Klangvorstellung und Improvisation üben für fortgeschrittene Anfänger auf der Blockflöte

  • Ersteller flautilius
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Ich bin sehr gespannt, auf welchem Weg Du in ein Musizieren hinein findest, das Dir gefällt.

Vielen Dank für die Fülle an Anregungen, Informationen und Gedanken!
(Dass es so etwas wie "Melografie" überhaupt gibt, wusste ich gar nicht.)


Ich kann nur anhand meiner begrenzten Erfahrungen antworten.

Nachdem ich die Blockflöte jahrzehntelang als Instrument gar nicht ernst genommen habe, höre ich jetzt häufiger Blockflötenmusik von professionellen Musikern.
Das erscheint mir unglaublich hilfreich für die Entwicklung von "Klangvorstellung". Beispielsweise wurde mir dadurch erst richtig bewusst, dass man den Klang der Blockflöte dynamisch gestalten kann.
Das klingt vielleicht komisch, aber ich musste erst Frans Brüggen und Pavane Lachrimae (Dowland/Van Eyck) für mich entdecken, um zu kapieren, dass man die Blockflöte ausdrucksvoll spielen kann:



Dass man heutzutage durch das Internet einen so leichten Zugang hat zu solchen Schätzen, finde ich wundervoll!
Dafür bin ich sehr dankbar!

Zentral für die Entwicklung von "Klangvorstellung" erscheint mir, dass man häufig hört, wie entsprechende Musik gut gespielt wird.
Das klingt banal, ist es aber meiner Meinung nach nicht. Möglichst häufige musterhafte/vorbildliche Hörerfahrungen, verbunden mit dem, was die Lernpsychologen "Lernen am Modell" nennen, halte ich für grundlegend und von der Pädagogik weiterhin unterschätzt.
Kurz gesagt: Man kann einem Lernenden nicht mit irgendwelchen Theorien kommen, wenn diese Grundlage nicht ausreichend vorhanden ist.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Sozialkognitive_Lerntheorie

An meinem Beispiel erläutert:
Obwohl der Frans Brüggen längst tot ist und diese Aufnahme von ihm uralt, ist das für mich zu einem inspirierenden Vorbild geworden, dem ich mit meinen bescheidenen Möglichkeiten versuche nachzueifern.

Und dadurch, dass ich diese Musik immer häufiger höre und auch selber spiele (mit dem Modell im Kopf), verbessert sich automatisch die Klangvorstellung.
Zumindest in diesem Bereich. Das gilt nicht für andere Musikstile, beispielsweise habe ich noch keinen Zugang zur mittelalterlichen Musik. Wenn ich da Noten sehe, gibt es dazu in mir keine Klangvorstellung. Es fehlt in diesem Bereich halt bisher die Hörerfahrung.
Das ist aber nicht schlimm, denn man kann sich ja nicht alles gleichzeitig erschließen. Im Moment bin ich mit Van Eyck völlig zufrieden und fühle mich auf einem guten Weg.
 
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Zentral für die Entwicklung von "Klangvorstellung" erscheint mir, dass man häufig hört, wie entsprechende Musik gut gespielt wird.
So sehe ich das auch! Was man nicht kennt, kann man sich schwerlich vorstellen. Es sei denn man hat die Gabe, aus dem Nichts eigene Visionen zu entwickeln.

Der "Fluyten Lusthof" ist eine wunderbare Sammlung. Pavane Lachrimae mag ich auch sehr.
Was ich nicht leiden kann ist, wenn die Stücke "runtergerasselt" werden. Wenn dabei jeglicher Ausdruck verloren geht, bleibt nur Akrobatik übrig. Das ist nicht meine musikalische Welt.

Dass es so etwas wie "Melografie" überhaupt gibt, wusste ich gar nicht.
Wenn Du mehr darüber wissen möchtest, versuche, das Buch antiquarisch zu bekommen.
Die Musikbeispiele sind zwar ausschließlich Volks- und Kinderlieder. Aber man kann soooooo viel mehr damit machen!
Als Karl Foltz das Buch heraus brachte, war er noch gezwungen, einen technischen Zeichner damit zu beauftragen, die Melografie druckreif zu zeichnen. Handskizziert reichte nicht aus, um eine Vorstellung von der Schrift zu vermitteln. Handskizzen sind zu sehr von persönlichem Schreibstil geprägt. Die Lehrform muss neutral sein. Heutzutage kann man mit einem geeigneten Grafikprogramm druckreife "Melografiebänder" selbst zeichnen.

