread...des-system-theoriewissen.374599/#post-4489772

Vor allem tröstlich ist die wissenschaftliche Erkenntnis, dass Kreativität nicht erzwingbar und jederzeit Verfügbar ist, es aber aber dennoch einige wiederkehrende Phasen und und Vorgänge im Gehirn gibt, denen man bei sich selbst Raum und Sorgfalt geben sollte.

Am interessantesten dabei ist wohl die Erkenntnis, dass das Gehirn Aufgaben im Kopf unbewusst weiterbearbeitet und dann Lösungen zu Zeitpunkten enstehen, wenn man sie nicht erwartet (der allseits bekannte Aha-Effekt). Hier muss man aufmerksam sein mit sich selbst und solche Outputs dann irgendwie festhalten, wenn sie aufblitzen (man erinnere sich nur an Udo Lindenbergs legendäre Bierdeckelnotizen für Texteinfälle ... und es gibt nicht wenige Komponisten, die ihrem Schlafzimmer ein Keyboard stehen haben, damit sie eine Idee, die kurz vor dem Einschlafen plötzlich im Kopf rumspukt, fetshalten könne, bevor sie weieder verschwindet).

Aber lest selbst.
 
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Das ist wirklich ein toller Beitrag!
Ergänzend zitiere ich daraus:
Außerdem - das scheint mir wichtig - könnte es möglicherweise dienlich sein, dass es dir an Aufgabenstellungen mangelt. Ich erinnere nochmal an die o.g. Definition von Kreativität.
Stell dir doch zunächst einfache Gestaltungsaufgaben.
z.b.
Erfinde ein rhythmisch mitreißendes Riff mit nur zwei Tönen!

Du wirst merken. Irgendwann reichen dir die zwei Töne nicht mehr. Dich verlangts nach einem Dritten. Und dann nimm ihn dir, denn dass ist ein kreativer Akt. Forme damit weiter. Lass es liegen. Nimm die Gitarre zwei Tage später wieder auf und versuchs wieder mit dem bereits von dir erfundenen Material. Du wirst sehen, dein Kopf hat unbewusst weiter gemacht.
“Gestaltungsaufgaben“ sind genau das, was ich in meinem Beitrag meinte. Für das Erfinden von Gestaltungsaufgaben kann ein gut gefüllter Werkzeugkoffer reichen. Bei Abwesenheit von Ideen sind solche Aufgaben quasi Kondensationskeime für den kreativen Prozess.
Wenn du das öfter tust, wird das Spiel mit den Optionen selbstverständlich und du wirst entdecken, dass du beginnst, sie kreativ zu kombinieren. Das alles, ohne allzu viel darüber nachzudenken.

Ausprobieren, Keime für Ideen schaffen, kommen lassen, kombinieren, bewerten, behalten, verwerfen oder bearbeiten, den Kontext ändern (auch eine Gestaltungsaufgabe), reflektieren, analysieren, Mindset updaten ;) ...

Mach dir keinen Stress. Trotzdem würde ich mich natürlich über Rückmeldung nach einem längeren Zeitraum freuen, auch wenn es in fünf Jahren sein sollte. Vielleicht finden dann ja auch andere Ratsuchende Mut und Motivation, die dann in einer ähnlichen Situation sind wie du jetzt und hier landen.
Du merkst schon, ich bin zuversichtlich, dass du deine Kreativität in den Griff bekommen wirst. Dass du kreatives Potential hast, darüber ist sich die Wissenschaft weitgehend einig und ich (als schnöder Pädagogikpraktiker) bin überzeugt davon.
Du hast Neugierde und Ehrgeiz, das sind schon mal sehr wichtige Triebfedern. Das zu viel Denken den kreativen Prozess ausbremsen kann, hatten wir schon. Deine Herausforderung ist nun, das in den Griff zu bekommen. Mittels Denken. Stichwort “Mindset“.

Viel Spaß und viele tolle Ideen wünsche ich dir!
 
Also ich habe gestern mit meinem Gitarrenlehrer gesprochen und er sagte in dem Bereich, sollte ich mir jemanden dazuholen, der das wirklich kann. An der Schule gibt es wohl niemanden, der darauf spezialisiert ist. Lieder Analysieren kann er mit mir.
 
Find ich auch gut, dass du mit deinem Musiklehrer abklopfst, wo er dir helfen kann und wo nicht.

