Hi, danke für eure Antworten!
Vielleicht habe ich eine besondere Position.. ich arbeite auf das Bestehen einer Aufnahmeprüfung hin. Das heißt, ich muss bis Zeitpunkt xy in der Lage sein, soundsogut vom Blatt spielen zu können ("soundsogut", weil ich nicht wissen kann, wie gut genau). Das ist eine endlose Aufgabe, an der ich auch all meine Zeit verbringen könnte (unrealistisch x) )
So ähnlich wie Bassyst vorgeschlagen hat, habe ich von meinem Lehrer letztens den Tip bekommen, sich fest in den eigenen "Übeplan" - falls man sowas hat - eine Zeit einzubauen, in der man macht, was man sich vornimmt. Das kann freies Rumprobieren sein, oder ambitioniertes Komponieren.
Hi Tim-o-teus,
wenn Du auf eine Aufnahmeprüfung hinarbeitest, dann solltest Du Dir auch das Gerüst dafür schaffen.
Und das sehe ich bei Dir ehrlich gesagt nicht.
1. "soundsogut"
Das ist nicht konkret genug, das ist schwammig und damit wabert Dir alles um die Ohren. Ziele sind konkret oder es sind keine Ziele.
Dass es einen Bereich gibt, der nur von den Enden her beschrieben werden kann, ist okay. Nimm mal das untere Ende:
Du willst aufgenommen werden. Da gibt es Mindestanforderungen, denen Du genügen musst. Das sollte Deinen absoluten Pflichtbereich Deiner Vorbereitung ausmachen.
Von da aus geht es aufwärts: Du willst der Beste sein oder im oberen Drittel landen. Das heißt, Du willst mehr bringen als die Mindestanforderungen. Vielleicht hängt das auch von Deinen MitbewerberInnen ab - wie das aussieht, kannst Du nicht wissen, also heißt das, Du konzentrierst Dich auf Dich selbst. Möglicherweise kannst Du Kontakt mit ein paar Leuten aufnehmen, die sich auch auf so eine Aufnahmeprüfung vorbereitet haben und Dir etwas darüber sagen können. Oder Leute, die andere darauf vorbereitet haben.
Dein Lehrer sollte in der Lage sein, Deinen Stand einzuschätzen und Dir ein konkretes Feedback darüber zu geben, was Du schon ganz gut drauf hast und wo Du noch zulegen solltest. Ich rede jetzt von Kriterien wie Sauberkeit des Spielens, Timing, verschiedene Techniken etc.
Wahrscheinlich übst Du auch ganz bestimmte Stücke. Also ist das der Ausgangspunkt für Deine Vorbereitung - in Verbindung mit dem gezielten Üben, was Deine Schwächen und was Anforderungen / Schwierigkeitsgrade der Stücke anbelangt.
Wenn Dein Lehrer dazu nicht in der Lage ist, dann besorg Dir jemand, der dazu in der Lage ist.
2. Übeplan - falls man so was hat
Wenn Du sowas nicht hast, vergiß es einfach. Das ist wie wenn mir einer erzählt, dass er in das Team will, das zu einer Olympiade will, aber noch keinen Plan hat, wie er seine Zeit einteilt um sich drauf vorzubereiten.
Wende Dich hier wieder an Deinen Lehrer - wenn er nicht in der Lage ist, Dich dabei zu unterstützen, dann such Dir einen, der Dich dabei unterstützt.
Dazu zählt auch, dass Deine Fortschritte durch Deinen Lehrer von Zeit zu Zeit überprüft werden, der Übungsplan angepaßt wird etc.
Du musst einfach ein Verhältnis dazu bekommen, mit welchem Aufwand Du welche Fortschritte erzielst, alles andere ist Blindflug. Dazu zählt auch, dass Du eine realistische Vorstellung davon bekommst, wie viel Stunden am Tag Du (was) mindestens üben solltest und wie viel Du tatsächlich schaffst bzw. darüber hinaus schaffst.
Zusammengenommen: Meines Erachtens hast Du derzeit keine konkrete Grundlage für Übungen und Fortschritte, die Dir ermöglichen, Dein Ziel zu erreichen.
Ist doch vollkommen klar, dass Du derzeit schwimmst. Es ist auch vollkommen klar, dass das die Grundlagen von Befürchtungen jeglicher Art sind. Dabei halte ich Deine spezielle Befürchtung für die geringste überhaupt. Wie lange dauert Deine Vorbereitungszeit? 3 Monate? Ein halbes Jahr? Ein Jahr? In der Zeit verliert niemand die Kreativität und wenn, dann hatte er nie eine. Worum es meines Empfindens nach eher gehen könnte, ist, dass Du befürchtest, die Lust am Instrument und am Musikmachen zu verlieren, dass Du Dich in Deiner Phantasie als völlig vereinnahmter Durchhaltesklave entweder der Anforderungen oder Deiner eigenen Ziele siehst. Mag sein, dass dafür und für Dich der Begriff "Kreativität" steht.
Immer wenn ich Gefahr laufe, eine Idee zu bekommen, fällt mir ein, dass ich noch so viel üben muss, was sehr "abtörnt"...
Ist doch klar, dass das abtörnt. Das einzige, was hilft ist wiederum nur das Konkrete: Nimm Deinen Übungsplan und baue da Pausen rein, in der Du es Dir bewußt gestattest, Musik um der Musik willen zu machen. Einfach weil´s Spaß macht. Du kannst sowieso nicht 16 Stunden planvoll üben und dann 8 Stunden schlafen. Mit schlechtem Gewissen entsteht keine Kreativität. Und da Du keinen Plan hast und Dir keine realistischen Ziele setzt, hast Du permanent ein schlechtes Gewissen.
So weit meine 3,4 Cent - herzliche Grüße und viel Erfolg!
x-Riff