Es gibt noch einen weiteren Grund, warum mir Melografie und "Wandernde Hand" gut gefällt. Sie können einem helfen, der Kraftentfaltung einer melodischen Bewegung nachzuspüren und dann in dynamisches Spiel umzusetzen. Wenn man Melografie selbst zeichnet, stellt man bald fest, dass es immer wieder Melodieabschnitte gibt, die sich unterschiedlich zeichnen/interpretieren lassen. Dann muss man sich überlegen und ausprobieren, wie sich diese und jene Interpretation auf das Musizieren auswirkt und was sich für einen logisch anfühlt und was nicht. Ob das Ergebnis mit irgendeiner Lehrmeinung konform geht oder nicht, erscheint mir erst einmal nicht so wichtig. Die Auseinandersetzung damit, welche Unterschiede durch die verschiedenen Interpretationen entstehen ist wichtig! Aus dieser Auseinandersetzung heraus wächst ein grundlegendes Verständnis, das einem einerseits den Zugang zu auf Tonträgern veröffentlichten Interpretationen und Beschreibungen in der Fachliteratur erleichtert und andererseits auf Ideen bringt, wie man die Interpretation der Musik auf dem Instrument gestalten könnte.
 
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Der "Fluyten Lusthof" ist eine wunderbare Sammlung. Pavane Lachrimae mag ich auch sehr.
Was ich nicht leiden kann ist, wenn die Stücke "runtergerasselt" werden. Wenn dabei jeglicher Ausdruck verloren geht, bleibt nur Akrobatik übrig. Das ist nicht meine musikalische Welt.

Mich interessiert, wie du das meinst. Ich kenne vor allem die Aufnahmen von Frans Brüggen und von Erik Bosgraaf. Findest du, dass da etwas zu schnell gespielt wird?
Hast du eine bestimmte Aufnahme im Ohr, die dir nicht gefällt?

Generell stimme ich natürlich zu, dass akrobatisches Runterrasseln ohne Ausdruck nicht schön und nicht vorbildlich ist.

Aber genauso wie in Bachs wohltemperiertem Klavier manche Stücke ein langsames und andere ein rasant schnelles Tempo vertragen, ist das nach meinem Empfinden auch im Flöten "Lust-hof" der Fall.
Für mich ist das natürlich nicht unbedingt ein Vorbild, weil ich das schnelle Tempo sowieso nicht erreiche, weder am Klavier noch mit der Flöte.
Ich spiele halt nur das, was für mich spielbar ist.


Bei mir ist es gerade an der Zeit, viel zu hören und praktisch an der Flöte auszuprobieren. Bücher lesen und darüber reflektieren, kommt später. Das ist alles wichtig, aber wenn man nur begrenzte Zeit zur Verfügung hat für Musik und gerade begeistert ist, sollte man dieser Begeisterung für das praktische Tun/Hören/Spielen nachgehen. Ganz kindlich-experimentell.
Die "Eule der Minerva" darf hinterher fliegen, wenn das Kind seinen Spaß hatte.
 
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Hast du eine bestimmte Aufnahme im Ohr, die dir nicht gefällt?
Es ist jetzt schon ein paar Jahre her, dass ich mal in YT über eine Serie von Aufnahmen gestolpert bin, die mir wegen des hohen Tempos nicht gefielen. Die Links habe ich damals nicht gespeichert.

... habe ich mit meinem Einwand nicht gemeint. Es ging mir mehr um die generelle Feststellung. Und ich schrieb bewusst "... ist nicht meine Welt...".
Es gibt Leute, die bewundern atemberaubend schnelles Spiel. Jeder wie er mag.
 
Es gibt Leute, die bewundern atemberaubend schnelles Spiel.
Wenn's passt, bewundere ich es auch. Wenn schnell gespielt wird, nur um der Schnelligkeit willen, kann ich damit nichts anfangen.
 
