Klangvorstellung und Improvisation üben für fortgeschrittene Anfänger auf der Blockflöte

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flautilius
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Dieser Thread soll dazu dienen, Melodien aus dem Gedächtnis auf der Blockflöte spielen zu können und diese Melodien durch kleine Veränderungen interessanter zu gestalten, also zu improvisieren.

Zu mir: Ich bin knapp 50 Jahre alt, habe mein ganzes Leben lang nur nach Noten gespielt, bedingt durch herkömmlichen Musikunterricht und klassischen Klavierunterricht.
Für mich war es daher ein Aha-Erlebnis, als ich mir vor ein paar Jahren eine Bassflöte und Altflöte zugelegt und keine Lust hatte, die neuen Griffe zu lernen, um wieder nach Noten zu spielen.
Seitdem spiele ich zunehmend Melodien aus dem Gedächtnis und schule meine Klangvorstellung.

Um das ein wenig zu vertiefen und durch Improvisationsübungen zu bereichern, möchte ich von Zeit zu Zeit diesen Thread nutzen.
Vielleicht ist das auch für andere fortgeschrittene Anfänger auf der Blockflöte nützlich. Es dürfen sich gerne auch andere hier beteiligen.
 
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wie soll das ohne grundlegende kenntnisse der harmonielehre gehen?
 
Fehlt noch ein einfaches Lied, spontan fällt mir da "Sur le Pont d'Avignon" ein.
Am Anfang komme ich um ein paar Erklärungen aus der muskalischen Elementarlehre nicht herum.

Auf der Sopran-Blockflöte darf der Tonumfang nicht unter das c, also kommmen als einfache Tonarten z.B. F Dur und G Dur infrage. Ich habe ein PDF beigefügt, das die Melodie in beiden Tonarten zeigt.

  • Suche dir die Tonart aus, die dir lieber ist oder schlage eine andere vor.
sur le pont.jpg

  • Aufgabe 1 ist natürlich, die Melodie auch ohne Noten spielen zu können.
Man kann auch ohne Kenntnisse in Harmonielehre (oder Notenlesen) fantastisch improvisieren, Chet Baker war dafür ein gutes Beispiel, jahrzehntelang einer der größten Improvisatoren des Jazz und bis heute unvergessen, er starb im Mai 1988.

Dafür ist dann eine natürliche Begabung hilfreich. Wer darauf nicht zurückgreifen kann kommt m.E. um Mindestkenntnisse der Harmonielehre nicht herum, aber es ist halb so wild.

  • Aufgabe 2 ist, die Buchstaben über dem System als Akkordsymbole zu erkennen.
    Sie sind in den Musikrichtungen Pop, Folk, Rock und Jazz die üblichen englischsprachigen Bezeichnungen, ausgehend von der Stammtonreihe C D E F G A B C.
    Das englischsprachige "B" entspricht unserer Tonbezeichnung H. Heutzutage kennt jeder Musiker wahrscheinlich auch das Symbol für dessen erniedrigten Ton: Bb (B flat). Man schreibt immer einfach ein "b" hinter die Tonbezeichnung, wenn es Buchstaben sind.
    Geht es in die andere Richtung und will man um einen Halbton erhöhen, dann schreibt man das Kreuzgittersymbol, z.B. F# (F sharp).
    Moll kommt später, das brauchen wir noch nicht, die Abkürzung ist einfach ein m wie z.B. Dm.
    Es gibt übrigens keine amtliche Schreibweise für Akkordsymbole. Ich benutze hier eine, die modern und möglichst einfach ist.
  • Aufgabe 3 schließt sich an: das PDF einmal ausdrucken oder in ein Malprogramm laden und die Töne auf der ersten und der dritten Zählzeit jeden Taktes markieren.
    Warum?
    Weil das Stück im 4/4 Takt steht und da sind die 1 und die 3 die beiden wichtigen Zahlzeiten jeden Taktes.
    Das führt zu der Überlegung, wie der Zusammenhang von Akkord und Tönen auf solchen wichtigen Zählzeiten sind - bitte nachdenken und andere Töne ausprobieren.

    Die Lösung zeigt sich beim Aufdröseln der Akkordsymbole:
    F = F A C
    C = C E G

    Akkorde sind in der einfachsten Form Dreiklänge, deren Töne im Abstand einer Terz stehen.
    Aus der Tonleiter bezogen sind das jeweils die übernächsten Töne. Im Beispiel:
    upload_2019-12-6_16-30-40.png


    Weitere Anregungen: man kann die Töne der Tonleiter durchnummerieren und dadruch unabhängig von der Tonart z.B. vom Akkord auf der fünften Stufe sprechen.
    Welche Töne der Tonleiter kommen in den beiden Akkorden von Sur le Pont... noch nicht vor, ergeeben die auch einen Akkord und welche Bezeichnung oder Nummer hätte der?
Ich muss keine Antworten bekommen, wenn das bislang trivial war, ansonsten gerne - oder weiterfragen, etwas zum Thema wünschen usw...

Es spielt sich leichter mit Begleitung, die einen Rhythmus liefert und dabei hoffentlich angenehmer klingt als ein Metronom. Außerdem kommen damit die Akkorde zum Klingen, was dem Gehör die Beziehung der selbst gespielten Töne zur entsprechenden Harmonie im jeweiligen Takt des Stücks offenbart.

