Komponieren für Orchester

  • Ersteller Hertner
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eben und genau das kann ich eben auch nicht nach kurzer Zeit komponieren geschweige denn für ein Orchester.
Sehe ich genau wie du.
Deshalb frage ich hier ja nach, nach Tipps, Onlineunterricht usw... um so eine Art Fahrplan zu bekommen von den Profis für die nächsten
Jahre.
 
In der Summe laufen die hier gemachten Vorschläge und Literaturtips mehr oder weniger auf ein ausgewachsenes Kompositionsstudium hinaus. Wenn das Ziel sein sollte, mit den eigenen Stücken seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sollte so ein Studium sicher auch durchlaufen werden. Wenn dann die nötige Begabung und der dazu gehörende Fleiß vorhanden sind, dann könnte es auch damit klappen.

Wenn das Thema "Komponieren für Orchester" nur rein Interessehalber, aus Neugierde und als Hobby ansteht, dann kannst Du es auch wesentlich gemächlicher angehen.
Musik für ein Ensemble so zu arrangieren, dass es gut klingt, hat mit zwei wesentlichen Faktoren zu tun: Zum einen die Satztechnik und zum anderen die Orchestration/Instrumentierung.
Ein gut gesetzter Satz kann im besten Fall in jeder Instrumentierung klingen weil die Klangfarben keine bzw. nur eine untergeordnete Rolle spielen. Ein Beispiel dafür wäre "Die Kunst der Fuge" von J.S. Bach, die im Original nicht instrumentiert ist und die es in den verschiedensten Fassungen gibt, für Orgel, Streichquartett, Saxophonquartett und viele andere Besetzungen mehr.

Meistens ist es aber so, dass der Satz eng mit der Instrumentierung zusammen hängt. Einen Streichersatz wird man etwas anders aussetzen als einen für Holzbläser oder für Blechbläser. Dazu ist eine möglichst intime Kenntnis der Klänge und Spielweisen der vorgesehenen Instrumente nötig.
Es gilt also, sich Satztechniken anzueignen, aber auch ausgiebig Instrumentenkunde. Wie schon gesagt ist es nicht verkehrt, wenn man selber ein Orchesterinstrument spielt, dazu am besten auch noch in einem Orchester mitwirkt und wo man auch andere Instrumentalisten nach den Spielmöglichkeiten ihrer Instrumente befragen kann.

Aber wie auch schon erwähnt kann ich auch am allermeisten das Hören empfehlen. Hören, Hören und nochmals Hören! Dazu das Gehörte analysieren, wobei man sicher gut beraten ist, einen entsprechend kenntnisreichen Tonsatzlehrer/Kompositionslehrer zu Rate zu ziehen, und selbstverständlich auch gezielte Literatur dazu zu studieren.

Was das Hören betrifft, möchte ich vorneweg einen der größten Meister der Instrumentation empfehlen: Maurice Ravel. Seine Fassung der "Bilder einer Ausstellung", aber auch der populäre "Bolero" zeugen gerade hinsichtlich der Instrumentation, der Auswahl und Kombination von Klangfarben von einer unübertroffenen Kennerschaft und einem untrüglichen Gespür.
Daneben muss auch Richard Strauss erwähnt werden, der nicht von ungefähr die Instrumentationslehre von Hector Berlioz vollständig überarbeitet und erweitert hat. Seine Musik mag einem gefallen oder auch nicht, in Sachen Rafinesse im Orchesterklang gehört Strauss ebenfalls zu den ganz bedeutenden Komponisten.

Richard Wagner und Giacomo Puccini müssen hier unbedingt auch genannt werden, zumal auf ihren Ideen und Orchester-Klangstrategien große Teile der Musical-Industrie (z.B. Webber), aber vor allem auch der (opulenteren) Filmmusik aufbaut. Wobei ich Wagner und Puccini immer noch raffinierter finde als manche der modernen Ableger.
Womit ich die Leistungen der Filmmusik-Komponisten in keiner Weise schmälern will, ganz im Gegenteil habe ich großen Respekt vor vielen Filmkomponisten. Gerade diese sind ausgesprochen gute Kenner praktisch der kompletten Musikgeschichte inklusive der Jazz/Rock/Pop-Genres der Neuzeit, dazu meist noch bewandert in Elektronik-Genres.