Das wird schon und es wird auch Phasen geben, in denen du gar nicht weiterkommst...so ist das mit der Kunst.

Und es gibt rund um die Musik soooooooo viele Gebiete abseits vom Gitarre üben, die einem immer irgendwie was bringen, z.B. wie gesagt Musiktheorie, aber auch Musikwissenschaft, Musikgeschichte, Instrumentenbau, Recording, Fühler ausstrecken in Richtung andere Instrumente, zusammen Musizieren, Musikerkontakte knüpfen, durch Stilrichtungen treiben lassen (auch welche, die einen vielleicht erstmal nicht sooo anmachen), auf Konzerte gehen, Arrangements ausdenken und aufschreiben, Open Stages besuchen, Texte (schon mal Ernst Jandl seine Texte sprechen gehört? Das is auch Musik, wie ich finde), im Musikladen abhängen, und bestimmt noch andere Dinge mehr, Du musst die nie mehr langweilen, wenn du dich mit Musik beschäftigst.
 
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Also ich habe gestern mit meinem Gitarrenlehrer gesprochen und er sagte in dem Bereich, sollte ich mir jemanden dazuholen, der das wirklich kann. An der Schule gibt es wohl niemanden, der darauf spezialisiert ist.
Hut ab vor diesem Lehrer! Manch ein anderer (leider wohl viele) würden hier auf Teufel komm raus versuchen, Kreativität zu erzwingen....ohne eine Ahnung zu haben, was das ist.

Zum Topic, ich hab eine Uebung für dich:
  1. Stell dir deine Lieblingsjahreszeit vor (z.b. der Frühling, wenn die Blumen auf den Wiesen wieder erblühen) und versuche sie mit einer einfachen Gesangsmelodie (einfach nur "La la la la....") zu untermalen. Das geht in der Regel sehr gut unter der Dusche, wenn du völlig entspannt bist.
  2. Versuche dir diese Melodie zu merken und setz sie anschliessend (natürlich nach dem Duschen) auf dem Griffbrett um.
  3. Nimm die Melodie auf (Handyaufnahme reicht) und versuche sie, mit passenden Akkorden zu begleiten. Wie ändert sich die Melodie, wenn du unterschiedliche, aber zur Tonart passende, Akkorde verwendest?
 
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Hut ab vor diesem Lehrer! Manch ein anderer (leider wohl viele) würden hier auf Teufel komm raus versuchen, Kreativität zu erzwingen....ohne eine Ahnung zu haben, was das ist.

Zum Topic, ich hab eine Uebung für dich:
  1. Stell dir deine Lieblingsjahreszeit vor (z.b. der Frühling, wenn die Blumen auf den Wiesen wieder erblühen) und versuche sie mit einer einfachen Gesangsmelodie (einfach nur "La la la la....") zu untermalen. Das geht in der Regel sehr gut unter der Dusche, wenn du völlig entspannt bist.
  2. Versuche dir diese Melodie zu merken und setz sie anschliessend (natürlich nach dem Duschen) auf dem Griffbrett um.
  3. Nimm die Melodie auf (Handyaufnahme reicht) und versuche sie, mit passenden Akkorden zu begleiten. Wie ändert sich die Melodie, wenn du unterschiedliche, aber zur Tonart passende, Akkorde verwendest?

An sich eine gute idee, aber wenn ich an den Frühling denke, muss ich irgendwie immer an Peer Gynt Morgenstimmung denken. Ja eigentlich geht es eher um einen morgen, aber ich denke eher an den Frühling, wie langsam die Vögel zurückkehren und die Blumen wieder erblühen. Für die restlichen Jahreszeiten bekomme ich das bestimmt hin xD. Achso, dass so lange nichts kam, lag nicht am fehlenden Interesse, sondern einfach daran, dass ich die Weißheitszähne raus bekommen habe und nicht viel gemacht habe an den Tagen außer essen und schlafen. Waren alle 4 -.-
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Mach dir keinen Stress. Trotzdem würde ich mich natürlich über Rückmeldung nach einem längeren Zeitraum freuen, auch wenn es in fünf Jahren sein sollte. Vielleicht finden dann ja auch andere Ratsuchende Mut und Motivation, die dann in einer ähnlichen Situation sind wie du jetzt und hier landen.
Du merkst schon, ich bin zuversichtlich, dass du deine Kreativität in den Griff bekommen wirst. Dass du kreatives Potential hast, darüber ist sich die Wissenschaft weitgehend einig und ich (als schnöder Pädagogikpraktiker) bin überzeugt davon.