Programme, die gute Begleitungen liefern sind z.B. Garage Band oder Band in a Box. Man findet vielleicht auch noch weitere, spielt sich selbst etwas ein oder bittet jemand darum, die/der das kann.
  • Aufgabe 4 ist daher das Spielen der Melodie zu einer Begleitung. Sobald man sich damit sicher fühlt, darf gerne alles Mögliche ausprobiert werden, einschließlich "falscher" Töne.
    Wenn das Erfahrung mit der ersten Improvisation nicht so befriedigend ausfällt, wie das sein sollte sind wir an dem Punkt, wo es praktisch und spannend wird...
    Deshalb gibt es bei nächster Gelegenheit die ersten Übungen dazu.
Hier ist noch ein Folk-Rock-Backing Track. Die 8 Takte mit der Melodie und den Akkordsymbolen nennt man Chorus, die Aufnahme der Begleitung umfasst 4 Chorusse hintereinander und beim letzten Mal plus 2 Takten Schlussakkord.




Gruß Claus
 

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  • Sur le Pont.mp3
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Vielen Dank für den letzten Beitrag von Claus.

Da das hier ja ein Thread sein soll, der vielleicht auch für andere fortgeschrittene Anfänger nützlich ist, kann das ein guter Zugang oder Einstieg sein.

Ich werde heute Abend berichten, welche Erfahrung ich mit dieser Übung gemacht habe.

Ursprünglich wollte ich allerdings etwas anders einsteigen. Denn diese elementaren Kenntnisse in Harmonielehre habe ich schon und trotzdem (oder gerade deswegen?) bin ich immer an dem geschriebenen Notentext kleben geblieben und hatte nur die Noten im Kopf und weniger den Klang.

Kurz gesagt bin ich gegenwärtig der Meinung, dass es ein guter Zugang sein könnte, das Musizieren so zu lernen, wie Kinder normalerweise fast alles lernen, und zwar durch Nachahmung und "Lernen am Modell", kombiniert mit freiem und zwanglosem Herumprobieren ("Trial and Error").

Für mich ist es aber völlig okay, auch ein bisschen Harmonielehre einzubeziehen und den Ansatz von Claus auszuprobieren.
 
danke Claus,

richtig ist sicher das wilde (falsch) improvisieren, denn da hört man ( vorausgesetzt man kann es ) die falschen töne heraus und erwirbt eine gewisse fertigkeit und den rest besorgen dann die finger (so abstrus das jetzt les und denkbar ist - ist aber so).

also das rumdödeln auf einem instrument ist immer sinnvoll, es erschließt dem spieler die richtige tonauswahl.


Chet Baker - eine Genie!, konnte er wirklich keine noten?
 
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...das Musizieren so zu lernen, wie Kinder normalerweise fast alles lernen..
Das lässt sich irgendwann am Wochenende sicher machen, dass ich ein paar "Licks" über die Akkorde und die Melodie zum Nachspielen aufnehme.

Chet Baker - eine Genie!, konnte er wirklich keine noten?
Chet Baker konnte zwar Noten "entziffern", aber bei Weitem nicht Noten lesen wie bei Berufsmusikern üblich.
Man darf nicht vergessern, dass er keine reguläre Ausbildung hatte und offensichtlich nicht gerade intellektuell ambitioniert war (s.a. Let's Get Lost).
Aber er hatte stattdessen seine herausragende Musikalität und Intuition und so konnte er als Solist auch mit einer Big Band spielen. Großartig sind dazu seine "The Last Great Concert" Aufnahmen mit der NDR Big Band, zwei Wochen vor seinem (vermutlichen) Unfalltod.

Gruß Claus
 
für den mitleser



es ist erstaunlich wie er sich einfindet in die harmonien des stückes, auch seine kratz-samtige stimme ist ein erkennungsmerkmal --- unvergessen = hall of music
 
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Guten Abend! Die Übungen von Claus habe ich gemacht. Die Improvisations-Übungen, die darauf aufbauen sollen, kommen noch?
 
Es gibt 2 verschiedene Grundlagentechniken für die Improvisation über typische Stücke unserer Popularmusik.
Diese beiden Grundlagentechniken sind das Aus- sowie Umspielen und Verbinden von Akkordtönen und das Ausformen von Tonleitern.

Man kann beide Zugänge zur Improvisation sehr gut von ganz einfach bis anspruchsvoll getrennt üben.
Das hat den Vorteil jeden systematischen Übens, dass man sich der Stärken und Schwächen direkt gewahr wird und eventuelle Baustellen konzentriert bearbeiten kann.

Beiden Techniken gemeinsam ist, dass sich die Improvisation ohne Kreativität bei der rhythmischen Gestaltung des Spiels lahm, langweilig und vorhersagbar anhören wird, die Beispiele deuten das an.
Sie sind allerdings auch nicht als musikalische Improvationsstudien gedacht, sondern als Veranschaulichung, wie man sich die Mittel zur Improvsation getrennt voneinander mit einfachen Übungen erarbeiten kann.

Die rhythmische Gestaltung ergibt sich vor allem durch den Austausch von Notenwerten gegen Pausen, Veränderungen der Notenwerte (rel. Dauer von Noten/Pausen), vorgezogenem oder verzögertem Eintritt von Melodie/Akkordtönen (= wichtigen Tönen, Synkopen).
Fortgeschrittene Techniken betreffen vorübergehende Veränderungen des "Feel" (binär - ternär) oder der Zeitauffassung (double-time - half-time).

