Hi Hertner,
Transkriptionen erstellen heißt einfach das du dir ein Orchesterstück raussuchst und dann nimmst du dir dein Notensatzprogramm (z.B. Sibelius oder Finale....oder gerne auch Bleistift und Papier), und versuchst die ganze Nummer Instrument für Instrument aufzuschreiben. Wenn du ohne Klavier arbeitest (klar zum Tonart bestimmen brauchst du das schon) trainiert das auch dein Gehör, du schlägst also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Für richtige Gehörbildung gibts super Software. Singen ist ebenfalls sehr gut und Standard für den Gehörbildungsunterricht an Musikhochschulen.
Wenn du in Richtung Two Steps from Hell gehen willst, hast du doch schonmal ein klares Ziel. Was die z.B. sehr gerne machen (auch in dem Video schön zu sehen), ist das sie kaum, oder wirklich absolut gar kein Holz (=Holzblasinstrumente) verwenden. Hier mal ein Stück von mir was im späteren Verlauf auch eher in Richtung Dark Energy/Symphonic Trailer geht, da hatte ich wenn ich mich recht entsinne auch NULL Holzbläser verwendet:
https://soundcloud.com/fredericbernard/trierarchy#t=1:44
...und das ist schon bemerkenswert, denn seit etlichen Jahren gehören Holzbläser (in vollbesetzten Orchestern häufig so 8-12 Spieler) eigentlich zu einer festen Sektion im Orchester, da sie sehr schöne Klangfarben mitbringen, was wiederum gut für Soli ist, aber auch den Orchesterklang anreichern kann - und das oft völlig unterschwellig und kaum warnehmbar. Da gibt es auch Instrumente wie das Kontrafagott (häufig) oder Kontrabassklarinette (eher selten), die praktisch eigentlich fast immer nur die Kontrabässe doppeln, und nur selten direkt hörbar sind. Selbiges gillt Fagott und Cello. Z.b. guck dir mal die ersten Takte der Partitur von Beethoven's 5ter Symphonie an. Man hört eigentlich nur Streicher, aber in Wirklichkeit spielen da noch zwei Klarinetten im Hintergrund mit, welche die Streicher exakt doppeln.
In Epic Trailer ist Blech dagegen vorallem eins: POWER! Z.b. kann ein Akkord von lediglich drei Posaunen und einer Tuba (für den Basston) gespielt, das alleinige harmonische Fundament für einen vollorchestrierten musikalischen Satz bilden! Auch eine einzige Trompete kann in der hohen Lage ohne Mühe den gesamten, restlichen Orchesterkorpus mit Leichtigkeit lautstärke-mäßig wegbretzeln! Natürlich hat das Blech auch sanftmütige Seiten. Wer kennt nicht das trottelige Tuba-solo, oder das patriotische Trompetensolo (am besten noch mit Snares im Hintergrund...)... Horn kann Solo auch fantastisch klingen. Allgemein sind hier die Hörner die vielfältigsten Blechinstrumente. Die können auch weitaus mehr als nur heroische, laute Melodielinien und hoch-dramatische Rips.
Streicher dagegen sind eher sowas wie eine Grundschattierung, da sie die meiste Zeit des Stücks spielen. Das aus dem ganz einfachen Grund da sie es halt einfach können und keine Atempausen machen müssen wie Blech und Holz. Daher sollte man beim komponieren immer erst mit den Streichern anfangen.
Außerdem sind Streicher die Gruppierung mit den meisten möglichen Techniken. Mit einer wahren Armada aus Techniken/Spielweisen, wie z.B. pizzicato, tremolo, con sordino, sul ponticello, sul tasto/flautando, glissando, col legno, spiccato, ricochet, oder Flageolettönen, sind die sehr sehr wandelbar.
Auch erwähnenswert ist, das die Streicher natürlich den Großteil eines Orchester ausmachen. Man braucht einfach so viele von denen als Gegengewicht für die lauteren Bläser und Percussion. Das ist auch der Grund weshalb Streicher immer vorne sitzen, danach Holz, dann Blech, und erst danach die Percussionsection ganz weit hinten.
Und zum Studium: klar musst du da vordem schon so einiges können. Ich hab damals 2-3 Jahre zuvor nur den ganzen Tag Theorie/Gehörbildung/Komposition/Musikgeschichte/Repertoirekunde gepauckt, um dann bei der Prüfung auch vor den 3 Professoren (!) und der 4-Stunden Theorieklausur bestehen zu können. Ein "normales" Kompositionsstudium würde ich dir im übrigen auch nicht empfehlen. Das läuft normalerweise
nicht auf traditionelles komponieren hinnaus, sondern eher serielle Musik, Spektralmusik, Aleatorik etc. - das ganze ist also viel mehr eine "Klangküche".....also wahrscheinlich eher weniger das was du willst. Selbst Filmmusikstudium ist nicht gleich Filmmusikstudium. Das hängt auch immer vom Professor ab. Hier in Freiburg z.B. leitet das Prof. Cornelius Schwehr, der vormals bei Lachenmann studiert hat.
PS: und kreativ musst du natürlich schon sein. Wie alt bist du denn??! Die meisten Komponisten erleben ihre Blüte erst in der späten Pubertät, also so mit 15-18 Jahren. War bei mir auch so mit ca. 17-18. Wunderkinder wie Mozart, Liszt und Korngold sind Ausnahmeerscheinungen. Wichtige Teile des Gehirns, wie das lymbische System, sind in dem Alter ja auch noch längst nicht ausgewachsen und müssen sich erst noch entwickeln.
Viele Grüße,
Frederic
fredericbernardmusic.com