Dennoch sind es oft insbesondere die bombastischen Stücke, die eher simpel gestrickt sind, wenn man in die Orchesterbehandlung näher hinein schaut. Die Rezepte für den "Wumms"-Klang sind meistens nicht die aufwändigsten.
Wer als Komponist aber nicht die zündenden Ideen hat was die Themen, Nebenthemen, Motive usw. angeht, dem nützen die Rezepte allerdings kaum.

Warum nicht einfach mal loslegen und einfach mal was zu Papier (resp. PC) bringen und es sich von der Kiste mal vorspielen lassen? Nur zu!
Danach jedoch das Eigne sehr kritisch anhören und mit den Vorbildern vergleichen. (Und dann möglicherweise noch mal von vorne anfangen.)
Gute (!) Vorbilder Hören, Selbstkritik (!), gute Lehrer/Lehrbücher. So kann man immer besser werden.
 
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Also... noch ein tip von mir, da ich auch so aufgewachsen bin - als autodidakt.
Du musst Dir klar werden was Du willst - und das dauert auch noch. Ich schätze dich mal als Anfänger ein, der bei dieser Trailermusik gänsehaut bekommt. Ist halt episch und groß und macht wumms. Viele Parameter dieser Musik haben mit Sound zu tun. Wenn Du ein Haydn Streichquartett verstehst wirst Du immernoch nicht soetwas erstellen können. Das ist imho(!) eher Produzentenwissen als tiefe(!) kompositionstechnik.

Für diesen Fall kann es reichen Grundlagen der Harmonielehre (/Harmonisierung) zu erlangen um festzustellen, dass es 10000e im Netz gibt die solche Musik machen und sich halt eher über Libaries unterhalten. In dem Fall würde ich empfehlen, eher Arrangements zu erarbeiten. Also bestehende Musik in einen Orchesterrahmen zu bringen. Das funktioniert per MIDI meistens - wenn es ein echtes Orchester spielen soll, dann wird man böse aufwachen - bei Samplelibaries geht da manchmal mehr.



Für den anderen Fall, dass Du wirklich die Regeln und/ Grundlagen des Komponieren kennenlernen willst solltest Du Dir einen kleinen Schlachtplan (wie schon angedeutet) zurecht legen.



Die langwierigste Aufgabe ist die Gehörbildung. Ich habe auch Earmaster - das funktioniert auch gut für (Hoch)Schultests. Aber im Schlachtfeld, so muss ich nach einigen jahren Training doch zugeben funktioniert das nicht so gut. Es gibt die eine unbequeme Arbeit und nur die wenigsten machen sie, weil sie anfangs viel Frust bereitet da sich Erfolge kaum schnell einstellen und dann auch überwindung kostet:
Singen*! :eek:
Lerne Akkordbrechungen, Tonleitern und Intervalle singen. Dur/Moll/D7 und Maj7 mal für den Anfang.
Dann gehst Du in irgendeinen Gemeindechor :eek: :eek: :eek:
Ich hab das auch mit meinem Manowar T-Shirt gemacht und die (meistens) Damen da waren sehr froh endlich jemanden für die Männerstimmen zu haben. Meistens ist man auch nicht alleine und wird sehr freundlich aufgenommen.

Wenn man erstmal bei einem 4-Stimmigen Satz mitsingt bekommt man einen ganz anderen Zugang. Du ahnst gar nicht, was sich da alles auftut und was einem ein ganzes Buch vorher gar nicht vermitteln kann. Es ist so, dass diese ganzen Satzführungsregeln auf einmal eine praktische Anwendung bekommen. Theorie ist halt trocken - man muss sie zum Leben bringen. Nebenbei kannst Du Die sachen, die ihr singt analysieren, vielleicht sogar auf dem Klavier spielen.