Kreative Möglichkeiten der Gestaltung und Sicherheit für das Spielen entwickeln sich beim kontrollierten Üben (Backing-Track, Metronom, Zählen).
  • Nachdem die Melodie auswendig und sicher gespielt werden kann,sollte sie auch zum Metronom oder einer rhythmisch sauberen Begleitung (Garage Band, BIAB) fehlerfrei gespielt werden können
  • Wenn das klappt, denkt man sich während des Spielens der Melodie bei jedem Takt das dazu gehörige Akkordsymbol und achtet auf den Klang des Backing-Tracks bzw. der Begleitung.
    Das ist beim Beispielstück sehr einfach, aber für die Zukunft wichtig. Mit dieser Technik behält man beim Improvisieren die Orientierung in der Form des Stücks behält und schult auch die Klangvorstellung.
  • Aufgabe 5 knüpft an Aufgabe 3 an:
    Durch Markieren oder Reduzierung (Grafik) auf die Töne der betonten Zählzeiten erkennt man, welche Akkordtöne die Melodie tragen. Diese Methode funktioniert auch bei Stücken mit komplizierten Akkordfolgen, man braucht für eine Analyse dann allerdings Kenntnisse der (Rock/Pop/Jazz-)Harmonielehre.
    sur le pont 2.jpg


    Erster Schritt zur Improvisation ist m.E., die wichtigen Töne der Melodie (Akkordtöne) rhythmisch variiert zu platzieren. Man kann alle möglichen Tanzrhythmen ausprobieren oder Rhythmen aus Hits, die man im Ohr hat oder das Morsealphabet.
    Wesentlich ist die Entwicklung eines Gefühls für Rhythmen. Deshalb macht man so eine Übung am besten nicht nur einmal oder gelegentlich, sondern als tägliches Warm Up für ein paar Minuten. Man beachte auch die dezenten Hinweise zur Artikulation in Takt 3 und 4. Diese Auffassung kommt aus dem Jazz und wird auch in der Popmusik benutzt.
    Die Beschäftigung mit Rhythmik hilft dem kreativen Spiel übrigens schneller und besser auf die Sprünge als "Tonleiterstudien".
    sur le pont 3.jpg
  • Aufgabe 6 Das "Tonmaterial" will trotz aller Rhythmik auch geübt sein. Eine einfache Übung zu Akkordbrechungen soll zeigen, wie das aussehen kann. Wichtig sind angenehm zu hörende Übergänge beim Akkordwechsel, im Beispiel fällt das mit den Taktwechseln zusammen. Anregungen für Akkordbrechungen finden sich besonders häufig in Arrangements für akustische Gitarre und in der Klavierliteratur.
    sur le pont 4.jpg
  • Aufgabe 7 zeigt schließlich ein Beispiel für eine einfache Tonleiterübung, einmal als Tonleiterausschnitt rauf und runter und einmal als gebrochene Terzen. Auch für den Umgang mit Tonleiterausschnitten bietet die Spielliteratur Vorlagen in rauhen Mengen.
    sur le pont 5.jpg
Das PDF im Anhang zeigt alle Grafiken auf einer Seite.

Im nächsten Beitrag stelle ich demnächst eine weitere Improvisationstechnik für den Umgang mit Akkordtönen vor (An- und Umspielen) und gebe ein paar Beispiele für die Mischung der angesprochenen Techniken.

Gruß Claus
 

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wie soll das ohne grundlegende kenntnisse der harmonielehre gehen?
Lied nehmen und rumspielen damit :) Hast Du weiter unten glaub ich "rumdödeln" genannt.

Ich spiel demnächst mal ein bisschen mit Sur le pont d'Avignon rum, mal sehen, was rauskommt. Ganz streng ohne Noten, die Melodie hab ich eh im Kopf.
 
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Lied nehmen und rumspielen damit :) Hast Du weiter unten glaub ich "rumdödeln" genannt.

Ich spiel demnächst mal ein bisschen mit Sur le pont d'Avignon rum, mal sehen, was rauskommt. Ganz streng ohne Noten, die Melodie hab ich eh im Kopf.

Ich habe jetzt drei Stunden hintereinander frei "herumgedödelt" und eine für mich sehr interessante Erfahrung gemacht:

1. Das freie Herumdödeln muss man auch zulassen können, das ist gar nicht so leicht. Wollte mir das am Anfang nicht gestatten und stattdessen der systematischen Anleitung von Claus folgen. Musste mir extra die Erlaubnis dazu geben: "Du darfst jetzt dödeln!"

2. Hab dann mit "Sur le Pont" begonnen, kam assoziativ auf "Bruder Jakob" und auf etliche andere Volkslieder, die ich seit Jahrzehnten nicht mehr gehört hatte. Das war dann schon der Flow-Zustand, den ich mit der Musik eigentlich bezwecke, war also völlig zufrieden und darin versunken, obwohl das ja keine "richtige" Improvisation war, sondern eine assoziative Abfolge von Melodien, an die ich mich mit bewusster Absicht teilweise gar nicht hätte erinnern können. (Manches kam sofort vollständig, anderes musste erst durch Rumprovieren zusammengesetzt werden.)

3. Dann blieb ich bei dem Volkslied "Kuckuck, Kuckuck, rufts aus dem Wald" (oder so ähnlich) hängen. (Den Text kenne ich gar nicht mehr.)
Diese Melodie inspirierte mich irgendwie, mit ihr herumzuspielen, obwohl ich das anfangs ja eigentlich mit Sur le Pont machen wollte. Mit Kuckuck klappte es. Ich weiß zwar nicht, in welcher Tonart ich es zuerst gespielt habe und welche Tonarten es später waren, aber es klappte ziemlich leicht, mehrere Tonarten zu spielen. Und Töne zu verdoppeln und dergleichen Spielerei. Hab zuletzt den Kuckuck in andere Melodien eingebaut und hatte meinen Spaß damit.