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mein Lieblingsmusiker (ok, kein Flötist) sagte mal: "schnell spielen ist keine Kunst, das kann jeder trainieren. Eine Kunst ist es, aus langsamen Stücken Musik zu machen ..."
 
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Zum Thema "Klangvorstellung schulen" ...

Ich spiele gerade einige der wunderschönen Anthologien für Blockflöte und freue mich besonders über die Reihen "Renaissance/Baroque Recorder Anthology".
Wenn ich diese tollen Hefte vor 35 oder 30 Jahren schon gehabt hätte ... Aber egal, so habe ich halt jetzt das Vergnügen!

Einen Schwachpunkt kann ich allerdings bei mir feststellen:
In meinem Musikunterricht bzw. damals beim Blockflötenunterricht wurde offenbar versäumt, auf Intonation zu achten und die Klangvorstellung entsprechend zu schulen.

Wie kann ich das nachholen bzw. üben?

Ich habe zum Beispiel den Verdacht, dass einige meiner Flöten falsch intoniert sind.
Brauche ich ein spezielles Stimmgerät für Blockflöten, um das zu überprüfen? Oder gibt es eine App für Smartphone, die zuverlässig ist?

Ich wünsche allen einen schönen Advent-Sonntag!
 
meist sitzt das problem vor dem instrument!


hast du schon mal vor einem stimmgerät die qualität deiner "tonfindung" geprüft?

spezielle gerät= wozu? a ist a und c ist c egal auf welchem instrument ( wenn du richtig greifst!)
 
Ich habe zum Beispiel den Verdacht, dass einige meiner Flöten falsch intoniert sind.
Brauche ich ein spezielles Stimmgerät für Blockflöten, um das zu überprüfen? Oder gibt es eine App für Smartphone, die zuverlässig ist?

Ich benutze den KORG OT120.
Dieser "Orchestertuner" bietet verschiedene interessante Funktionen.
Irgendwo in den Tiefen des Boards muss davon eine Beschreibung schlummern.

Blockflöten haben abhängig von der Bauweise einen mehr oder weniger großen Intonationsspielraum, der sich bei Blasdruckänderungen bemerkbar macht.
Außerdem haben Lufttemperatur und Temperatur des Instruments Einfluss auf die Intonation. Deshalb muss man das Instrument anwärmen, bevor man es (minimal) nachstimmt.
Das Herausziehen des Flötenkopfes eignet sich nur bedingt für das Anpassen der Stimmhöhe, da die Verhältnisse der Abstände (Fenster - Griffloch) geändert werden.
Sollte das Stimmgerät Deinen Verdacht bestätigen, kannst Du überlegen, ob Du mit Deiner Blockflöte erst einmal bei einem der Blockflötenfestivals vorstellig wirst und Dich mit einem Blockflötendoktor berätst.

In meinem Musikunterricht bzw. damals beim Blockflötenunterricht wurde offenbar versäumt, auf Intonation zu achten und die Klangvorstellung entsprechend zu schulen.
Wie kann ich das nachholen bzw. üben?
In Gruppen ist das schwierig. Je größer die Gruppe, um so schwieriger. Deshalb ist Mini-Gruppen-Unterricht und Einzelunterricht so wichtig. (Das mal nur so nebenbei.)
Üben kann man zum Beispiel, auf Dissonanzen zu achten. Die machen sich beim Zusammenspiel mit gleich gestimmten Instrumenten durch Schwebungen bemerkbar.
In Blockflötenorchestern achtet man beim Zusammenklang der Stimmen auf eine Intonation gemäß der reinen Stimmung. Dann klingen die Akkorde besser. Auf dem KORG OT120 kann man diese Stimmung einstellen und dann systematisch Skalen und Sprungfolgen üben. Das kann man sowohl mit passenden Liedern als auch systematisch aufbauenden Etüden machen.
Der Vorteil der Etüden ist das umfassende systematische Vorgehen.
Der Vorteil von Liedern ist, dass man sie vielleicht auch mal zwischendurch singt.