Die andere Sachen´, die ich Dir noch mit auf den Weg geben möchte, was mir im Internet auch oft untergekommen ist: Pack Dein Instrument bei den Hammelbeinen. Ich mache mal ne krasse Behauptung und nehme den Forumsärger auf mich: Spiele lieber erstmal "ordentlich*" Klavier bevor Du lostheoriesierst. Musik muss man unter den fingern/auf der Zunge haben, dann erst hat man die Chance einen Sinn in der Theorie zu sehen.


*klavier spielen und singen - nicht "schön" spielen oder schön singen. es geht darum richtig zu spielen und singen. Da gehts nicht ums präsentieren, sondern um das richtige widergeben. thats it.
Naja ich weiß, dass Du das eh nicht umsetzen wirst. Wie gesagt ich habe auch so angefangen. Man will immer direkt loslegen und dem nacheifern, was einen grade beschäftigt. Es ist immer schwer zu akzeptieren, dass der Fundamentbau sehr arbeitsreich ist und sich das schön Ergebnis erstmal gar nicht einstellen will
 
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Kennst du alle orchester-instrumente, ihre spielweise, anordnung, tonumfang und notation? Da gibt es transponierende: klarinetten und trompeten stehen in B, Hörner in F, die piccoloflöte spielt eine oktave höher als notiert, der kontrabass eine tiefer. Die viola/bratsche verwendet den altschlüssel, das violoncello manchmal den tenorschlüssel, die posaunen evtl. beide.
Gehst du in orchesterkonzerte, beobachtest, was da vorgeht?
Ich will dich keineswegs entmutigen, aber das fach komposition/dirigieren, wo alles dies vorkommt, ist das umfangreichste und dauert einige jahre, und dann geht die arbeit erst los, bei genies geht es schneller. Die studierten nicht, wchsen aber mit musikpraxis auf.
Spielst du klavier, auf dem man in zwei notenzeilen den verlauf andeuten kann, um ihn später zu instrumentieren, erst ein particell, dann die partitur, die alles enthält, aus der die stimmen gezogen werden, was eine aufführung möglich macht.
Kannst du eine partitur lesen, dir die musik vorstellen? Da fängt man mit chorsätzen oder streichquartetten an und endet mit der sinfonie der tausend von Gustav Mahler. Ich fing als 15jähriger mit der 9. von Bruckner an und schaute ganz schön dumm aus der wäsche.
Besitzt du studienpartituren oder hast zugang zu einer musikbibliothek? Höre musik und lies mit, dann erkennst du musikalische strukturen und hörst, was du liest. .
Ich habe eine ganze sammlung, aber keiner will sie haben, alle wollen drauflos komponieren, episches, wie du sagst.
Das alles ist mit viel arbeit verbunden und einige erfolgreiche komponisten benutzten "neger", die die lästige arbeit übernahmen. Robert Stolz arbeitete für Franz Léhar, Bernstein hatte gewiss auch keine zeit und lust zum partiturschreiben.
Spezielle fragen? Dann gibt es erschöpfende antwort.
 
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Hallo,

ja, ich bin Anfänger und möchte wirklich die Regeln und Grundlagen des Komponieren lernen.
Welchen "Schlachtplan" würdet Ihr mir empfehlen?

1. Kontrapunkt (Zweistimmigkeit)
2. Harmonielehre weiter vertiefen
3. Partiturlesen von Michael Dickreiter
4. Gehörbildung = (Singen?) erst alleine, später im Gemeindechor?
und das alles so lernen und verstehen, dass es gut sitzt!

Ich bin aufjedenfall bereit, für einen stabilen Fundamentbau.

Nein, ich kenne nicht alle Instrumente bzw. ihre Spielweise, Anordung usw...
Orchesterkonzerte, da war ich letztens auf einem "Blasorchesterkonzert".

Partitur lesen, nur wenn die Musik dazu gerade läuft und dann aber auch nur mehr oder weniger auf eine Stimme fixiert.
Ich habe weder Studienpartituren noch Zugang zu einer Musikbibliothek.
(Habe mir das Buch von Michael Dickreiter bestellt; Partiturlesen)

Nochmal vielen vielen Dank für die tolle Unterstützung von euch.
 