Das habe ich jetzt aufgeschrieben, um mich später daran zu erinnern. Eventuell ist es für andere ebenfalls nützlich, keine Ahnung.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das war jetzt natürlich keine künstlerisch anspruchsvolle Improvisation. Vielleicht überhaupt keine Improvisation im strengen Sinn.
Aber es ist das, worauf ich hinaus will: Stundenlang so absorbiert zu sein und dabei Kreativität zu spüren, auch wenn das alles vom musikwissenschaftlichen Standpunkt eine Kinderei ist.

Jedenfalls hat es Spaß gemacht.
Und bei Gelegenheit schnappe ich mir in den nächsten Tagen ein Mikro und nehme das mal auf, falls ich diesen Zustand wiederholen kann.


(Das alles soll nicht gegen die systematische Anleitung von Claus sprechen, die gewiss ihre Berechtigung hat und die ich später ausprobieren werde!)
 
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Hab dann mit "Sur le Pont" begonnen, kam assoziativ auf "Bruder Jakob" und auf etliche andere Volkslieder, die ich seit Jahrzehnten nicht mehr gehört hatte. Das war dann schon der Flow-Zustand, den ich mit der Musik eigentlich bezwecke, war also völlig zufrieden und darin versunken, obwohl das ja keine "richtige" Improvisation war, sondern eine assoziative Abfolge von Melodien, an die ich mich mit bewusster Absicht teilweise gar nicht hätte erinnern können.
Macht ja nichts, wenn es andere Lieder sind. Das macht unser Organist auch gern so an Weihnachten oder Ostern, dass er Liedfragmente "versteckt". Ich finde das toll, ich schaue dann immer, was ich so alles finde (ist es nötig, zu erwähnen, dass er i.d.R. weit mehr Aufmerksamkeit bekommt als der Priester bei der Predigt?) :redface:
Dann blieb ich bei dem Volkslied "Kuckuck, Kuckuck, rufts aus dem Wald" (oder so ähnlich) hängen. (Den Text kenne ich gar nicht mehr.)
Diese Melodie inspirierte mich irgendwie, mit ihr herumzuspielen, obwohl ich das anfangs ja eigentlich mit Sur le Pont machen wollte. Mit Kuckuck klappte es. Ich weiß zwar nicht, in welcher Tonart ich es zuerst gespielt habe und welche Tonarten es später waren, aber es klappte ziemlich leicht, mehrere Tonarten zu spielen. Und Töne zu verdoppeln und dergleichen Spielerei. Hab zuletzt den Kuckuck in andere Melodien eingebaut und hatte meinen Spaß damit.
Ist doch super! :great:
Das habe ich jetzt aufgeschrieben, um mich später daran zu erinnern. Eventuell ist es für andere ebenfalls nützlich, keine Ahnung.
Du meinst, die Noten Deiner Improvisation? Hilft schon, wenn man sich das behalten will. Wenn ich auf den Irish Flutes rumdödel und das nicht aufnehme, sind die Impros weg.
(Das alles soll nicht gegen die systematische Anleitung von Claus sprechen, die gewiss ihre Berechtigung hat und die ich später ausprobieren werde!)
Ich glaube, mit beidem zusammen bekommt man am Ende so richtig gute Impros hin. Es gibt Leute, die spielen nur rum, aber die können sich das nicht merken, da bleibt man irgendwann auf einem Level stehen. Es gibt Leute, die analysieren alles, die werden dafür aber nicht frei und spielen furchtbar verkopft, da bleibt man auch stehen. Wenn man beides verbindet, dürfte man schätze ich am allermeisten rausholen letztlich.
 
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das rumdödeln ist sehr positiv gemeint, da passiert etwas was es eigentlich nicht gibt - deine FINGER lernen tonabstände zu spielen, die "passen" - kleines beispiel von c zu e oder es, das passt ein d wäre schon "misslich"
es sei denn du nimmst die none, das würde noch gehen.

also rumdödeln ist gut !
 
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Das alles soll nicht gegen die systematische Anleitung von Claus sprechen, ...
Das freie Spielen und die Erfahrung damit sind für mich Ziel und Sinn des Ganzen. Natürlich braucht es dafür viel Ausprobieren.
Das erinnert mich an das Lernen des kleinen Kindes, wenn es Neues aus eigenem Antrieb entdeckt. :)

Andere Lieder zu nehmen sehe ich genauso positiv. Zum Einen kann man am besten mit dem "Material" probieren, das irgendwie interessant ist.
Zum Anderen habe ich elementare Methoden vorgestellt, die sich auf alle Stücke mit Akkordbegleitung anwenden lassen.
Die Vorschläge sind aber nicht als "so ist es richtig"-Vorgaben gedacht. Sie sollen nur Möglichkeiten zeigen, die Beschäftigung mit dem Improvisieren weiterzutreiben, wenn Intuition nicht trägt.

Wer das vertiefen mag: es gibt vom legendären Jazzpädagogen Jamey Aebersold seit Jahrzehnten eine von ihm frei angebotene Veröffentlichung, die weitere Übungen zeigt.
http://www.jazzbooks.com/mm5/download/FQBK-handbook.pdf

Gruß Claus
 
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Du meinst, die Noten Deiner Improvisation? Hilft schon, wenn man sich das behalten will. Wenn ich auf den Irish Flutes rumdödel und das nicht aufnehme, sind die Impros weg.

