Kreativ trotz Üben

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Hi,

ich hab mich gefragt, ob hier jemand folgendes Problem kennt, oder ob jemand ähnliche Erfahrungen hat.

Seitdem ich ein Musikstudium anstrebe hat sich mein Musikmachen von komplett freiem "Tun-was-ich-will" geändert in "eine-Stunde-Gehörbildung-und-dann-Blattspiel-üben-und-und-und".
Weil ich so viel lernen und tun muss, habe ich ein bisschen das spontane drauf-los-Musizieren verloren und habe kaum Ideen für Kompositionen.
Immer wenn ich Gefahr laufe, eine Idee zu bekommen, fällt mir ein, dass ich noch so viel üben muss, was sehr "abtörnt"...

Wie gehen die anderen übegeplagten Komponisten im Forum damit um?

Viele Grüße!
 
Eigenschaft
 
Weil ich so viel lernen und tun muss, habe ich ein bisschen das spontane drauf-los-Musizieren verloren und habe kaum Ideen für Kompositionen.
Immer wenn ich Gefahr laufe, eine Idee zu bekommen, fällt mir ein, dass ich noch so viel üben muss, was sehr "abtörnt"...

Wie gehen die anderen übegeplagten Komponisten im Forum damit um?

Hey, das Problem kenn ich auch in ähnlicher Form und ich hab leider keine richtig gute Lösung dafür. Ich kann nur beschreiben, wie ich selber damit umgehe.

Eigentlich muss ich regelmäßig Gitarre üben und wir wollen in der Band auch ab und zu neues Material aufbereiten. Je mehr Songs wir haben, desto mehr muss ich auch das Zeug üben und hab dementsprechend auch weniger Zeit, neues Material auszuarbeiten.

Wie kann beides parallel funktionieren? Ich setzte in dem Moment Prioritäten. Altes Material und technische Perfektion ist wichtig, wenn wir bald wieder auftreten oder Sachen aufnehmen wollen. Neues Material auszuarbeiten ist wichtig, wenns grad eine Ruhephase gibt und man nicht ganz so hart trainieren muss.

Es gibt aber sogar Situationen, wo das Einüben eines halbfertigen Songs noch dazu führt, dass man parallel an der Struktur oder der Musik arbeitet. Während des Spielens (alleine und in der Band) fallen nicht ganz so gelungene Parts mit der Zeit immer stärker auf und man arbeitet auch nochmal an der Komposition. Obwohl man währenddessen ja eigentlich nur "stupide einübt".

Vielleicht empfiehlt es sich für dich, auch erstmal deine Übungsstunden mit "freiem Ausprobieren" zu beginnen und dann irgendwann in den harten Übungsteil überzugehen. Also das "kreative Austoben" erstmal als Aufwärmen zu nutzen :-/.

Grüße
 
Also bei mir schließt das Eine nicht das Andere aus.
OK, ich habe nicht Musik studiert und habe auch keine Ambitionen dazu, aber regelmäßiges Üben gehört seit 30 Jahren für mich zum Musikmachen dazu.
Üben an meiner Gehörbildung ist für mich, wenn ich mich hinsetze und einen Song (kann von Klassischer Musik, über Pop-Songs bis zum Metal gehen) analysiere. Wie erzeugen die Musiker die Stimmung in dem Song, wie spielt Bass und Drums zusammen. Tonart, Rhythmik, Hook,…
Dann nehme ich mir oft die Notation (Download aus dem Internet) dazu und spiele die Abschnitte nach, die für mich dieses Lied ausmachen. Wenn ich dann diese Teile drauf habe spiele ich diese zu einem „Klick“ und fange an die Tonarten zu verändern und/oder die Grooves mal ein wenig anders zu spielen. Oftmals kommt mir dabei die Idee für einen neuen Song.
Natürlich kann man dann sagen:“ Das ist dann ja nix eigenes, sondern nur geklaut und ein wenig verändert.“. Allerdings bin ich der Meinung, dass jeder Teil eines neuen Songs schon mal irgendwo in einem anderen Song vorkam und es somit eigentlich nix neues mehr gibt. Nur noch verschiedene Variartionen schon vorhandener Patterns.
Was m.E. das große Problem in Deinem Posting ist, ist dass Du schon ein wenig „gestresst“ wirkst, wenn Du daran denkst noch üben zu „müssen“. Das kann innerlichen Druck aufbauen und Dich daran hindern mit dem gerade zu übenden Patterns noch kreativ zu werden.
Ich selbst „muss“ nicht üben, ich „kann“ üben. Vielleicht ist das der Unterschied!
 
