Morgen @bagotrix, ich nutze halboffene AKG K-240 Kopfhörer.
Wenn Du daran nichts ändern willst, wirst Du das Problem auch mit einem lauteren Kopfhörerverstärker nicht lösen.
Das halboffene Prinzip ist gut fürs Abhören, aber wie gesagt aus meiner Sicht ungeeignet für das Kontrollieren den Sounds während der Aufnahme im gleichen Raum. Du hast halt keinen Produzenten am Pult, der das für Dich erledigen kann, und mit diesem Unterbrechen zum Abhören verlierst Du nicht nur Zeit, sondern auch den Spielfluss.
Wenn es ein älterer K-240 ist, liegt es vermutlich auch an der Impedanz. Man vergisst immer gerne, dass ein Kopfhörer ein Lautsprecher ist, der an einer Endstufe hängt. Aktuell hat der Mk II 55 Ohm, aber bis vor ein paar Jahren waren es mWn noch 600 Ohm.
Wenn das bei Dir der Fall ist, musst Du Dich nicht wundern. Die Focusrite-Interfaces haben eine sehr niederohmige Kopfhörerendstufe, die mit ">1 Ohm" angegeben ist, und mehr als 200 Ohm sollte man laut Hersteller bei den kleineren Modellen nicht verwenden. Ein so hochohmiger Hörer ist daran einfach zu leise. Stell Dir vor, Du würdest an Deinen Bandit eine Box mit 32 Ohm hängen, da käme auch nicht mehr viel raus.
Von daher würde ich persönlich das Geld für eine Neuanschaffung nicht in einen Kopfhörerverstärker oder gar ein neues Interface stecken, sondern lieber in einen geschlossenen, niederohmigen Kopfhörer, wie zB den beyerdynamic DT-770 Pro (ebenfalls ein Klassiker), den es auch in 32 Ohm gibt. Ich weiß, Kopfhörer sind auch soundmäßig noch mehr Geschmackssache als Lautsprecher, aber fürs Aufnehmen brauchst Du vor allem anderen ein passendes Werkzeug.
Es ist eh kein Fehler, wenn man zum Abhören bzw. auch später beim Mix auch mal unterschiedliche Kopfhörer und Lautsprecher verwendet, denn irgendwann sollen es ja auch andere Leute mit anderem Equipment anhören und gut finden.
Ich fühle mich mittlerweile immer wieder grundlegend von meinem Soundempfinden verarscht, da ich meinen Sound alleine liebe, aber sobald Schlagzeug und Lead-Gitarre dazu kommen hört und fühlt es sich nicht mehr so nice an.
Mit Deinem Soundempfinden ist alles okay, denn das ist einfach so. Das war schon vor 200 Jahren die Kunst der Komponisten und Dirigenten, aus quietschenden Flöten und Geigen, brummenden Kontrabässen und hupenden Tröten das riesige Klangpanorama einer Sinfonie zu formen. In kleinerem Maßstab ist das schon bei einer kleinen Band so. Umgekehrt müssen Instrumente, die einen riesigen Klangteppich legen können, vom Arrangement bzw. heute auch der Klangeinstellung so ein bisschen "eingehegt" werden. Auf YT findet man ab und zu "isolated tracks". Mach Dir da mal ein Bild davon, wie Gitarrenspuren bei toll klingenden Produktionen alleine klingen.
Es ist aber auch eine psychologische Sache. Ich habe ehrlich gesagt selber viele Jahre gebraucht, um mit der Erkenntnis nicht mehr zu hadern, dass der Sound einer mächtigen Rhythmusgitarre vielleicht mich begeistert, aber dem Publikum herzlich egal ist. Für die zählt das Gesamtbild. Irgendwie wehrt man sich dagegen, im Hinterkopf nagt halt immer dieses "Aber alleine klingts doch soo geil...!". Mir zumindest gehts immer noch so, aber ich hab gelernt damit zu leben...
Wenn ich nur für mich spiele, stell ich den Amp bzw. meine Preamps deshalb auch immer noch rücksichtslos auf mein Wohlgefühl ein, da bin ich dann alleine das ganze Orchester, und der Rest ist Kopfkino. Bei Aufnahmen bzw. in einer Band funktioniert dieser Sound halt nicht, aber das heißt ja nicht, dass man sich nicht mal austoben darf.
Ganz wichtig ist ein solcher "abgespeckter" Gitarrensound auch für die Dynamik. Die kommt gerade in Pop, Rock und Metal dank der allgegenwärtigen Kompression kaum noch aus Lautstärkedifferenzen, sondern eben aus dem Arrangement. Hast Du zB einen Break oder eine Intro, in dem nur die Gitarre zu hören ist, ist da erst mal dieses Riesen-Riff, das in Deinem Hirn majestätisch durch ein Stadion fegt. Trotzdem wird für den
Zuhörer die dramatische Wirkung (samt Headbanging,, auf-der-Stelle-Hüpfen und Fistbumping) erst dann komplett, wenn der Rest der Band einsetzt und da mit einem Schlag "oben und unten" noch vielmehr dazukommt. Das geht aber schlecht, wenn die Gitarre vorher schon alles füllt.
Gruß, bagotrix