Durch häufiges Hören von gleichschwebend temperiert gestimmten Instrumenten kann die Vorstellung von reinen Klängen verloren gehen. Deshalb ist es gut, beim "Aufwärmtraining" die Intonation mit dem Stimmgerät zu prüfen. Neben der Konzentration auf das Hören ist auch hilfreich, sich das Spielgefühl beim Anblasen zu merken.

https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichstufige_Stimmung
https://de.wikipedia.org/wiki/Temperierte_Stimmung
http://www.lehrklaenge.de/PHP/Tonsystem/GleichstufigeStimmung.php

https://de.wikipedia.org/wiki/Reine_Stimmung
 
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meist sitzt das problem vor dem instrument!


hast du schon mal vor einem stimmgerät die qualität deiner "tonfindung" geprüft?

spezielle gerät= wozu? a ist a und c ist c egal auf welchem instrument ( wenn du richtig greifst!)

Ist das tatsächlich so? :rolleyes:

Nun sagt das Stimmgerät, dass bei meiner Plastik-Tenor a gleich a ist und c gleich c. Aber bei der Rottenburgh Tenor liegen a und c leider ein ganzes Stück tiefer (ca. 30 Prozent).

Ich erinnere mich nun auch, dass ich das Problem vor einigen Jahren schon erkannt hatte, hab es nur wieder vergessen.

Aber ich nehme das jetzt als gutes Zeichen, dass mir aufgefallen ist, dass da etwas "komisch" klingt.

Hat da jemand Erfahrungswerte, wie teuer das Nachintonieren bei Moeck ungefähr sein wird?

(Vorausgesetzt es sind nicht noch weitere Reparaturen bei der Flöte fällig.)


Blockflöten haben abhängig von der Bauweise einen mehr oder weniger großen Intonationsspielraum, der sich bei Blasdruckänderungen bemerkbar macht.

Außerdem haben Lufttemperatur und Temperatur des Instruments Einfluss auf die Intonation.

Ja, allerdings wenn man das Instrument vorgewärmt hat und trotz hohen Blasdrucks nicht annähernd in die richtige Tonhöhe kommt, kann da etwas nicht stimmen.
Und da nicht alle Töne davon betroffen sind, sondern nur wenige, während andere die richtige Tonhöhe haben, ist das Instrument also nicht generell tiefer gestimmt, sondern falsch gestimmt, wenn ich da jetzt nichts übersehe/überhöre.


Sollte das Stimmgerät Deinen Verdacht bestätigen, kannst Du überlegen, ob Du mit Deiner Blockflöte erst einmal bei einem der Blockflötenfestivals vorstellig wirst und Dich mit einem Blockflötendoktor berätst.

Sehr gerne. Ich habe beim Googeln jetzt nur ein "Recorder Festival Nordhorn 2020" am 21. Februar gefunden. Ist das eines der Blockflötenfestivals, die Du meinst? Sind auf so einem Festival immer auch "Blockflötendoktoren" anwesend, also rund um die Konzerte als Aussteller herum?

(Sorry, falls das "dumme Fragen" sind. Ich war noch nie auf so einem Festival.)

Üben kann man zum Beispiel, auf Dissonanzen zu achten. Die machen sich beim Zusammenspiel mit gleich gestimmten Instrumenten durch Schwebungen bemerkbar.

Ich spiele zur Zeit ausschließlich solo. Eventuell hat eine Freundin demnächst Lust, die "netten Duette" zu spielen. Vermutlich ist es dann am einfachsten, die höherwertigen Plastikflöten zu verwenden (Aulos Symphonie etc.), um Intonationsproblemen am Anfang aus dem Weg zu gehen.

Wie gesagt: Bei mir steht die Freude an der Musik im Vordergrund. Und wenn ich beispielsweise 2 Stunden in der Woche eine Freundin treffe und wir Lust haben auf die "netten Duette", möchte ich die Zeit nicht mit Intonationsproblemen oder dergleichen verbringen.

Für mich allein wäre ich aber bereit, ein paar "Intonationsübungen" zu machen, falls es so etwas gibt. So habe ich bei der Moeck Tenor zwar gehört, dass irgend etwas nicht stimmt, aber ich wusste nicht, welche Töne das sind. Und dann hatte ich generell befürchtet, dass auch die anderen Holzflöten ein Intonationsproblem haben, aber das trifft nicht zu.
 