Hi, danke für eure Antworten!

Vielleicht habe ich eine besondere Position.. ich arbeite auf das Bestehen einer Aufnahmeprüfung hin. Das heißt, ich muss bis Zeitpunkt xy in der Lage sein, soundsogut vom Blatt spielen zu können ("soundsogut", weil ich nicht wissen kann, wie gut genau). Das ist eine endlose Aufgabe, an der ich auch all meine Zeit verbringen könnte (unrealistisch x) )

So ähnlich wie Bassyst vorgeschlagen hat, habe ich von meinem Lehrer letztens den Tip bekommen, sich fest in den eigenen "Übeplan" - falls man sowas hat - eine Zeit einzubauen, in der man macht, was man sich vornimmt. Das kann freies Rumprobieren sein, oder ambitioniertes Komponieren.

@basslife: Bestimmt trägt der Stress aus oben genanntem Grund bei, weniger Ideen zu haben. Ich möchte aber gerade Musik studieren, um nicht irgendwann keine Zeit mehr für die Musik zu haben, so wie ich das schon von etlichen ehemaligen Musikern gehört habe, die sich für einen anderen Beruf entschieden haben.
Wie schaffst du es denn, neben dem Beruf Musik zu machen und sogar dafür zu üben? :D
 
Wie schaffst du es denn, neben dem Beruf Musik zu machen und sogar dafür zu üben?
Jeder Mensch macht in seinem Leben die unterschiedlichsten Abschnitte durch. Dabei verschieben sich natürlich auch die Prioritäten. Die muss jeder für sich selbst festlegen.
Bei mir ist, war und bleibt Musik immer ein großer und wichtiger Teil meines Lebens. Während die Musik früher immer auf Platz 1 meiner Prioritätenliste stand ist diese nach meiner Heirat und der Geburt meines Sohnes auf Platz 2 gerutscht.
Bei den Kollegen von früher, die irgendwann einmal aufgehört haben lag die Musik dann wohl nicht mehr so hoch im Rang. Ohne es Dir ausreden zu wollen, aber Musik studieren, nur damit man nicht irgendwann keine Zeit mehr hat Musik zu machen, käme für mich nicht in frage. Entweder ich mache das, weil ich Spaß dran habe, weil es ein perfekter Ausgleich zu meinem Job ist und weil es mein Leben bereichert, oder ich höre auf.
Was nützt es Dir musik zu studieren, wenn du nach Deinem Studium feststellen solltest, dass Profimusiker zu sein gar nichts für Dich ist?!
Berufsmusiker zu sein bedeutet nämlich nicht, dass man den ganzen Tag Songs schreibt, kreativ sein kann und mit der Band auftritt. Vielmehr ist es die ständige Jagd nach dem nächsten Job, Deine Arbeitszeiten werden sich auf den späten Abend und die Nacht verschieben, was dazu führen wird, dass sich Dein Freundeskreis auflöst oder zumindest verändert,...usw.
Es kommt natürlich auch immer darauf an, was Du als Musiker dann machen möchtest.

Ich bin in der komfortablen Situation, dass mein Beruf und meine Familie mir viel Platz lassen um Musik zu machen. Meine Familie unterstützt mich sehr, weil sie wissen, wie wichtig mir die Musik ist.
 
Hi, danke für eure Antworten!

Vielleicht habe ich eine besondere Position.. ich arbeite auf das Bestehen einer Aufnahmeprüfung hin. Das heißt, ich muss bis Zeitpunkt xy in der Lage sein, soundsogut vom Blatt spielen zu können ("soundsogut", weil ich nicht wissen kann, wie gut genau). Das ist eine endlose Aufgabe, an der ich auch all meine Zeit verbringen könnte (unrealistisch x) )

So ähnlich wie Bassyst vorgeschlagen hat, habe ich von meinem Lehrer letztens den Tip bekommen, sich fest in den eigenen "Übeplan" - falls man sowas hat - eine Zeit einzubauen, in der man macht, was man sich vornimmt. Das kann freies Rumprobieren sein, oder ambitioniertes Komponieren.

Hi Tim-o-teus,
wenn Du auf eine Aufnahmeprüfung hinarbeitest, dann solltest Du Dir auch das Gerüst dafür schaffen.
Und das sehe ich bei Dir ehrlich gesagt nicht.

