@Klaviere werden aber nicht theoretisch gestimmt, sondern in physisch realer, harter konzentrierter Arbeit. Ich beneide gute Klavierstimmer wg. ihres anstrengenden Jobs überhaupt nicht.
Stimmgeräteausschläge mögen ja ganz nett sein, aber bei einem gut klingenden Klavier müssen auch die Obertöne harmonisch zu einem Ganzen zusammengefasst werden.
Zur Stimmung kommt auch noch die Intonation, die die perlende Gleichmäßigkeit aller Klaviertöne herstellen soll. Da darf kein Ton in seiner Klangfarbe herausstechen oder zurückstehen.
Was ein Bekannter von mir - ehemaliger Chefintonateur bei Steinway Hamburg - da durch ein paar gezielte Nadelstiche in die Hammerfilze erreicht, grenzt für mich immer wieder an reine Zauberei....
Merke: Je älter und anfälliger das Klavier schon geworden ist, um so besser muss der Stimmer/Intonateur sein.
Der Schritt von der Klimperkastendrahtkommode nach Westernart - "Nicht auf den Pianisten schießen" - zum konzerttauglichen Instrument ist manchmal nur ein ganz kleiner, aber man muss wissen in welche Richtung...
Für gute Klavierstimmer gehört es übrigens zur Berufsehre, außer einer Stimmgabel für den Kammerton keinerlei Frequenzmessinstumente zu benutzen. Denen sind die Quint-, Quart- und Terzschwebungen so in Fleisch und Blut übergegangen, dass da kein Messinstrument mitkommt. Einschließlich leichter Abweichungen bei besonderen Kundenwünschen, wie z.B. "reinere" Terzen.
Wenn das jeder Keyboardbesitzer selbst hinkriegen könnte, wären Klavierstimmer und Klavierbaumeister wohl kaum anerkannte Berufe mit langen Ausbildungszeiten und Prüfungen.