Recorder Festival Nordhorn 2020
Die Blockflötenfestivals haben unterschiedliche Namen und unterschiedliche Programme.
Die Webseite vom Nordhorn Festival musste ich gerade erst einmal suchen. Bitte solche Fundstellen verlinken! Das ist zum Beantworten von Fragen einfacher.
http://www.blockfloetenfestivalnordhorn.de/
Der Schwerpunkt solcher Festivals ist in der Regel das Treffen von Musikern bei Konzerten und Workshops. Aussteller / Hersteller und Dienstleister wie Kalle Belz (Flötendoktor) bilden gewissermaßen ein mehr oder weniger umfangreiches Rahmenprogramm, um den Kontakt zu den Musikern zu pflegen. Wer da ist, hängt vom Terminkalender der Einzelnen ab. Wer mehr wissen möchte, als das, was dem Festivalprogramm zu entnehmen ist, nimmt am besten mit der Festivalorganisation Kontakt auf.

Weitere Termine
Recorder Forum Nürnberg https://www.facebook.com/events/803448226783888/
Recorder Summit Schwelm http://www.recordersummit.com/
Blockflötenfesttage Stockstadt https://blockfloetenfesttage.de/2020/
Summerwinds Münsterland http://www.summerwinds.de/

Ich war noch nie auf so einem Festival.
Das wohl größte Treffen von Instrumentenbauern ist vermutlich in Stockstadt. Zumindest war es in der Vergangenheit so.
https://www.musiker-board.de/threads/blockfloetenfesttage-stockstadt-2015-herausgepickt.611479/

wenn man das Instrument vorgewärmt hat und trotz hohen Blasdrucks nicht annähernd in die richtige Tonhöhe kommt, kann da etwas nicht stimmen.
Die Vermutung liegt nahe. Aber eine Steigerung des Blasdrucks hilft nicht immer. Es kann auch eine Frage des korrekten Ansatzes sein. Schwer zu beschreiben.

Nun sagt das Stimmgerät, dass bei meiner Plastik-Tenor a gleich a ist und c gleich c. Aber bei der Rottenburgh Tenor liegen a und c leider ein ganzes Stück tiefer (ca. 30 Prozent).
Ich erinnere mich nun auch, dass ich das Problem vor einigen Jahren schon erkannt hatte, hab es nur wieder vergessen.
Mein erster spontaner Gedanke war, ob die Flöten vielleicht unterschiedlich gestimmt sind (440Hz, 442Hz)
30 Prozent? Meinst Du 30 Cent?

Vermutlich ist es dann am einfachsten, die höherwertigen Plastikflöten zu verwenden (Aulos Symphonie etc.), um Intonationsproblemen am Anfang aus dem Weg zu gehen.
Im Hinblick auf gravierende Intonationsprobleme gebe ich Dir recht.
Das schwebungsfreie Zusammenspiel ist aber nicht automatisch gegeben, ganz gleich, wie gut die Instrumente gestimmt sind.
Erfahrene Spieler mit guten Instrumenten stimmen diese bei jedem Treffen von neuem aufeinander ab.

Gruß Lisa
 
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Vielen Dank für die ausführliche Antwort!

Mein erster spontaner Gedanke war, ob die Flöten vielleicht unterschiedlich gestimmt sind (440Hz, 442Hz)
30 Prozent? Meinst Du 30 Cent?

Ja, einzelne Töne der Rottenburgh Tenor sind ca. 30 Cent zu tief, andere nicht. Dagegen zeigen meine übrigen Blockflöten bei "normalem Blasdruck" auf dem Stimmgerät höchstens Abweichungen von wenigen Cent.

Ich erinnere mich inzwischen, dass ich mit der Rottenburgh Tenor schon immer Probleme hatte. Direkt nach dem Kauf vor knapp 30 Jahren wurde sie sogar schon zurück in die Werkstatt geschickt.
Sogar den Beleg dafür habe ich gefunden.
Wahrscheinlich konnte ich damals nur sagen, dass "irgendetwas" nicht in Ordnung ist.

Ich packe sie jetzt ein und hoffe, es klappt nächstes Jahr terminlich mit einem Festival/Flötendoktor in NRW bzw. Fahrzeit unter 2 Stunden.