Musik machen. ist immer ein abenteuer, auf welcher stufe auch immer, dilettanten sind meist glücklicher als professionelle, da sie weniger selbstkritik üben. Ein wenig verrückt muss man schon sein.
Schauspieler sagen das so: "Wer sich abend für abend verkleidet sich farbe ins gesicht schmiert, um dann unnatürlich zu sprechen, kann nicht normal sein. Ebenso der cellist, der nur einen ton spielte, weil er "seinen" endlich gefunden hatte.
Ich werde erst wieder komponieren, wenn die demenz einsetzt. da erschließen sich (vielleicht) neue wege.
Viel geniale werke verdanken wir auch bewusstseins-erweiternden substanzen, und immer wieder lässt Lombroso grüßen.
Lieber Hertner, du hast noch alles vor dir, was ich hinter mir habe, viel glück auf den weg!
Einen weg zum musikverständnis findest du bei Harmonielehre, Analyse/Solmisation und Harmonik
Da braucht man zunächst nicht mal ein instrumernt, nur eine woche übung.. Das MB ist nämlich eine fundgrube.
 
Hallo,

ja, ich bin Anfänger und möchte wirklich die Regeln und Grundlagen des Komponieren lernen.
Welchen "Schlachtplan" würdet Ihr mir empfehlen?

Also ich bin ein Fan von festen Strukturen. Angenommen Du hast täglich 3 Stunden (hast Du die?) - würde ich sagen:

1 Stunde Theorie lernen (Deine ganzen Bücher da lesen)
1 Stunde Theorie üben
1 Stunde Musikmachen / Instrument / üben

___

Diese eine Stunde üben unterteilst Du in 5 mal 10 Minuten Übungen. Zum Beispiel "Theorie üben":
Lade Dir mal diese partitur: http://hz.imslp.info/files/imglnks/usimg/0/08/IMSLP49819-PMLP29292-Mendelssohn_Op_59.pdf
und Blätter auf Seite 2 - Frühzeitiger Frühling (ausdrucken)


10 min Notenlesen (Ziel: flüssig im Violin und Bassschlüssel - alle Töne schnell laut aufsagen können)

10 min Intervalle (Ziel: schnell die Intervalle nacheinanderfolgender Töne erkenne und laut aufsagen)

10 min Partitur verfolgen (Ziel: beim Hören mitlesen können / mach Dir den Titel bei Youtube an und versuche nicht rauszufliegen, Text hilft)

10 min Analyse (Ziel: alle sich bildenden Akkorde jeweils am Taktanfang auf die Partitur schreiben)

10 min Akkorde spielen (Ziel: die eben aufgeschriebenen Akkorde on Time mitspielen und sich dem Verlauf der Stimmen in den eigenen Händen bewusst machen - je nachdem wie weit Du gekommen bist machst Du am nächsten Tag mit der Aufgabe weiter)

5-10 min Pause/Belohnung


Dann beginnt Stunde 2.


Sinn ist es sich kleine Ziele in kurze Zeitabschnitt zu packen und klar zu definieren was Du erreichen willst. Das wirkt dann wie Frühsport. Man verrennt sich nicht so schnell und kann immer wieder kleine Haken setzen und kommt spührbar voran. Später dann kann man sich natürlich auch mal eine ganze Stunde am Stück mit einer thematik beschäftigen - dann wenn es komplexer wird. Für den Anfang kannst Du es ja mal so versuchen. Diesen Plan kann man modifizieren. 3 Tage nacheinander macht man das so wie oben aufgeschrieben. Dann tauscht man 2 Sachen aus - etwa Tonleitern singen und dann machst Du da einen Anfang und schaust nach 3 Tagen a 10 min üben wo Du da stehst, ob es Spaß macht usw.

Irgendwann hast Du einen Katalog von Themen, die man festigen kann, die Widerholt werden müssen damit sie wie ein Fundament wirken. Es nützt eben nichts zu verstehen - man muss es wie in der Musik so häufig auch anwenden. Musik"theorie" ist da ein oftmals falsch verstandener Begriff. Ein Buch durchzulesen ist halt nicht effektiv. Jedenfalls kannst Du Dir bei diesen Themenkatalog jeden tag eine "Frühsport Stunde" zurechtlegen und regelmäßig entsprechend Deines Könnens Übungen rausschmeißen, Schwierigkeit erhöhen, Neues reinholen. Wichtig ist es sich nach 50 minuten konzentrierter Arbeit eine Pause zu gönnen...
 