Werde ich nicht, aber wenn ich mit Asturias fertig bin, werde ich da auf jeden Fall mehr Fokus darauf legen. Ich denke ich werde einfach mal in ein paar Monaten einen Thread dazu machen, wo ich von meinen Fortschritten und Erkenntnissen die ich gesammelt habe Berichte. ;)
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
In einem anderen Thread schreibst du von einer Sarabande, die du gespielt hast. Das ist Tanzmusik in einem Dreiertakt. Vielleicht kann man die auch so spielen, dass man statt höfische Tänze auch schnelle Jigs drauf Tanzen kann oder Wiener Walzer

Könnte man mal ausprobieren, die Sarabande die ich meine ist von Händel und technisch nicht ganz einfach wie ich zumindest finde.
Ein Video von einer Interpretation, falls es dich interessiert. Da müsste ich halt erstmal schauen, wie da ran gehe. Irgendwo muss der Charakter ja auch erhalten bleiben denke ich.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Na, mit Maiden hast Du doch exzellentes Anschauungsmaterial, mit vielen Parts innerhalb eines Songs. Da lässt sich doch was mit anfangen - nimm es, variiere es, verwandle es. Wenn Du komponieren willst, fang mal ganz einfach nach dem Baukastensystem an - denke Dir Akkorde für eine Strophe aus und dann welche für einen Refrain. Damit hast Du Deine erste Komposition, und niemand erwartet, dass der erste Versuch gleich hammermäßig gut wird. "Man muss einige beschissene Songs geschrieben haben, um dann bessere schreiben zu können." Ist zwar nur mein eigenes Zitat, merk's Dir trotzdem mal :)

Ja Maiden wäre tatsächlich auch Musikalisch eine Art vorbild. Ich mag die Themenwechsel usw. in den Liedern. Sie werden nie langweilig, sind ausdrucksstark und gut durchkomponiert wie ich finde.

Nur mal so generell, ich denke es könnte für mich Sinn machen, wenn ich die Melodien sofort aufschreibe. Mir hilft es oft zu "visualisieren" so kann ich Dinge besser begreifen und bewerten. Ob meine Melodie zu eintönig ist oder nicht, sehe ich auch auf dem Papier denke ich. Oder ist das der falsche Ansatz?
 
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Nur mal so generell, ich denke es könnte für mich Sinn machen, wenn ich die Melodien sofort aufschreibe. Mir hilft es oft zu "visualisieren" so kann ich Dinge besser begreifen und bewerten. Ob meine Melodie zu eintönig ist oder nicht, sehe ich auch auf dem Papier denke ich. Oder ist das der falsche Ansatz?
Wenn du die Noten so gut lesen kannst, dass du sie förmlich hörst oder durch das visuelle Element beim Spielen oder Anhören intensiver wahrnimmst, passt der Ansatz doch für dich. Mir würde das bei meinen Kenntnissen nicht helfen. Allerdings stelle ich mir Töne und Rhythmen häufig gewissermaßen bildlich und räumlich vor, wobei das ganze mit körperlichen Reaktionen wie Kopfnicken verbunden ist.
Die Verteilung und der Verlauf von Notengruppen hat ja etwas ästhetisches, egal ob notiert oder in der fluktuierenden, bildlichen Vorstellung.
Ich denke allerdings, dass du auch üben solltest, ohne Notation die Qualität musikalischer Ideen zu bewerten. Es gibt halt ganz unterschiedliche Zugangskanäle zu Musik. Einer ist die Notation, ein anderer das Improvisieren, Ausprobieren, Reagieren und on the fly Bewerten. Beim Jam steigt man ja auch nicht für eine Notations- und Bewertungspause aus, da ist Spontanität gefragt.

Letztendlich musst du selbst herausfinden, was dir hilft ;).
 