Ich glaube, mit beidem zusammen bekommt man am Ende so richtig gute Impros hin. Es gibt Leute, die spielen nur rum, aber die können sich das nicht merken, da bleibt man irgendwann auf einem Level stehen. Es gibt Leute, die analysieren alles, die werden dafür aber nicht frei und spielen furchtbar verkopft, da bleibt man auch stehen. Wenn man beides verbindet, dürfte man schätze ich am allermeisten rausholen letztlich.


Ich wollte sagen, dass ich das, was beim Herumdödeln genau passiert ist, hinterher aufgeschrieben habe. Damit ich mir das merke, um es hoffentlich wiederholen zu können.
Sich die "Erlaubnis zum Rumdödeln" geben zu können, scheint ganz wichtig zu sein, sonst passiert nichts und es bleibt verkopft.

Um sich die "Improvisation" zu merken, könnte man ja immer ein Mikro mitlaufen lassen.

Ich glaube auch, dass ein doppelter Zugang: Freies Herumspielen plus Harmonielehre vermutlich am besten ist.
Da bin ich aber noch weit von entfernt. Wenn die kreative Stimmung da ist, denke ich nicht an das, was ich mache. Und wenn ich an das denke, was ich mache, ist die kreative Stimmung nicht da. :)
 
Ich wollte sagen, dass ich das, was beim Herumdödeln genau passiert ist, hinterher aufgeschrieben habe. Damit ich mir das merke, um es hoffentlich wiederholen zu können.
Ja, genau das meinte ich.
Wenn die kreative Stimmung da ist, denke ich nicht an das, was ich mache. Und wenn ich an das denke, was ich mache, ist die kreative Stimmung nicht da.
Wenn Du aufschreibst oder noch besser ein Mikro mitlaufen lässt, kannst Du es ja hinterher analysieren :)
 
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Musste mir extra die Erlaubnis dazu geben: "Du darfst jetzt dödeln!"
Bitte niemals von irgendeinem theoretischen Über-, Unter- oder was auch immer -bau einschüchtern lassen!

... kam assoziativ auf "Bruder Jakob" und auf etliche andere Volkslieder, die ich seit Jahrzehnten nicht mehr gehört hatte. Das war dann schon der Flow-Zustand, den ich mit der Musik eigentlich bezwecke, war also völlig zufrieden und darin versunken, obwohl das ja keine "richtige" Improvisation war, sondern eine assoziative Abfolge von Melodien, an die ich mich mit bewusster Absicht teilweise gar nicht hätte erinnern können.
Keine "richtige" Improvisation ... - ja das stimmt, weil Du die Melodien nicht erfunden, sondern erinnert hast. Aber es fühlte sich bestimmt schon irgendwie wie Improvisieren an, weil Du in Deinem Kopf Melodien findest - nicht erfindest, aber findest - und Dein inneres "Hören"/Erinnern dann die Bewegung deiner Finger steuert. Beim Improvisieren ist das ganz ähnlich.
Wenn Du das immer wieder mal machst, wirst Du vielleicht erleben, dass die tief im Langzeitgedächtnis gespeicherten Melodien auch zu Bausteinen zerfallen und sich neu zusammensetzen können. Wenn Du das zulassen und Dich zwischendurch von alten Melodieerinnerungen lösen kannst, wird aus Altem Neues entstehn. Dieser Prozess kann völlig spontan und ungesteuert ablaufen oder durch Anwendung von Kompositionsgesetzen zu einem willentlich gesteuerten Prozess werden. Wer keine Kompositionsgesetze kennt, geht ausschließlich den Weg der Spontaneität und folgt damit dem Bedürfnis, sich ganz ungezwungen musikalisch auszudrücken. Das ist völlig legitim!

Das war jetzt natürlich keine künstlerisch anspruchsvolle Improvisation. Vielleicht überhaupt keine Improvisation im strengen Sinn.
Aber es ist das, worauf ich hinaus will: Stundenlang so absorbiert zu sein und dabei Kreativität zu spüren, auch wenn das alles vom musikwissenschaftlichen Standpunkt eine Kinderei ist.
Das ist keine Kinderei, sondern ein Anfang! Und es ist eine musikalische Fähigkeit, die mit zunehmender Übung wächst.
Ich zeichne ebenfalls hin und wieder auf, wenn es einfach so aus mir heraus sprudelt und freue mich später, wenn ich es dann noch einmal als Zuhörer genießen kann.

Jedenfalls hat es Spaß gemacht.
Das ist das Wichtigste!

Musikwissenschaften, Musiklehre ... das alles hat seine Berechtigung aber man kann Musik auch ganz einfach so genießen und sich ganz einfach damit wohlfühlen und entspannen.

Gruß
Lisa
 
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@flautilius
Was genau verstehst Du im Zusammenhang mit dem Musizieren unter Klangvorstellung?
a) generell
b) beim Musizieren mit der Blockflöte

Ich schreibe später gerne auf, was ich darunter verstehe und wie ich das, was damit zusammenhängt, für mich beim Musizieren nutze. Aber vorher würde ich gerne Deine von meinen Vorstellungen völlig unbeeinflusste Sichtweise lesen.

Gruß
Lisa
 
Hallo Lisa,

vielen Dank für deine anregenden Beiträge!