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Ja, 3 Stunden bekomme ich hin.
Das mit dem Instrument habe ich oben vergessen.
Hört sich gut an Dein Plan, werde ich ausfeilen.
Vielen Dank.

Also Singen (EarMaster) tue ich Tenorstimme, oktavierender Violinschlüssel.
Tonnamen: Relatives Do-Solfeggio
 
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Wo bekommt ihr denn eure Orchesterpartituren her?
 
Wer nach Freiburg/Breisgau kommt, kann meine sammlung studienpartituren (ca 75 cm kammermuskl-sinfonik-oper-oratorium) komplett kostenlos übernehmen.
Über 1m schallplatten habe ich auch.
 
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Welche Bücher könnt ihr mir empfehlen?
Gibt es Online-Unterricht, was für mich am sinnvollsten wäre?
Irgendwelche Studenten hier, die Komposition studieren oder studiert haben?

Mein Problem ist halt:
Ich sitze alleine zuhause und weiß garnicht wo ich anfangen soll, deshalb wäre so eine Art Privatlehrer ect...
sehr sinnvoll für mich.

Privatlehrer können (je nach Region) ziemlich teuer sein. Aber für die absoluten Basics wäre so einer nicht unbedingt schlecht und du könntest so die Grundzüge der "musikalischen Architektonik", wie Harmonielehre (Akkorde, Skalen, Tonarten, Kadenzen), Tonsatz und Gehörbildung lernen. Etwas Jazz- und Popharmonik dazu ist eigentlich auch nie verkehrt und vervollständigt das Akrostichon.

Wenn du Orchestration lernen willst, solltest du als nächstes mit den Grundlagen anfangen. Also im Prinzip schlichte Partiturkunde; heißt wie Instrumente funktionieren, oder aufgebaut sind, z.B. aus welchen Grundsektionen ein Orchester aufgebaut ist und welche Funktionen die einzelnen Gruppierungen wiederum übernehmen. Oder auch das Violine, Bratsche und Cello alle vier Saiten haben, welche Mehrfachgriffe spielbar sind, das eine Harfe mehrere Stimmungspedale hat etc. pp... ist so Stoff den die meisten Lehrer eigentlich auch noch draufhaben sollten. ...ABER "richtige" Orchestration/Instrumentation ist dann schon wieder ein ganz anderes Thema, da das schon eine spezielle Kunst ist, welche die meisten Otto-Normal Musiklehrer, mal jetzt ganz hart ausgedrückt, einfach nicht beherrschen.

Die fundamentalen Grundskills kannst du dir aber auch gut mittels Fachbuch aneignen. Falls du gut englisch können solltest, kann ich dir nur "The Guide to MIDI Orchestration" von Paul Gilreath ans Herz legen. Das ist auch sehr einfach und verständlich geschrieben. Filmmusikpartituren wirst du auch genug bekommen, zumindest wenn du an richtiger Stelle suchst ;). Ich hab mir früher immer welche von Schott zuschicken lassen (sogar völlig kostenlos). Ansonsten eignen sich aber auch klassische Musikpartituren. Wobei man hier auch bedenken muss das über die Zeit hinweg nicht nur der Orchestrationsstil/Satzstil in stetigem Wandel war, sondern sich natürlich auch das vorhandene Instrumentarium immer mehr erweitert hat und die Instrumente ebenfalls immer weiter optimiert wurden. Beispiel: bis zur Mitte des 19. Jh. gab es nur Naturtrompeten und Naturhörner, komplett ohne Ventile! Daher konnte man mit diesen Instrumenten damals auch nur ziemlich eingeschränkt musizieren; vorallem Chromatik (also quasi wie auf dem Klavier alle weißen und schwarzen Tasten) war z.B. praktisch undenkbar. Danach mussten sich alle Komponisten in jener Zeit richten. Ich würde also vorallem empfehlen Musik des 20. und späten 19. Jahrhunderts anzupeilen. Für ganz neuartige Sachen, wie z.B. die Technik des Overdubbing (macht Zimmer gerne), bist du natürlich auch auf neuere Partituren angewiesen. Aber wie gesagt, mit etwas intensiver Recherche findet man auch dafür so einiges im Netz, hier mal ein wirklich toller Score als Beispiel: http://media.steampowered.com/apps/dota2/files/dota2_trailer_score.pdf