Falls das nicht klappt: Evtl mit der Firma Moeck telefonieren? Gibt es da heutzutage bei solchen Problemflöten einen vernünftigen Service des Herstellers oder bedeutet der Hinweis auf den Flötendoktor, dass man die Hersteller vergessen kann?

Das schwebungsfreie Zusammenspiel ist aber nicht automatisch gegeben, ganz gleich, wie gut die Instrumente gestimmt sind.
Erfahrene Spieler mit guten Instrumenten stimmen diese bei jedem Treffen von neuem aufeinander ab.

Darf ich nachfragen, was das in der Praxis für den Laien bedeuten könnte?
Sagen wir mal, es treffen sich zwei Menschen mit ihren 30 Jahre alten Holzflöten von Moeck und Mollenhauer. Bisher dachte ich, man wählt einen gemeinsamen Ton und wenn das schief klingt, wird bei einer Flöte das Kopfstück etwas rausgeschraubt, bis es harmonisch klingt und das war's dann. Und ich glaubte, bei perfekt intonierten Plastikflöten sei gar nichts zu tun.
Mit den Wikipedia-Links über reine und sonstige Stimmung kann ich leider nichts anfangen, das ist mir im Moment zu theoretisch. Ich wusste auch nicht, dass man als Spieler eine Flöte überhaupt "stimmen" kann oder wie ist das "aufeinander abstimmen" in der Praxis gemeint?
 
flautilius


das wichtigste ist das die flöten(plural) für dieselbe stimmung gebaut wurden, - sprich 435 oder 440 oder..... , es gibt da noch einiges.
wenn also zwei flöten der ursprünglichen GLEICHEN stimmung zusammen kommen, kann man durch ausziehen des kopfteiles die tonsäule veländern (länge!!) und damit sich der anderen annähern.
alles geht natürlich nur bedingt.
dir das wissenschaftlich zu erklären sprengt meinen zeitrahmen ist jedoch recht interessant für DEIN vertändnis zur beurteilung JEGLICHEN instrumentes (hier blasinstrumente)
kontakt zu wissenden spielern oder lehrern kann also nicht schaden - bleib dran.

frohes fest und noch viel spass.



ns. es gibt auch fachbücher zu dem thema.
 
Und ich glaubte, bei perfekt intonierten Plastikflöten sei gar nichts zu tun.
Im Grunde stimmt das auch. Wenn beide Flöten nicht gerade genau denselben Ton spielen, gibt es bei den meisten Intervallen einen gewissen "Toleranzbereich", bevor es gleich furchtbar schräg klingt. Nach meiner Erfahrung können sich zwei Spieler, deren Flöten grundsätzlich korrekt gebaut/gestimmt sind, schnell aufeinander einstimmen. Das geht nach kurzer Zeit sogar schon mit Flötenanfängern, die noch nicht so viel Spielerfahrung haben.

Ich kann mir z.B. auch nicht vorstellen, dass es eine Flöte gibt, die jeden einzelnen Ton ihres Umfangs ohne Abweichung zum Stimmgerät intoniert. Und selbst wenn ein Instrument das kann (vielleicht ein Digitalpiano), so bleibt die temperierte Stimmung sowieso ein Kompromiss, bei dem vor allem große und kleine Terzen und Sexten immer irgendwie "verstimmt" klingen. (Je nachdem wie "empfindlich" man hört.)

Eventuell hat eine Freundin demnächst Lust, die "netten Duette" zu spielen. Vermutlich ist es dann am einfachsten, die höherwertigen Plastikflöten zu verwenden (Aulos Symphonie etc.), um Intonationsproblemen am Anfang aus dem Weg zu gehen.
So würde ich damit anfangen. Und wenn erstmal klar geworden ist, dass es funktioniert, dass ihr euch aufeinander eingestimmt habt (das passiert mehr oder weniger immer, wenn man zusammen spielt), kannst du auch andere Flöten heranziehen. Dabei wirst du schon herausfinden, ob sie so weit "daneben" sind, dass man mit "tiefer stimmen per Kopfstück" und Blasdruckanpassung nichts mehr machen kann.

Eine etwaige Reparatur bzw. Überarbeitung alter Holzflöten wurde ich vor allem unter dem Kosten-/Nutzenaspekt entscheiden.



