Bell
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Als ich "ein paar Kumpels" gefunden hatte, mit denen ich eine auftrittsreife Gruppe gründen konnte, war der größte gemeinsame Nenner "Folk". Und da ich als Sänger der Gruppe Ire bin, wurden wir zur irischen Folkgruppe. Das hieß, ich musste 20 Jahre lang irische Sauf- und Rebellenlieder singen. OK, auch noch ein paar Liegeslieder dazwischen, und doch als Absacker eine sean nos-Ballade. Aber Kunstlied? Fehlanzeige! Blues? Ebenso!
Ich grätsche mal etwas OT hier rein, aber das ist ein sehr interessantes Thema.
Ich bin keine Irin, aber ich liebe irische und schottische Musik.... ich habe Planxty noch live gesehen (ist echt schon lange her), verehre Irvine & Brady bis heute, natürlich auch jüngere, experimentierfreudige Bands ... Solas, Deanta, Altan und wie sie alle heißen... und singe heute endlich selber Celtic Folk in einer Band. Aber keine Sauflieder. Die haben wir gar nicht im Programm. Ihr habt doch einen so reichen und wunderbaren Liederschatz, da findet sich so viel anderes!
Jedenfalls brauche ich für diese Art von Musik eine helle, klare Stimme. Die "kann" ich zum Glück, weil ich von der Veranlagung her bei den Sopranen einzuordnen bin und in ganz jungen Jahren sogar eine klassische Grundausbildung genießen durfte. Allerdings mit der Folge, dass man mich heute - von Alter Musik und anderen, sehr wenigen Ausnahmen abgesehen - mit klassischem Gesang jagen kann.
Für eine lange Zeit habe ich ohnehin anders gesungen. Angefangen habe ich mit Rock, Pop und ein bisschen Soul, später Jazz... meistens mit abgedunkeltem Timbre, oft sehr vollstimmig, was gar nicht so schwer ist, wenn man weiss, dass und wie man den Sound "machen" kann. Ich musste ihn erst kürzlich wieder "machen" anlässlich eines sehr kommerziellen, aber fürstlich bezahlten Silvestergigs. Kommerziell bedeutet immer: viel Schreien (aka Belten), plus Stimmen-Imitation in einigen Tonarten, quer durch die aktuellen und die alten Charts. Ich hatte Angst, meine "Feenstimme" damit zu ruinieren, aber nichts dergleichen ist passiert. Es war eher wie schauspielern. Als die Rolle zu Ende war, habe ich sie wieder abgegeben und bin "heimgekehrt" zu meiner geliebten keltischen Musik.
Es ist also wohl nur eine Frage der Technik, bestimmte Klangfarben zu generieren. Je fortgeschrittener bzw. sicherer man technisch ist, umso leichter wird es, den Klang, den das Genre eben erfordert, herzustellen. Eine andere Frage ist, wo man musikalisch zu Hause ist. Wofür das Herz schlägt. Oder ob das Herz nicht ebenso echt und gut für mehrere Genres schlagen kann.