...um dann nochmals tiefer "in den Kaninchenbau" vorzuhuschen, musst du vorallem eines machen: Partituren lesen - Musik hören - Analysieren - Transkriptionen von Orchesterwerken erstellen --->aaand repeat ! (...und das am besten über mehrere JAHRE). So hab ich das zumindest damals gemacht. Und am besten ist es dann neu gelernte Techniken gleich auch in deine neusten Kompositionen einfließen zu lassen.

...und dann, wenn die Zeit reif ist, geh nach Osteuropa, "bestech'" dort ein ortsansässiges Spitzenorchester, und lass sie deine Musik pumpen! ;)



...wobei der Unterschied zwischen echtem Orchestersound und VST Instrumenten schon ziemlich krass ist.
Hier mal ein älteres Rescoringprojekt von mir, da kann man beide Sachen ziemlich gut miteinander vergleichen: (das erste ist eine Computerorchestereinspielung, während ich für die zweite Szene abermals mit einem Live-Orchester gearbeitet hab):



Viele Grüße,
Frederic

fredericbernardmusic.com
 
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Vielen Dank fuer die tolle Antwort.
Habe mich auf Deiner Homepage umgeschaut. Sehr gut, Du kannst es... :)
Wie genau meinst du das mit Transkription von Orchesterwerken?
Hast du noch paar Tipps zum Thema Gehoerbildung? (Singen, Gemeindechor, wurde schon empfohlen)
Wie genau lief Dein Studium ab? Du musstest doch vorher schon einiges koennen (komponieren), so wie ich das lesen bei der Aufnahme fuer Komposition an einer Musikhochschule.
Und wie sieht es mit Kreativitaet aus? Dort steh ich Schulnotenmaessig gesagt auf einer 5. :)
Partituren von Filmmusik waere prima.
Ich wuerde gerne sowas koennen in der Art von Two Steps From Hell.

Vielen Dank.
 
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Hi Hertner,

Transkriptionen erstellen heißt einfach das du dir ein Orchesterstück raussuchst und dann nimmst du dir dein Notensatzprogramm (z.B. Sibelius oder Finale....oder gerne auch Bleistift und Papier), und versuchst die ganze Nummer Instrument für Instrument aufzuschreiben. Wenn du ohne Klavier arbeitest (klar zum Tonart bestimmen brauchst du das schon) trainiert das auch dein Gehör, du schlägst also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Für richtige Gehörbildung gibts super Software. Singen ist ebenfalls sehr gut und Standard für den Gehörbildungsunterricht an Musikhochschulen.

Wenn du in Richtung Two Steps from Hell gehen willst, hast du doch schonmal ein klares Ziel. Was die z.B. sehr gerne machen (auch in dem Video schön zu sehen), ist das sie kaum, oder wirklich absolut gar kein Holz (=Holzblasinstrumente) verwenden. Hier mal ein Stück von mir was im späteren Verlauf auch eher in Richtung Dark Energy/Symphonic Trailer geht, da hatte ich wenn ich mich recht entsinne auch NULL Holzbläser verwendet:
https://soundcloud.com/fredericbernard/trierarchy#t=1:44
...und das ist schon bemerkenswert, denn seit etlichen Jahren gehören Holzbläser (in vollbesetzten Orchestern häufig so 8-12 Spieler) eigentlich zu einer festen Sektion im Orchester, da sie sehr schöne Klangfarben mitbringen, was wiederum gut für Soli ist, aber auch den Orchesterklang anreichern kann - und das oft völlig unterschwellig und kaum warnehmbar. Da gibt es auch Instrumente wie das Kontrafagott (häufig) oder Kontrabassklarinette (eher selten), die praktisch eigentlich fast immer nur die Kontrabässe doppeln, und nur selten direkt hörbar sind. Selbiges gillt Fagott und Cello. Z.b. guck dir mal die ersten Takte der Partitur von Beethoven's 5ter Symphonie an. Man hört eigentlich nur Streicher, aber in Wirklichkeit spielen da noch zwei Klarinetten im Hintergrund mit, welche die Streicher exakt doppeln.