@micharockz und an alle anderen die evtl. Interesse daran haben. Das ganze war natürlich kein Fun frage und wenn ich mit dem üben fertig bin, probiere ich immer wieder einige Dinge aus. Aktuell übe ich das Improvisieren, indem ich einfach eine kleine Tonfolge spiele, dann höre ich mal ein Lied was mir nicht aus dem Kopf geht und wenn mir dann eine Melodie in den Kopf schießt, versuche ich Sie auf das Griffbrett umzusetzen. Die Melodien würde ich sagen sind aktuell noch etwas leblos und langweilig, ich bin allerdings guter Dinge. So richtig in Fahrt gekommen, ist das ganze komischer Weise erst nach meiner Motivationskrise im letzten Monat. Ich konnte 5 Wochen lang meine Gitarre nicht in die Hand nehmen, keine Lust und keine Motivation. Interessanter Weise, hat sich meine Sicht und meine Einstellung zu vielen Dingen stark verändert. Ich habe viele Fehler erkannt und überdacht und Spiele jetzt mehr denn je. Nun zum Aufnehmen habe ich weder Programm noch Equipment, aber ich kann ja einfach mal meine letzte Impro als Tab rein posten. Irgendwie erkennt man schon die Melodie xD Wie gesagt es ist noch etwas Pfad, langweilig und vll. einfallslos, aber es ist eine Steigerung zu meinen aller ersten Versuchen... Das war etwas spontanes, keine Aussage und an nichts gedacht, die Melodie kam irgendwie von selbst. Was das jetzt sein soll, ob bridge, solo oder was, keine Ahnung ist mir egal. xD Wenn ihr Vorschläge, Tipps, Anmerkungen oder was auch immer habt, immer raus damit.

bf = bend full

E|----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|
A|----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|
D|----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|
G|-------------------------------------------------------------14-12-18-16-14-12----------------------------------------------|
B|-------------------------------------------------15-14-12-------------------------15-14-12-10------------------------------|
E|--14---14bf------14---12----15--15-14-12-----------------------------------------------------12-10-9-7-5-7-5-10-7---|
 
Kannst du eine einfache Aufnahme mit deinem Händi machen und über “Datei hochladen“ hier posten? Bei Tabs kann man sich Rhythmus und Phrasierung nicht vorstellen...
 
Eine wesentliche Quelle der Inspiration ist die Muße, also irgendwie das Gegenteil von dem Ziel hinterherlaufen, wenn es dir mal komplett wurscht ist, dann fällt es dir zu. Das hat aber nix mit weniger üben zu tun. Stell dir vor du spielst "Alle meine Entchen", das spielst du so lange, dass dir Unendlich fad wird, diese Fadesse wird etwas andauern, du wirst ans Mittagessen denken, an was auch immer und plötzlich wird es dir zu blöd werden immer nur "Alle meine Entchen" zu spielen, dann beginnst du ganz automatisch zu "verzieren" und zu "experimentieren". Wenn man während des Spielens schon in Gedanken die Noten zu sortieren beginnt passieren auch Fehler, diese Fehler/Vergreifer) dann bewusst nutzen und wieder "zurückfinden". Fehler sind klassische Quellen/Entrypoints für Improvisation
.
Vielerorts wird "improvisieren" gelernt, jeder will es natürlich gerne können und es werden "Pattern" einstudiert, ja ganze Improvisationen nachgespielt, aber wenn du die Notwendigkeit erkennst, weil es dir ohne einfach zu fad wird, passiert das auch und ganz von allein.
.
Let you mind flow, ist kein Spruch, das ist so.
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Ist sogar beim Auftritt so, wenn mir am Key so fad ist, weil ich immer das gleiche zu spielen hab, natürlich beginnt man dann wo anders zu drücken, aber dass mir fad ist, ist auch ein Zeichen, dass ich Kapa (im Kopf) dafür frei habe und im Ohr wo es denn dazuklingen soll. Impro kommt nur bei "überschüssiger Kapazität"
.
Es ist ein großer Unterschied ob jemand wirklich improvisiert oder eine Improvisation nachspielt, der erstere hat Spaß daran, Augen und Ohren offen für das rundherum, der zweitere hat eher Stress keine Fehler zu machen (wenn es am Limit ist) der Witz ist, würden Fehler passieren, wäre es eine eigene Impro.
 
wobei ich aber auch eindeutig der Meinung bin, dass man das Handwerkszeug für Improvisation wie für Kreativität lernen kann. Nur zu sagen: "Fällt dir zu", ist genau das, was alle glauben, die sich für nicht kreativ halten. "Es ist mir eben nicht gegeben" kann nicht die Ausrede sein. Kreativ sein ist immer ein verknüpfen von schon bekanntem zu etwas besonderem neuen. Und das geht nur, wenn man sich etwas erübt, dass man es kennt.
 
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