1. "soundsogut"
Das ist nicht konkret genug, das ist schwammig und damit wabert Dir alles um die Ohren. Ziele sind konkret oder es sind keine Ziele.
Dass es einen Bereich gibt, der nur von den Enden her beschrieben werden kann, ist okay. Nimm mal das untere Ende:
Du willst aufgenommen werden. Da gibt es Mindestanforderungen, denen Du genügen musst. Das sollte Deinen absoluten Pflichtbereich Deiner Vorbereitung ausmachen.
Von da aus geht es aufwärts: Du willst der Beste sein oder im oberen Drittel landen. Das heißt, Du willst mehr bringen als die Mindestanforderungen. Vielleicht hängt das auch von Deinen MitbewerberInnen ab - wie das aussieht, kannst Du nicht wissen, also heißt das, Du konzentrierst Dich auf Dich selbst. Möglicherweise kannst Du Kontakt mit ein paar Leuten aufnehmen, die sich auch auf so eine Aufnahmeprüfung vorbereitet haben und Dir etwas darüber sagen können. Oder Leute, die andere darauf vorbereitet haben.

Dein Lehrer sollte in der Lage sein, Deinen Stand einzuschätzen und Dir ein konkretes Feedback darüber zu geben, was Du schon ganz gut drauf hast und wo Du noch zulegen solltest. Ich rede jetzt von Kriterien wie Sauberkeit des Spielens, Timing, verschiedene Techniken etc.
Wahrscheinlich übst Du auch ganz bestimmte Stücke. Also ist das der Ausgangspunkt für Deine Vorbereitung - in Verbindung mit dem gezielten Üben, was Deine Schwächen und was Anforderungen / Schwierigkeitsgrade der Stücke anbelangt.

Wenn Dein Lehrer dazu nicht in der Lage ist, dann besorg Dir jemand, der dazu in der Lage ist.

2. Übeplan - falls man so was hat
Wenn Du sowas nicht hast, vergiß es einfach. Das ist wie wenn mir einer erzählt, dass er in das Team will, das zu einer Olympiade will, aber noch keinen Plan hat, wie er seine Zeit einteilt um sich drauf vorzubereiten.

Wende Dich hier wieder an Deinen Lehrer - wenn er nicht in der Lage ist, Dich dabei zu unterstützen, dann such Dir einen, der Dich dabei unterstützt.
Dazu zählt auch, dass Deine Fortschritte durch Deinen Lehrer von Zeit zu Zeit überprüft werden, der Übungsplan angepaßt wird etc.
Du musst einfach ein Verhältnis dazu bekommen, mit welchem Aufwand Du welche Fortschritte erzielst, alles andere ist Blindflug. Dazu zählt auch, dass Du eine realistische Vorstellung davon bekommst, wie viel Stunden am Tag Du (was) mindestens üben solltest und wie viel Du tatsächlich schaffst bzw. darüber hinaus schaffst.

Zusammengenommen: Meines Erachtens hast Du derzeit keine konkrete Grundlage für Übungen und Fortschritte, die Dir ermöglichen, Dein Ziel zu erreichen.
Ist doch vollkommen klar, dass Du derzeit schwimmst. Es ist auch vollkommen klar, dass das die Grundlagen von Befürchtungen jeglicher Art sind. Dabei halte ich Deine spezielle Befürchtung für die geringste überhaupt. Wie lange dauert Deine Vorbereitungszeit? 3 Monate? Ein halbes Jahr? Ein Jahr? In der Zeit verliert niemand die Kreativität und wenn, dann hatte er nie eine. Worum es meines Empfindens nach eher gehen könnte, ist, dass Du befürchtest, die Lust am Instrument und am Musikmachen zu verlieren, dass Du Dich in Deiner Phantasie als völlig vereinnahmter Durchhaltesklave entweder der Anforderungen oder Deiner eigenen Ziele siehst. Mag sein, dass dafür und für Dich der Begriff "Kreativität" steht.
Immer wenn ich Gefahr laufe, eine Idee zu bekommen, fällt mir ein, dass ich noch so viel üben muss, was sehr "abtörnt"...
Ist doch klar, dass das abtörnt. Das einzige, was hilft ist wiederum nur das Konkrete: Nimm Deinen Übungsplan und baue da Pausen rein, in der Du es Dir bewußt gestattest, Musik um der Musik willen zu machen. Einfach weil´s Spaß macht. Du kannst sowieso nicht 16 Stunden planvoll üben und dann 8 Stunden schlafen. Mit schlechtem Gewissen entsteht keine Kreativität. Und da Du keinen Plan hast und Dir keine realistischen Ziele setzt, hast Du permanent ein schlechtes Gewissen.

So weit meine 3,4 Cent - herzliche Grüße und viel Erfolg!

x-Riff
 

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