In Epic Trailer ist Blech dagegen vorallem eins: POWER! Z.b. kann ein Akkord von lediglich drei Posaunen und einer Tuba (für den Basston) gespielt, das alleinige harmonische Fundament für einen vollorchestrierten musikalischen Satz bilden! Auch eine einzige Trompete kann in der hohen Lage ohne Mühe den gesamten, restlichen Orchesterkorpus mit Leichtigkeit lautstärke-mäßig wegbretzeln! Natürlich hat das Blech auch sanftmütige Seiten. Wer kennt nicht das trottelige Tuba-solo, oder das patriotische Trompetensolo (am besten noch mit Snares im Hintergrund...)... Horn kann Solo auch fantastisch klingen. Allgemein sind hier die Hörner die vielfältigsten Blechinstrumente. Die können auch weitaus mehr als nur heroische, laute Melodielinien und hoch-dramatische Rips.

Streicher dagegen sind eher sowas wie eine Grundschattierung, da sie die meiste Zeit des Stücks spielen. Das aus dem ganz einfachen Grund da sie es halt einfach können und keine Atempausen machen müssen wie Blech und Holz. Daher sollte man beim komponieren immer erst mit den Streichern anfangen.
Außerdem sind Streicher die Gruppierung mit den meisten möglichen Techniken. Mit einer wahren Armada aus Techniken/Spielweisen, wie z.B. pizzicato, tremolo, con sordino, sul ponticello, sul tasto/flautando, glissando, col legno, spiccato, ricochet, oder Flageolettönen, sind die sehr sehr wandelbar.
Auch erwähnenswert ist, das die Streicher natürlich den Großteil eines Orchester ausmachen. Man braucht einfach so viele von denen als Gegengewicht für die lauteren Bläser und Percussion. Das ist auch der Grund weshalb Streicher immer vorne sitzen, danach Holz, dann Blech, und erst danach die Percussionsection ganz weit hinten.

Und zum Studium: klar musst du da vordem schon so einiges können. Ich hab damals 2-3 Jahre zuvor nur den ganzen Tag Theorie/Gehörbildung/Komposition/Musikgeschichte/Repertoirekunde gepauckt, um dann bei der Prüfung auch vor den 3 Professoren (!) und der 4-Stunden Theorieklausur bestehen zu können. Ein "normales" Kompositionsstudium würde ich dir im übrigen auch nicht empfehlen. Das läuft normalerweise
nicht auf traditionelles komponieren hinnaus, sondern eher serielle Musik, Spektralmusik, Aleatorik etc. - das ganze ist also viel mehr eine "Klangküche".....also wahrscheinlich eher weniger das was du willst. Selbst Filmmusikstudium ist nicht gleich Filmmusikstudium. Das hängt auch immer vom Professor ab. Hier in Freiburg z.B. leitet das Prof. Cornelius Schwehr, der vormals bei Lachenmann studiert hat.

PS: und kreativ musst du natürlich schon sein. Wie alt bist du denn??! Die meisten Komponisten erleben ihre Blüte erst in der späten Pubertät, also so mit 15-18 Jahren. War bei mir auch so mit ca. 17-18. Wunderkinder wie Mozart, Liszt und Korngold sind Ausnahmeerscheinungen. Wichtige Teile des Gehirns, wie das lymbische System, sind in dem Alter ja auch noch längst nicht ausgewachsen und müssen sich erst noch entwickeln.

Viele Grüße,
Frederic

fredericbernardmusic.com
 
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Hallo,

also Studium kommt fuer mich nicht in Frage.
1. Kein Abitur
2. ich bin 36 Jahre alt. :)

Gehoerbildungssoftware habe ich EarMaster.
Ein anderer User schreibte, dass Ihm die Software im "Schlachtfeld" nicht so wirklich richtig weiter gebracht hat.