Vielleicht findest du dieses Video interessant. :)
 
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die temperierte Stimmung sowieso ein Kompromiss, bei dem vor allem große und kleine Terzen und Sexten immer irgendwie "verstimmt" klingen. (Je nachdem wie "empfindlich" man hört.)
Richtig. Das lässt sich in einem reinen Blockflötenorchester / Kammerensemble welcher Größe auch immer mit Übung nach und nach immer besser umgehen, indem man das Spiel mit "Reiner Stimmung" erarbeitet. So wie es auch reine Streicherensembles machen, wenn sie die entsprechende Musik spielen. Die klingt dann einfach besser. Die Akkorde werden im Klang voller und runder.

Bisher dachte ich, man wählt einen gemeinsamen Ton und wenn das schief klingt, wird bei einer Flöte das Kopfstück etwas rausgeschraubt, bis es harmonisch klingt und das war's dann. Und ich glaubte, bei perfekt intonierten Plastikflöten sei gar nichts zu tun.
Im Prinzip stimmt das zwar. Jedoch kam es bei Blockflötentreffen vor, dass gute Flöten unterschiedlicher Hersteller unterschiedlich gestimmt waren. Die Abweichungen sind in der Regel minimal und lassen sich durch Auseinanderziehen oder Anpassung von Griffen angleichen. Kein Problem also. Aber es muss kontrolliert und gemacht werden. Blockflötenlehrer verlangen deshalb häufig, dass alle Teilnehmer einer Gruppe dasselbe Blockflötenmodell kaufen. So verringert sich der Aufwand für das Einstimmen zu Beginn der Unterrichtsstunde.

Lass Dich von diesen Hinweisen nicht irritieren. Behalte sie nur im Hinterkopf. Wenn dann das Zusammenspiel nicht so schön klingen will, wie Du es Dir vorstellst, dann hast Du schon mal eine Idee davon, woran es liegen könnte.
Für den Anfang ist es gut, einstimmig zu spielen und dabei auf eventuelle Schwebungen zu horchen. Um miteinander schwebungsfrei zu spielen, muss man aufeinander horchen und eine gemeinsame Intonation finden. Grundlage dafür ist das Wissen, wie sauberes Intonieren funktioniert. Das lernt man am besten in Workshops.

Mit den Wikipedia-Links über reine und sonstige Stimmung kann ich leider nichts anfangen, das ist mir im Moment zu theoretisch. Ich wusste auch nicht, dass man als Spieler eine Flöte überhaupt "stimmen" kann oder wie ist das "aufeinander abstimmen" in der Praxis gemeint?
Ohne wenigstens eine grobe Idee davon zu haben, was es mit den verschiedenen Stimmsystemen auf sich hat, ist leider nicht zu verstehen, warum es "enharmonische Verwechslungen" gibt und es für Töne mit unterschiedlichen Namen, die auf einem modernen Tasteninstrument mit ein und derselben Taste gespielt werden, in manchen Blockflöten-Grifftabellen unterschiedliche Griffe gibt. Das ist ein sehr komplexes Thema, von dem man sich nicht jedes Detail merken muss. Aber wenn man es komplett weg schiebt, erschließt sich manches einfach nicht.
"aufeinander abstimmen" bedeutet, dass man übt, möglichst schwebungsfrei miteinander zu spielen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwebung

Gruß
Lisa
 
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@Lisa2 Da habe ich wieder eine Weile gebraucht, um deine Antwort (hoffentlich) zu verstehen. Denn deine Erklärung von "aufeinander abstimmen" mit "schwebungsfrei miteinander spielen" ist bestimmt wissenschaftlich korrekt, klang für mich aber nach der Übersetzung von Thailändisch ins Chinesische. :)
Meistens hapert es beim Verstehen ja daran, dass etwas Grundlegendes entweder noch nicht bekannt oder nicht bewusst ist. Und da muss man erstmal darauf kommen, welche grundlegende Info das ist.
Ich kam dann selbst nach einiger Überlegung auf die glorreiche Idee, dass sich die zwei Spieler über Veränderungen des Blasdrucks einander angleichen bzw. aufeinander abstimmen bzw. schwebungsfrei spielen (zusätzlich zum Trick mit dem Rausziehen des Flötenkopfes, um eines der Instrumente tiefer zu stimmen).
Als ich später dann das von Dietlaib verlinkte Video gesehen habe, fühlte ich mich darin bestätigt. Ist es das, was du meintest?