Auch ich bin der Meinung, dass das freie spontane "Improvisieren" seine Berechtigung hat. Allerdings gehöre ich halt zu den Leuten, die so erzogen wurden, dass man sich allen Aufgaben verstandesmäßig zuwendet und deshalb möchte ich das beim Hobby Musizieren ausnahmsweise einmal nicht (mehr) tun. Obwohl die Übungen, die Claus vorgestellt hat, sicherlich ihre Berechtigung haben. Dennoch ist das im Moment nicht mein Zugang. Ich schaue mir aber beispielsweise ein paar Variationen von Van Eyck aus dem Flöten Lust-hof an und könnte mir vorstellen, dass ich davon etwas lerne. Sozusagen Lernen am praktischen Vorbild. Soweit ich im Vorwort der Ausgabe gelesen habe, konnten auch damals nur die Profi-Musiker und die begabtesten Amateure solche Variationen frei improvisieren. Deshalb wurde für die große Mehrheit der Amateure diese Ausgabe bekannter Melodien mit Veränderungen (Modi) ja überhaupt gedruckt.
Dass ich so etwas mal selber "improvisierend" zustande bringe, ist sehr unwahrscheinlich, aber das macht ja gar nichts. Ich spiele einiges davon nach, soweit das klappt, ganz genau so wie ein Amateur im 17. Jahrhundert und habe meine Freude daran.
Und nebenbei erinnere ich mich gelegentlich an Melodien, rekonstruiere sie aus dem Gedächtnis und verändere sie manchmal, indem ich damit herumspiele.


Was ich in Zusammenhang mit "Klangvorstellung" zunächst meinte, war das Erinnern von Melodien, die ich früher mal gehört und dann vergessen habe bzw. die nicht willkürlich erinnert werden können, aber in Verbindung mit dem Ausprobieren mit der Flöte doch rekonstruiert werden können. Bei mir ist das so ein Versuch-und-Irrtum Prozess, d.h. ich stelle fest, dass etwas falsch klingt und versuche es dann besser zu machen.

Ebenso beim Spielen von Noten höre ich, dass etwas noch nicht richtig oder nicht schön klingt und verbessere es dann nach und nach.

Klangvorstellung bedeutet für mich also weniger, dass ich von Anfang an angeben könnte, wie etwas klingen soll, sondern eher, dass ich spüre, wie etwas nicht klingen sollte. :)
 
Klangvorstellung bedeutet für mich also weniger, dass ich von Anfang an angeben könnte, wie etwas klingen soll, sondern eher, dass ich spüre, wie etwas nicht klingen sollte.
Verstehe!
Eigentlich gehört beides zusammen, nur dass Du anscheinend noch den Eindruck hast, dass Du den "Sollwert" in deinem Kopf noch nicht als Referenz zum "klingen" bringen kannst.
Vielleicht ist diese Referenz/Klangvorstellung aber doch da und Du kannst sie im Moment nur noch nicht im doppelten Sinne fassen.
Im doppelten Sinne = a) konkret mit den Fingern auf der Flöte b) gedanklich nachvollziehen
Diese beiden Dinge gehören nicht automatisch zusammen. Sie müssen erst in einem Lernprozess verknüpft werden. Zu diesem Lernprozess gehört, dass man einen Weg findet, die durch den Kopf huschenden Klänge, in Deinem Fall eher Melodiefetzen, festzuhalten. Zum gedanklichen Nachvollziehen benötigt man Sprache mit definierten Begriffen (nicht sofort zwingenderweise mit offiziellen Fachbegriffen der Musiklehre). Grafiken oder Symbole (> Notenschrift, Melografie, Klangzeichnungen ... ) helfen bei der bildlichen Darstellung dessen, was man erfassen möchte. Beim Flöten nach Noten übt man dann, Symbole mit Fingerbewegungen und Anblasen zu verknüpfen. Und beim Flöten nach der Erinnerung?

Was ich in Zusammenhang mit "Klangvorstellung" zunächst meinte, war das Erinnern von Melodien, die ich früher mal gehört und dann vergessen habe bzw. die nicht willkürlich erinnert werden können, aber in Verbindung mit dem Ausprobieren mit der Flöte doch rekonstruiert werden können.
Das ist auch ein Teil von dem, was ich unter Klangvorstellung verstehe.
Klangvorstellungen werden geprägt von Klang-/Hörerfahrungen, ein sehr komplexes Thema, dessen ausführliche Betrachtung hier weit über das Ziel hinaus schießen würde. Es spielt aber hier hinein.