Ja, und mit der Kreativitaet ist eigentlich mein größtes Problem. Was mich auch sehr nervt, sehr sogar,
weil da kommt sehr wenig bis garnichts.
Versuche mir das immer etwas schoenzureden mit fehlendem Fachwissen und Erfahrung usw...
Harmonielehre und allgemeine Musiktheorie lerne ich ueber die Buecher von Dr. Paul Riggenbach. (sehr gut, vorallem wg. Loesungsteil im Buch usw...)

Vielen Dank nochmals fuer Deine ausfuehrlichen Antworten.

Sowas z.B. wueßte ich nie, wie ich darauf kommen sollte bzw. wie ich schon vorher die Melodie in meinem Kopf hoere ect...

 
Welches ist eigentlich Dein Instrument?

Wenn Du wirklich ganz am Anfang stehst, nimm mal die Harmonien von diesem Never Back Down, ändere das Tempo und den Rhythmus und erfinde eine andere Melodie dazu. Am Besten mit Deinem Instrument, im Idealfall ist das das Klavier.

Wenn Du so etwas noch nicht kannst, brauchst Du Dir über Orchestration noch nicht allzuviele Gedanken machen.

Viele Grüße,
McCoy
 
Mein Instrument ist das Klavier (Anfaenger).
Den beschriebenen Weg von Dir, bekomme ich nicht hin, weil ich es nicht kann.
Weil ich zb. die Harmonien nicht raushoeren kann und eine andere Melodie erfinden erst recht nicht.
Habe bis jetzt immer nur in meinen Musikbuechern gearbeitet am Anfang allg. Musiktheorie (Notenlesen, Tonleitern ect..)
dann Harmonielehre (was sehr umfangreich ist).

Danke fuer die Antwort.
 
Den beschriebenen Weg von Dir, bekomme ich nicht hin, weil ich es nicht kann
Laß es Dir von jemandem zeigen, man kann nicht alles aus Büchern lernen.
Weil ich zb. die Harmonien nicht raushoeren kann
Die ersten 16 Takte. Das reicht erstmal zum Üben:

||: Dm | % | C | % | Bb | % | F | C |
| Dm | % | C | % | Bb | G#o7 | Asus4 | A :||

Jetzt machst Du einen 3/4-Takt daraus, damit es möglichst anders wird als das Original. Spiel die Akkorde am Klavier und erfinde danach(!) eine einfache(!) Melodie, die nur aus Akkordtönen besteht.

Wenn das noch nicht gleich ganz toll wird, macht das nichts. Du mußt das eben 50x machen, bevor es gut wird. Nimm verschiedene Akkordfolgen (findest Du haufenweise im Internet), 8 oder 16 Takte und übe. Später dann Durchgangs-, Wechsltöne und Vorhalte dazunehmen. Wenn Du das mal ein paar Monate lang gemacht hast, suche Dir einen Freund, der ein anderes Instrument spielt und laß ihn die Melodie spielen, während Du mit den Akkorden möglichst interessante und abwechslungsreiche Begleitungen erfindest. Dadurch lernst Du kennen, wie man das mit verschiedenen Instrumenten so machen kann. Dann schau Dir an, wie das erfahrene Komponisten gelöst haben. Erst dann irgendwann kannst Du daran denken, mal etwas für ein ganzes Orchester zu schreiben.

Mein Lehrer sagte damals, als ich angefangen habe zu komponieren: Ein Autobauer-Lehrling baut ja auch nicht zuerst einen Formel-1 Rennwagen, sondern fängt mit einem Kleinwagen an.

Dir fehlt ganz einfach die Erfahrung und die Grundlagen. Du mußt anfangen, es zu tun, nicht Bücher lesen.

BTW: Hast Du einen Lehrer?

Viele Grüße,
McCoy
 
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Das mit dem Orchester ist mein Endziel kam etwas falsch rueber von mir.
Wie hoerst du sowas raus... Sowas lerne ich doch niemals nur mit EarMaster. :)
Nein, ich habe keinen Lehrer! Bei uns gibt es einige Musikschulen aber dort kann man nur Instrumentalunterricht nehmen.
So ist es, mir fehlt Erfahrung usw...
Danke fuer Deine Hilfe.
 

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