@Dietlaib
Vielen Dank für das sehr nützliche Video!
 
Rausziehen des Flötenkopfes, um eines der Instrumente tiefer zu stimmen).
Wenn der Unterschied nur gering ist, ist das Herausziehen des Flötenkopfes das letzte Mittel der Wahl. Denn eigentlich wird die Flöte dadurch in sich verstimmt.

dass sich die zwei Spieler über Veränderungen des Blasdrucks einander angleichen
Öhm ... :confused: ... Ok. Nachdem der Begriff "Blasdruck" bereits mehrfach im Zusammenhang mit Intonation bzw. Änderung/Anpassung der Tonhöhe fiel, dachte ich, das sei inzwischen klar.

... klang für mich aber nach der Übersetzung von Thailändisch ins Chinesische.
Hast Du denn den verlinkten Wikipedia-Artikel zum Thema "Schwebung" nicht gelesen?
Korrekte Fachbegriffe erleichtern die Google Suche!
Begriff markieren, Rechtsklick mit der Maus und im sich öffnenden Menü den Suchbefehl auswählen.
 
Wenn der Unterschied nur gering ist, ist das Herausziehen des Flötenkopfes das letzte Mittel der Wahl. Denn eigentlich wird die Flöte dadurch in sich verstimmt.


Öhm ... :confused: ... Ok. Nachdem der Begriff "Blasdruck" bereits mehrfach im Zusammenhang mit Intonation bzw. Änderung/Anpassung der Tonhöhe fiel, dachte ich, das sei inzwischen klar.


Hast Du denn den verlinkten Wikipedia-Artikel zum Thema "Schwebung" nicht gelesen?
Korrekte Fachbegriffe erleichtern die Google Suche!
Begriff markieren, Rechtsklick mit der Maus und im sich öffnenden Menü den Suchbefehl auswählen.

Hallo Lisa, aus Deinen Beiträgen in diesem Forum habe ich häufig etwas gelernt. Auch in Threads, bei denen ich nur still mitlese. Vielen Dank dafür!

Manchmal überschätzen Menschen, die in einem Bereich Experten sind, die Möglichkeit, Wissen in Wort und Schrift oder durch Lexikonartikel weitergeben zu können.
Meine Erfahrung in Fachgebieten, in denen ich selbst "Experte" bin und unterrichte: Auch ich habe immer wieder vieles als trivial oder als bereits besprochen vorausgesetzt. Oder die Möglichkeit überschätzt, etwas überhaupt rein verbal zu vermitteln.

Inzwischen bin ich gelassen genug, es mir selbst zuzugestehen, auf Gebieten, in denen ich "Anfänger" oder "Immer-wieder-neu-Anfangender" bin, viel Zeit zu benötigen, etwas nicht sofort zu kapieren, trivial erscheinende Transferleistungen nicht gleich zu erbringen oder dafür auf YouTube-Videos angewiesen zu sein. Das ist okay für mich, vor allem wenn es um etwas geht wie Musik, das doch dazu da ist, durch Praktizieren Freude zu bereiten.
Ein gewisses Maß an Bereitschaft, mich mit den wissenschaftlichen Hintergründen zu beschäftigen, ist bei mir vorhanden. (Mehr als bei anderen, die ich persönlich kenne und die hobbymäßig Musik machen.)
Allerdings ist das schon eine Hürde, wenn es um praktische Fragen des Musizierens geht, Wikipedia-Artikel lesen zu müssen, in denen gar nicht gleich klar ist, was daran relevant sein soll, da zunächst ausführlich physikalisch-akustische Fragen und sonstige Grundlagen abgehandelt werden, ohne den direkten Bezug zur Praxis.

Ich schreibe dir das jetzt nur deshalb so ausführlich, weil du viel Zeit und Engagement einbringst hier im Forum und diese Rückmeldung eventuell nützlich ist.

Ich wünsche ein frohes Fest! :m_flute:
 
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