beim Spielen von Noten höre ich, dass etwas noch nicht richtig oder nicht schön klingt und verbessere es dann nach und nach.
Und woher weißt Du das? Weil Du irgendwann einmal Hörerfahrungen gemacht hast, die Dich befähigen, das Ergebnis Deines Musizierens in irgendeiner Form zu bewerten! Einer zunächst zusammenfassenden, möglicherweise diffusen Bewertung folgt je nach Interessenlage früher oder später die differenzierte Betrachtung und Bewertung. Dazu gehören Tonfolge und Harmonien kontrollieren, Intonation, Klangfarbe, Tempo, Rhythmus, Agogik, Lautstärke, Dynamik, Artikulation ... und bei entsprechendem Interesse auch irgendwann die Analyse der Kompostion. Aber natürlich beginnt man erst einmal ganz einfach und schaut dann, wie weit man gehen möchte oder auch nicht.
Die Klangvorstellung von einem Musikstück ist also ziemlich komplex und das unabhängig davon, ob wir sie bewusst oder unbewusst in unserem Gedächtnis speichern. Sie wird um so klarer, umfassender und differenzierter je genauer man die verschiedenen Aspekte hören und dadurch auch beschreiben lernt, was man hört. Gleichzeitig wird auch die Vorstellung davon, was man wie spielen möchte, immer konkreter und beim Üben erarbeitet man sich Spieltechniken, die einem helfen, Tonfolge und Klang den persönlichen Idealvorstellungen entsprechend zu formen.
Nur wenn man völlig losgelöst von Erinnerungen oder Klangvorstellungen seinen Händen einfach nur zuhört, so wie man dem Rauschen des Windes lauscht und sie einfach machen lässt, kann es eigentlich weder Richtig oder Falsch geben.
Für mein Empfinden sind die Grenzen zwischen der theoretischen Auseinandersetzung mit der Musik, dem kontrollierten durch mehr oder weniger vorhandenem theoretischen Wissen gestütztem Musizieren, und dem intuitiven Geschehenlassen fließend. Sowohl das Eine als auch das Andere kann viel Freude bereiten. Die Frage ist halt, was man gerade will.

Das, was sich beim Lesen und/oder Finden einer Melodie im Kopf abspielt und entweder in irgendeiner Form zu einer Klangvorstellung führt oder eine irgendwie vorhandene Klangvorstellung in Symbole übersetzt oder auf Instrumenten tatsächlich zum Klingen gebracht wird, finde ich schwer zu erklären. Klangvorstellungen können einerseits in unserem Kopf vorhanden sein und Ursache/Auslöser für eine Tätigkeit werden. Andererseits können Klangvorstellungen Reaktionen auf einen irgendwie gearteten Auslöser sein. Je nach dem, was man können möchte, muss man verschiedene Fähigkeiten mit Klangvorstellungen verknüpfen lernen.

- vom Blatt singen - Das Lesen von Symbolen erzeugt eine Klangvorstellung, die sich durch Singen äußern kann
Ob man nun tatsächlich singt oder (wie Leonard Bernstein beim Dirigieren manchmal unüberhörbar) vor sich hin brummelt und dabei die Melodie vor allem im Kopf "hört", führt in beiden Fällen zum Ziel: man liest nicht nur Tonnamen und Notenwerte, sondern weiß, wie das Gelesene zusammenhängend klingt, so wie man beim Lesen eines Textes irgendwann aufhört zu buchstabieren, weil man die Wörter als Ganzes erfasst, weiß, wie sie klingen und dabei möglicherweise sogar im Kopf "hört", wie sie jemand vorliest/diktiert. Ob man beim Singen vom Blatt exakt die durch die Notenposition angezeigten Tonhöhen trifft oder "nur" in relativer Beziehung zueinander singt, hängt davon ab, wie genau man bestimmte Tonhöhen erinnern kann. (Stichwort "absolutes Gehör") Um eine fremde Melodie nach Noten singen zu können, reicht es aus, die Intervalle zu erkennen, in denen die Töne aufeinander folgen. Damit das funktioniert, müssen wir aber wissen/erinnern, wie die verschiedenen Intervalle klingen. Diese Erinnerung ist in der Regel das Ergebnis gezielten Übens.
- eine Melodie niederschreiben - ganz egal, ob die im Kopf auftauchende Melodie erinnert oder gerade ge/erfunden oder gehört wird
Um Melodien oder Klänge, die man im Kopf hat z.B. in Form von Noten oder einer anderen Schrift so festhalten zu können, dass die Aufzeichnungen später eine Reproduktion der Melodie oder Klänge ermöglichen, muss man zum einen die Fähigkeit erarbeiten, das (wie auch immer) Gehörte differenziert zu erfassen/wahrzunehmen und zum Anderen eine entsprechende Aufzeichnungsmethode lernen/erarbeiten. Will man Tonfolgen ohne Zuhilfenahme eines Stimmgerätes oder eines Instruments aufschreiben, setzt das wie beim vom Blatt singen die Fähigkeit voraus, Intervalle zu erkennen. Ob man sich beim Notieren der Melodien an übliche und dadurch allgemein verständliche Konventionen hält oder ein eigenes System benutzt, ist dabei erst einmal egal. Entscheidend ist, ob die Aufzeichnung später zumndest dem "Aufschreiber" ermöglicht, die niedergeschriebenen Melodien und/oder Klänge zu erinnern.
- ohne Noten nur nach Klangvorstellung musizieren / nach Gehör musizieren
Das kann meiner Beobachtung nach ganz unterschiedlich ablaufen. Man hört zum Beispiel eine Melodie, erkennt von Ton zu Ton die Intervalle und spielt die dann der Reihe nach. Dabei muss das Erkennen der Intervalle nicht zwingend mit ihrer Benennung verknüpft sein. Die Befragung von Schülern ergab, dass sich manche gewissermaßen die Notenfolge merken, ohne dabei an Intervalle zu denken. So etwas funktioniert bei fest gestimmten Instrumenten, bei denen z.B. beim Drücken einer Taste automatisch die korrekt intonierte Tonhöhe entsteht. Sobald ein Instrument einen Intonationsspielraum zulässt, ist die Erinnerung der Intervalle (egal ob bewusst benennbar oder unbewusst als "Tonfolge-Erinnerung") unverzichtbar. Bei entsprechender Übung funktioniert auch ein "Shortcut". Damit meine ich eine Koppelung von Muskelgedächtnis und dem (Voraus-)Hören. Die Musik läuft dann einfach aus den Fingern.
Für mich sind Melodien wie wie eine Wanderung durch den Tonraum, die ich entweder einfach irgendwie passieren lasse oder aber bewusst verfolge und dann im Kopf eher mit Melografie als mit Noten visualisiere.
Melografie ist ein interessantes didaktisches Hilfsmittel (auf keinen Fall Ersatz der Notenschrift !), um die melodische Bewegung zusammen mit der "Klangachse" (Stufen 5 - - 1 - 3 - 5 - - 8) darzustellen. Mit "Klangachse" ist der Tonika-Dreiklang inclusive Verlängerung nach oben und unten gemeint. Der Tonikadreiklang wird mit durchgezogenen Linien dargestellt. Wenn man möchte (z.B. in der musikalischen Früherziehung) färbt man die drei Linien mit den Ampelfarben. Dadurch wird der Tonikadreiklang zusätzlich hervorgehoben.
.... = tiefe 5 / ___ grün = 1 / ___ gelb = 3 / ___ rot = 5 / .... = 8

Bei einfachen, kurzen Melodien sieht das zum Beispiel so aus.
Da kommen die Könige Banner sig.jpg

Wenn man gelernt hat, wie man eine Melodie mit ihrer Klangachse in Bezug setzt, hat man im Melodietonraum eine Orientierungshilfe, die das Auswenigspielen enorm erleichtert. Es lohnt sich daher, sich das Bauprinzip der "Klangachse" zu merken und auf seinem Instrument systematisch in verschiedenen Tonarten zu üben. Kombiniert mit dem Skalentraining verschiedener Tonarten ergibt dies bei fortgeschrittenen Instrumentalisten einerseits die Basis für das Transponieren und andererseits die Basis für das Improvisieren im Sinne von spontanem Komponieren. Die Orientierung im Tonraum funktioniert nur, wenn man die Systematik des Tonsystems kennt. Ohne diese Grundkenntnisse bleibt einem nur das intuitive Erfassen.

Was hilft einem, vom intuitiven Fließen lassen der Melodien zum bewussten Gestalten von Melodien zu kommen?
Vergleicht man eine große Anzahl Melodien (am einfachsten mit Melografie) erkennt man wiederkehrende Motive in wechselnden Zusammenhängen. Wenn man sich beim Üben der Melodien zunächst auf eine Tonart konzentriert, werden die Finger die Motive früher oder später automatisch greifen. Merkt man sich zusätzlich die Beziehung zur Klangachse, erleichtert dieses Wissen unter anderem das Transponieren in verschiedene Tonarten.
Es gibt verschiedene Methoden, sich das Repertoire an melodischen Motiven systematisch zu erarbeiten. Etüdensammlungen zum Beispiel führen systematisch durch Studien verschiedener melodischer Motive. Das mag aber nicht jeder. Ich arbeite gerne mit der Methodik der Basalen Musikerziehung. Die Methode "verpackt" die systematische Erschließung melodischer Motive in eine passend ausgewählte Sammlung von Liedern und Spielstücken. Man beginnt mit dem Ruf (Sprung von der 5. zur 3. Stufe). Durch Hinzunahme der 6. Stufe entsteht der "geweitete Ruf". Bereits in diesem begrenzten Tonraum kann man verschiedene Motive erfinden, die man entweder intuitiv oder bewusst die Transpositionsregeln befolgend in verschiedene Tonarten transponiert. Man kann die Transpositionsübungen aber auch erst einmal weg lassen und sich auf eine Tonart konzentrieren.
Ergänzt man den Tonvorrat 3 - 5 6 mit der 1 (> 1 - 3 - 5 6) ist der Tonika-Dreiklang komplett und ermöglicht weitere Motive. Dieser Tonraum wird durch Hinzunahme der Stufe 2 zu einer pentatonischen Leiter (1 2 3 - 5 6) und durch Hinzunahme der 4 zu einer kurzen diatonischen Leiter (1 2 3 4 5 6). Weitere Tonstufen ermöglichen immer vielfältiger werdene Möglichkeiten, Motive zu entwickeln.

Melodische Grundmotive sind wie Bausteine, die man auf immer wieder neue Weise kombinieren kann. Das kann ganz intuitiv ohne Kenntnis von Kompositionsgesetzen funktionieren und es macht Spaß, auf diese Weise zu neuen Melodien zu finden. Allerdings sind Kompositionsgesetze nicht ohne Grund entstanden und auch wieder über den Haufen geworfen worden :-D. Sich damit zu beschäftigen, kann sehr interessant sein.

Melodien aus dem Gedächtnis auf der Blockflöte spielen zu können
Der Schlüssel dazu ist, sich Zusammenhänge zu merken und zu verstehen, was in der Melodie passiert.
Wenn man Schwierigkeiten hat, sich einzelne Motive oder ganze Abfolgen = Melodien zu merken, kann die ganzheitliche Darstellung mit der Melografie (Musikschrift von Karl Foltz) helfen. Am besten funktioniert das, wenn man zusätzlich gelernt hat, den in der Melografie sichtbar werdenden Melodieverlauf mit Worten zu beschreiben.
Melografie kann auch helfen,
- das Notenbild zu entschlüsseln
- beim Diminuieren Motive zu finden​

Wenn Dich mehr interessiert, kannst Du gerne nachhaken.

Ich bin sehr gespannt, auf welchem Weg Du in ein Musizieren hinein findest, das Dir gefällt.

Gruß
Lisa
 
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